Mailen, Twittern, Surfen wo immer man geht und steht: Für viele ist das Smartphone die Nabelschnur zur Welt. Doch was nutzt das tollste Internethandy, wenn es vor Ort gerade kein Netz gibt oder die Daten nur in Zeitlupe durch den Äther tröpfeln? test hat die vier Mobilfunknetze in Deutschland geprüft. Ergebnis: Beim Ausbau mit der neuen Funktechnik LTE gibt es einen klaren Sieger. Und die einst abgeschlagene E-Plus hat den Anschluss geschafft.
Zu diesem Thema bietet test.de einen aktuelleren Test: Mobilfunknetze.
Messfahrten durch Stadt und Land
In einer großen Schleife sind die Tester durch ganz Deutschland gefahren – auf Landstraßen und Autobahnen, aber auch durch neun Innenstädte. Unentwegt baute ihr Messsystem mit acht Smartphones Sprach- und Datenverbindungen auf. In vier der neun Städte waren die Techniker außerdem zu Fuß unterwegs in Einkaufsstraßen, Bahnhöfen und auf der Grünen Woche – Berlins großer Agrar- und Lebensmittelmesse. Unterwegs sendeten und empfingen sie E-Mails, luden Internetseiten, riefen Videos ab. Sie maßen Datenraten, Übertragungszeiten und die Qualität der Videoübertragung. Bei Telefonverbindungen maßen sie unter anderem die Sprachqualität und die Zeit des Rufaufbaus. Dabei zeigt sich: Die größten Unterschiede zwischen den vier Netzbetreibern liegen nicht bei der Sprachtelefonie, sondern beim mobilen Internet.
Werben mit irreführenden Datenraten
Fieberhaft arbeiten die Mobilfunkbetreiber an den Handynetzen der vierten Generation („4G“) – dem Ausbau mit der neuen Funktechnik LTE („Longterm Evolution“). Dabei werben sie mit Datenraten von bis zu 150 Megabit pro Sekunde – das wäre zehnmal so schnell wie ein typischer DSL-Anschluss. Doch solch atemberaubende Zahlen können in die Irre führen, denn es handelt sich um rein theoretisch erreichbare Nettodatenraten, die in der Praxis als Nutzdatenraten niemals zu haben sind – und für Smartphone-Nutzer auch gar nicht so viel bringen würden. Die profitieren viel mehr von einem anderen Vorzug der neuen Technik: Sie erlaubt nicht nur höhere Datenraten, sondern vor allem auch weit kürzere Reaktionszeiten als die UMTS-Netze der dritten Generation („3G“).
Große Unterschiede beim LTE-Ausbau
So surfen Nutzer von LTE-tauglichen Smartphones tatsächlich dort am schnellsten, wo sie schon ein 4G-Netz vorfinden. Hier liegt ein Anbieter eindeutig vorn. Im Test gehen beim Testsieger schon über 70 Prozent der Datenverbindungen über LTE-Netze. Beim Zweitplatzierten sind es immerhin 63, beim Drittplatzierten dagegen nur 37 Prozent. Bei E-Plus gab es im Test noch keine LTE-Verbindungen – erst nach dem Ende der Testphase hat der Düsseldorfer Netzbetreiber erste LTE-Stationen freigeschaltet.
E-Plus punktet mit UMTS
E-Plus hat offenbar zunächst vor allem daran gearbeitet, sein UMTS-Netz flächendeckend auszubauen. Immerhin 80 Prozent der Verbindungen gingen im Test bei diesem Anbieter über UMTS-Netze. So liefert E-Plus auch ohne LTE eine ordentliche Grundversorgung mit mobilem Internet. Das Netz von O2 ähnelt dagegen eher einem Flickenteppich: Zwar lief über ein Drittel der Datenverbindungen schon über schnelle LTE-, ein knappes Drittel aber auch noch über ältere und erheblich langsamere GSM-Netze („2G“). So surft es sich im E-Plus-Netz mancherorts tatsächlich schneller als bei O2.
Telefonieren funktioniert in allen vier Netzen gut
Nun soll es immer noch Leute geben, die ihr Handy in erster Linie zum Telefonieren nutzen. Für die bringt der Test gute Nachrichten: Fürs Telefonieren eignen sich alle vier Netze gut. Zwei Anbieter haben hinsichtlich der Sprachqualität die Nase knapp vorn. Nur bei der Netzabdeckung gibt es einen eindeutigen Sieger.