Mobil­funk auf Reisen 50 Euro für ein verschicktes Foto? Das geht güns­tiger!

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Mobil­funk auf Reisen - 50 Euro für ein verschicktes Foto? Das geht güns­tiger!

Bis zu 1,82 Euro pro Minute kosten Telefonate aus der Schweiz. © Getty Images / Brigitte Blättler

Außer­halb der EU kann es weiterhin teuer sein, das Handy zu nutzen. Wir sagen, wie es güns­tiger geht.

Mobil­funk auf Reisen Alle Testergebnisse für Mobil­funk auf Reisen 06/2019

Das Flugzeug landet. Kaum stehen die Räder still, greifen die Passagiere nach ihren Smartphones und schalten sie an. Sekunden später piepsen Dutzende Mobil­funk­geräte, auf den Displays erscheinen Nach­richten wie: „Will­kommen in Thai­land! In Ihrem Tarif kosten Anrufe inner­halb des Landes und in die EU 2,49 Euro/min., einge­hende Anrufe 1,59 Euro/min. ... Schöne Reise!“

Dass es teuer wird, das Handy im Ausland zu nutzen, ist den meisten Flug­gästen spätestens beim Lesen solcher Nach­richten bewusst. Kaum jemand weiß aber, dass das Versenden eines Fotos mehr als 50 Euro kosten kann. Wir haben die Preise wichtiger Mobil­funkanbieter in beliebten Urlaubs­ländern erhoben und erklären, was zu beachten ist.

Die Preise sind oft happig, die Unterschiede enorm. Vodafone verlangt in Indonesien und in Sri Lanka bis zu 6,70 Euro pro Gesprächs­minute.

Einige vergleichs­weise güns­tige Tarife

Kunden von Aldi Talk, Blau und Nettokom sowie Lauf­zeit­kunden von 1&1 im Telefónica-Netz zahlen in denselben Ländern lediglich 99 Cent pro Minute. Diese Tarife sind für Telefonie und Daten­nutzung vergleichs­weise günstig. Wer häufig im Nicht-EU-Ausland unterwegs ist und Mobil­funk stark nutzen will, ist mit ihnen derzeit am besten bedient.

Die Möglich­keit, sich mit einem Handy oder Tablet in ein ausländisches Mobil­funk­netz einzubuchen, heißt Roaming. Die Funk­tion schaltet sich auto­matisch ein, wenn ein Mobil­funk­gerät in einem ausländischen Netz aktiv ist – bei Anrufen, beim Versand von SMS oder bei der Nutzung mobiler Daten.

Teuer auf Schiffen und in Flugzeugen

Um Roaming anbieten zu können, verhandeln Mobil­funk­unternehmen mit den Netz­betreibern vor Ort, schließen Verträge ab und zahlen Gebühren für die Nutzung der Netze. Die Roaming-Kosten, die bei ihren Kunden auf der Rechnung erscheinen, können die Anbieter selbst fest­legen.

Besonders teuer ist Roaming auf Kreuz­fahrt­schiffen und Fähren sowie in Flugzeugen. Bereits vor der Küste von EU-Ländern wie Italien können enorme Kosten entstehen – sogar ohne zu telefonieren. Denn das Mobil­funk­gerät wählt sich in der Stan­dard­einstellung ins stärkste Netz ein. Das ist auf Schiffen und in Flugzeugen in der Regel ein teures Satellitennetz.

Wer sich davor schützen möchte, versetzt sein Mobil­funk­gerät am besten an Bord sofort in den Flugmodus. Eine Alternative ist es, in den Einstel­lungen den Menü­punkt „Auto­matische Netz­wahl“ zu deaktivieren.

Zusatz­kosten für einge­hende Anrufe

Die Preise für ausgehende Anrufe liegen zwar meist höher als die Preise für einge­hende Anrufe. Trotzdem ist es nicht unbe­dingt eine gute Idee, sich auf Reisen außer­halb der EU häufig anrufen zu lassen.

Zu den Kosten, die Mobil­funkanbieter in Deutsch­land verlangen, schlagen einige Netz­betreiber im Reise­land mehr als 2 Euro drauf. Diese Gebühren tauchen später als gesonderter Posten auf der Hand­yrechnung auf. Ob Extra­gebühren fällig werden oder nicht, hängt von den Netz­betreibern vor Ort ab. Da mitunter mehrere Netz­betreiber aktiv sind, fallen zum Teil in einer Region Zusatz­gebühren an und in einer anderen nicht.

