Kürbissüppchen mit Sahne, Gänsekeule, ein trockener Roter. Zum Dessert Tiramisu, Plätzchen, Kaffee – Schlemmen hebt die Stimmung, schmeckt aber dem Magen nicht immer. Zur Behandlung von Sodbrennen haben sich drei Medikamentengruppen bewährt. Wirkung und Preis sind sehr unterschiedlich.
Zu diesem Thema bietet test.de einen aktuelleren Test: Medikamente gegen Magen-Darm-Beschwerden.
Sauer macht lustig, sagt ein Sprichwort. In der turbulenten Komödie „Sodbrennen“ liefen Meryl Streep und Jack Nicholson zur Hochform auf. Doch dem Streifen war hierzulande kein rechter Erfolg beschieden. Die Story um die Ehe des Watergate-Reporters Carl Bernstein rangierte in den Charts auf den hinteren Rängen. Der Filmverleih hätte es beim Originaltitel belassen sollen. Sodbrennen klingt auf Englisch einfach netter – Heartburn.
Gemeint ist damit ein flammendes Brennen hinter dem Brustbein, ein eher beklemmender Vorgang. Er betrifft sehr viele Menschen: Sodbrennen ist in Deutschland als Problemfall ein Dauerbrenner. Säurebedingte Erkrankungen von Magen und Darm zählen zu den häufigsten, oft sogar täglichen Beschwerden.
Stress verstärkender Faktor
Beim Sodbrennen fließt eine Mixtur aus Speisen und Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre zurück. Der Schließmuskel am Mageneingang kann erschlafft sein. Erhebliches Übergewicht läßt den Druck im Magen ansteigen. Fettreiche Speisen, Alkohol, Rauchen mindern den Druck im unteren Teil der Speiseröhre. Alkohol, Kaffee, Kohlensäurehaltiges regen die Magenschleimhaut an, mehr Säure zu produzieren. Bei Stress wird besonders viel Magensaft gebildet. Die Folgen sind saures Aufstoßen und Sodbrennen.
Vitamin C ist übrigens auch eine (Ascorbin-)Säure, als Auslöser von Sodbrennen aber „unbelastet“. Arzneien, die dazu führen oder es verstärken können: Kalziumantagonisten (Bluthochdruck), Nitromittel (koronare Herzkrankheit, Angina pectoris), Theophyllin (Asthma), Psychopharmaka, „die Pille“, Minzölhaltiges.
Nicht immer harmlos
Sodbrennen ist nicht immer harmlos. Auf Dauer kann saurer Speisebrei die Schleimhaut der Speiseröhre verätzen. Eine chronische Entzündung gilt als Risikofaktor für Speiseröhrenkrebs. Neben Sodbrennen sind im Magen-Darm-Bereich bei säurebedingten Beschwerden zusätzlich Magenschleimhautentzündung (Gastritis), Magengeschwür (Ulcus), Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür (peptisches Ulkus) und Reizmagen (Funktionelle Dyspepsie) abzuklären.
Je nach Art und Schwere der Störung wird Sodbrennen mit verschiedenen Medikamentengruppen behandelt. Alle sollen die schädigende Wirkung der Magensäure auf Speiseröhre, Magen- und Darmschleimhaut verhindern. Sie binden überschüssige Magensäure, reduzieren oder verhindern deren Produktion. Zu den wichtigsten gehören Antazida (wie Almag-CT, Maaloxan, Magaldrat ratiopharm, Marax, Riopan, Talcid), H2-Blocker mit Ranitidin (wie Rani AbZ, Ranibeta, Ranitidin, Sostril, Zantic) und Protonenpumpenhemmer mit beispielsweise Omeprazol (wie Antra Mups, Omebeta, Omenerton, Omep, Omepuren, Ulnor). Die Präparate werden nicht immer kostensparend ausgewählt und richtig eingesetzt. Gelegentliches Sodbrennen lässt sich meist mit kurzzeitig genommenen säurebindenden und -hemmenden Antazida oder H2-Blockern abstellen und langfristig mit einer Änderung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Präparate für den Akutfall gibt es rezeptfrei in der Apotheke, auch als preiswerte Nachahmerpräparate (Generika; siehe Tabelle).
