
Auch weggeworfene Plastikflaschen werden irgendwann zu Mikroplastik: Brandung und UV-Strahlung zersetzen das Material und es entstehen immer mehr und immer kleinere Plastikpartikel. © Getty Images / PhotoAlto
Winzig klein, aber ein großes Thema: Die Stiftung Warentest beantwortet die wichtigsten Fragen zu Mikroplastik und welche Auswirkungen die Teilchen auf die Umwelt haben.
Was ist Mikroplastik?
Der Segler und Umweltaktivist Charles Moore machte 1997 den „Großen Pazifischen Müllstrudel“ bekannt. Meeresströmungen haben in dem Gebiet bei Hawaii einen Plastikmüllteppich – ungefähr dreimal so groß wie Frankreich – zusammengetrieben, rund 80 000 Tonnen. Was Moore beunruhigte: Zwischen Plastikflaschen, -tüten und -teilen wirbelten ungezählte Plastikpartikel.
Mikroplastik, Nanoplastik, Nanopartikel
Was Charles Moore damals entdeckte, heißt heute Mikroplastik. Kunststoffpartikel von 0,1 Mikrometer bis 5 Millimeter Größe bezeichnet die Stiftung Warentest als Mikroplastik – und folgt damit der Definition der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa). Noch kleinere Partikel sind Nanoplastik – nicht gleichzusetzen mit Nanopartikeln, die auch aus anderen Materialien als Plastik bestehen können.
Für Umweltschützer zählen auch flüssige Kunststoffe zur Mikroplastik
Was Nanoplastik mit Nanopartikeln gemeinsam hat: Beide können in menschliche Zellen eindringen. Ein erweiterte Definition von Mikroplastik vertritt beispielsweise Greenpeace oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): Sie bezeichnen auch flüssige Kunststoffe als Mikroplastik.
Wo kommt Mikroplastik her?

Mikroplastik gelangt in Deutschland aus mindestens 51 verschiedenen Quellen in die Umwelt. Die größte Quelle der kleinen Partikel ist der Kraftfahrzeugverkehr. Doch auch wer zu Fuß geht, hinterlässt Mikroplastik (Abweichungen von 100 Prozent, da gerundet). © iStockphoto, Shutterstock, Grafik: Stiftung Warentest
Reifen, Sohlen, Fleece. Mit etwa 40 Prozent entsteht ein Großteil der Emissionen von Mikroplastik in die Umwelt beim Gebrauch von Produkten und Infrastruktur: Besonders Straßenbeläge und Autoreifen, aber auch Schuhsohlen, hinterlassen Abrieb. Textilien aus Fleece geben beim Waschen Fasern ins Abwasser ab. All das schreiben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in einer Studie vom Juni 2018.
Kunstrasen. Mikroplastik aus Kunstrasenplätzen beschäftigt derzeit die EU-Behörden: Die Europäische Chemikalienagentur (Echa) empfiehlt, auf Mikroplastik-Granulat, das als Füllmaterial für Kunstrasenplätze genutzt wird, zukünftig zu verzichten. Es ist damit zu rechnen, dass dei EU diesen Vorschlag annehmen wird. Ein grundsätzliches Verbot von bereits bestehenden Kunstrasenplätzen ist derzeit aber nicht geplant.
Aus ungeklärter Quelle. Während der Anteil von Sport- und Spielplätze an den Mikroplastikemissionen umstritten ist, konnten die Fraunhofer-Forscher rund ein Viertel des Mikroplastiks, das pro Jahr in Deutschland gelangt, gar keiner Quelle zuordnen.
Abfall- und Industriebetriebe, Baustellen und Sonstiges. Auf diese Quellen soll laut Schätzung rund ein Fünftel der Mikroplastikemissionen in Deutschland entfallen.
Kosmetika, Reiniger, Waschmittel. Mikroplastik wird etwa in Flüssigwaschmitteln als Trübungsmittel eingesetzt. In Reinigungsprodukten funktionieren die Partikel als Abrieb- und Schleifmittel – zum Beispiel auch in Glaskeramikkochfeldreinigern. Den gleichen Zweck erfüllte Mikroplastik lange Zeit in vielen Kosmetikprodukten, etwa in Hautpeelings, Duschgelen und Zahnpasta.
