Tapfer strecken die Prüfer ihre Arme den Gelbfieber-, Haus- und Malariamücken entgegen. Nur mit 4 der 21 Mittel sind sie gut gegen die Angreifer gewappnet.
Und ewig lockt das Weib – diesmal in Gestalt von Biologiestudentin Jessica. Dünner weißer Stoff umfließt ihren Körper, ein Schleier verhüllt ihr Gesicht. In fahlem Licht präsentiert die junge Frau ihren nackten Arm. Verführerisch für Aedes aegypti, die Gelbfiebermücke. 50 bluthungrige Exemplare lauern im Laborraum auf Beute. In der schwülen Atmosphäre wittern sie die Probandin schnell. Die Insekten lösen sich von den Wänden, schwirren surrend umher. Binnen Minuten landet die erste auf der bloßen Haut.
„Einige Mittel haben eine derartig geringe Wirkung, dass es schon ärgerlich ist“, sagt Projektleiter Hans-Peter Brix. „Wie gut ein Produkt schützt, zeigt die Uhr. Wir messen die Zeit bis zum ersten, zweiten oder auch dritten Stich. Jeweils mit denselben fünf Probanden.“ Drei Mückenarten fliegen gegen den Stechschutz an: neben der tagaktiven Gelbfiebermücke auch die südliche Hausmücke (Culex quinquefasciatus), dazu, im Sondereinsatz, die Malariamücke Anopheles gambiae.
„In der Natur gibt es viele verschiedene Mückenarten. Wir haben diejenigen für den Test ausgewählt, die jeweils typisch für tag- und nachtaktive Mücken und weit verbreitet sind“, sagt Projektleiter Brix. Sie lassen sich gut im Labor züchten, das schützt unsere Probanden vor Krankheitserregern. Im Test geht es um 21 Repellents, wie Fachleute die Antimückenmittel für die Haut nennen. Das Wort leitet sich vom lateinischen repellere ab: vertreiben.
Die besten Mittel wehren die Plagegeister zuverlässig ab, im Idealfall acht Stunden lang – laut Werbung die höchstmögliche Schutzdauer vieler Mittel. Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Die meisten reizen Augen und Schleimhäute. Am Ende lauten die test-Qualitätsurteile viermal gut, dreimal befriedigend, neunmal ausreichend, fünfmal mangelhaft. Die ebenfalls geprüften Mückenarmbänder fallen durch.
Warten auf die Mücke
Ein Test mit Körpereinsatz: Insgesamt 2787-mal stachen die Mücken unsere Probanden. „Am schlimmsten war das Warten nach dem ersten Stich“, sagt Studentin Jessica. Obwohl es juckt, darf sie den Arm erst nach Abbruch des Tests waschen und behandeln − wenn die Schutzwirkung des geprüften Mittels deutlich nachlässt: bei den aggressiven Gelbfiebermücken nach dem dritten Stich, bei den nachtaktiven Exemplaren nach dem zweiten.
Tipp: Kratzen Sie auf keinen Fall, damit sich der Stich nicht entzündet. Gegen Jucken hilft alles, was die Schwellung kühlt: ein feucht-kalter Lappen, ein Kühlpad, eine Scheibe Zitrone oder eine halbe Zwiebel.
Tagaktiv und aggressiv
Aedes aegypti sucht ihre Opfer bei Tageslicht, sie kann also leicht entdeckt und vertrieben werden. Deshalb sticht sie besonders schnell zu. Die ursprünglich aus Afrika stammende Mückenart kommt auch in Südeuropa vor. In tropischen und subtropischen Risikogebieten überträgt sie Gelbfieber, ebenso Dengue-Fieber. Hierzulande leben andere Mücken der Gattung Aedes. Sie sind nicht gefährlich, können aber zur Plage werden. In Überschwemmungsgebieten treten sie mitunter massenhaft auf.
Tipp: Die Pumpsprays von Nobite und Greensect wehren Aedes aegypti sehr gut ab, vier andere Sprays gut – Autan Insektenschutz Protection Plus, die beiden geprüften Produkte von Anti Brumm sowie Noskito Intensiv-Schutz.
