Mietwagen Über 300 Euro gespart

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Wie zufrieden sind Mietwagen­kunden mit Abwick­lung und Service? Fast 2 000 Nutzer beteiligten sich an der Onlineumfrage auf test.de. Hier jetzt die Ergeb­nisse. Außerdem haben die Tester die Preise von vier großen Anbietern – Avis, Europcar, Hertz und Sixt – und drei Online-Vermitt­lern verglichen. Ergebnis: Kunden können bei einer Wochenmiete bis zu 370 Euro sparen.

Freche Werbung

Der Auto­vermieter Sixt liebt freche Werbung. 2002 verpasste das Münchner Unternehmen Angela Merkel eine Sturm­frisur und stilisierte die Bundes­kanz­lerin damit zur Werbefigur für Cabrios. Im Früh­jahr 2010 warb der Slogan „Machen Sie es wie Madame Bruni. Nehmen Sie sich einen kleinen Franzosen“ für einen französischen Kleinwagen. Und vor einigen Jahren begrüßte Sixt in Köln ange­kommene Flugreisende schlicht mit „Will­kommen in Düssel­dorf“. Darunter stand, etwas kleiner: „Wir schockieren Sie lieber mit dummen Witzen als mit hohen Preisen.“ Ob der Slogan zurzeit berechtigt wäre, ist fraglich. Günstig sind die Sixt-Preise nicht gerade. Wir haben im Internet die Preise von Auto­vermietern verglichen, und im Gegen­teil: Sixt erwies sich als teurer Anbieter, ähnlich wie die großen Konkurrenten Avis, Europcar und Hertz. Bei kleineren Leihfirmen oder über Mietwagen­vermittler bekommt der Kunde das Auto im güns­tigsten Fall merk­lich preis­werter.

Jeder Siebte hat Frust

Mietwagen - Über 300 Euro gespart

© Stiftung Warentest

Wer einen Mietwagen bucht, schließt einen komplizierten Vertrag mit vielen Bedingungen ab. Dass es da zu Unstimmig­keiten kommen kann, ist nicht verwunderlich. Wie zufrieden sind Mietwagen­kunden? Um das heraus­zufinden, haben wir eine Onlineumfrage auf test.de durch­geführt. Fast 2 000 Nutzer füllten den Fragebogen aus und teilten uns ihre Erfahrungen mit. Ergebnis: Die meisten sind zufrieden. 86 Prozent der Befragten hatten weder beim Auto noch beim Service der Mietwagenfirmen etwas Nennens­wertes auszusetzen. Das bedeutet anderer­seits aber auch: Jeder siebte Mietwagen­kunde hatte größere Probleme.

Kein Auto in der gebuchten Klasse

Mietwagen - Über 300 Euro gespart

Mieten: Die gebuchte Wagenklasse ist nicht immer vorhanden. Viele werden mit einem anderen Auto „beglückt“. © Imago

Ein typisches Problem ist relativ harmlos: Es gibt kein Auto in der gebuchten Fahr­zeugklasse. Wer sich auf einen Cabrio-Urlaub gefreut hat und dann über­dacht sein Sonnenziel durch­queren muss, ist natürlich frustriert. Auch ein kleineres Auto, beispiels­weise Golf statt Mercedes, womöglich noch ohne finanziellen Ausgleich, kann die Stimmung trüben. Selbst über einen größeren Wagen freut sich bei weitem nicht jeder, auch wenn er nichts extra kostet. Denn das größere Gefährt bedeutet meist höhere Sprit­kosten und eine schwierigere Park­platz­suche.

Angeblich unver­meidliche Gebühren

Schwerer wiegt, dass sich viele Mietwagen­kunden verschaukelt vorkommen. Durch eine Vielzahl angeblich unver­meidlicher Gebühren habe sich der Tarif, mit dem er angelockt wurde, schließ­lich verdoppelt, schreibt zum Beispiel ein verärgerter Mietwagen­kunde. Ein anderer musste, obwohl über den Anbieter holiday autos eigentlich alles versichert gewesen sei, eine Zusat­zunfall­versicherung für 12 Euro abschließen, „sonst hätte uns die Dame das Auto nicht rausgegeben“. Zwei Beispiele von vielen, die sich über undurch­sichtige Preise und nach­trägliches Abkassieren beklagen.

