Über Kontinente hinweg. Messgeräte senden Werte an Ärzte. Röntgenbilder flitzen durch Datenleitungen. Chirurgen operieren über Kontinente hinweg. Drei Beispiele für Telemedizin. Dabei verkehren Mediziner miteinander oder mit Patienten über Entfernungen – mit Techniken der Telekommunikation. Ein verwandtes und gerade wieder aktuelles Thema: die elektronische Gesundheitskarte (siehe test 10/2011).
Mit Hoffnungen verbunden. „Telemedizin kam vor etwa zehn Jahren stark in Mode und darauf ruhen große Hoffnungen“, sagt Dr. Johannes Schenkel, Referent für Telemedizin der Bundesärztekammer. Drei wichtige Hoffnungen: Chronisch Kranke besser betreuen. Den medizinischen Bedarf der alternden Gesellschaft decken helfen. Zur guten Versorgung beitragen – auch auf dem Land. Das weckt wissenschaftliche und wirtschaftliche Interessen. „Derzeit laufen in Deutschland wohl mindestens 250 Telemedizinprojekte, oft unterstützt durch Fördermittel oder Krankenkassen.“

Fernbetreuung mit Telemedizin: Der chronisch kranke Patient misst zum Beispiel wie hier täglich den Blutdruck. Alle Messwerte gelangen elektronisch ins telemedizinische Zentrum. Hier kontrollieren Experten die Daten und ergreifen gegebenenfalls Maßnahmen.
Herzkranke von weitem überwacht. „Doch die meisten Projekte enden nach der Pilotphase“, sagt Professor Dr. Friedrich Köhler, Leiter eines Telemedizinzentrums an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Kaum eins nehme bisher die entscheidende Hürde: den Nutzennachweis durch aussagekräftige klinische Studien in weltweit renommierten Fachjournalen. Köhler und Kollegen wollten Abhilfe schaffen. Sie entwickelten ein Fernüberwachungssystem und prüften es an 710 Patienten mit Herzinsuffizienz. Die Krankheit kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen – mit gut messbaren Vorboten. Also benutzte die Hälfte der Studienteilnehmer passende Geräte täglich zuhause: ein Blutdruckmess- und ein EKG-Gerät sowie eine sehr genaue Waage, um Wassereinlagerungen zu erkennen. Alle Messwerte kamen per Mobilfunk in zwei telemedizinische Zentren. Dort saßen rund um die Uhr Ärzte und Pflegekräfte vor Computerbildschirmen und kontrollierten alle Daten. „Bei Problemen konnten uns die Patienten anrufen oder per Hausnotruf alarmieren“, so Köhler. „Stimmte etwas nicht, fragten wir nach, gaben Empfehlungen oder informierten die betreuenden Ärzte vor Ort. Im Ernstfall riefen wir den Notarzt.“
Nutzen für einige. Die Fernbetreuung nützt – aber nur manchen. So lassen sich die Studienergebnisse zusammenfassen, die im Mai im Fachjournal „Circulation“ erschienen. „Bei unserem wichtigsten Ziel, der Gesamtsterblichkeit, gab es zwischen den beiden Gruppen keinen Unterschied“, sagt Köhler. „Aber bei bestimmten Patienten, die unter anderem wegen Herzschwäche gerade aus der Klinik entlassen wurden, war die Überlebensrate mit Telemedizin deutlich höher.“ „Genau solche Studien brauchen wir“, kommentiert Schenkel. „Telemedizin soll nur bei Patienten zum Einsatz kommen, denen sie nachweislich nützt. Dann werden die Kassen auch die Kosten erstatten.“
Was die Kasse bezahlt. So zahlen die Krankenkassen Kliniken neuerdings die telemedizinische Schlaganfallversorgung – vor allem, weil die bayerische „Tempis“-Studie, die 2006 in „Lancet Neurology“ erschienen ist, den Nutzen bewies. Das Konzept: Normale Krankenhäuser bilden ein Netzwerk mit Spezialkliniken für Schlaganfall. Dann begutachten die Schlaganfallexperten alle neu eingelieferten Patienten und deren Hirnaufnahmen per Videoschaltung und geben Therapieempfehlungen. In Gegenden mit wenigen Spezialkliniken spart das Zeit. Und Zeit ist Hirn, lautet die Devise bei Schlaganfall.
Was Dr. telemed soll und was nicht. Es gibt übrigens schon verschiedene kommerzielle telemedizinische Angebote für chronisch Kranke – teils zum Selberzahlen. „Ob das sinnvoll ist, müssen Patienten mit ihren Ärzten besprechen“, sagt Schenkel. Zudem seien die Fachleute vor Ort unbedingt ins Betreuungskonzept einzubinden. Denn eins sei klar: Dr. telemed soll echte Ärzte unterstützen – aber nie ersetzen.
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Im Text steht nirgends, dass das iPhone den Arzt oder ein Blutdruckgerät ersetzt. Lediglich sind die Apps eine nette Ergänzung zur Auswertung der gemessenen Daten. Verstehe den ersten Kommentar deshalb nicht ganz.
Und was hat das mit dem Tod von Steve Jobs zu tun? Ich finde ihren Kommentar geschmacklos.
das kann bei einem klassischen Blutdruckgerät z.B. nicht passieren. Auch bei andern noch wichtigeren Sachen würde ich mich nicht auf so ein Iphone verlassen. Zumal Steve Jobs eben gestorben ist...