
Bis zu 1,82 Euro pro Minute kosten Telefonate aus der Schweiz.
Außerhalb der EU kann es weiterhin teuer sein, das Handy zu nutzen. Wir sagen, wie es günstiger geht.
Das Flugzeug landet. Kaum stehen die Räder still, greifen die Passagiere nach ihren Smartphones und schalten sie an. Sekunden später piepsen Dutzende Mobilfunkgeräte, auf den Displays erscheinen Nachrichten wie: „Willkommen in Thailand! In Ihrem Tarif kosten Anrufe innerhalb des Landes und in die EU 2,49 Euro/min., eingehende Anrufe 1,59 Euro/min. ... Schöne Reise!“
Dass es teuer wird, das Handy im Ausland zu nutzen, ist den meisten Fluggästen spätestens beim Lesen solcher Nachrichten bewusst. Kaum jemand weiß aber, dass das Versenden eines Fotos mehr als 50 Euro kosten kann. Wir haben die Preise wichtiger Mobilfunkanbieter in beliebten Urlaubsländern erhoben und erklären, was zu beachten ist.
Die Preise sind oft happig, die Unterschiede enorm. Vodafone verlangt in Indonesien und in Sri Lanka bis zu 6,70 Euro pro Gesprächsminute.
Einige vergleichsweise günstige Tarife
Kunden von Aldi Talk, Blau und Nettokom sowie Laufzeitkunden von 1&1 im Telefónica-Netz zahlen in denselben Ländern lediglich 99 Cent pro Minute. Diese Tarife sind für Telefonie und Datennutzung vergleichsweise günstig. Wer häufig im Nicht-EU-Ausland unterwegs ist und Mobilfunk stark nutzen will, ist mit ihnen derzeit am besten bedient.
Die Möglichkeit, sich mit einem Handy oder Tablet in ein ausländisches Mobilfunknetz einzubuchen, heißt Roaming. Die Funktion schaltet sich automatisch ein, wenn ein Mobilfunkgerät in einem ausländischen Netz aktiv ist – bei Anrufen, beim Versand von SMS oder bei der Nutzung mobiler Daten.
Teuer auf Schiffen und in Flugzeugen
Um Roaming anbieten zu können, verhandeln Mobilfunkunternehmen mit den Netzbetreibern vor Ort, schließen Verträge ab und zahlen Gebühren für die Nutzung der Netze. Die Roaming-Kosten, die bei ihren Kunden auf der Rechnung erscheinen, können die Anbieter selbst festlegen.
Besonders teuer ist Roaming auf Kreuzfahrtschiffen und Fähren sowie in Flugzeugen. Bereits vor der Küste von EU-Ländern wie Italien können enorme Kosten entstehen – sogar ohne zu telefonieren. Denn das Mobilfunkgerät wählt sich in der Standardeinstellung ins stärkste Netz ein. Das ist auf Schiffen und in Flugzeugen in der Regel ein teures Satellitennetz.
Wer sich davor schützen möchte, versetzt sein Mobilfunkgerät am besten an Bord sofort in den Flugmodus. Eine Alternative ist es, in den Einstellungen den Menüpunkt „Automatische Netzwahl“ zu deaktivieren.
Zusatzkosten für eingehende Anrufe
Die Preise für ausgehende Anrufe liegen zwar meist höher als die Preise für eingehende Anrufe. Trotzdem ist es nicht unbedingt eine gute Idee, sich auf Reisen außerhalb der EU häufig anrufen zu lassen.
Zu den Kosten, die Mobilfunkanbieter in Deutschland verlangen, schlagen einige Netzbetreiber im Reiseland mehr als 2 Euro drauf. Diese Gebühren tauchen später als gesonderter Posten auf der Handyrechnung auf. Ob Extragebühren fällig werden oder nicht, hängt von den Netzbetreibern vor Ort ab. Da mitunter mehrere Netzbetreiber aktiv sind, fallen zum Teil in einer Region Zusatzgebühren an und in einer anderen nicht.
Die schlimmsten Datenfresser
Teils haarsträubend sind die Preise, die einige Mobilfunkanbieter für die mobile Datennutzung nehmen. So verlangt zum Beispiel Klarmobil in mehreren Ländern wie Ägypten und Australien für ein Megabyte (MB) Daten mehr als 34 Euro. Damit kommen Nutzer nicht weit: Für Telefonate per WhatsApp außerhalb eines WLan-Netzwerkes werden etwa 1 MB Daten pro Minute verbraucht. Um ein einzelnes Foto zu schicken, sind bis zu 3 MB fällig.
Ein zehnminütiges Youtube-Video in niedrigster Qualität anzuschauen, verbraucht 5 MB. Dasselbe Video in der höchsten Qualität benötigt bis zu 720 MB an Daten. Noch weitaus höher ist der Datenverbrauch bei Streaming-Anbietern wie Netflix.
