Wie klappt es im Alltag mit dem Medikationsplan? Wir haben zehn Testpersonen zu Hausärzten, Fachärzten und Apotheken geschickt. Das Ergebnis ernüchtert.
Beim Hausarzt
Bei Verschreibung Pflicht. Patienten, die mindestens 28 Tage lang mehr als zwei auf den ganzen Körper wirkende Arzneien nehmen, muss der betreuende Arzt – meist der Hausarzt – seit Oktober 2016 auf Wunsch einen Medikationsplan ausstellen. Verordnet er ein weiteres Mittel, muss er den Plan von sich aus anbieten. Wir halten es für sinnvoll, dass Ärzte unabhängig von einer Verschreibung aktiv werden.
Nicht vollständig erstellt. Fünf Testpersonen besaßen schon einen Medikationsplan, fünf nicht. Keiner ihrer Ärzte bot von sich aus an, den Plan zu erstellen. Als unsere Tester sie darauf ansprachen, händigten vier von fünf den Plan aus. Doch auf den vier ausgestellten Plänen fehlten – wie auch auf den fünf bereits vorhandenen – oft Angaben, etwa der Grund für die Medikamente.
Tipp: Nehmen Sie Packungen oder Beipackzettel Ihrer Arzneien mit, wenn der Arzt einen Plan ausstellt. Halten Sie Ihren Arzt über Medikamente von anderen Ärzten und selbst beschaffte Mittel auf dem Laufenden. Er muss den Plan aktualisieren, sobald er die Medikation ändert oder von Änderungen erfährt.
Beim Facharzt

Station zwei: Facharzt. Die Fachärzte sollten die Pläne aller Tester um die neu verschriebenen Arzneien ergänzen. © mauritius images / A. Schmid
Müssen nicht, dürfen aber. Wenn Fachärzte ein Mittel verordnen, müssen sie Patienten von sich aus über den Anspruch auf einen Medikationsplan informieren. Erstellen oder aktualisieren müssen sie ihn nicht, dürfen es aber. Sinnvoll wäre, wenn nicht nur Haus-, sondern auch Fachärzte die Pläne ergänzen. Sie wissen am besten, warum sie was verschreiben. Patienten bleibt zudem ein weiterer Arztbesuch erspart.
Nicht immer aktiv angeboten. Die zehn Fachärzte unserer Tester verschrieben eine weitere Arznei oder veränderten die Dosierung, doch nur jeder zweite sprach den Plan von selbst an. Bei den anderen fünf hakten die Tester nach. Die Reaktion darauf war teils abweisend. Teils verwiesen die Fachärzte wieder an den Hausarzt oder erstellten nur einen Medikationsplan mit den selbst verschriebenen Arzneien, ergänzten aber nicht den mitgebrachten. Wurden Pläne bearbeitet, geschah das handschriftlich oder unvollständig.
Tipp: Bitten Sie den Facharzt, von ihm verordnete Arzneimittel auf dem Plan zu ergänzen – das ist sinnvoll, für ihn aber nicht verpflichtend.
Beim Apotheker
Auf Nachfrage ein Muss. Kauft der Versicherte ein Medikament und wünscht eine Aktualisierung des Plans, muss der Apotheker das Papier auf den aktuellen Stand bringen – auch beim Kauf rezeptfreier Mittel. Wir halten es für sinnvoll, dass Apotheker immer auf den Medikationsplan hinweisen, denn längst nicht alle Patienten wissen, dass sie einen Anspruch auf ihn haben.
Nicht ein Plan aktualisiert. Unsere zehn Tester kauften rezeptfreie Medikamente in je einer Apotheke und baten, den Plan auf den aktuellen Stand zu bringen. Darauf reagierten die meisten Apotheker verwundert: Keiner ergänzten einen Plan. Viele Apotheker verwiesen an Haus- und Fachärzte. Immerhin prüften fast alle Apotheker die auf dem Plan gelisteten Arzneien auf Wechselwirkungen mit dem zusätzlich gekauften Präparat, Auskunft gab es aber nur mündlich.
Tipp: Händigt der Apotheker Ihnen Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel aus, bitten Sie ihn, den Plan zu aktualisieren. Ansonsten sollte Ihr Hausarzt beim nächsten Besuch die veränderte Medikation darin auflisten.
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Bisher habe ich einen Medikamentenplan von nur einem Facharzt und das ungefragt, erhalten. Dort sind aber nur die von ihm verordneten Medikamente (auch mit Angabe, wofür) aufgeführt. Von zwei weiteren Fachärzten erhalte ich keinen Medikamentenplan, auch vom Hausarzt nicht. Als ich einmal für einen Krankenhausaufenthalt vom Hausarzt einen Medikamentenplan brauchte, hat er mir auf einem Zettel handschriftlich die Medikamente bestätigt. In der Praxis ist es bis dahin wohl garnicht üblich gewesen, dafür im PC einen Med.-Plan zu erstellen. Aus diesem Grund habe ich mir selbst eine Datei am heimischen PC erstellt, die ich bei Bedarf aktualisiere. Ist natürlich kein ärztlicher Nachweis, aber hilfreich für mich selbst und bei Arzbesuchen. Ich denke das ein Medikamentenplan ganz wichtig ist und selbstverständlich sein sollte bei chronisch Kranken. Daran muss in vielen Arztpraxen noch gearbeitet werden.
Seit vielen Jahren/Jahrzehnte? besitze ich einen Mediplan, damit alle behandelnden Ärzte einen Überblick über die Arzneien haben, welche ich gleichzeitig einnehme. Aufgrund multipler chronischer Erkrankungen ist dieser recht umfangreich und wird immer mal wieder geändert bzw. angepasst. Und da beginnen die Probleme: Weil die Änderungen gemäß ärztlicher Aussage mindestens 30 Minuten dauert, muss ich dafür einen externen Termin ausmachen. Für einen freien Termin muss ich aber durchschnittlich 2 Monate warten. In dieser Zeit tauchen i.d.R. aktuelle gesundheitliche Fragen auf, so dass diese Vorrang haben und wieder keine Zeit zur Planänderung bleibt. Deshalb aktualisiere ich den Plan manuell, was ihn immer unübersichtlicher macht. Dadurch meinen manche Ärzte, dass die Änderungen eigenmächtig und ohne ärztliche Anweisung vorgenommen wurden und nehmen mich/den Plan tlw. nicht ernst. Außerdem bietet mein Arzt immer noch keinen digitalen Plan an, welchen alle Ärzte lesen könnten.🌻😊