Testergebnisse für 19 Milch-Getreide-Breie 09/2019
Im Test: 19 Milch-Getreide-Breie, davon 12 Pulver zum Anrühren mit heißem Wasser (darunter 8 Bioprodukte) und 7 Fertigbreie im Gläschen (darunter 6 Bioprodukte). Eingekauft haben wir sie im März 2019. Die Preise ermittelten wir durch Befragung der Anbieter im Juli 2019.
Ernährungsphysiologische Qualität: 50 %
Wir begutachteten die Zusammensetzung der Produkte. Dafür bestimmten wir im Labor die Gehalte der Grundnährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe sowie das Fettsäurespektrum. Für die Beurteilung orientierten wir uns an den Vorgaben der Diätverordnung und ergänzend vor allem an den Empfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Wir prüften, wie sich die Produkte in den Ernährungsplan im ersten Lebensjahr einfügen lassen, wie er vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) entwickelt wurde. Wir prüften ebenso, inwieweit ihre Zusammensetzung einem vom FKE entwickelten Milch-Getreide-Brei entspricht.
Folgende Methoden setzten wir ein:
- Rohprotein: in Anlehnung an Methode L 01.00–10/1 der Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach §64 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (ASU) mit Umrechnungsfaktor 6,25
- Gesamtfett: gemäß Methode L 01.00–20 der ASU
- Fettsäurespektrum: gemäß Methoden C-VI 10a und C-VI 11d der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft (DGF) mittels GC-FID nach Überführung in die jeweiligen Fettsäuremethylester.
- Laktose, Saccharose, Glukose, Fruktose, Maltose: in Anlehnung an Methode L 40.00–7 der ASU
- Trockenmasse/Wassergehalt: Gläschen: gravimetrisch in Anlehnung an Methode L 02.06–2 der ASUPulver: gravimetrisch nach Vakuumtrocknung bei 70 °C
- Nahrungsfasern (Ballaststoffe): gravimetrisch gemäß Methode L 00.00–18 der ASU
- Asche: gravimetrisch gemäß Methode L 01.00–77 der ASU
- Kohlenhydrate: berechnet aus der Differenz von Gesamtfett, Rohprotein, Nahrungsfasern, Wasser und Asche zu Hundert.
- Stärke: enzymatisch mittels kommerziellem Test-Kit
- Physiologischer Brennwert: berechnet aus den Gehalten an Eiweiß, Fett, Kohlenhydraten und Nahrungsfasern
- Natrium, Kalzium, Magnesium, Kalium, Eisen, Zink, Phosphor: nach Aufschluss gemäß L 00.00–19/1 der ASU Messung gemäß Methode L 00.00–144 der ASU mittels ICP-OES
- Jod: gemäß Methode L 00.00–93 der ASU mittels ICP-MS
- Vitamin B1: in Anlehnung an Methode L 00.00–83 der ASU mittels HPLC-MS/MS
- Vitamin A: gemäß Methode L 00.00–63/1 der ASU mittels HPLC
- Vitamin D: in Anlehnung an Methode L 00.00–61 der ASU mittels HPLC
Einfluss auf die Geschmacksprägung: 5 %
Zunächst beschrieben drei geschulte Prüfer Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl der Breie. Jeder Prüfer verkostete sie anonymisiert und unter gleichen Bedingungen, auffällige mehrmals. Die Prüfer erarbeiteten ein gemeinsames Ergebnis, das Basis für unsere Bewertung war. Wir berücksichtigten wissenschaftliche Hinweise auf eine mögliche ungünstige Geschmacksprägung von Säuglingen – diese liegen insbesondere für einen deutlichen Süßgeschmack vor. Wir bewerteten auch Geschmacksnoten aus Zimt, Fruchtpulver und in schwächerem Maße Vanille, da diese oft mit dem Süßgeschmack verbunden sind.
