
Yummi, Mami. Grieß- oder Reisbrei sollten Babys frühestens ab dem sechsten Monat bekommen. © iStockphoto
Viele Eltern schenken Fertigbreien für Babys ihr Vertrauen. In einigen fanden unsere Tester aber reichlich Zucker, Fruchtpulver und Schadstoffe.
Testergebnisse für 19 Milch-Getreide-Breie 09/2019
Es war einmal ein Brei, so schmackhaft und gesund, dass er Babys Bäuchlein wohlig füllte und es am Abend glücklich einschlief. So märchenhaft ließe sich die Werbung vieler Fertigbreie aus Milch und Getreide nacherzählen. Versehen mit Sternlein, Schäfchen oder Bären wirken ihre Etiketten heimelig.
Unser Rat
Bevorzugen Sie Brei ohne intensive Fruchtzusätze und mit wenig Zucker. Im Test waren nur drei gut. Zwei sind Pulver zum Anrühren: dm Babylove Bio Milchbrei Grieß (48 Cent pro 100 Gramm) sowie Hipp Bio-Milchbrei Gute Nacht Kinderkeks (79 Cent), der laut Hipp inzwischen verändert angeboten wird. Einziger Guter im Glas: Alnatura Abendbrei Grießbrei pur (Bio, 52 Cent).
Aller guten Breie sind drei

Im Glas oder als Pulver. Wer Milch-Getreide-Brei kauft, hat die Wahl. © Stiftung Warentest / Thomas Vossbeck, Getty Images (M)
Ende gut, alles gut? So geht unser Märchen vom Abendbrei nicht aus. Nur 3 der 19 geprüften Breie sind gut. Es gab mehrere Gegenspieler: Zucker, Fruchtpulver sowie die kritischen Substanzen Arsen, Chlorat, Isododecan und 3-MCPD-Ester.
Wir analysierten Pulver zum Anrühren und Breie aus dem Glas. Sie enthalten oft Weizen oder Reis, dazu Kuhmilch oder den industriellen Ersatz für Muttermilch.
Wie Eltern trieb uns die Frage um: Tut der Brei dem Baby gut? Wir orientierten uns am Bedarf eines sechs Monate alten Säuglings. Ihm soll er Eiweiß und Kalzium liefern. Zudem gesunde Fette, Vitamine, Eisen und Jod, die teilweise zugesetzt werden. Wir verglichen die Produkte auch mit selbst gemachtem Brei (Babybrei selber machen). Lediglich die Pulver von Hipp und dm sowie der Alnatura-Brei im Glas sind gut, die meisten befriedigend, vier nur ausreichend.
Alete, Rossmann und Bebivita hinten
Schlusslichter sind die Pulver von Alete und Rossmann sowie die Breie im Glas von Rossmann und Bebivita. Sie sind mit Schadstoffen bis knapp unterhalb der Grenzwerte belastet, ungünstig zusammengesetzt oder enthalten Zutaten, die die Vorliebe für Süßes fördern. Zwei davon werben mit der Altersangabe „nach dem vierten Monat“. Sie kann dazu verleiten, Brei verfrüht zu füttern („Nach dem 4. Monat ist zu früh“, siehe unten).

