Finanztest stellt Menschen vor, die großen Unternehmen oder Behörden die Stirn bieten und dadurch die Rechte von Verbrauchern stärken. Diesmal: Aribert Peters. Der Physiker aus Rheinbreitbach hat den Bund der Energieverbraucher mitbegründet und kämpft seit drei Jahrzehnten für die Rechte von Strom- und Gaskunden.
Seit 29 Jahren im Einsatz für den Verbraucher
Ein großes, gerahmtes Foto hängt in Aribert Peters‘ Büro, Sonnenlicht hat die Farben ausgebleicht. Das Bild zeigt sieben Männer und eine Frau, offenbar in ein Gespräch vertieft. „Das sind wir sieben Gründungsmitglieder“, sagt Peters und zeigt auf einen schlanken jungen Mann in ihrer Mitte. „Und das bin ich!“ Das Bild ist 29 Jahre alt. Der Bund der Energieverbraucher wurde geboren, seitdem ist er dessen Vorsitzender.
Rechte von Strom- und Gaskunden stärken
Es war Peters‘ Idee, einen Verein zu gründen, um die Rechte von Strom- und Gaskunden zu stärken. Der promovierte Physiker arbeitete damals bei der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumordnung in Bonn und entwickelte Energiekonzepte für Kommunen. „Als wir starteten, erkannte man gerade erst, welchen enormen Einfluss Energiethemen auf Politik und Umwelt hatten“, erinnert sich der 67-Jährige. „Die Energieversorger schienen allmächtig zu sein und die Verbraucher wurden gnadenlos zur Kasse gebeten – das musste sich ändern.“ Zunächst engagierte er sich ehrenamtlich für seinen Verein, nach acht Jahren gab er seine Stellung als Beamter auf Lebenszeit auf: „Es gab Wichtigeres zu tun.“
12 000 Mitglieder hat der Bund der Energieverbraucher inzwischen
Peters und seine Mitstreiter veranstalten Stromsparwettbewerbe, klären über erneuerbare Energien auf und beraten in technischen und juristischen Fragen. Der Verein mit Sitz in Unkel (Rheinland-Pfalz) hat mittlerweile 12 000 Mitglieder. „Verbraucher sollten sich möglichst unabhängig von Versorgern machen, indem sie etwa ihren Verbrauch senken oder Solaranlagen installieren. Jede eingesparte Kilowattstunde hilft“, sagt Peters.
Millionen Ersparnis für Gaskunden
Im Lauf der Jahre hat sich Peters viele Feinde gemacht. „Wir haben die Allmacht der Versorger angekratzt. Unser Engagement hat sie Hunderte Millionen Euro gekostet“, sagt er zufrieden. 1989 deckte der Verein auf, dass Gasversorger zu viel abgerechnet hatten. Der Abrechnungsmodus wurde nach einem vom Verein erwirkten Gerichtsbeschluss geändert. Nach Angaben des Verbands sank in Deutschland daraufhin die Höhe der Gasrechnungen um insgesamt 2 Prozent, Verbraucher sparen seitdem jährlich mehr als 250 Millionen Euro. Schon in den 90er Jahren setzte der Bund auf Solarenergie: Mit dem Projekt „Phönix“ vermarktete er günstige Solaranlagen zum Eigenbau und bildete 400 Berater aus. Aufsehen erregte auch die Aktion „Energiepreise runter“: Stromkunden kürzten ihre Rechnungen, weil die Preispolitik der Versorger nicht nachvollziehbar war.
Mit Hightech den Energieumsatz senken
An Rente denkt der Vorsitzende nicht, der in seiner Freizeit malt, Saxophon spielt und mit dem Gleitschirm fliegt. Im Gegenteil: Auf seinem Schreibtisch liegen zwei Geräte. Eine Wärmekamera, mit der Mitglieder ihr Zuhause auf Schwachstellen wie undichte Fenster untersuchen können, und ein unauffälliger kleiner Kunststoffkasten. „Ein neuartiger Messfühler. Das Gerät beobachtet, zu welchen Zeiten sich Heizungen in Betrieb setzen und wie lange sie auf vollen Touren laufen“, erklärt Peters. Demnächst will der Verein auch diese verleihen. „Mein Traum ist es, dass Verbraucher durch den Einsatz solcher Messfühler den Energieumsatz senken und wieder Millionen Euro sparen.“ Für einen wie ihn gibt es viel zu tun. Im Großen und im Kleinen.