Die Kosmetikhersteller haben das als Problem erkannt und sich 2014 selbst dazu verpflichtet, auf den Einsatz von Mikroplastikpartikeln in abwaschbarer Kosmetik sukzessive zu verzichten. Viele dieser sogenannten Rinse-off-Produkte enthalten inzwischen tatsächlich keine Mikroplastikpartikel mehr, wie der europäische Lobbyverband Cosmetics Europe und das Umweltbundesamt übereinstimmend berichten.
In dekorativer Kosmetik, die längere Zeit auf der Haut verbleibt und nicht gleich wieder abgespült wird, sei dies oft noch nicht der Fall, bemängelt Greenpeace in einer Veröffentlichung vom März 2021. Die Umweltschutzorganisation hat 664 verschiedene Schminkprodukte untersucht, wie Make-up, Puder, Highlighter, Lippenstifte, Lipgloss und Augen-Make-up. Etwa ein Fünftel enthielt laut Greenpeace Mikroplastik. Die Umweltschützer überprüften vor allem die Angaben in den Inhaltsstofflisten. Lediglich eine Stichprobe von elf ausgewählten Produkten schickten sie ins Labor.
Das Umweltbundesamt hält Mikroplastik in vielen Kosmetika, Reinigungs- und Waschmitteln für verzichtbar, weil es sich ersetzen lässt.
Lacke, Früchte, Textilien. Eingesetzt wird Mikroplastik außerdem in Farben und Lacken sowie in Beschichtungsmitteln für Zitrusfrüchte und Textilien.
Wie verbreitet sich Mikroplastik in der Umwelt?
Mit geschätzten 364 000 Tonnen Mikroplastik verschmutzen wir in Deutschland jedes Jahr die Umwelt. Allein der Kraftfahrzeugverkehr macht rund ein Drittel davon aus, berichtet das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in seiner Studie aus dem Juni 2018. Die Forscher rechnen demnach mit mindestens 51 Quellen, aus denen Mikroplastik in die Umwelt gelangt.
Unterschiedlichste Quellen
Auch Makroplastik wie weggeworfene Plastikflaschen und -tüten – sein Anteil wird in Deutschland auf rund 10 Prozent geschätzt – zerfällt unter dem Einfluss von Wind und Sonne über Jahrzehnte zu Mikroplastik. Das passiert mit 29 Prozent der geschätzt 116 000 Tonnen Plastikmüll, die jedes Jahr in Deutschland in die Umwelt gelangen. Den Großteil, rund 71 Prozent, sammeln Stadt- und Straßenreinigungsbetriebe wieder ein.
Fließwasser, Wind, Klärschlamm
Mikroplastik verbreitet sich über Fließwasser und Wind. Der Wind bläst den Reifenabrieb von Straßen, Regen schwemmt ihn weg. Haushaltsabwässer bringen Mikroplastik über die Kanalisation in die Kläranlagen. Die Kläranlagen in Deutschland filtern zwar 95 Prozent des Mikroplastiks heraus. Davon gelangen allerdings 35 Prozent mit dem Klärschlamm zurück in die Umwelt – ein Großteil davon auf Äcker, die mit Klärschlamm gedüngt werden, schätzen die Fraunhofer-Forscher.
Vorerst kein Verbot. Die deutsche Bundesregierung wollte dies verbieten. Die Pläne sind laut Bundeslandwirtschaftsministerium aber vom Tisch: „Da keine ausreichenden Verbrennungskapazitäten vorhanden sind, hätte das geplante Verbot zu einem Entsorgungsnotstand geführt“, so die Begründung. Die Europäische Kommission hat sich 2020 dazu entschieden, die seit 1986 geltende EU-Klärschlammrichtlinie zu evaluieren – und in der Folge möglicherweise auch an moderne Gegebenheiten anzupassen.
