„Mein Konto“ bei Google

Was Google über mich denkt

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„Mein Konto“ bei Google - Was weiß der Internetriese über mich?

Wer ich bin - laut Google.

Welche Schluss­folgerungen Google aus all den Informationen über mich zieht, ist in meinem Profil zu sehen, das der Konzern unter www.google.com/ads/preferences erstellt, um Werbeanzeigen auf mich zuschneiden zu können. Viele Einschät­zungen treffen zu, aber mitunter kann die Analyse auch auf amüsante Weise daneben liegen: Eine Kollegin wird als männ­lich einge­ordnet – vermutlich weil sie als Multimedia-Redak­teurin viel zu Technikthemen recherchiert. Einen 40-jährigen Kollegen schätzt Google auf rund 65 Jahre. Ich selbst soll an Stellen­anzeigen interes­siert sein – keine Sorge, liebe Stiftung Warentest, stimmt über­haupt nicht.

Die Trans­parenz hat Grenzen

So trans­parent sich diese neue Google-Initiative auch gibt: Alle Karten legt Google natürlich nicht auf den Tisch. Was das Unternehmen mit dem maschinellen Durch­kämmen meiner E-Mails über mich erfahren hat, steht zum Beispiel nicht in „Mein Konto“. Ebenfalls unklar bleibt, welche zusätzlichen Erkennt­nisse über mich Google möglicher­weise mithilfe von Android gewinnt. So muss ich davon ausgehen, dass der Internetriese mein Surf­verhalten noch viel genauer analysiert und für Werbe­zwecke kategorisiert, als es für mich zu erkennen ist.

Der Über­blick fehlt

Was ich jetzt in „Mein Konto“ über mich erfahre, stand zuvor bereits größ­tenteils im Dashboard. Ein Defizit des Dashboards ist seine Unüber­sicht­lich­keit – es besteht aus einer ellen­langen Auflistung verschiedener Google-Dienste, die ich einzeln ankli­cken und aufklappen kann, wodurch die Seite noch länger wird. Mein Konto wirkt auf den ersten Blick aufgeräumter, doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die Struktur ebenfalls nicht ganz durch­dacht ist. Einige Dienste wie Gmail, Google Kalender, Google Docs oder die Liste meiner Kontakte sind etwas versteckt – sie lassen sich nur finden, wenn ich ganz oben rechts auf das Icon mit neun kleinen Quadraten („Google Apps“) klicke. Andere Daten, etwa die zu meinen Einkäufen bei Google Play und Youtube, die IDs meiner registrierten Geräte und die Liste aller von mir verwendeten Apps, sind aktuell nur im Dashboard vertreten. Wenn ich sie einsehen will, muss ich das neue „Mein Konto“ also doch verlassen und zum alten, über­holt geglaubten „Dashboard“ zurück­kehren – entweder, indem ich in „Mein Konto“ auf „Persönliche Daten und Privatsphäre“ > „Konto­über­sicht“ > „Dashboard ansehen“ klicke oder indem ich direkt die Adresse www.google.com/settings/dashboard in die Adress­zeile des Browsers eingebe.

Einige Daten­sammel­methoden lassen sich einfach abschalten

Dennoch ist „Mein Konto“ ein Schritt in die richtige Richtung. Google fasst auf der Seite viele Informationen und Einstel­lungen zusammen. So kann ich dort einige Daten­sammel­methoden schnell und einfach abschalten. Wie das geht, erfahren Sie im Abschnitt So weisen Sie Google in die Schranken. Teil­weise handelt es sich aber um Optionen mit rein kosmetischer Wirkung: Ich kann beispiels­weise fest­legen, dass mein Such­verlauf nicht mehr einsehbar sein soll. Das ist hilf­reich, falls sich jemand unerlaubt Zugang zu meinem Google-Konto verschafft. Google selbst kann diese Daten aber weiterhin speichern.

Neu ist der „Privatsphärecheck“

„Mein Konto“ bei Google - Was weiß der Internetriese über mich?

Zwei Tests führen durch die wichtigsten Einstel­lungen.