Antazida
Antazida (Aluminium-Magnesiumsalze) wirken nur relativ kurz (siehe Interview). Sie neutralisieren Magensäure am besten, wenn sie innerhalb der ersten Stunde nach Mahlzeiten genommen werden. Dosierungsempfehlungen beachten, damit genügend Magensäure gebunden werden kann. Zu den meist verordneten Mitteln zählt eine Wirkstoffkombination: Tepilta Suspension enthält ein örtliches Betäubungsmittel gegen Magenschmerzen. Ob dieses für die Regelbehandlung säurebedingter Beschwerden notwendig ist, ist bislang noch nicht ausreichend nachgewiesen.
H2-Blocker
Gelegentlich auftretendes Sodbrennen und saures Aufstoßen werden auch mit H2-Blockern ausreichend behandelt. Sie gelten außerdem als hilfreich, wenn Patienten mit Magengeschwür oder Rückflussbeschwerden Protonenpumpenhemmer (siehe weiter unten) nicht vertragen. Bei der Verordnung spielen (preiswerte) Ranitidin-Generika die Hauptrolle (siehe Tabelle). Das ebenfalls gut wirksame Famotidin wird deutlich seltener verordnet. Cimetidin spielt wegen häufigerer Neben- und Wechselwirkungen nur noch eine untergeordnete Rolle.
Als bester Einnahmezeitpunkt gelten die Abendstunden. Bei notwendiger höherer Dosis kann sie auf zwei bis vier Einzeleinnahmen, morgens und abends oder morgens, mittags, abends und vor dem Schlafengehen verteilt werden. Bei Schwangerschaft wird Ranitidin zur Säurehemmung empfohlen. Die Wirkstoffe treten in die Muttermilch über, Famotidin aber nur in sehr geringem Maße. In der Stillzeit Famotidin bevorzugen, wenn Antazida Beschwerden nicht ausreichend lindern.
Protonenpumpenhemmer
Diese rezeptpflichtigen Mittel haben sich inzwischen bei säurebedingten Magen-Darm-Erkrankungen als wichtigste Arzneigruppe etabliert (siehe auch Interview). Sie wirken bei Speiseröhrenentzündung, Magen- und Darmgeschwüren im Vergleich zu H2-Blockern und Antazida deutlich besser. Sie sind auch als alleinige Therapie geeignet zur Behandlung oder Vorbeugung einer Speiseröhrenentzündung und bei Geschwüren im Magen-Darm-Trakt, soweit nicht durch das Bakterium Helicobacter pylori bedingt. Solche Patienten erhalten zwei verschiedene Antibiotika und einen Protonenpumpenhemmer. Die „Triple-Therapie“ muss über sieben Tage erfolgen, um den Keim sicher abzutöten. Nicht alle Helicobacter-Infizierte entwickeln ein Geschwür – etwa nur jeder Zehnte.
Es werden nicht immer preiswerte Mittel verschrieben. Alle Wirkstoffe dieser Medikamentengruppe sind gleich gut wirksam. Die längsten Erfahrungen liegen mit Omeprazol vor, bereits seit 17 Jahren am Markt. Später kamen Lanzoprazol, Pantoprazol, Rabeprazol und Esomeprazol hinzu. Immer häufiger werden Pantoprazol und Esomeprazol verordnet, obwohl sie teurer sind als Omeprazolpräparate.
