
© Stiftung Warentest
Sie sind klein wie eine Mundharmonika. Anbieter versprechen, dass sie Fernseher und Monitore in vollwertige PCs verwandeln können. Im Test bewältigen die Micro-Rechner nur Basisaufgaben passabel.
Testergebnisse für 17 Mini-PCs und PC-Sticks 10/2016
Atemberaubend schnell soll der Hannspree Micro-PC sein. Das suggeriert der Anbieter auf seiner Internetseite. Auch die Firma Getini geizt nicht mit großen Worten: Ihr Winzling PC+ sei ein „vollwertiger Windows-PC“, stehe „seinen großen Artgenossen in nichts nach“ und lasse „wohl keine Wünsche offen“.
Unsere Computerexperten hätten da schon noch ein paar Wünsche. Sie haben sechs PC-Sticks nach dem Prüfprogramm für Notebooks und Desktop-Rechner getestet – schließlich legen die Anbieter in ihrer Werbung nahe, dass die Sticks andere Computer ersetzen können. Unser Testbericht zeigt, dass die Werbeaussagen für die geprüften Kleinstrechner zu dick auftragen.
Gut gedacht

HDMI. Über diesen Anschluss lassen sich die Sticks mit Fernsehern und Monitoren verbinden. © Stiftung Warentest
Eigentlich sind PC-Sticks eine klasse Idee: Die Geräte in Größe einer Mundharmonika, die auch als Micro-PCs oder HDMI-Sticks bezeichnet werden, kosten nur rund 100 bis 160 Euro, brauchen wenig Strom und sind leicht zu transportieren.
Fünf Rechner im Test laufen mit Windows 10. Das Hannspree-Modell nutzt Windows 8.1. Bei allen steckt der Besitzer den Stick einfach in die HDMI-Buchse eines Monitors oder Fernsehers und schließt ihn ans Stromnetz an. Zusätzlich benötigt er Maus und Tastatur, angebunden per USB-Kabel oder Funk (So richten Sie PC-Sticks ein). Zum Surfen im Internet brauchen PC-Sticks Zugriff auf ein WLan-Netz.
Schlecht gemacht
Nach der Installation beginnt das Missvergnügen. Eine derart enttäuschende Ansammlung von Geräten sehen die Multimedia-Experten der Stiftung Warentest selten: Kein Modell erreicht auch nur die Note befriedigend. Zum Bearbeiten einer Textdatei oder zum Lesen im Internet reichen sie noch. Wer seinem Stick aber ein wenig mehr abverlangt, stößt rasch auf Probleme. Videos ruckelfrei wiedergeben können die Rechner lediglich bis zur Auflösung HD ready. Allein das Intel-Gerät kam im Test mit Filmen in Full HD zurecht.
In der Hitze des Gefechts
Noch schlimmer sieht es bei grafisch aufwendigen Spielen wie „Call of Duty“ aus: Asus, Getini und I-Onik erhitzten sich dabei auf rund 65 Grad – am Gehäuse wohlgemerkt. Im Gerät dürften die Temperaturen noch höher liegen. Die Folge: Manche Sticks takten ihren Prozessor bereits in den ersten Minuten runter, um nicht noch mehr Wärme zu erzeugen. Der Asus schaltete sich in solchen Hochbelastungs-Situationen gelegentlich selbst aus. Die Hitze kann langfristig zu Hardwareschäden führen. Da ist es unverständlich, dass nur der Intel und der Lenovo einen Lüfter haben.
Diashow statt Spielspaß
Fans von visuell anspruchsvollen Spielen sollten einen Bogen um die Sticks machen: Für eine flüssige Wiedergabe sind rund 24 Bilder pro Sekunde erforderlich. Selbst der Intel als schnellster kam im 3D-Spiele-Test nur auf 13 Bilder pro Sekunde, der Hannspree gerade mal auf 2. Das Ergebnis erinnert eher an eine Diashow als ein Videospiel. Für diese Schwächen hagelt es im Urteil 3D-Spiele mangelhafte Noten.
Der Stick allein reicht nicht
Alle sechs Modelle bieten nur 32 Gigabyte Speicher. Da das Betriebssystem viel Platz benötigt, stehen Nutzern lediglich 19 bis 22 Gigabyte zur freien Verfügung. Dennoch sollen sich die Sticks laut einigen Anbietern gut zum Speichern und Abspielen von Medieninhalten eignen. Gerade für Cineasten ist das ein zweifelhaftes Versprechen, da manche Filmdatei selbst in SD-Qualität schon mehrere Gigabyte beansprucht.
Wer sich für einen der Sticks entscheidet, wird im Normalfall eine Speicherkarte einlegen oder eine externe Festplatte anschließen müssen. Das erhöht zwar die Kapazität. Jedoch läuft die Datenübertragung mit externen Geräten langsamer als innerhalb des SSD-Speichers – zumal bis auf den Intel alle Modelle nur den alten, recht lahmen USB-Standard 2.0 bieten.
Ein Problem führt zum nächsten
Hinzu kommt, dass die Sticks maximal zwei USB-Anschlüsse haben, die Modelle von Asus, Hannspree und Lenovo sogar nur einen. Um Maus, Tastatur und Festplatte per Kabel anzuschließen, ist ein USB-Verteiler nötig, der weitere Anschlüsse zur Verfügung stellt. Nicht immer können die Kleinstrechner solche Verteiler mit genügend Strom versorgen – dann brauchen die Erweiterungen auch noch ein Netzteil. So entsteht rund um den Stick schnell ein Kabelgewirr. Hängt das Gerät hinter dem Monitor, kann es in solchem Gewusel schwer sein, den „An“-Schalter zu erreichen.
Die Fähigkeiten eines durchschnittlichen Tischrechners erreicht keiner der Sticks auch nur annähernd. So günstig sie auch sind: Die Geräte eignen sich nur für wenige Einsatzzwecke, da sie recht umständlich sind und nur einfache Aufgaben ohne Probleme bewältigen.
Die bessere Alternative zu den Sticks sind Mini-PCs. Zu den Testergebnissen.
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Ich weiß nicht warum sie die Intel NUC-Serie gänzlich aus Ihrem Test ausgeschlossen haben... Die NUCs sind ja nur Benchmark in dieser Geräteklasse.