
© BERGMANN FOTO, Carsten Bergmann
10 von 14 Sprays verderben sowohl krabbelnden als auch fliegenden Plagegeistern den Appetit. Zwei Mittel schützen fast gar nicht.
freischalten
Testergebnisse für 14 Mittel gegen Zecken und Mücken 05/2017Auf diesen Moment wartet die kleine Zecke seit einem Jahr: endlich warmes Menschenblut schlürfen. Nun befördert ein Haarpinsel sie direkt ins Paradies, auf den nackten Unterarm eines jungen Mannes. Für die Zecke gibt es kein Halten mehr. Sie krabbelt den Arm hinauf auf der Suche nach einem feuchtwarmen Plätzchen, an dem sie genüsslich zustechen kann. Doch die Vorfreude findet ein jähes Ende. Die empfindlichen Riechhaare des Blutsaugers wittern plötzlich unangenehme Gerüche. Das Tier lässt sich vom Arm fallen. Sein Ausflug endet, wie er begonnen hat: hungrig im Laborgefäß.
Die kleine Zecke ist unfreiwillig Versuchsteilnehmer im Prüfinstitut der Stiftung Warentest. Dass sie abstürzt, liegt an dem Anti-Zecken-Mittel, mit dem der junge Mann seinen Unterarm eingerieben hat. Er ist einer der Probanden, die für uns Schutzsprays auf ihre Wirkung auf die unangenehmen Tiere testen. Selbst wenn die Zecke ihn gestochen hätte, wäre das nicht gefährlich geworden: Die Labortiere sind frei von Krankheitserregern.
Wirksam gegen Zecken und Mücken
Eingekauft haben wir vier Anti-Zecken-Mittel sowie zehn Kombiprodukte, die zusätzlich Schutz vor Mücken ausloben. Die Besten aus beiden Gruppen wehren Zecken sechs Stunden lang zuverlässig ab und vereiteln Mückenstiche für bis zu acht Stunden. Am Ende erweisen sich zehn der Produkte als gut. Zwei sind mangelhaft, weil sie fast gar nicht vor den stechenden Tieren schützen. Das Gesamtergebnis ist deutlich besser als die Resultate der letzten Tests, in denen die meisten Produkte nur ausreichend oder mangelhaft abschnitten.
216 Zecken pro Mittel

Zecken. Insgesamt 3 024 der kleinen Spinnentiere krabbelten im Prüfinstitut über die Unterarme unserer sechs Probanden.
Vorbereitet. Oberhalb der zweiten Linie liegt das mit einem Spray behandelte Hautareal. Läuft die Zecke hinein? © C. Bergmann
Zurück ins Labor: Für den nächsten Wirksamkeitstest hält der Proband seinen Arm senkrecht nach unten und setzt ein neues Exemplar der hierzulande am meisten verbreiteten Zeckenart Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) auf die unbehandelte Haut über dem Handgelenk.

Aufgesetzt. Mit dem Pinsel platziert der Proband eine Zecke auf der Startlinie. Sie rennt los (Foto links).
Abgeschreckt. Die Zecke nähert sich der eingesprühten Testzone − und macht schnurstracks kehrt (Foto rechts). Das Mittel hat gewirkt. © C. Bergmann
Das Tier krabbelt instinktiv aufwärts, um eine Stelle mit zarter Haut zu suchen, an der es ungestört saugen kann. Weiter oben am Arm befindet sich das mit einem Testprodukt behandelte Hautareal. Im besten Fall stoppt die Zecke davor. Betritt sie es, soll sie zurücklaufen oder abfallen. Wenn sie das Areal nicht innerhalb von fünf Minuten überquert, gilt der Versuch als erfolgreich.
Am zuverlässigsten schützt gegen Zecken Anti Brumm Forte. Während der gesamten Versuchsreihe betrat nur eines von 216 aufgesetzten Tieren die behandelte Haut der sechs Probanden – und ließ sich anschließend doch fallen. Anti Brumm Zecken Stopp, Autan Protection Plus sowie Rossmann Zeckito wirkten ähnlich effektiv.
Braeco Zecken Abwehr wurde seinem Namen nicht gerecht: 200 der 216 Exemplare überquerten die Tabuzone, wurden also nicht abgewehrt. Zedan Natürlicher Insektenschutz ließ 113 Überläufe zu. Beide Mittel sind damit mangelhaft.
Das Risiko sticht mit
Funktioniert Zeckenschutz nicht oder nur unzuverlässig, kann es gefährlich werden: Die kleinen Tiere können Krankheiten übertragen − in Deutschland vor allem die bakterielle Lyme-Borreliose sowie die durch Viren ausgelöste Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Hirnhautentzündung.
Vor FSME kann eine rechtzeitige Impfung schützen, vor Lyme-Borreliose, die einen gefährlichen Verlauf nehmen kann, nicht. Auch nach einer FSME-Impfung sollte deshalb auf wirksamen Zeckenschutz nicht verzichtet werden.
Tipp: Unser Online-Special Zecken informiert Sie darüber, wie hoch die Ansteckungsgefahr für Lyme-Borreliose und FSME in verschiedenen Regionen Deutschlands ist und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Mücken schlagen oft blitzschnell zu
Nur drei Blutmahlzeiten benötigen Zecken in ihrem etwa drei Jahre währenden Leben, um sich entwickeln und fortpflanzen zu können. Den Großteil ihres Daseins verbringen sie mit − Warten. Mücken sind deutlich aktiver: Sie verfolgen ihre Opfer, attackieren heftig und stechen meist schnell zu. Fünf Probanden haben sich davon nicht abschrecken und für den zweiten Teil unseres Tests insgesamt mehr als 2 300-mal stechen lassen.
