
Wer bei Vergleichsportalen einen Mietwagen im Mittelmeerraum buchen möchte, stößt regelmäßig auf günstige Angebote des Verleihers Goldcar. Nun hat die italienische Wettbewerbsbehörde die Firma wegen unlauterer Geschäftspraktiken zu einer Millionenstrafe verurteilt. Auch Konkurrent Firefly wurde zu einer hohen Strafe verdonnert. EU-Kommission und Verbraucherschützer drängen schon länger auf kundenfreundlichere Regeln bei der Autovermietung – jetzt kommt Bewegung in die Branche.
Zum Abschluss einer Police gezwungen
Autoschlüssel erst mit Zusatzversicherung – so werden viele Mietwagenkunden bei der Autoübergabe zum Abschluss einer Police gezwungen. Die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM (Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato) hat unlauteren Geschäftspraktiken einen Riegel vorgeschoben. Sie verhängte im Dezember gegen die Mietwagenfirmen Firefly und Goldcar Geldstrafen von 1,6 und 2 Millionen Euro. Das meldet das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) in Kehl. Neben dem aggressiven Bewerben von Zusatzleistungen monierte die italienische Behörde auch eine für den Kunden nachteilige Tankregelung: Goldcar kassiert bei Abholung für eine Tankfüllung und erstattet den Betrag erst bei Rückgabe mit vollem Tank („Flex Fuel“).
Viele Beschwerden über Goldcar
Die italienischen Wettbewerbshüter werfen Goldcar unter anderem vor, am Mietwagenschalter Versicherungen verkauft zu haben, obwohl viele Kunden bereits einen solchen Schutz haben. Frieder Bechtel vom Vergleichsportal Billiger-mietwagen.de sagt: „Goldcar gehört bei uns zu den Top drei in der Beschwerdestatistik.“ Auch dem EVZ liegen laut eigenen Angaben viele Beschwerden über Goldcar vor. Mitbewerber Firefly bestraft Kunden, die keine Zusatzversicherung wollen, indem er die Kaution stark erhöht – zum Teil über den Verfügbarkeitsrahmen der Kreditkarte des Kunden hinaus.
Tipp: Prüfen Sie vor dem Buchen, wie ehemalige Kunden den Vermieter vor Ort bewerten und meiden Sie Firmen mit weniger als vier von fünf möglichen Sternen.
Die großen Fünf haben Besserung gelobt
Angesichts zahlreicher Reklamationen hat die EU-Kommission zusammen mit europäischen Verbraucherverbänden kundenfreundlichere Regeln bei der Autovermietung durchgesetzt. Die fünf führenden Unternehmen – Avis, Europcar, Enterprise, Hertz und Sixt – haben ihre Geschäftsbedingungen bereits entsprechend angepasst. Die Regeln:
- Im Gesamtpreis müssen alle unvermeidbaren Kosten enthalten sein.
- Klare Informationen zur Kilometerzahl, Tankregelung, Stornierung und Kaution.
- Genaue Darstellung von Zusatzversicherungen mit Kosten und Leistungen.
- Transparente Tankregelung mit der Möglichkeit, das Auto vollgetankt zu übernehmen und zurückzugeben.
- Faire Verfahren bei der Regulierung von Schäden. Der Verbraucher kann Schäden vor der Zahlung anfechten.
Tipp: Wenn Sie beim Abholen des Mietwagens zu einer Versicherung gedrängt werden, sollten Sie nur unter Vorbehalt zahlen und dies im Vertrag festhalten. Notieren Sie den Namen des Mitarbeiters. Reklamieren Sie bei der Mietwagenfirma. Hat das keinen Erfolg, verlangen Sie bei der Kreditkartenfirma, dass der Betrag zurückgebucht wird. In Spanien gibt es das offizielle Beschwerdeformular „Hoja de Raclamacion“, das die Mietwagenfirma aushändigen muss. Weitere Infos finden Sie in der Broschüre Per Mietauto durch Europa des EVZ.
Mietwagen buchen – der Test
Auf Vergleichsplattformen im Internet finden Urlauber schnell und bequem ein Mietauto. Unser Test aus dem vergangenen Jahr zeigt aber: Viele vermeintliche Preisknüller können am Ende überraschend teuer sein. 2 von 16 untersuchten Buchungsportalen für Mietwagen schneiden sehr gut ab. Zum Test Mietwagenportale.
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