Wenige wirksam gegen Hausmücken
Gegen die südliche Hausmücke wirken die meisten Mittel kaum besser als gegen Aedes aegypti, zum Teil sogar schlechter. Das ist umso erstaunlicher, da die Hausmücke weniger aggressiv attackiert als ihre tagaktive Kollegin. Sie jagt in der Dämmerung und nachts, hat also mehr Zeit, sich ihren schlafenden Opfern zu nähern.
Tipp: Nobite, Anti Brumm Forte und Autan Insektenschutz Protection Plus wehren Hausmücken am besten ab.
Gute Mittel gegen Malariamücken
Unter Laborbedingungen konnten wir die Prüfpersonen selbst Malariamücken, Anopheles gambiae, risikofrei aussetzen. Sieben Mittel im Test schützen gegen sie sehr gut. Ausgewählt für diese Untersuchung haben wir fünf Produkte, deren Werbung Schutz vor solchen Mücken oder für Fern- oder Tropenreisen verspricht. Hinzu kamen diejenigen Mittel, die mindestens drei Stunden Gelbfiebermücken fernhalten.
Tipp: Lassen Sie sich vor einer Reise in Malariagebiete durch Tropenmediziner beraten. Nehmen Sie ein zuverlässiges Repellent von zuhause mit. Wichtig: Es muss vor der nachtaktiven Anopheles schützen und tagsüber andere Blutsauger fernhalten.
DEET wirkt sehr gut, reizt aber
Am besten gegen alle Mückenarten wirken Nobite und Anti Brumm Forte. Gegen Malariaüberträger schützen sie sogar bis zu acht Stunden. Sie enthalten den Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET), den die US-amerikanische Armee in den 1940er Jahren entwickelt hat. Nobite besteht zu 50 Prozent aus DEET, Anti Brumm Forte zu 30 Prozent.
Kehrseite der Medaille: Das für harte Marinesoldaten und Infanteristen erfundene Mittel kann sensiblen Normalbürgern schon mal Tränen in die Augen treiben. DEET gilt als schleimhautreizend.
Tipp: Achten Sie auf die Testurteile zum schleimhautreizenden Potenzial. Sparen Sie beim Einreiben die Partien rund um Augen und Mund aus − vor allem bei in diesem Prüfpunkt nur mit ausreichend bewerteten Mitteln. Wunden und entzündete Hautstellen sind generell tabu.
Mit Icaridin zum Testsieg
Am wenigsten belastet die Schleimhaut das Autan Mückenschutz Junior Gel mit dem Wirkstoff Icaridin. Es schützt aber nur ausreichend gegen Mückenstiche. Da das Gel für Kinder gedacht ist, enthält es Icaridin nur in einer geringen Konzentration von 10 Prozent. Autan Insektenschutz Protection Plus mit einer doppelt so hohen Icaridin-Konzentration schafft es dagegen zum Testsieger.
Tipp: Schützen Sie kleine Kinder am besten mit langärmliger Kleidung, Babys mit Netzen vor Mücken So halten Sie die Blutsauger auf Abstand. Repellents eignen sich eher für Kinder ab drei Jahren. Achten Sie auf die Anleitung. Sprühen Sie das Mittel auf Ihre Hand und reiben Sie unbedeckte Hautflächen vollständig ein. Sparen Sie bei Kindern Gesicht und Hände aus.
Weniger ist häufig mehr
„Mitunter sind die Dosierhinweise unsinnig, oder sie fehlen ganz“, kritisiert Projektleiter Brix. So empfehlen Greensect und Noskito in ihrer Anleitung eine derart große Dosis, dass sie sich kaum auftragen lässt und viel heruntertropft. Ein anderes Problem: Manche Sprays sprühen einen Großteil des Mittels am Arm vorbei.
Biologiestudentin Jessica zieht ein positives Fazit – nicht nur wegen des Probandenhonorars. „Ich habe bei diesem Job viel über das Verhalten der drei Mückenarten gelernt. Die Stiche waren zwar unangenehm. Aber jetzt weiß ich, welches Mittel für mich das beste ist.“