
In Zeiten der Niedrigzinsphase erheben immer mehr Banken Minuszinsen auf die Sparguthaben der Kunden oder sie berechnen ein sogenanntes Verwahrentgelt. Besitzer von Girokonten, Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten müssen hierzulande aber keine Angst haben: Es gibt noch genug Banken, die immerhin ein kleines Zinsplus versprechen. Anleger mit größeren Vermögen müssen ihr Geld in Zukunft aber eventuell auf mehrere Institute verteilen.
Warum manche Banken Minuszinsen kassieren
Angst vor Minuszinsen muss niemand haben. Manche Sparer sorgen sich aber doch, seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im September 2019 den Einlagenzins für Banken, die Kundengelder bei ihr parken, auf minus 0,5 Prozent gesenkt hat. Eine zunehmende Anzahl von Geldinstitute versucht seitdem, die Minuszinsen an sie weiterzugeben. Für kleinere Beträge ist das aber nur bei kleinen Banken der Fall: So kassiert etwa die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck einen Minuszins von 0,5 Prozent von Neukunden, die mehr als 20 000 Euro auf dem Girokonto haben. „Keine Bank kann dauerhaft vom Draufzahlen leben“, erklärte das Institut.
Kunden können Minuszinsen aus dem Weg gehen
Ein Problem werden Minuszinsen bei anderen Banken nur bei sehr großen Einlagen. Erst ab 100 000 Euro kippt bei den meisten Banken die Verzinsung ins Minus. So handhabt es etwa die Deutsche Bank. Und auch die ING, früher Dauerkandidat in den Tagesgeld-Top-Tabellen, will ab Februar 2021 Neukunden 0,5 Prozent für den Anteil über 100 000 Euro Einlagen auf dem Giro- und Tagesgeldkonto berechnen.
Minuszinsen meist nur für Neukunden
Minuszinsen oder „Verwahrentgelte“ berechnen die Geldinstitute meist nur bei Neukunden. Bestandskunden Minuszinsen aufzubrummen, ist mit höheren Hürden verbunden. Kunden mit laufenden Vertragsbeziehungen müssten Negativzinsen zustimmen. Allerdings können Banken ihren unwilligen Kunden auch kündigen. Dabei gehen die Banken teilweise rabiat vor: Wie die Rheinische Post im November 2020 berichtete, droht etwa die Sparkasse Düsseldorf selbst Kunden mit jahrzehntelanger Geschäftsbeziehung mit dem Rausschmiss, wenn sie Negativzinsen nicht akzeptieren wollen.
Sparer sollten handeln
Sparer müssen Minuszinsen aber nicht akzeptieren: Es gibt genug Banken, die noch einen kleinen Zins zahlen. Wer größere Summen anlegen möchte, muss aber nun eventuell sein Geld auf mehrere Banken aufteilen, selbst wenn die Einlagensicherung der Bank größere Summen abdeckt.
Immer mehr Kreditinstitute kassieren Strafzinsen
Bei unserer Umfrage unter mehr als 160 Banken, die wir im Januar 2021 veröffentlicht haben (Finanztest 1/2021: Die besten Zinsen), gaben auch 25 auch größere Banken an, Strafzinsen (Verwahrentgelte) zu kassieren. Die Mehrzahl gewährt einen Freibetrag von 100 000 Euro. Das bedeutet, dass ein Minuszins nur auf den übersteigenden Anteil an Guthaben berechnet wird. Bei einigen Banken und Sparkassen liegt dieser Freibetrag sogar bei 250 000 oder 500 000 Euro.
Aufteilen lohnt sich
Vermögende Kunden können davon profitieren, wenn sie ihr Geld auf mehrere Institute verteilen. Bei den ausländischen Banken, die in unseren Zinstests am besten abschneiden, sollten Sparer aufgrund der begrenzten Einlagensicherung sowieso nicht mehr als 100 000 Euro anlegen. Bei den ausländischen Banken, die Kunden im Internet über Zinsportale erreichen, sind uns keine Banken mit Negativzinsen bekannt.
Unser Rat
Wechsel. Kassiert Ihre Bank Strafzinsen für Erspartes? Dann wechseln Sie zu einer Bank, die keinen Strafzins verlangt.
Sicherheit. Wollen Sie Ihr Geld sicher vermehren? Dann wählen Sie eine Direktbank aus. Ihr Geld wird dort verzinst und ist im Pleitefall bis zu 100 000 Euro gesetzlich geschützt. Die besten Angebote finden Sie in unseren Zinsvergleichen.
Steuer. Strafzinsen können Sie steuerlich nicht absetzen. Das Finanzamt stuft sie als Gebühr ein.
Viele Banken zahlen noch Guthabenzinsen
In unseren Vergleichen der Tagesgeldangebote und Festgeldangebote finden Sie fast hundert vor allem in- und ausländische Direktbanken für Ihre Zinsanlagen. Bei vielen Filialbanken sind Guthaben dagegen schlecht aufgehoben, weil diese Tages- und Festgeldkonten oder Sparbriefe oft meist nur noch mit null Prozent verzinsen oder gar Minuszinsen androhen.
Die besten Zinsen für Ihr Geld
Zinsvergleiche der Stiftung Warentest. Wo Sparer derzeit die höchsten Zinsen für Spargeld erhalten, erfahren Sie in den laufend aktualisierten Zinsvergleichen der Stiftung Warentest. Sie enthalten die attraktivsten Zinsen für über 800 Angebote von Tagesgeld und Festgeld mit unterschiedlicher Laufzeit sowie für ethisch-ökologische Sparangebote.
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Die Einlagensicherung ist wichtig
In den laufend aktualisierten Zinsvergleichen finden Anleger ausschließlich Zinsangebote von Banken, bei denen eine ausreichende Einlagensicherung für den Pleitefall gewährleistet ist. So berücksichtigt Finanztest nur Banken aus EU-Staaten, deren Einlagensicherung sich in Krisen bewährt hat. Eine Sicherung von 100 000 Euro Spargeld pro Kunde ist bei Banken üblich. Wer deutlich mehr Geld anlegen will, sollte sein Geld auf mehrere Banken verteilen. Jeder Anleger kann in unserer Einlagensicherungstabelle prüfen, bis zu welcher Höhe sein Geld im Fall einer Bankenpleite geschützt ist.
Diese Meldung ist im November 2019 auf test.de erschienen. Sie wurde am 9. Dezember 2020 aktualisiert.