Auswirkung 1: Personalisierte Werbung
Die offensichtlichste Auswirkung von Googles Datensammeleifer, die ich im Alltag spüre, sind personalisierte Werbeanzeigen. Je genauer Google über mich Bescheid weiß, desto besser kann es Werbeanzeigen an Firmen verkaufen – die daraus entstehenden Einnahmen sorgen dafür, dass ich all die praktischen Dienste von Google kostenlos nutzen kann. Ich tausche meine Daten quasi gegen Dienstleistungen ein.
Vom Nutzen und Nachteil der personalisierten Werbung
Diese Anzeigen demonstrieren, was Facebook über mich weiß: Ich bin Redakteur, lebe in Berlin und habe mal Chinesisch gelernt. Außerdem wohne ich in der Nähe von Friedrichshain und interessiere mich für Filme.
Personalisierte Werbung mag mitunter nerven – etwa wenn man für die Liebste Unterwäsche online bestellt hat und die Kollegen im Büro daraufhin beobachten, dass man nun ständig Dessous-Werbung angezeigt bekommt. Sicher kann personalisierte Werbung manchmal auch zwischenmenschliche Beziehungen belasten, zum Beispiel wenn die Anzeigen am heimischen PC darauf schließen lassen, dass der Partner gern und häufig Erotikportale ansteuert. Aber erstens lässt sich die Personalisierung der Werbung recht einfach unterbinden (siehe den Punkt „Personalisierte Werbung“ auf der Unterseite „So weisen Sie Google in die Schranken“). Und zweitens kann sie auch durchaus nützlich sein – etwa wenn sie mich als Paris-Fan auf günstige Flüge in die französische Hauptstadt hinweist oder wenn ich die Suche nach einer geeigneten Hausratversicherung aus Zeitgründen unterbrochen habe und per Anzeige daran erinnert werde.
Die Datenmenge ist das Problem
Das Problem ist häufig nicht die personalisierte Werbung an sich, sondern die enorme Datenmenge, die Google erhebt und langfristig speichert, um Werbeanzeigen passgenau auf mich zuschneiden zu können. Dabei entsteht schnell ein recht umfassendes Bild meiner persönlichen Interessen, Vorlieben und Wünsche. Dank der Vielzahl an Quellen, aus denen Google Informationen über mich gewinnt, ist eine präzise Profilbildung möglich.
Wie im Krimi: Google sammelt Indizien
Ein Interesse, das Google mir zuordnet, sind Filme. Woher die das wohl wissen? Ganz einfach: Mithilfe von Cookies hat Google bemerkt, dass ich online viel auf Filmseiten unterwegs bin.* Anhand der Informationen, die Google sonst noch über mich gesammelt hat, käme wohl ohnehin jeder zu der Schlussfolgerung, dass ich ein Cineast bin. Die Daten sind da eindeutig: Mein Youtube-Verlauf listet zahlreiche Filmtrailer auf und in meinem Suchverlauf befinden sich viele Anfragen zum Thema Film. Unter meinen Apps ist die Internet Movie Database (IMDB). Mein Standortverlauf zeigt, dass ich mich während der Berlinale jeden Tag stundenlang am Potsdamer Platz – dem Kinozentrum Berlins – aufhalte. Und laut Google Wallet waren fast alle Transaktionen, die ich im vergangenen Jahr über Google getätigt habe, Filmausleihen auf Streamingplattformen. Auch in E-Mails, die ich über Gmail versendet oder empfangen habe, könnten Hinweise stecken, die auf meine Filmleidenschaft hindeuten. Falls Sie ein Berliner Kino, eine Videothek, einen Filmverleih oder eine Streamingplattform betreiben, sollten Sie mir also dringend Werbeanzeigen einblenden. Google hilft Ihnen dabei gern weiter.
*Passage am 6. Juli 2015 korrigiert. Google hat uns darauf hingewiesen, dass die beschriebene Zuordnung von Interessen allein über Cookies erfolgt, und nicht – wie zuvor berichtet – über Dienste wie Google Wallet oder genutzte Apps.