Folgende Methode setzten wir ein:
Die sensorische Prüfung erfolgte gemäß Methode L 00.90–6 der ASU. Das im Konsens aller Prüfer der Gruppe verabschiedete Ergebnis beinhaltete keine Bewertungen, sondern lediglich abgestimmte Produktprofile, bei denen ggf. unterschiedliche Beschreibungen aus den Einzelprüfungen zuvor in der Gruppe verifiziert wurden.
Kritische Stoffe: 20 %
Im Labor wurden die Produkte auf gesundheitlich relevante Stoffe untersucht: Pestizide, Chlorat, Perchlorat, 3-MCPD-Ester, Glycidyl-Ester, Mykotoxine, Tropanalkaloide, Weichmacher, Schwermetalle und Mineralölkohlenwasserstoffe. Während der Aromenanalyse stießen wir überraschend auch auf das Lösungsmittel Isododecan und prüften alle Produkte daraufhin.
Folgende Methoden setzten wir ein:
- Quecksilber, Blei, Kadmium, Arsen,: nach Aufschluss gemäß L 00.00–19/1 der ASU Messung gemäß Methode L 00.00–135 der ASU mittels ICP-MS
- Aluminium: nach Aufschluss in Anlehnung an Methode L 00.00–19/1 der ASU Messung gemäß Methode L 00.00–135 der ASU mittels ICP-MS
- Anorganisches Arsen: Bei erhöhtem Arsengehalt wurde ergänzend der Gehalt an anorganischem Arsen in Anlehnung an Methode L 25.06–1 der ASU mittels Hydrid-AAS bestimmt. Unter der Annahme, dass sämtliches anorganisches Arsen aus Reis stammt, wurde mit dem deklarierten Reisanteil auf den Gehalt im Reis zurückgerechnet.
- Pestizide: Gemäß Methode L 00.00–34 der ASU sowohl gaschromatographisch als auch mittels HPLC. Die Detektion erfolgte jeweils mittels gekoppelter Massenspektrometrie. Es waren keine Pestizide nachweisbar.
- Polare Pestizide (wie Glyphosat und seine Abbauprodukte): In Anlehnung an die QuPPE-Methode mittels LC-MS/MS. Es waren keine nachweisbar.
- Chlorat und Perchlorat: In Anlehnung an die QuPPE-Methode mittels LC-MS/MS.
- 3-MCPD-Ester und Glycidyl-Ester: in Anlehnung an DGF-Methode C-VI 18 mittels GC-MS. Glycidyl-Ester waren nicht nachweisbar.
- Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH und MOAH): in Anlehnung an Methode DIN EN 16995 mittels online gekoppelter LC-GC/FID. Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) waren nicht nachweisbar.
- Aflatoxine B1, B2, G1, G2: in Anlehnung an Methode L 23.05–2 der ASU. Es waren keine nachweisbar.
- Deoxynivalenol, Nivalenol, Tropanalkaloide und bei maishaltigen Produkten auch Zearalenon: mittels LC-MS/MS
- Weichmacher: Bei den Produkten im Gläschen prüften wir ergänzend auf Weichmacher mittels LC-MS/MS. Es waren keine oder allenfalls unbedenkliche Spuren nachweisbar.
- Isododecan: Nach Destillation, Extraktion und Anreicherung prüften wir mittels GC-MS.
Mikrobiologische Qualität: 5 %
Wir analysierten im Labor die Anzahl an Keimen – bei den Produkten im Glas nach vorangegangener Bebrütung bei 37 Grad Celsius.
Folgende Methoden setzten wir ein:
Bei pulverförmigen Produkten:
- Aerobe mesophile Koloniezahl (Gesamtkoloniezahl): gemäß Methode L 48.01–14
- Enterobacteriaceae: gemäß Methode L 00.00–133/2 der ASU
- Salmonellen: gemäß Methode L 00.00–20 der ASU
Bei Fertigbreien im Gläschen nach Bebrütung:
- Aerobe mesophile Koloniezahl (Gesamtkoloniezahl): gemäß Methode L 48.01–14
- Anaerobe Gesamtkoloniezahl: gemäß Methode ISO 4833–2
Verpackung: 5 %
Wir prüften, ob die Packungen eine Originalitätssicherung haben, Materialkennzeichnungen und Entsorgungshinweise tragen. Drei Experten testeten, wie leicht sich die Packungen öffnen und bei Kartonverpackungen wie leicht sie sich wiederverschließen lassen.