Wie gut die Sprays wirken, haben unsere Tester mit der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) sowie der südlichen Hausmücke (Culex quinquefasciatus) überprüft. Die beiden Insekten sind typische Vertreter ihrer Art und weit verbreitet.
Tagaktiv und aggressiv
In subtropischen und tropischen Regionen kann Aedes aegypti Gelbfieber sowie Dengue- und Zikafieber übertragen. Sie kommt auch in Madeira, Russland und der Türkei vor. Die Art sticht tagsüber zu, kann deshalb recht leicht bemerkt und häufig vertrieben werden. Dafür ist sie aggressiver als die südliche Hausmücke, die ihre Opfer in der Dämmerung und nachts heimsucht.
Gegen die stechfreudige Aedes aegypti hilft nur die Hälfte der untersuchten Sprays sehr gut. Vor den lästigen Hausmücken schützen 11 der 14 Produkte ausgezeichnet. Braeco und Zedan hingegen sind gegen Mücken annähernd so wirkungslos wie gegen Zecken.
Tipp: Wir haben den Mückenschutz auch bei den Mitteln getestet, die nur Abwehr von Zecken versprechen. Bei einem funktioniert er hervorragend (Testergebnisse: Zecken- und Mückenschutzmittel). Ins test-Qualitätsurteil eingerechnet haben wir die Ergebnisse zum Mückenschutz nur bei Produkten, die damit werben.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung
Keines der Mittel im Test schneidet im Prüfpunkt Gesundheit besser ab als befriedigend, die Hälfte sogar nur ausreichend. Wichtigste Gründe für die schwachen Noten sind, dass enthaltene Wirkstoffe die Augen reizen oder allergische Reaktionen auslösen können. Das passierte auch bei unserer Prüfung: Die Haut einer Probandin zeigte gegen Ende des Tests eine allergische Reaktion. Die Frau musste aufgeben.
Tipp: Setzen Sie die Zecken- und Mückenschutzmittel nur gezielt ein, zum Beispiel direkt vorm Wandern. Beachten Sie unsere Hinweise zu Zecken- und Mückenschutzmittel. Nach der Rückkehr aus der Natur empfiehlt es sich, die Reste des Mittels vorsorglich abzuwaschen.
Besser als früher
Im Vergleich mit den Tests von 2008 und 2014 (Test Mückenmittel) sind die Anwendungshinweise der Produkte heute oft präziser formuliert. Richtig dosiert, bieten die guten Mittel recht lange einen zuverlässigen Schutz. Gut für Verbraucher, schlecht für unzählige Zecken und Mücken. Ihre Fastenzeit geht weiter.
-
- Zecken können Krankheiten übertragen. Auch in NRW und Brandenburg gibt es inzwischen Risikogebiete, landesweit sind es 178. Wir zeigen wo und informieren zum Impfschutz.
-
- Milde Winter, heiße Sommer – die Natur verändert sich unter dem Einfluss der Erderwärmung. Wir müssen uns auf neue Gesundheitsrisiken gefasst machen. Sie betreffen vor...
-
- Eigentlich ist ein Insektenstich oder -biss kein klassischer Unfall. Doch immer mehr Versicherer legen in ihren Bedingungen fest, dass Infektionen mit dauerhafter...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
vier56: Vielen Dank für Ihren Erfahrungsbericht. (cr)
Mein Blut lieben Mücken und Zecken besonders. Ich habe es mit fast allem schon versucht. Nichts hat wirklich geholfen. Noch dazu helfen nicht alle Mittel in allen Ländern. Außer Teebaumöl. Das wirkt gegen alles und überall. Ich brauche nur auf Puls, Ellbogen innen, Hals, auf den Beingelenken ein paar Tropfen zu verreiben - die Mücken machen einen riesigen Bogen um mich. Zeckenbisse habe ich auch nie mehr gehabt, seit ich Teebaumöll verwende. Sogar einen hartnäckigen 20 Jahre alten Nagelpilz in beiden großen Fußzehen hab ich damit weggekriegt. Mit dem Zeug reibt sich sogar meine Tochter ein, obwohl sie den Geruch abscheulich findet.
Bei Rossman kriegt man 30 ml für 2 EUR. Das Fläschchen reicht für einen ganzen Urlaub in den Tropen.
Ich begreife nicht, wie Ihnen dieses Wundermittel entgehen konnte.
@BettiKatze: In unserem Test haben wir die Abwehrwirkung auf tagaktive Gelbfiebemücken (Aedes aegypti) und dämmerungs- und nachtaktive südliche Hausmücken (Culex quinquefasciatus) bewertet.
Als Überträger des Zika-Virus gilt die Gelbfiebermücke. Bei der Suche nach einem effektiven Mückenschutz sollten Sie daher auf die Wirksamkeit gegen tagaktive Mücken achten. Richtig dosiert, bieten die guten Mittel aus unserer Untersuchung recht lange einen zuverlässigen Schutz gegen Gelbfiebermücken, dazu gehörten auch fünf Mittel mit Icaridin. Sie können sich zudem durch einen Tropenmediziner beraten lassen. (spl)
In anderen Foren habe ich gelesen, dass das Mückenschutzmittel in Zika-Gebieten auf jeden Fall den Wirkstoff DEET enthalten soll. Nun hat bei Ihnen im Test ein anderes Spray mit dem Wirkstoff Icaridin besser abgeschnitten. Was ist nun dran an der Aussage "[...]kaum ein anderer Wirkstoff besitzt eine derart lange Wirkdauer und ein solch breites Wirkspektrum gegen Insekten." (Quelle Anti-Brumm Website)?
Vielen Dank im Voraus :-)
Kommentar vom Autor gelöscht.