
„Wenn ich Lust auf Schokolade habe, beiß ich beherzt rein“, sagt Kerstin Franzen, die Schokolade seit ihrer Kindheit liebt. Ihr Mann Jürgen lässt Schokolade auf der Zunge zergehen und meint: „Genuss braucht Zeit“.
Schokofreunde aufgepasst: Die Auswahl ist groß, 15 von 25 Schokoladen sind gut. Sie unterscheiden sich in Süße, Cremigkeit und Kakaonote. Ausgerechnet die teuerste Tafel ist die schlechteste.
Wenn der Jieper groß ist, verputzen Schokoliebhaber wie Kerstin Franzen schnell mal eine halbe Tafel. „Bei Stress kaue ich die Stücke und genieße nicht so bewusst“, sagt die Potsdamerin. Ihr Mann Jürgen hält sich da mehr zurück. Er nascht nur eine Reihe und lutscht die süße Masse, bis sie sich im Mund aufgelöst hat. Genießer wie er kommen mit weichen, stark cremigen Schokoladen auf ihre Kosten, für „Beißer“ empfehlen sich sehr feste, knackige.
Unser Rat
15 Schokoladen sind gut. Die gute Schokolade ist knapper Testsieger.Ihr Geruch und Geschmack sind besonders facettenreich mit Sahne-, Karamell- und Vanillenoten. Sie trägt das Fairtrade-Siegel und gehört mit 1 Euro – alle Preise je 100 Gramm – zu den günstigen im Test. Dicht hinter ihr platzieren sich die dicke, fest-knackige Marabou Mjölk Choklad (1,12 Euro) sowie die stark süßen und cremigen Merci Edel-Rahm (1,30 Euro) und Milka Alpenmilch (1 Euro).
69 Cent bis 6,95 Euro

„Die gute Schokolade“ der Initiative Plant-for-the-Planet ist knapper Testsieger. Die Stücke sind so gestaltet, dass erkennbar ist, wie viel Prozent des Verkaufspreises in welches Projekt fließen. Nach Angaben der Initiative gehen beispielsweise 20 Prozent an ein Aufforstungsprojekt in Mexiko.
Der Test bietet für jeden Genießertyp etwas. Wir haben 25 Schokoladen geprüft: beliebte und hochwertig anmutende Tafeln, die sich auch als Geschenk eignen. Wir prüften sie unter anderem auf Schadstoffe, bestimmten Milch- und Kakaoanteile und verkosteten sie.
Das Ergebnis lässt Schokoherzen höher schlagen: 15 Produkte sind gut, 9 befriedigend. Schokoladen, die pro 100 Gramm mehr als 3 Euro kosten, schneiden nicht immer besser ab als solche für rund 1 Euro. Unter den günstigen sind sogar solche mit Nachhaltigkeitssiegel. Doch ausgerechnet die teuerste im Test, die Godiva für 6,95 Euro je 100 Gramm, ist stark mit Nickel belastet. Das Schwermetall gelangt in erster Linie aus dem Boden in die Kakaopflanze. Aber selbst wenn Schokoholics hin und wieder eine 79-Gramm-Tafel Godiva komplett verdrücken, müssen sie keine gesundheitlichen Auswirkungen befürchten.
Warum Lindt die gute Note verspielt

Falsche Erwartung. Auf der Rückseite der Lindt-Tafel prangen Vanilleblüte und -schoten. Verwendet wird aber das Aroma Vanillin.
Geschmackliche Vollendung bieten nur zwei Tafeln: „Die gute Schokolade“ und die Lindt-Vollmilchschokolade. Die sieben auf Schokolade trainierten Prüfpersonen beschreiben beide als besonders komplex in Geruch und Geschmack, als sehr stark cremig, als sehr intensiv sahnig im Geschmack, sehr vanillig sowie stark süß.
Lindt verhagelt sich jedoch ein gutes Qualitätsurteil durch die Kennzeichnung: Die Schweizer Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli bilden auf der Rückseite der Tafel Vanilleblüte und -schoten ab. Allerdings verwenden sie den Aromastoff Vanillin. Vanille konnten wir nicht nachweisen.
„Die gute Schokolade“ dagegen drängelt sich an bekannten Marken wie Marabou, Milka, Merci, Rausch oder Ritter Sport sowie an den Tafeln der Discounter Aldi und Lidl vorbei und landet auf Platz eins. Der Anbieter der Schokolade wirbt mit dem Slogan „Stück für Stück Gutes tun“. Dahinter steht die Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet. Ihr Ziel: Klimagerechtigkeit. Sie überzeugte den Hersteller Chocolats Halba aus der Schweiz sowie Händler wie Edeka, Kaufland oder Rewe von ihrer Idee: Sie alle verzichten auf ihren Gewinn. So ist es nach Angaben von Plant-for-the-Planet möglich, dass zum Beispiel 20 Cent pro Tafel an ein Aufforstungsprojekt in Mexiko gehen: Für fünf verkaufte Tafeln wird ein Baum gepflanzt.
Schokolade für jeden Genießertyp
Die Besten zum Beißen. Marabou Mjölk Choklad, Rausch Venezuela sowie Ritter Sport Goldschatz.
Die Besten zum Lutschen. Die gute Schokolade, Merci Edel-Rahm, Milka Alpenmilch und von Aldi Moser Roth Edel Vollmilch.
Die Besten mit intensivem Kakaogeschmack. Naturata Ecuador, Prinzessin Feodora Hochfeine Vollmilch, Rausch Venezuela und Ritter Sport Goldschatz.
Die Besten mit Nachhaltigkeitssiegel. Die gute Schokolade, Aldi, Reichardt, Lidl, Naturata, Hussel und Sarotti.
Kaum Schadstoffe
Mit Ausnahme der nickelbelasteten Godiva verderben Schadstoffe nicht den Genuss: Keine Schokolade ist nennenswert mit Pflanzenschutzmitteln oder Kadmium belastet. Auch das Problem mit den Mineralölen, die wir 2012 in teils hohen Gehalten in Adventskalender-Schokolade nachwiesen, haben die Hersteller mittlerweile im Griff.
Kräuterartig, malzig, leicht bitter