Die schlimmsten Daten­fresser

Teils haar­sträubend sind die Preise, die einige Mobil­funkanbieter für die mobile Daten­nutzung nehmen. So verlangt zum Beispiel Klarmobil in mehreren Ländern wie Ägypten und Australien für ein Megabyte (MB) Daten mehr als 34 Euro. Damit kommen Nutzer nicht weit: Für Telefonate per WhatsApp außer­halb eines WLan-Netz­werkes werden etwa 1 MB Daten pro Minute verbraucht. Um ein einzelnes Foto zu schi­cken, sind bis zu 3 MB fällig.

Ein zehnminütiges Youtube-Video in nied­rigster Qualität anzu­schauen, verbraucht 5 MB. Dasselbe Video in der höchsten Qualität benötigt bis zu 720 MB an Daten. Noch weit­aus höher ist der Daten­verbrauch bei Streaming-Anbietern wie Netflix.

Aufgrund der hohen Daten­preise machten vor einigen Jahren Meldungen über Hand­yrechnungen von Zehn­tausenden Euro die Runde. Deshalb gibt es seit dem Jahr 2012 eine auto­matische Kostenbremse: Wenn Kunden Daten zu einem Preis von 59,50 Euro verbraucht haben, sind keine mobilen Daten mehr verfügbar. Die Kunden werden per SMS darüber informiert und müssen aktiv weiteres Daten­volumen dazu­buchen oder die Sperre aufheben.

Nachteile für Prepaid-Kunden

Mobil­funk­unternehmen verlangen zum Teil von ihren Kunden je nach Vertrags­art unterschiedliche Preise für Gesprächs­minuten, SMS und Daten­nutzung. Kunden mit einem Lauf­zeit­vertrag zahlen in der Regel für die Telefonie außer­halb der EU weniger als Prepaid-Kunden, die ihr Guthaben aufladen.

In einigen Ländern ist das Roaming für Prepaid-Kunden bei manchen Tarifen stark einge­schränkt. Daten­nutzung ist für sie dort nicht möglich. Außerdem können Blau- und O2-Kunden mit Prepaid-Tarif aus Kanada nicht selbst anrufen, nur angerufen werden.

Güns­tige Telefonate oft möglich

Die gute Nach­richt: Es ist ohne größeren Aufwand möglich, sehr günstig vom Ausland aus nach Deutsch­land zu telefonieren – zumindest von einem Urlaubs­ort aus, in dem es WLan-Netze gibt.

Über WLan lassen sich mit Messenger­diensten wie WhatsApp, Facetime und Telegram kostenlos Telefonate führen. Voraus­setzung ist, dass der Gesprächs­teilnehmer den gleichen Messenger­dienst auf seinem Gerät installiert hat.

Per Skype lässt sich zu geringen Preisen welt­weit telefonieren. Mobil­funk­nutzer legen dafür ein Konto an und laden ein Guthaben von beispiels­weise 5 Euro auf. Gesprächs­minuten nach Deutsch­land kosten 2,4 Cent ins Fest­netz und 10,6 Cent in Mobil­funk­netze.

Die Tücken des WLan

Mobil­funk auf Reisen - 50 Euro für ein verschicktes Foto? Das geht güns­tiger!

Wenn WLan-Netze verfügbar sind, ist die Nutzung oft kostenlos. In der Wildnis ist der Mobil­funk dagegen meist schwierig und teuer. © mauritius images / Hero Images

In den meisten Urlaubs­ländern ist es einfach, WLan-Netze zu finden. Hotel­an­gestellte über­reichen Urlaubern oft gleich beim Einchecken einen Zettel mit dem WLan-Schlüssel und dem passenden Pass­wort. In Cafés und öffent­lichen Hotspots surfen Nutzer, ohne ein Pass­wort einzugeben.

Doch dabei gibt es ein Sicher­heits­risiko: Diese WLan-Netze sind nicht gesichert. Im schlimmsten Fall können Hacker Daten ausspähen. Besser ist es, Bank­geschäfte und andere wichtige Trans­aktionen nicht über öffent­liche WLan-Hotspots abzu­wickeln.

Wer sich vor solchen Zugriffen schützen möchte, sollte einen VPN-Tunnel einrichten. Die Abkür­zung VPN steht für virtuelles privates Netz­werk. Die Informationen sind in einem VPN-Tunnel verschlüsselt, der Surfer ist inkognito unterwegs.