Muscheln, Krebse, Fisch
Wie viel Mikroplastik in Böden bleibt und wie viel über Flüsse ins Meer geschwemmt wird, können Wissenschaftler derzeit nur schätzen. Genannt werden Werte zwischen 2 und 47 Prozent für den Übertrag in die Meere. Dort verbreitet sich Mikroplastik weiter. Es wird von Kleinstlebewesen aufgenommen, Muscheln und Krebse wiederum nehmen die Kleinstlebewesen auf. Letztlich landet Mikroplastik in den Mägen von Fischen, Seevögeln und Menschen, von denen es aber wohl größtenteils wieder ausgeschieden wird (Mikroplastik in Lebensmitteln).
Wie geht die Stiftung Warentest mit Mikroplastik um?
Kochfeldreiniger. Im Test von Glaskeramikkochfeldreinigern (7/2018) werteten wir Produkte, die laut Anbieter Mikroplastik enthalten, in den Umwelteigenschaften auf befriedigend ab. Warum nicht strenger, fragten einige Leser. Die Antwort: Es fehlen Langzeitstudien, um die Wirkung von Mikroplastik in der Umwelt bewerten zu können. Andererseits ist Mikroplastik in den Reinigern unnötig: Im Test fanden wir Produkte ohne Mikroplastik-Zusatz, die genauso gut funktionieren wie die mit.
Mineralwasser. Lebensmitteln wird Mikroplastik nicht zugesetzt, sie können aber damit verunreinigt sein. Die Analyse ist heute erst in wenigen Produkten möglich, unter anderem in Mineralwässern. In den Tests der Stiftung Warentest wurden sie dennoch nicht darauf untersucht (Mineralwasser im Test). Die Gründe: Laut einer Münsteraner Studie geben Deckel und Flaschen Mikroplastik in Mineralwasser ab, je mehr, je länger die Flaschen im Handel stehen und je öfter sie wieder verwendet werden. So könnten sich Prüfergebnisse für Flaschen derselben Marke unterscheiden. Wir hätten die Befunde außerdem nicht verantwortungsvoll bewerten können, weil noch unklar ist, ob Mikroplastik die Gesundheit von Menschen gefährdet. Auch wissen wir zu wenig über Ursachen und Einflussfaktoren.
Kosmetika. In unseren Tests von Kosmetikprodukten spielen absichtlich zugesetzte, feste Mikroplastikpartikel als Folge der Selbstverpflichtung der Anbieter (siehe oben) inzwischen kaum mehr eine Rolle. In den Listen der Inhaltsstoffe finden sich aber mitunter wasserlösliche synthetische Polymere – sie werden etwa als Filmbildner in Haargelen eingesetzt, in Sonnenschutzmitteln verbessern sie die Wasserfestigkeit, Flüssigshampoos, auch Kindershampoos, machen sie dicker. Einige Umweltverbände wie der BUND und Greenpeace zählen auch sie zu Mikroplastik. Umweltbundesamt, EU und das Umweltprogramm der UN tun das nicht.
Die Stiftung Warentest bewertet den Einsatz flüssiger Polymere in Kosmetik bisher nicht: Ihre Umweltwirkung ist schwer abzuschätzen – oft fehlen die dafür erforderlichen Daten. Zwar sind viele der synthetischen Polymere, etwa Carbomer, PVA und PVP, schwer biologisch abbaubar. Welche Folgen das für Wasserorganismen hat, lässt sich aber nicht pauschal sagen. Es hängt auch davon ab, welche Mengen eingesetzt werden und wie toxisch sie sind. Gesundheitsrisiken für Menschen sind daraus nicht ableitbar. Aber: Wer zu Naturkosmetika greift, ist auf der sicheren Seite – in ihnen sind synthetische Polymere tabu.
Gefährdet Mikroplastik die Gesundheit?

Es muss noch erforscht werden, ob Mikroplastikpartikel Chemikalienrückstände, Viren oder Bakterien an sich binden. © Stiftung Warentest / E. Tuckow
Im Folgenden fassen wir zusammen, wie nationale und internationale Gesundheitsorganisationen und Behörden das Thema Mikroplastik einschätzen. Sie sind sich vor allem darin einig, dass weitere Forschung nötig ist.
