Mittel gegen Blasen­schwäche

Rezept­pflichtige Medikamente im Test

Zurück zum Artikel

Gegen Harnin­kontinenz verordnen Ärzte verschiedene rezept­pflichtige Mittel. Am besten helfen sie kombiniert mit nicht-medikamentösen Maßnahmen – sofern diese nicht schon allein reichen. Die Tabelle zeigt Tabletten und Pflaster, die zum Einsatz bei Harnin­kontinenz von der Arznei­mittel­behörde zugelassen sind. Weitere Mittel und Therapie­möglich­keiten stehen in der Über­sicht Drei Stufen der Behandlung.

Wirk­stoff

Präparate (Beispiele)1

test-Bewertung

Gegen Drangin­kontinenz2

Oxybutynin

Kentera, Oxybutynin HCl Aristo, Oxybutynin AbZ

Mit Einschränkung geeignet.
Sogenannte Anticholinergika entspannen die Blasenmuskeln. Doch die Wirk­samkeit ist vergleichs­weise gering, außerdem können belastende Neben­wirkungen auftreten – etwa Mund­trockenheit, Verstopfung, Sehstörungen und vor allem bei älteren Menschen verschlechterte geistige Leistungs­fähig­keit.

Ärzte sollten etwa drei Monate nach Beginn der Behand­lung – und auch später regel­mäßig – mit Patientinnen und Patienten klären, ob die Therapie ausreichend hilft und verträglich ist. Wenn nicht, ist möglicher­weise ein Versuch mit einem anderen Wirk­stoff aus der Gruppe erfolg­reich.

Propiverin

Mictonorm, Mictonetten, Propiverin AL

Tolterodin

Detrusitol, Tolterodin Pfizer, Tolterodin 1A Pharma

Trospium

Spasmex, Spasmolyt, Urivesc

Darifenacin

Emselex

Fesoterodin

Toviaz

Solifenacin

Vesikur

Gegen Belastungs­inkontinenz bei Frauen

Duloxetin

Duloxetin Glenmark Uro, Yentreve

Mit Einschränkung geeignet.
Duloxetin erhöht die Spannung des Harn­röhrenschließ­muskels. Belegt ist ein Nutzen bei mitt­lerer und schwerer Belastungs­inkontinenz, also wenn Frauen mindestens zweimal am Tag ungewollt Urin verlieren. Viele brachen Studien wegen Neben­wirkungen wie Übel­keit ab.

Ärzte und Betroffene sollten regel­mäßig besprechen, ob das Mittel ausreichend wirkt und verträglich ist – ansonsten ist es schritt­weise abzu­setzen.

1
Sofern es zu einem Wirk­stoff mehrere Präparate gibt, nennen wir nur diejenigen, die Ärzte in Deutsch­land laut Arznei­ver­ordnungs­report 2018 am häufigsten verschreiben.
2
Nicht aufgeführt sind Mittel gegen Drangin­kontinenz, die in unserer Medikamenten­daten­bank nicht bewertet sind. Der Wirk­stoff Mira­begron etwa ist seit 2012 zugelassen und war seitdem über längere Zeiträume nicht verfügbar. Laut Arznei­ver­ordnungs­report wird er nur selten verschrieben.
6

Mehr zum Thema