Güns­tigere Preise bei Vermitt­lern

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© Stiftung Warentest

Mietwagennutzer müssen also einiges beachten. Eine gute Hilfe bieten die Vermitt­lungs­portale im Internet, die teil­weise über 100 Anbieter vergleichen. Wir haben drei für den Preis­vergleich ausgewählt: billiger-mietwagen.de, mietwagen-check.de und mietwagenmarkt.de. Die Tabelle zeigt: Zwei bieten durchweg güns­tige Preise. In Kroatien zum Beispiel sind Mietwagen teuer. Für ein Auto in der Kompakt­klasse verlangt Europcar für die Septemberwoche rund 640 Euro. Wer vergleicht, kann fast 370 Euro sparen: Bei zwei Vermitt­lern kostet ein vergleich­bares Auto zur selben Zeit nur 271 Euro. Auch bei den übrigen Zielen des Vergleichs liegen die Preise der Vermittler oft unter denen der großen Mietwagenfirmen und sind zwischen 242 und 368 Euro pro Woche güns­tiger (siehe Tabelle). Das Rennen um die besten Preise machen bei den Vermitt­lern beispiels­weise Vermieter wie Auto Escape, Auto Europe, CarDelMar, DriveFTI oder Sunny Cars.

Unfreundliche Tank­regelungen

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In Spanien und Griechen­land gehen die Auto­vermieter immer öfter so vor: Der Mieter muss die erste Tank­füllung beim Abholen bezahlen und soll das Auto mit leerem Tank zurück­geben. Da kaum ein Mieter einen völlig leeren Tank riskiert, hat der Vermieter hier einen doppelten Vorteil. Ein Teilnehmer unserer Umfrage rechnet vor, dass eine Tank­füllung gemäß der Tank­stellen­preise rund 50 Euro gekostet hätte. Ihm wären aber 77 Euro berechnet worden. Mietwagen­kunden können sich aber gegen unfreundliche Tank­regelungen wappnen. Wer zum Beispiel bei dem Vermittler billiger-mietwagen.de ein Angebot mit dem „besten Paket“ wählt, bekommt neben dem umfang­reichen Versicherungs­schutz auch die Tank­regelung „voll­getankt über­nehmen, voll­getankt zurück­geben“. Mit einer solchen Buchung kann der Kunde also dem Ärgernis unfreundlicher Tank­regelungen aus dem Weg gehen.

Tipp: Nehmen Sie das Auto mit vollem Tank entgegen und geben Sie es genauso zurück. Tanken Sie aber wirk­lich voll. Wenn der Vermieter nachtanken muss, kann es für Sie doch noch teuer werden.

Wenig Durch­blick bei Versicherungen

Beim Thema Versicherung mangelt es besonders an der Trans­parenz. So erfahren viele Kunden erst in der Miet­station, dass der güns­tige Tarif nur mit einer Kasko­versicherung mit hoher Selbst­beteiligung gilt. Das heißt, Schäden am Mietwagen muss der Kunde bis zur vereinbarten Summe, beispiels­weise 750 Euro, selbst bezahlen. Will er das nicht, muss er eine Zusatz­versicherung abschließen. Allerdings ist auch damit nicht völlig ausgeschlossen, dass er bei einem Schaden zur Kasse gebeten wird. Denn bei der Kasko­versicherung gibt es viele Ausnahmen (siehe Tipps).

Nach­zahlen bei passablem Angebot

Viele Auto­vermietungen machen dem Online­kunden zunächst zwar ein passables Angebot, doch sieht er genau hin, zeigen sich etliche Einschränkungen. So muss für Voll­kasko ohne Selbst­beteiligung immer draufgezahlt werden. Die Police, Super-Cover oder Super-LDW genannt, kann bis 30 Euro pro Tag zusätzlich kosten. Europcar bietet kaum Tarife ohne Selbst­beteiligung. Sie kann selbst mit Super-LDW meist nur auf 450 Euro gesenkt werden. Bei Avis und Hertz kann sie nur beim Abholen des Autos in der Station hinzugebucht werden.