-
- Die Preisbremsen für Strom und Gas sollen die stark gestiegenen Energiepreise abfedern. Was Kunden jetzt wissen müssen.
-
- Lange Laufzeit und Kündigungsfrist hindern Verbraucher oft am Anbieterwechsel. Aus bestimmten Verträgen geht es seit März leichter raus, jetzt auch per Kündigungsbutton.
-
- Die Inkassopauschale im Preisverzeichnis der Stadtwerke München Versorgungs GmbH, einer Tochter der Stadtwerke München, in Höhe von 34,15 Euro ist unzulässig. Das hat...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Leider bleiben bei dieser "Personal Story" Infos die enorme vielen Vorteile für Mitglieder des Vereins unberücksichtigt. So bietet der Bund der Energieverbraucher alleine 24 (!) Musterbriefe an - mit dem wir u.a. unseren Vermieter zum Wechsel des zu teuren Gaslieferanten bewegten und eine für uns bessere Heizkostenabrechnung erreichten. Insgesamt sparten wir so jährlich über 400 € ein. Meine Schwiegereltern kamen dank des Vereins aus ihrem langlaufenden teuren Flüssiggas-Vertrags, was ihnen seitdem über 5.000 € ersparte. Zudem verleiht der Verein alleine 9 unterschiedliche Gerätearten, u.a. Wärmebildkamera, Strommesser, Luxmeter, Radometer etc. Hinzu kommt Rechtsberatung, Vertragsanalysen etc. Kurzum: Man hat sehr viele Vorteile, siehe Übersicht: www.energieverbraucher.de/de/hilfe__131/
Im Erdgas- und Flüssiggas-Markt erreichte der Verein u.a. wegweisende Veränderungen, die Verbraucher in den letzten 30 Jahren über 10 Milliarden € einsparen!
Auch mich vertritt dieser Verband in keiner Weise. Die Subventionen für das EEG, welche in erster Linie Eigenheimbesitzern und Windmühlenbetreibern zugute kommen, nähern sich der Grenze von 30 Mrd. Euro pro Jahr. Nicht eingerechnet sind die enormen Investitionskosten zum Ausbau der Netzer, weil der "Wackelstrom" immer Vorrang im Netz hat. Diese Investitionen erhöhen das Netzentgelte und kommen zum EEG noch dazu. Meine Stromrechnung besteht zu über 50 % aus staatlichen Abgaben. Dagegen könnte der Bund der Energieverbraucher kämpfen. Dann würde er auch meine Interessen vertreten.
Ich verstehe den Ärger von Herr PSteinhofer, aber er liegt falsch. Das ganze ist ein Etikettenschwindel.
1) Die Subvention für Fossile Energien liegt um ein vielfaches höher und kostet uns Verbraucher viel mehr als die EEG.
Siehe Fossile Subvention: http://www.dw.com/de/gigantische-subventionen-f%C3%BCr-fossile-energien/a-18463252
2) Ferner ist die EEG nicht mehr eine Förderung der "Erneuerbaren Energieen", sondern eine Förderung der stromverbrauchenden Industrie zu lasten der Endkunden.
Siehe Fakten zum EEG: http://www.iwr-institut.de/de/presse/presseinfos-energiewende/erneuerbare-energien-werden-subventioniert-staat-zahlt-keinen-cent
Letztendlich liegt der Bund der Energieverbraucher also richtig und vertritt doch Ihre Interessen, auch wenn Sie das selber nicht wissen.
In dem Beitrag heißt es: "die Verbraucher wurden gnadenlos zur Kasse gebeten – das musste sich ändern". Auch heute werden die Stromkunden "gnadenlos zur Kasse gebeten" und zwar zur Subventionierung vor allem der Windkraft. Fast die Hälfte meiner Stromrechnung macht diese Umverteilung von unten nach oben zwischenzeitlich aus, vor allem die Abgabe nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG). Schon 2012 hatte der Sozialverband VdK erstmals in einer Pressemitteilung gefordert, "das durch die Energiewende noch einmal deutlich verschärfte gesellschaftliche Problem der überproportional steigenden Strompreise sehr ernst zu nehmen".
Da ist es schon sehr erstaunlich, dass ausgerechnet ein "Bund der Energieverbraucher" auf seiner Webseite am 16.01. diesen Jahres unter der Überschrift "Erzeugungsleistung der erneuerbaren Energien übersteigt erstmals Höchstlast der Stromnachfrage" fordert: "Die mit dem EEG 2016 vorgesehenen Ausbaubremsen [für Windkraft] dürfen nicht beschlossen werden."