„Mein Konto“ bietet zusätzlich einen „Sicher­heitscheck“ und einen „Privatsphärecheck“ an. Diese Tests führen mich durch die wichtigsten Einstel­lungen. Das ist gerade für alle praktisch, die sich von der Flut an Informationen und Einstel­lungen erschlagen fühlen, die auf der weit verzweigten „Mein-Konto“-Seite zu finden sind.

Google wertet auch die Aktivitäten von nicht einge­loggten Nutzern aus

„Mein Konto“ bei Google - Was weiß der Internetriese über mich?

Tools für Nutzer ohne Google-Konto.

„Mein Konto“ bezieht erst­mals auch Nutzer ein, die zwar Google-Dienste verwenden, aber nicht über ein Google-Konto verfügen. Anhand der IP-Adresse (einer Identifikations­nummer des verwendeten Internet­anschlusses) und mithilfe von Cookies (kleinen Spionen, die das Surf­verhalten protokollieren) wertet Google nämlich auch die Aktivitäten von nicht einge­loggten Nutzern aus. Sie können nun unter „Mein Konto“ > „Jetzt verfügbare Tools“ sehen, welche Interessen Google ihnen zuordnet. Dort können sie auch die Personalisierung von Werbeanzeigen und Sucher­gebnissen deaktivieren und den Dienst Google Analytics blockieren, der das Surf­verhalten der Nutzer auswertet.

FAQ zum Thema Daten­schutz und Sicherheit

Zeitgleich zum Start von „Mein Konto“ hat Google eine Seite geschaffen, die häufig gestellte Fragen rund um die Themen Daten­schutz und Sicherheit beant­wortet. Auf https://privacy.google.com/ informiert Google knapp und recht allgemein­verständlich darüber, welche Nutzer­daten der Konzern sammelt und wozu er sie verwendet.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 09.07.2020 um 12:09 Uhr
Woher kennt Google meine Mobiltelefon Kontakte

@Breity_555: Wie Ihre Kontakte womöglich an Google gelangten, können wir nicht beurteilen. Nach unseren Informationen gehört Telegram nicht zu Google.
(dda)

Breity_555 am 08.07.2020 um 17:24 Uhr
Woher kennt Google meine Mobiltelefon Kontakte

Was ich erschreckend finde ist, dass ich seit 2004 Google meide, auf meinem iPhone definitiv niemals Google benutze. Dann habe ich mir ein "Spam" E-Mail Fach für wirklich unwichtige Dinge bei Google zugelegt ( natürlich am Rechner ). Und siehe da bei Kontakte standen plötzlich ganz viele meiner Bekannten, Kollegen und Freunde inkl. Telefon Nr.
Der einzige Messenger, den ich im Zusammenhang mit Telefon benutze ist Telegram.
Wurde das etwa inzw. auch von Google geschluckt?

Gelöschter Nutzer am 07.08.2015 um 23:00 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

PC-Flüsterer am 07.08.2015 um 19:16 Uhr
Ideen zu Sicherheit und Datenschutz

@hobra1: Gute Ideen, aber ...
1. Die privaten Daten auf einer extra "Festplatte ohne Internet-Anschluss": Gibt es nicht. Nicht die Platte hat den Internet-Anschluss, sondern der Rechner. Man muss also jedes mal den Stecker ziehen, was Disziplin verlangt und eine Fehlerquelle ist. Es sei denn, auf der "privaten" Platte ist eine eigene Installation, auf der sämtliche Netzwerk-Funktionen deaktiviert sind. Dann kann man gleich zu VM, siehe 3.
2. Jedenfalls für die Möglichkeit drei bietet sich ein Live-System an. Das bootet von CD (nicht veränderbar) oder von einen (schreibgeschützten!) USB-Stick. Beispielsweise bietet die c't geeignete Systeme "surfix" und "bankix an: ct.de/yv6q. Das ist sicherer als eine beschreibbare Installation, und weil Linux ohnehin sicherer denn Windows.
3. Ich persönlich arbeite mit einem gestaffelten System mit virtuellen Maschinen (statt der Wechselplatten), innerhalb einer VM mit mehreren Benutzern, und unter einem Benutzer mehreren Firefox-Profilen.

Gelöschter Nutzer am 06.08.2015 um 23:00 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.