Klarheit bei Vermitt­lern

Die Vermitt­lungs­portale im Internet bieten nicht nur güns­tige Preise, sondern auch mehr Klarheit. So teilen billiger-miet wagen.de und mietwagenmarkt.de den Leistungs­umfang der Mietwa­genan­gebote in ihren Ergeb­nislisten in drei Gruppen ein: Basis Paket, Gutes Paket, Bestes Paket. Die besten Angebote umfassen zum Beispiel eine Voll­kasko­versicherung und Diebstahl­schutz ohne Selbst­beteiligung, die beste Tank­regelung, eine kostenlose Stornierung bis zu 24 Stunden vor der Anmietung und unbe­grenzte Kilo­meter. Bei einer Buchung übers Wochen­ende für München gab es in unserer Online­abfrage bei Europcar und Sixt eine Begrenzung auf 900 Kilo­meter. Wer mehr fährt, muss mehr bezahlen. Ein Teilnehmer unserer Umfrage schrieb: „So komme ich ja nicht einmal von Hamburg zu meinen Verwandten in Aachen.“ Auch die Wochen­tarife haben zum Beispiel bei Sixt in einigen europäischen Ländern ein Kilo­meter­limit.

Vorsicht, Haken bei der Haft­pflicht

Anders als die Kasko ist eine Haft­pflicht­versicherung – wie der Name sagt – Pflicht. Sie kommt für Schäden auf, die man anderen mit dem Auto zufügt. Es gibt aber große Unterschiede bei der Deckungs­summe. Wenn die Kosten des Schadens höher sind, muss der Versicherte die Differenz bezahlen. In Deutsch­land beträgt die Mindest­summe für Personenschäden 7,5 Millionen und für Sach­schäden 1 Million Euro. In den USA oder der Türkei liegt die Mindest­summe viel nied­riger. Das kann ein finanzielles Desaster bedeuten, wenn zum Beispiel einem Unfall­opfer eine lebens­lange Rente zu zahlen ist.

Tipp: Wenn der Auto­verleiher nicht von sich aus eine Erhöhung anbietet, sollten Sie unbe­dingt eine sogenannte Mallorca-Police abschließen. Die garan­tiert eine Mindest­deckung nach deutschem Maßstab – nicht nur auf Mallorca oder in Spanien.

Für Winterreifen extra abkassiert

Dass Extras extra kosten, etwa für Kinder­sitze, Dach­träger oder Navigations­geräte, nehmen viele hin. Doch bei den Kosten für Winterreifen hört das Verständnis auf. Obwohl gesetzlich vorgeschrieben, kassieren Mietwagenfirmen dafür ordentlich. Viele Kunden empfinden das als Abzocke. Doch es gibt weitere Aufschläge: zum Beispiel für die Einwegmiete, also wenn Abhol- und Abga­beort verschieden sind. Auch ein weiterer in den Vertrag einge­tragener Fahrer kostet meist mehr. Viele Vermieter kassieren auch einen Aufschlag für junge Fahrer. Das Mindest­alter liegt in der Regel zwischen 19 und 25 Jahren, und der Führer­schein muss mindestens ein Jahr alt sein.

Nie wieder Kasko mit Selbst­behalt

Manchmal gibt es ein böses Nach­spiel. So berichtet ein Umfrage­teilnehmer, der bei Sixt gebucht hatte: „Mehrere Wochen nach Rück­gabe hieß es plötzlich, es seien Kratzer am Lack fest­gestellt worden, die Reparatur­kosten beliefen sich auf 1 000 Euro.“ Von denen sollte er die Hälfte bezahlen. Er konnte es verhindern. Sein Fazit: Nie eine Kasko mit Selbst­behalt und bei der Abgabe das Auto von allen Seiten fotografieren.

Tipp: Das Europäische Verbraucherzentrum bietet die Broschüre „Per Mietwagen durch Europa“. Sie ist kostenlos herunter­zuladen unter www.eu-verbraucher.de.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • turistmemo am 31.05.2018 um 18:40 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung

  • fito81 am 11.07.2016 um 12:14 Uhr
    Abzocke und Betrug?