Deklaration: 15 %
Wir prüften, ob die Verpackungsangaben – wie im Lebensmittelrecht vorgeschrieben – korrekt und vollständig sind. Wir bewerteten Zubereitungs- und Lagerungshinweise, Angaben zu Aromen und Altersempfehlung. Drei Experten bewerteten ihre Leserlichkeit und Übersichtlichkeit.
Folgende Methoden setzten wir ein:
- Vanille (bei entsprechendem Hinweis im Zutatenverzeichnis): Prüfung auf Vanille-Inhaltsstoffe mittels UHPLC-DAD-MS/MS.
- Aromaspektrum: Bei Produkten, die laut Zutatenverzeichnis Fruchtbestandteile (z. B. Fruchtpulver) oder „natürliches Aroma“ enthielten, prüften wir die flüchtige Aromafraktion nach Destillation mittels chirodifferenzierter GC-MS.
- Aus den Analysenergebnissen auf Vanille-Inhaltsstoffe und aus dem Aromaspektrum beurteilten wir, ob die Angabe „natürliches Aroma“ im Zutatenverzeichnis plausibel war. Wir recherchierten in allen uns zugänglichen Quellen, ob für die analysierten Aromastoffe ein natürliches Gewinnungsverfahren beschrieben ist. Hierzu baten wir auch die Anbieter um nähere Auskunft.
Weitere Untersuchungen
Waren Reis-, Maisgrieß oder Maismehl in der Zutatenliste aufgeführt, prüften wir auf eine Reihe von Gensequenzen, die für gentechnisch veränderte Bestandteile typisch sind – ohne positiven Nachweis.
Folgende Methoden setzten wir ein:
- Prüfung auf P35S- und T-nos-Sequenzen: gemäß Methode L 00.00–122 der ASU
- Schutzatmosphäre: Bei pulverförmigen Produkten bestimmten wir die Zusammensetzung der Schutzatmosphäre elektrometrisch.
- Chlorierte Kunststoffe: In den Deckeldichtungen der Gläschen prüften wir mittels Röntgenfluorenszenzanalyse und FTIR-Spekroskopie auf chlorierte Kunststoffe
Abwertungen
Abwertungen bewirken, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit einem Sternchen *) gekennzeichnet. War die ernährungsphysiologische Qualität oder das Urteil für kritische Stoffe ausreichend, konnte das test-Qualitätsurteil höchstens eine halbe Note besser sein. Lautete das Urteil für die Deklaration ausreichend, so wurde das test-Qualitätsurteil um eine halbe Note abgewertet. War die Deklaration mangelhaft, konnte das test-Qualitätsurteil nur eine halbe Note besser sein.
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- Wir haben 20 Fertigbreie im Gläschen getestet. Sieben im Test sind gut, darunter auch vegetarische. Viele Breie versorgen Babys aber nicht optimal mit Nährstoffen.
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- Anfangs geht nichts über Muttermilch. Ab wann aber können Babys Brei essen? Und wie lässt sich Allergien vorbeugen? Die Stiftung Warentest gibt Tipps zur Baby-Ernährung.
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- Anfangsmilch soll das Baby rundum versorgen. Die meisten Pre-Nahrungen im Test der Stiftung Warentest sind erfreulich gut – aber nicht jedes Markenprodukt.
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@PS1984: Ein Milch-Getreide-Brei sollte tatsächlich immer frisch zubereitet werden, denn wichtige Zutaten darin sind nicht steril, d.h. sie enthalten Keime und die können sich auch im Kühlschrank noch vermehren.
Liebes Stiftung Warentest Team,
sollte der Babybrei täglich frisch zubereitet werden, oder kann man diesen auch im Kühlschrank für den Tag darauf bevorraten und nochmal erwärmen?