Matschepampe. Auch zum Ertasten, Schlecken und Kleckern ist Brei geeignet. © iStockphoto
Reisbrei kann Arsen enthalten
Nennenswerte Mengen kritischer Stoffe fanden wir in den Pulvern. Im Reisbrei von Töpfer und Alete war es Arsen. Die Reispflanze nimmt das Halbmetall über den Boden auf. Anorganische Arsenverbindungen gelten als krebserregend. Im Test liegen ihre Gehalte unter dem strengen Grenzwert, den die Diätverordnung vorgibt. Babys sollten Reisbrei nicht täglich essen.
Im Milupa-Pulver fanden wir eine andere, möglicherweise krebserregende Stoffgruppe: 3-MCPD-Ester. Sie können bei der Raffination von Fett entstehen. Einen Grenzwert gibt es noch nicht. Ebenso fanden wir bei Milupa vergleichsweise viel Chlorat, auch bei Rossmann. Es kann sich aus Desinfektionsmitteln bilden. Die Gehalte liegen unter dem Grenzwert für Brei.
Elf der zwölf Pulver enthielten das Lösemittel Isododecan. Es dient etwa dazu, Fette zu lösen, und könnte über Raps- oder Palmöl hineingelangt sein. Drei haben wegen leicht erhöhter Gehalte die Note Befriedigend im Urteil Kritische Stoffe bekommen: Alnatura, Holle und Müller. Gesundheitsrisiken sind keine bekannt, im Essen hat das Mittel jedoch nichts zu suchen.
Zucker, ein Übeltäter
„Guten, süßen Hirsebrei“ kocht das Töpfchen im Märchen der Gebrüder Grimm: Mutter und Tochter werden „ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei, sooft sie wollten.“ Heute sind rund 15 Prozent der Kinder in Deutschland laut Robert-Koch-Institut zu dick. Zucker gilt als Ursache für Übergewicht und Erkrankungen. Vermieden werden sollen „freie Zucker“, das sind zugesetzter Zucker und jener, der in Fruchtsaft, Sirup und Honig von Natur aus vorkommt. Sie sollten maximal 10 Prozent der täglichen Energieaufnahme von Kindern ausmachen. Tatsächlich sind es 16 Prozent, zeigt die Donald-Studie der Uni Bonn, die das Essverhalten im Land analysiert. Zucker aus frischem Obst gilt als weniger kritisch, da der Körper ihn langsamer aufnimmt.
Die „nationale Reduktions- und Innovationsstrategie“ der Regierung will Fertigprodukte gesünder machen. „Auch bei Beikost wie Getreidebreien setze ich mich dafür ein, dass so wenig Zucker wie möglich zugesetzt werden darf“, sagt Ernährungsministerin Julia Klöckner. Hilfreich wären Zutatenlisten, die die Menge an zugesetztem Zucker darstellen, oder eine strengere Diätverordnung. Sie erlaubt für Babykost, dass bis zu 30 Prozent der Energie aus zugesetztem Zucker kommen darf.
Keksbrei ist Testsieger und -verlierer
Im Test schöpft das einer fast aus: der Keksbrei im Glas von Bebivita. Rund 27 Prozent seiner Gesamtenergie stammt aus Zucker, wobei Milchzucker nicht mit einberechnet wird. Im wichtigsten Prüfpunkt, Ernährungsphysiologische Qualität, ist er gerade noch ausreichend. Eisen liefert er nur sehr wenig, wie viele Breie im Test. Im zweiten Lebenshalbjahr ist Eisen sehr wichtig.
Nicht jeder Keksbrei strotzt vor Zucker, das beweist der Bio-Milchbrei Gute Nacht Kinderkeks. Er ist Testsieger und kommt – wie Testverlierer Bebivita – von Hipp.
Fruchtpulver bringen unnötig Süße
Die Pulver von Müller, Milupa, Alnatura und Rossmann enthalten Zusätze aus Apfel, Banane oder Birne. „Intensiv süß schmeckende Babybreie sind nicht empfehlenswert, da sie die langfristige Geschmackspräferenz des Kindes nachteilig prägen können“, sagt Professor Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel und Ernährung am Haunerschen Kinderspital in München und Sprecher des Wissenschafts-Beirats des Netzwerks „Gesund ins Leben“, das Empfehlungen für Säuglinge erarbeitet. Aromagebende Zutaten sieht der Beirat als überflüssig an. Nur Vanille toleriert er, sie kann den Geschmack von Fertigprodukten abrunden. Da Säuglinge Süße intensiv wahrnehmen, rät der Arzt Eltern: „Probiert es selbst. Wenn es sehr süß schmeckt, ist es für Euer Kind ungeeignet.“
Breie mit Fruchtpulvern schmecken oft deutlich süß oder künstlich fruchtig: Dafür zogen wir im Prüfkriterium „Einfluss auf die Geschmacksprägung“ Punkte ab, vor allem bei Rossmanns Milchbrei Hafer-Apfel und Milupas Vollkorn Früchte Milchbrei.
Mütter haben großen Einfluss
Fundierte Studien zur frühen Geschmacksprägung sind rar. Einige kommen von der US-Biopsychologin Julie Mennella aus Philadelphia. Sie zeigte, dass Mütter in der Schwangerschaft und beim Stillen die Basis für den Ernährungsstil legen. Sie geben ihre Vorlieben weiter. Und sie bestimmen den weiteren Verlauf mit: „Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem viel Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel gegessen werden, entwickeln eine verstärkte Vorliebe für Süßes. Das kann sie anfällig machen, zu viel davon zu konsumieren.“

Alle, alle. Wo ist nur der Brei geblieben? Wer die Zutaten variiert, hält die Neugier wach. © iStockphoto
„Nach dem 4. Monat“ ist zu früh
Hersteller fördern den Kontakt mit Süßem. Jeder zweite Brei im Test trägt die Altersempfehlung „nach dem 4. Monat“. Unmissverständlich wäre „ab dem 5. Monat.“ Experten empfehlen, erst dann mit der Beikost zu beginnen. Sie raten zudem, Babys zuerst an Fleisch-Gemüse-Brei zu gewöhnen. Milch-Getreide-Brei sollte erst ab dem sechsten Monat folgen. „Machen Sie die Einführung an der Entwicklung Ihres Kindes fest“, rät Aleyd von Gartzen, Beauftragte für Stillen und Ernährung beim Deutschen Hebammenverband. „Kann es mit wenig Unterstützung sitzen? Kann es Dinge in den Mund nehmen, ohne sie postwendend rauszuschieben?“ Falls ja, könnte der Zeitpunkt gekommen sein.
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@PS1984: Ein Milch-Getreide-Brei sollte tatsächlich immer frisch zubereitet werden, denn wichtige Zutaten darin sind nicht steril, d.h. sie enthalten Keime und die können sich auch im Kühlschrank noch vermehren.
Liebes Stiftung Warentest Team,
sollte der Babybrei täglich frisch zubereitet werden, oder kann man diesen auch im Kühlschrank für den Tag darauf bevorraten und nochmal erwärmen?