Der Patentschutz für den Wirkstoff Omeprazol lief 1999 ab. Seitdem stehen preiswerte Nachahmerprodukte (Generika) zur Verfügung. So kostete im Jahr 2005 die Tagestherapie mit dem Präparat Antra (früher Patentinhaber) durchschnittlich 1,61 Euro, während das Generikum Omeprazol AbZ pro Tag für 0,91 Euro 43 Prozent preiswerter zu haben war.
Protonenpumpenhemmer, die patentgeschützt sind, kosten bei Wirkstoffen wie Pantoprazol, Rabeprazol, Lansoprazol oder Esomeprazol täglich zwischen 1,53 und 2,07 Euro – ohne einen gegenüber Omeprazol wesentlichen therapeutischen Zusatznutzen zu bringen. Nach Berechnungen des Arzneiverordnungs-Reports hätten im Jahr 2005 die Kassen knapp 250 Millionen Euro einsparen können, wenn konsequent preiswerte Omeprazolpräparate verordnet worden wären. Wir haben preisgünstige Präparate in der Tabelle aufgelistet.
Seit Ende 2005 ist der Patentschutz für das Lansoprazol abgelaufen. Auch hier stehen Nachahmerprodukte zur Verfügung. Sie sind mit Kosten für die tägliche Dosis von 1,29 bis 1,40 Euro teurer als Omeprazol-Generika. Bei Protonenpumpenhemmern gibt es von der Zuzahlung befreite Mittel. Pro Verordnung sind fünf bis zehn Euro zu sparen: siehe Tabellen (zf) und www.medikamente-im-test.de. Protonenpumpenhemmer haben zum Teil deutliche Neben- und Wechselwirkungen. Ganz aktuell: Es scheint zwischen ihrer breiten Anwendung zusammen mit Antibiotika und einer allgemein ansteigenden Infektionsrate mit dem Darmerreger Clostridium difficile einen Zusammenhang zu geben. Clostridien sind für schwere Darmentzündungen verantwortlich, machen sich durch heftigen Durchfall und Bauchkrämpfe bemerkbar. Sollten Sie unter Protonenpumpenhemmern ausgeprägten Durchfall (beispielsweise dreimal am Tag und mehr) beobachten, der nach ein bis zwei Tagen nicht aufhört, sollten Sie zum Arzt gehen.
Als unerwünschte Wirkungen werden neben Blähungen auch Verstopfung, Erbrechen, Übelkeit und reversible Geschmacksstörungen beschrieben (bei etwa einem von 1000 Behandelten). Wenn Sie nach Einnahme müde und schläfrig werden, sollten Sie kein Fahrzeug führen und keine Maschine bedienen. In seltenen Fällen können die Mittel auch eine Allergie hervorrufen mit Hautausschlägen, Rötung, Bläschen und starkem Juckreiz. Dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Bei etwa einem von 1000 Patienten kann sich eine Empfindlichkeit gegen Sonnenlicht ergeben. Wenn Sie Protonenpumpenhemmer einnehmen, Sonnenbaden oder Sonnenbank meiden.
Ein Fall von Selbstzensur
Dass bei Protonenpumpenhemmern nach wie vor Omeprazol das Mittel der Wahl ist, passt offenbar manchen Herstellern von Konkurrenzpräparaten nicht. Das musste der Herausgeber der Zeitschrift für Allgemeinmedizin, Michael Kochen erfahren, Professor für Allgemeinmedizin an der Uni Göttingen, Mitglied der Arzneimittelkommission der Ärzteschaft und der Expertenrunde „Arzneimittelbewertungen“ der Stiftung Warentest. Der Thieme-Verlag stampfte die August-Ausgabe der Zeitschrift ein. Sie erschien ohne den Artikel der Autoren Kochen und Wilhelm Niebling, Uni Freiburg, über die rationale Arzneitherapie in der hausärztlichen Praxis. Aussage: Omeprazol-Generika wirken gut und sind preisgünstig. Auch „Der Hausarzt“ druckte den Text nicht. Er erschien inzwischen im pharmakritischen „arznei-telegramm“.
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