WHO
Erkenntnisse aus Trinkwasserstudien. Die Weltgesundheitsorganisation hat 50 Studien über Mikroplastik in Trinkwasser ausgewertet. Im Fokus: gesundheitliche Risiken für den Menschen. Ihre Einschätzung dazu formulieren die Experten der WHO äußerst vorsichtig: „Die derzeitigen Mengen von Mikroplastik in Trinkwasser scheinen kein Gesundheitsrisiko darzustellen.“ Die Begründung: Mikroplastikpartikel über 0,15 Millimeter würden wahrscheinlich vom menschlichen Körper wieder ausgeschieden, noch kleinere Partikel, so genanntes Nanoplastik, nur in geringen Mengen aufgenommen.
Übertragung von Krankheitserregern unwahrscheinlich. Allerdings schließt die WHO nicht aus, dass sich Nanoplastikpartikel weiträumiger im menschlichen Körper verteilen als die größeren Mikroplastikpartikel und im Gegensatz zu diesen zu einem gewissen Anteil im Körper ablagern. Dass Plastikpartikel Chemikalien oder biologische Krankheitserreger binden und in besorgniserregendem Ausmaß im menschlichen Körper freisetzen, hält die WHO lediglich für „unwahrscheinlich“.
Standardisierte Analysemethoden fehlen. Die Vorsicht der Experten hat einen guten Grund: Es mangelt an vergleichbaren Studien über Gesundheitsrisiken durch die Aufnahme von Mikroplastik mit Trinkwasser und erst recht mit weiteren Nahrungsmitteln – unter anderem weil sich die Partikel in Oberflächenbeschaffenheit, Form und Größe sehr unterscheiden. Gerade für kleine Partikel fehlen außerdem standardisierte Analysemethoden.
Kritik von Umweltschützern. Die WHO hat deshalb weitere Forschungen angekündigt und ruft andere Akteure auf, es ihr gleich zu tun. Der BUND kritisiert, die WHO erkläre ein Gesundheitsrisiko durch Mikroplastik für unwahrscheinlich, obwohl laut ihren eigenen Angaben nicht genug Daten für eine Bewertung vorlägen.
Efsa
Fokussierung auf Schadstoffe. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) bezeichnet die Daten zu den Folgen der Aufnahme von Mikroplastik in den menschlichen Körper sogar als unzureichend für eine Risikobewertung. Die Efsa will besonders einen Punkt geklärt wissen: Welche Mengen an Schadstoffen nimmt der Mensch mit Mikroplastik auf?
Erhöhtes Krebsrisiko nicht belegt. Mikroplastikpartikel können Bakterien transportieren, aber auch Schadstoffe wie aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), von denen einige krebserregend sind. Bislang geht die Efsa allerdings davon aus, dass die Belastung selbst bei einem täglichen Verzehr großer Mengen stark mit Mikroplastik belasteter Muscheln kaum zunimmt.
BfR
Untersuchungen zu Lebensmittelverpackungen. Nach weiterer Forschung ruft auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung. Die Behörde selbst hat im August 2019 Untersuchungsergebnisse zu Auswirkungen von Mikroplastikpartikeln auf das Darmgewebe anhand von menschlichen Zellen der Darmschleimhaut und im Versuch mit Mäusen veröffentlicht. Demnach habe die Aufnahme von Partikel Plastiks Polystyrol – weit verbreitet in Lebensmittelverpackungen und Fahrradhelmen – keine schädlichen Effekte.
Mikroplastik in Kosmetika. Auch zur Gesundheitsgefahr von Mikroplastik in Zahnpasta und Kosmetika hat sich das BfR bereits geäußert. Von Kosmetika mit Mikroplastik geht demzufolge wahrscheinlich keine Gefahr aus. Eine Aufnahme der Partikel über die Haut sei „nicht zu erwarten“. Die Risikobewerter nehmen an, dass selbst beim Verschlucken von Zahnpasta mit Mikroplastik in Magen und Darm „keine gesundheitlich relevanten Mengen“ schädlicher Stoffe freigesetzt werden, die Partikel das Darmgewebe nicht schädigen und „der überwiegende Teil“ ausgeschieden wird. Ob sich Mikroplastik im Körper ablagern kann, weiß das BfR nicht.
Schadet Mikroplastik Tieren?