Schokolade hilft Stefanie Woit, Stress kurz auszuschalten. Sie sagt: „Ich liebe Schokolade, die intensiv nach Kakao und nicht so süß schmeckt.“
Eine Schokolade fiel bei der Verkostung negativ auf: Die Bio-Schokolade Vivani hat eine kräuterartige Fremdnote in Geschmack und Nachgeschmack und ist sensorisch nur ausreichend.
Gut dagegen sind einige Schokoladen, die weniger süß, dafür intensiv nach Kakao, malzig oder sogar leicht bitter schmecken (siehe Empfehlungen oben). Das ist ganz nach den Vorlieben von Stefanie Woit, die sagt: „Mein Schokogeschmack ist erwachsen geworden.“ Sie greift gern zu Tafeln mit höherem Kakaoanteil.
Mindestens 25 Prozent beträgt er bei Milchschokolade, die zudem einen Milchanteil von wenigstens 14 Prozent haben muss. Vollmilchschokolade muss laut Kakaoverordnung sogar 30 Prozent Kakao- und 18 Prozent Milchbestandteile enthalten. Bis auf die Schokolade der Lauenstein Confiserie halten alle im Test diese Vorgaben ein. Sie enthält etwas zu wenig Milch und dürfte nicht Vollmilchschokolade heißen.
Vanille in homöopathischer Dosis

Kaum Vanille. Hachez verspricht „verfeinert mit echter Bourbon-Vanille“ – wir wiesen sie nur in Spuren nach.
Neben Zucker, Kakaobutter, Kakaomasse oder Milchbestandteilen enthalten viele Schokoladen auch aromatisierende Zutaten. Bei „myChoco“ steht „natürliches Vanillearoma“ in der Zutatenliste, wir wiesen aber nur Ethylvanillin nach. Das kommt in der Natur – also auch in Vanille – nicht vor.
Hachez verspricht vorn auf der Verpackung „verfeinert mit echter Bourbon-Vanille“. Nachgewiesen haben wir nur Spuren an Vanille. Eine solche fast homöopathische Dosis rechtfertigt aus unserer Sicht keine plakative Nennung. In der Deklaration zogen wir daher Punkte ab.
Bei elf anderen Schokoladen stehen Vanilleschoten, Bourbon-Vanilleextrakt oder natürliches Vanillearoma am Ende der Zutatenliste. Wir konnten aber selbst mit empfindlichen Analysemethoden allenfalls Spuren von Vanille nachweisen. Dass keine zugegeben wurde, können wir nicht beweisen. Deshalb bewerten wir diesen Punkt nicht. Nur Naturata und Leysieffer enthalten Vanille in deutlicher Menge.
Manche mit Nachhaltigkeitssiegel
Nicht untersucht haben wir, wie sich die Anbieter gegen Missstände im Kakaoanbau engagieren. Manche haben eigene Nachhaltigkeitsprogramme, andere sind Fairtrade- oder Utz-zertifiziert (Interview). Im Test von Nachhaltigkeitssiegeln 2016 attestierten wir Fairtrade eine hohe Aussagekraft, „Naturland Fair“ eine sehr hohe (Tabelle Milchschokolade).
So unterschiedlich die Franzens auch Schokolade genießen, da sind sie sich einig: Sie achten auf solche Siegel.