    Abzocke und Betrug?
    Ein Umzug stand an und somit musste ein LKW her. Das dürfte ja jeder kennen. Bisher war das auch nie ein Problem (bei anderen Vermietern). Wir wurden auf die bereits bestehenden Schäden hingewiesen und aufgeklärt, wie man den Tank wieder bis zum Rand voll bekommt. Zusätzlich bat man uns den Tankbeleg im LKW zu lassen. Wir haben uns dann auch noch für die beste Versicherung entschieden und damit wohl den ersten Fehler gemacht. Alles klar, es konnte los gehen. Nach einem anstrengenden aber unproblematischem Umzug fuhren wir zur 100 m entfernten Tankstelle, tankten voll, warteten ab und füllten nochmal Diesel bis zum Rand nach. Detail Nr. Zwei ist nun, dass an der Kasse beim Abreisen der Beleg gerissen ist. Wir haben uns nichts weiter dabei gedacht. Was ist nun weiter passiert? Ich wunderte mich nicht schlecht, als ich plötzlich eine vielfach höhere Abbuchung auf meiner Kreditkarte hatte als vereinbart. Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass der Tankbeleg nicht gültig

  • winfried.bohn am 09.07.2016 um 18:07 Uhr
    Vorsicht Zusatzkosten und Kleingedrucktes! Nepp!

    Im Internet reservierte ich ein Fahrzeug für 3 Tage auf Sizilien. Nach der Reservierung bemerkte ich, dass der Mietwagen gar nicht bei Sunnycars selbst sondern bei Sicilybay.Car abgeholt werden konnte. Dazu fehlte jeder Hinweis bei der Reservierung und das sorgte schon für ein ungutes Gefühl.
    Ich hatte meine EC-Karte dabei und da alles bezahlt war, sah ich im europäischen Sizilien keine Notwendigkeit für das Mitführen einer Kreditkarte. Immerhin war ja alles bezahlt und zwar einschließlich der Vollkasko-Versicherung!
    Die böse Überaschung zeigte sich dann bei Sicilyby.Car in Giardini Naxos. Für die Abbuchung einer Kaution in Höhe von 300 Euro, verlangte die Mitarbeiterin die Visa-Karte. Ich hatte die EC-Karte dabei und bot diese an. Eine Barzahlung der Kaution wurde abgelehnt.
    Mir wurde eine zusätzliche Versicherung für 33Euro aufgezwungen.
    Viele negative Bewertungen zeigen, ich hätte schon vorher danach sehen sollen.

  • p25h am 03.04.2016 um 00:37 Uhr
    Abzocke bei Auto Europe

    Mietwagenvergleich auf gleichnamiger Website wurde von mir mit Suchfilter vollkasko angegeben. Im Vertrag per Email wurde diese Angabe verschlüsselt angegeben von Suto Europe. Das Geld zeitnah zur Anfrage abgebucht.
    Drei Wochen später wurde vor Ort ein Auto ohne Versicherung ausgehändigt. Die Autoversicherung war vor Ort 250€ mit erster Tankfüllung, das Mietauto war ursprünglich mit Versicherung im suchprogramm für 152€ angegeben. Also stolze 400€, ein seriöser Händler vor Ort gab ein ähnliches Mietauto günstiger Kategorie mit zusatzfahrer, Vollkasko, incl Reifenschaden, unbegrenzte Km für 160€.
    Auf Rückfrage bei Auto Europe hieß es ich hätte 20 Tage Zeit gehabt zu stornieren.

  • fussel12 am 28.02.2016 um 21:28 Uhr
    Europcar - abgezockt und null Kundenservice

    Aufgrund eines Streiks der Fluglotsen konnten wir, 4 Erwachsene und 1 Kind, im April 2015 nicht wie geplant von Paris nach Berlin fliegen. Völlig übernächtigt nach einem 12 Stunden Transatlantikflug suchten wir einigermaßen beunruhigt nach einer alternativen Variante nach Hause zu kommen.
    537,50 EU sollte der Wagen kosten, was angesichts des gerade eben erfahrenen Bahnpreises für uns 5 noch einigermaßen plausibel klang.
    „Da sind Sie aber ordentlich beschissen worden“, war der lapidare Kommentar bei Abgabe des vollgetankten Wagens.

    Nun folgten mehrere Telefonate mit einer Hotline, die diesen Namen nicht verdient. Wer das schon mal versucht hat, weiß vielleicht, wovon ich rede.
    Mehrere E-Mails blieben unbeantwortet. Auch die Versuche, über die Website den Missstand anzusprechen blieben ohne jegliche Reaktion.
    Mein Resümee für Europcar: schlechter (eigentlich gar kein)Kundenservice und die Sicherheit, nicht über den Tisch gezogen zu werden, gibt es trotz des großen Namens auch n