Das ist ebenfalls kaum bekannt. Feldstudien zeigen, dass Tiere Mikroplastik aufnehmen. Wie es auf sie gewirkt hat, können Wissenschaftler anhand toter Tierkörper aber kaum nachvollziehen. Laborstudien, in denen Tiere unnatürlich hohe Dosen von Mikroplastik zu fressen bekamen, belegen: Mikroplastik kann das Immunsystem von Tieren schwächen, die Fruchtbarkeit senken und die Sterblichkeit steigern.
Welche Vorschriften sollen Mikroplastik vermeiden?
Die Europäische Union arbeitet im Rahmen ihrer Strategie zur Vermeidung von Plastikabfällen derzeit an einer Bestandsaufnahme zu Mikroplastik. Sie erwägt, den Mikroplastik-Abrieb aus Reifen, Farben und Textilien zu regulieren und sammelt umfassend Daten. Verbieten will sie etwa auch Mikroplastik in Kosmetika, die wieder abgewaschen werden. Einige EU-Mitgliedstaaten wie Italien und Schweden haben das bereits getan.
Wissenschaftler: „Kunststoffe werden nicht ausreichend reguliert“
Bislang müssen Hersteller nur angeben, welche Stoffe in ihren Produkten enthalten sind, nicht aber in welcher Form. Für die Experten des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik steht damit fest: „Kunststoffe werden im Chemikalienrecht nicht ausreichend reguliert.“
Verkaufsverbot für Einwegplastik
Es gibt aber auch erste Erfolge: Trinkhalme und -becher, Wattestäbchen und viele weitere Produkte aus Einwegplastik dürfen ab Juli 2021 nicht mehr verkauft werden. Dann tritt auch hierzulande die EU-Richtlinie über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt (Richtlinie 2019/904) in Kraft.
Was verlangen Wissenschaftler von Politik und Wirtschaft?
Mehr Verbote. Das Fraunhofer-Institut hat Studien gesichtet und bewertet, wie sich der Ausstoß von Mikroplastik verringern lässt. Das EU-Verbot vieler Einwegprodukte aus Plastik wie Flaschen und Trinkröhrchen finden die Forscher richtig, weil sie oft achtlos weggeworfen werden. Außerdem begrüßen sie, dass künftig in der EU mehr Plastikflaschen recycelt werden sollen.
Bessere Filter. Von der Industrie verlangen die Forscher, wiederverwertbarere und abriebärmere Kunststoffe zu entwickeln, etwa für Autoreifen, außerdem Filtersysteme für Straßenabwässer, die Mikroplastik zurückhalten. Straßen- und Stadtreinigungsbetrieben schreiben sie ins Auftragsbuch, öfter und gründlicher sauber zu machen und das Abwassersystem weiter zu verbessern.
Was können Verbraucher tun?
Ob ein Produkt Mikroplastik enthält oder abgibt, müssen Hersteller nicht angeben. Wer Mikroplastik vermeiden will, sollte deshalb folgende Tipps beachten.
Seltener Auto fahren
Reifenabrieb ist eine der größten Quellen für Mikroplastik. Fahren Sie deshalb oft mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wer das Auto braucht, kann auf eine defensive Fahrweise und langlebige Reifen achten. Welche das sind, zeigt unser Autoreifen-Special.

Wer mit Rad oder Bahn statt mit dem Auto fährt, vermeidet am meisten Mikroplastik. © mauritius images / Radim Beznoska / Alamy
Plastik richtig entsorgen
Jede liegen gelassene Plastikflasche kann zu Mikroplastik verwittern. Lassen Sie keinen Plastikabfall zurück, geben Sie ihn nicht ins Abwasser, sondern in die vorgesehenen Müllbehälter. Was in öffentlichen Mülleimern, privaten grauen Mülltonnen oder -containern landet, wird verbrannt, was in gelben Säcken und Tonnen liegt, verbrannt oder aufbereitet. In unserem Special Verpackungsmüll erklären wir, wie sich überflüssiger Plastikabfall vermeiden lässt.