Tipp: Mehr dazu erhalten Sie in unserem Test Privatsphäre im Netz.

Verbraucherfreundliche EU-Regelung

In der Europäischen Union dürfen Mobil­funkanbieter seit Juni 2017 keine Roaming-Gebühren mehr verlangen. Urlauber, die sich in einem EU-Land aufhalten und eine Nummer in ihrem Heimatland wählen oder eine SMS schi­cken, brauchen seitdem keine Aufschläge mehr zu zahlen (Ausländische Sim-Karten).

Reisende müssen aber beachten, dass neben der Schweiz und der Türkei auch andere beliebte europäische Urlaubs­ziele wie Montenegro und der türkische Teil Zyperns nicht zur EU gehören. Reisende aus Deutsch­land müssen dort mit hohen Kosten rechnen.

Sich vor der Reise informieren

Mobil­funk auf Reisen - 50 Euro für ein verschicktes Foto? Das geht güns­tiger!

84 Cent müssen einige Kunden für eine SMS von Thai­land nach Deutsch­land zahlen. © mauritius images / Alamy

Für alle, die außer­halb der EU-Länder unterwegs sind und ihr Handy stark nutzen wollen, ist es sinn­voll, sich vorab beim Anbieter über die Bedingungen im Reise­land zu informieren. Das ist im Internet möglich oder in den Shops der Netz­betreiber O2, Telekom und Vodafone. So lässt sich verhindern, dass die spätere Hand­yrechnung böse Über­raschungen birgt.

Die SMS des Mobil­funkanbieters zu lesen, die nach der Landung oder dem Über­queren der Grenze eingehen, reicht nicht.

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12 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Gelöschter Nutzer am 19.08.2019 um 09:41 Uhr
Bitte Tipp für häufige Reisen in die Schweiz!

@erst_mal_testen: Die Schweiz ist doch dabei. Im Heft-PDF finden Sie die Tarife in der ersten Spalte der Tabelle. Im Produktfinder können Sie "Schweiz" filtern. (DB)

erst_mal_testen am 16.08.2019 um 18:57 Uhr
Bitte Tipp für häufige Reisen in die Schweiz!

Liebe Damen und Herren,
haben Sie auch Tipps für die Schweiz? Ich bin recht oft in der Schweiz, oft kurz. (Sicher noch ein paar andere Leser...) Die Beispiele im Artikel sind Brasilien, Thailand, Urlaub in der Ferne - okay. Aber bitte: Wie sind die Preise für unser direktes Nicht-EU-Nachbarland CH? Genauso?
Durch eigene Recherchen habe ich bisher nur gefunden, dass die deutsche Telekom für Schweiz-Aufenthalte analog zur EU-internen Abrechnung verfährt. Andere Anbieter mit Vergleichbarem habe ich nicht gefunden. Die Telekom ist leider so ziemlich die teuerste Mobilfunkanbieterin in Deutschland, soweit ich sehe.
- Wer weiß mehr? -
Übrigens: Der Tipp, ich könnte jedes Mal die SIM durch eine schweizerische SIM (Migros oder ähnliches) austauschen, löst die Sache übrigens nicht. Dieses Gefummel möchte ich mir nämlich gern ersparen.
Vielen Dank!!

erst_mal_testen am 16.08.2019 um 18:53 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

Profilbild Stiftung_Warentest am 09.08.2019 um 13:13 Uhr
Angaben in den Tabellen

@tomboll: Offensichtlich hat die Telekom inzwischen Ihre Optionen geändert und bietet nur noch die Datenpakete an. Danke für den Hinweis! (DB)

tomboll am 09.08.2019 um 10:21 Uhr
Irreführende Angaben in den Tabellen (2)

@Stiftung_Warentest: Leider muss ich Ihnen widersprechen. Nach Auskunft der Telekom ist die Option Travel & Surf, mit der ohne Buchung eines Datenpasses kein Datenroaming möglich ist, bei allen aktuellen Mobilfunktarifen voreingestellt.
Siehe: https://www.telekom.de/hilfe/mobilfunk-mobiles-internet/ausland-roaming/travel-surf/travel-surf-pass-buchen?samChecked=true
Oder: https://www.telekom.com/de/medien/details/sie-sind-urlaubsreif-aber-ist-ihr-handy-auch-urlaubsfit--342130
https://www.telekom.de/unterwegs/tarife-und-optionen/roaming/travel-surf#kostenkontrolle