
Die Einmalige. PET-Einwegflaschen wie die rechts kommen nur einmal zum Einsatz und danach in den Schredder. © Stiftung Warentest, Anbieter
Mit einer neuen Internet-Kampagne wirbt das Bundesumweltministerium für Mehrwegflaschen aus Kunststoff. Aber sind sie tatsächlich umweltfreundlicher als Getränke in Einwegverpackungen? test.de erklärt, welche Flaschen in Sachen Umweltbilanz am meisten punkten.
Mit Videoclip gegen Einwegflaschen
Das Bundesumweltministerium ist besorgt: Bei einigen Getränkesorten sei der Anteil von Mehrweg- und anderen ökologisch vorteilhaften Verpackungen zurückgegangen, heißt es auf der Internetseite des Ministeriums – von rund 70 Prozent im Jahr 2004 auf 46,1 Prozent im Jahr 2014. Um diesen Trend umzudrehen, wurde in Online-Medien jetzt ein Videoclip lanciert. Darin steht in einer Bahnhofshalle ein ganz besonderer Getränkeautomat, der Durstige vor die Wahl zwischen Ein- und Mehrwegflaschen stellt. Wer auf den Einweg-Button drückt, erlebt sein blaues Wunder – der Automaten beballert ihn mit leeren Plastikflaschen. Eine schlichte Botschaft: Einwegflaschen machen zuviel Müll.
Kratzer an der makelosen Ökobilanz?
Das Video ist Teil der Internet-Aufklärungskampagne www.volle-pulle-umweltschutz.de, die mit bewegten Grafiken und kleinen Info-Schnipseln die Vorzüge des Mehrwegsystems bewirbt. Mehrweg spart Rohstoffe, sorgt für weniger Abfall und reduziert Treibhausgase – so die Aussage. Doch es werden immer wieder Zweifel an der makelosen Ökobilanz der wiederverwendbaren Flaschen laut. Eine Studie – erstellt im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährung (BVE) und des Handelsverbands Deutschland (HDE) – untersuchte die Umlaufzahlen, das heißt, die Anzahl der Wiederverwendungen von Mehrwegflaschen bis zur Aussortierung. Ein Fazit der Untersuchung: Besonders Mehrwegbierflaschen aus Glas würden teils nur viermal wiederbefüllt, statt 50-mal, wie in früheren Ökobilanzen angenommen. Auch der Aufwand für das Einsammeln des Leergutes inklusive langer Transportwege sei erheblich höher als angenommen.
Je regionaler, desto besser
Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) oder der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels werfen der Studie systematische Fehler, Ungenauigkeiten und Intransparenz vor. Und das Umweltbundesamt beruft sich auf eine eigene Studie, die den Schluss zieht, „Getränke in Mehrwegflaschen sind am umweltfreundlichsten“. Denn die Herstellung von Einwegflaschen koste mehr Energie als der Kreislauf aus Spülen und Wiederbefüllen. Mineralwasserflaschen lassen sich theoretisch 20- bis 25-mal wiederbefüllen, wenn sie aus dem Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET) sind – sind sie aus Glas, sogar 50-mal. Die Ökobilanz wird noch besser, wenn PET- und Glasflaschen aus der Region stammen, also nicht lange unterwegs zum Kunden sind. Ab einer Entfernung von 200 Kilometern jedoch ist Kunststoff klar im Vorteil: Weil die Flaschen aus PET leichter sind als die aus Glas, verbraucht ihr Transport weniger Sprit.
Kein Durchblick bei Ein- und Mehrwegflaschen
Doch es gibt ein Problem: Selbst 13 Jahre nach der Einführung des Pflichtpfands hat laut einer aktuellen Umfrage noch immer jeder zweite Verbraucher Schwierigkeiten, Einweg- von Mehrweg-Flaschen zu unterscheiden. Bald jeder Zweite von 1 203 befragten Personen glaubt, alle Pfandflaschen würden wiederverwendet oder ist sich unsicher darüber. Abhilfe soll ein neues Verpackungsgesetz bringen, das vom Bundesumweltministerium im August 2016 vorgestellt wurde. Danach soll der Handel künftig unter anderem an den Regalen deutlich sichtbar kenntlich machen, wo Mehr- und wo Einweggetränke stehen.
Tipp: Mehr Informationen speziell zum Thema Verpackung von Mineralwasser finden Sie in unserer Meldung Mehrwegflaschen besser.
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Die Maßnahmen zur Eindämmung der Plastikverpackungen im Einzelhandel sind
im Großen und Ganzen Augenwischerei. Das hat m.E. vor allem den Grund, daß ein konsequentes Vorgehen gegen diese Verpackungen den Todesstoß gegen den globalisierten Lebensmittelhandel und somit eine Wende hin zum regionalen Handel bedeuten würde. Genau dies wird aber politisch von KEINER der tonangebenden Fraktionen gewünscht, auch und besonders nicht von der "grünen".
Tatsache ist, dass man gf. über Wasserspender nachdenken könnt und Wasserbefüllungsanlagen.
Wer sich mal beim Wochenendeinkauf in den Supermarkt an die Plastikgetränkehalde stellt,
glaubt es nicht, wie viel Tonnen von Plastik an einem Wochenende die Läden verlassen.
Davon werden 55% recycelt. Wem nützt das? Die Erlaubnis zum Plastikverschwenden ist
erteilt! Tonnen von Plastik dürfen über den Tresen, Supermärkte bieten keine Mehrweggetränke mehr an.
Alle müssen für die Plastiktüte extra zahlen, aber die Plastikflasche rutscht mit 19 Cent + Pfand durch.
ISt das jetzt wirklich das Ende der Plastikeinsparung? 35 % dieser Unmengen von Plastikflaschen werden
uns erhalten bleiben. Das ist viel zu viel, denn es wird lebensnotwendig viel Wasser getrunken.
Die Plastikvermeidung hat erst begonnen. Bei klarem Verstand, kann man dieSituation so nicht für
gut heißen.
Leitungswasser ist tatsächlich eine Lösung in vielen Gegenden.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
1. Das Gesetz nimmt Fruchtsaft (und einige andere Getränke) von der Pfandregelung aus. 2. Schaut man sich Verkaufsstatistiken an, so haben Getränkedosen in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg erfahren. Dies ist der Fall, weil die Menschen Dosen kaufen möchten. Wenn sie nicht zu dieser Gruppe gehören, können sie ja andere Verpackungsarten kaufen. Auch Dosen werden bepfandet und entsprechend wiederverwertet, auch wenn dies ökonomisch kaum sinnvoll ist.
Anmerkung und Frage zum generellen Thema:
1. Ich sehe öfter Saftflaschen (z.B. Granini) im Laden, die aus besonders dickem PET zu bestehen scheinen und noch damit WERBEN, pfandfrei zu sein. Was soll diese Lücke???
2. Mein vielleicht nicht repräsentativer Eindruck ist, das Dosen wieder auf dem Vormarsch sind. Kann das sein? Ich dachte, die hätten wir nun wirklich hinter uns gelassen.