Plastikmüll in die richtige Tonne werfen, nicht in die Umwelt, wo er zu Mikroplastik verwittert. © mauritius images / Joy / Alamy
Beim Einkaufen achtsam sein
Das Umweltbundesamt empfiehlt, auf Wasch-, Reinigungsmittel und Kosmetika zu verzichten, die Kunststoffe wie Polyethylen enthalten. Die werden häufig als Mikroplastik zugesetzt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz hat eine Liste mit Kosmetika veröffentlicht, die nach seiner Definition Mikroplastik enthalten (Einkaufsratgeber Mikroplastik). Hinweis auf die Menge in einem Produkt gibt die Liste der Inhaltsstoffe. Je weiter hinten ein Stoff auftaucht, desto geringer ist seine Menge. Bei Naturkosmetika müssen Sie die Liste nicht studieren. Die dürfen kein Mikroplastik enthalten, wenn sie das Natrue-, BDIH- oder Ecocert-Siegel tragen. Ecolabel oder Blauer Engel markieren mikroplastikfreie Waschmittel. Vermeiden können Käufer Plastikverpackungen für Brot, Gemüse und Obst sowie Einwegflaschen. Greifen Sie zu Glas-Mehrwegflaschen aus regionaler Abfüllung.

Statt ständig neue Plastiktüten dauerhaft Stoffbeutel nehmen, bei Kleidung Wolle statt Fleece. Wo Siegel wie Ecocert draufstehen, ist kein Mikroplastik drin. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Welche Rolle spielt Mikroplastik in Lebensmitteln?
Über Mikroplastik in Lebensmitteln liegen kaum Studien vor. Aktueller Stand: Mikroplastik kann über Muscheln und kleine Meerestiere auf die Teller kommen – ebenso über kleine Fische wie Sprotten, die oft samt Magen und Darm gegessen werden. Größere Fische gelten als unkritisch: Der Mensch verspeist sie ohne Magen und Darm. Honigexperten halten es für möglich, dass Bienen außer Nektar und Pollen auch Mikroplastik aus den Blüten mitnehmen. In einer ersten Studie zur Belastung von Trinkwasser aus norddeutschen Wasserwerken fanden sich nur sehr vereinzelt Partikel.

Wenn Sie in die rechte untere Ecke klicken, vergrößert sich die Grafik. © Stiftung Warentest / E. Tuckow

Dieses Special ist am 26. Februar 2015 auf test.de erschienen und wurde seitdem mehrfach aktualisiert. Jüngstes Update: 8. April 2021.
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3 Kommentare Diskutieren Sie mit
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Man sieht regelmäßig an ihren Tests, dass sie sich mit dem Thema Mikroplastik überhaupt nicht beschäftigt haben. Wo gelangt denn der Hauptanteil des Mikroplastik in unser Abwasser und kann von den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden. Die ursächlichen Produkte sind oft leicht zu identifizieren ... der Namensbestandteil nennt sich ganz einfach Mikrofaser.
Welches Wäsche- oder Kleidungsstück besteht denn heutzutage nicht aus Plastik?
Beim der Waschvorgang gelangen diese dann durch Reibung letzendlich in den Wasserkreislauf? Weil es so schön billig ist, nimmt man mikrofeine Plastikfüllstoffe im Waschmittel.
Was unterscheidet uns von den mikroplastikverseuchten Fischen ... oder wie wird denn bei Meersalz das Mikroplastik herausgefiltert.
Der Mensch ist letztendlich auch nur ein Säugetier und nimmt dieses über dieselben Wege auf. Mikroplastik ist schon lange nicht mehr das alleinige Übel. Neuerdings verwendetes Nanoplastik in Kosmetika gelangt über Hautporen in unseren Körper.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Zur Mikroplastikvermeidung in den Nahrungsketten der Tiere u. Menschen sind Umdenken u.Entscheidungen der Politik, der Industrie, dem Handel u. den Verbrauchern dringend erforderlich! Parallel zur Erderwämung! Wir schaffen das! ! !
Kommentar vom Autor gelöscht.
Bedenklich finde ich vor allem, dass man Mikroplastik erst in wenigen Produkten nachweisen kann und die Teilchen sicherlich schon in unserer Nahrungskette angekommen sind...