Aufgrund der hohen Datenpreise machten vor einigen Jahren Meldungen über Handyrechnungen von Zehntausenden Euro die Runde. Deshalb gibt es seit dem Jahr 2012 eine automatische Kostenbremse: Wenn Kunden Daten zu einem Preis von 59,50 Euro verbraucht haben, sind keine mobilen Daten mehr verfügbar. Die Kunden werden per SMS darüber informiert und müssen aktiv weiteres Datenvolumen dazubuchen oder die Sperre aufheben.
Nachteile für Prepaid-Kunden
Mobilfunkunternehmen verlangen zum Teil von ihren Kunden je nach Vertragsart unterschiedliche Preise für Gesprächsminuten, SMS und Datennutzung. Kunden mit einem Laufzeitvertrag zahlen in der Regel für die Telefonie außerhalb der EU weniger als Prepaid-Kunden, die ihr Guthaben aufladen.
In einigen Ländern ist das Roaming für Prepaid-Kunden bei manchen Tarifen stark eingeschränkt. Datennutzung ist für sie dort nicht möglich. Außerdem können Blau- und O2-Kunden mit Prepaid-Tarif aus Kanada nicht selbst anrufen, nur angerufen werden.
Günstige Telefonate oft möglich
Die gute Nachricht: Es ist ohne größeren Aufwand möglich, sehr günstig vom Ausland aus nach Deutschland zu telefonieren – zumindest von einem Urlaubsort aus, in dem es WLan-Netze gibt.
Über WLan lassen sich mit Messengerdiensten wie WhatsApp, Facetime und Telegram kostenlos Telefonate führen. Voraussetzung ist, dass der Gesprächsteilnehmer den gleichen Messengerdienst auf seinem Gerät installiert hat.
Per Skype lässt sich zu geringen Preisen weltweit telefonieren. Mobilfunknutzer legen dafür ein Konto an und laden ein Guthaben von beispielsweise 5 Euro auf. Gesprächsminuten nach Deutschland kosten 2,4 Cent ins Festnetz und 10,6 Cent in Mobilfunknetze.
Die Tücken des WLan

Wenn WLan-Netze verfügbar sind, ist die Nutzung oft kostenlos. In der Wildnis ist der Mobilfunk dagegen meist schwierig und teuer.
In den meisten Urlaubsländern ist es einfach, WLan-Netze zu finden. Hotelangestellte überreichen Urlaubern oft gleich beim Einchecken einen Zettel mit dem WLan-Schlüssel und dem passenden Passwort. In Cafés und öffentlichen Hotspots surfen Nutzer, ohne ein Passwort einzugeben.
Doch dabei gibt es ein Sicherheitsrisiko: Diese WLan-Netze sind nicht gesichert. Im schlimmsten Fall können Hacker Daten ausspähen. Besser ist es, Bankgeschäfte und andere wichtige Transaktionen nicht über öffentliche WLan-Hotspots abzuwickeln.
Wer sich vor solchen Zugriffen schützen möchte, sollte einen VPN-Tunnel einrichten. Die Abkürzung VPN steht für virtuelles privates Netzwerk. Die Informationen sind in einem VPN-Tunnel verschlüsselt, der Surfer ist inkognito unterwegs.
Tipp: Mehr dazu erhalten Sie in unserem Test Privatsphäre im Netz.
Verbraucherfreundliche EU-Regelung
In der Europäischen Union dürfen Mobilfunkanbieter seit Juni 2017 keine Roaming-Gebühren mehr verlangen. Urlauber, die sich in einem EU-Land aufhalten und eine Nummer in ihrem Heimatland wählen oder eine SMS schicken, brauchen seitdem keine Aufschläge mehr zu zahlen (Ausländische Sim-Karten).
Reisende müssen aber beachten, dass neben der Schweiz und der Türkei auch andere beliebte europäische Urlaubsziele wie Montenegro und der türkische Teil Zyperns nicht zur EU gehören. Reisende aus Deutschland müssen dort mit hohen Kosten rechnen.
Sich vor der Reise informieren

84 Cent müssen einige Kunden für eine SMS von Thailand nach Deutschland zahlen.
Für alle, die außerhalb der EU-Länder unterwegs sind und ihr Handy stark nutzen wollen, ist es sinnvoll, sich vorab beim Anbieter über die Bedingungen im Reiseland zu informieren. Das ist im Internet möglich oder in den Shops der Netzbetreiber O2, Telekom und Vodafone. So lässt sich verhindern, dass die spätere Handyrechnung böse Überraschungen birgt.
Die SMS des Mobilfunkanbieters zu lesen, die nach der Landung oder dem Überqueren der Grenze eingehen, reicht nicht.