
© Stiftung Warentest
Viele Menschen in Deutschland nehmen dauerhaft mehrere Medikamente ein. Sie sind dem Risiko von Wechselwirkungen und Einnahmefehlern ausgesetzt. Da heißt es Übersicht bewahren. Dafür sollen Medikationspläne sorgen. Doch wie gut klappt das Ganze in der (Arzt-)Praxis? Zehn Testpersonen haben im Auftrag der Stiftung Warentest Haus- und Fachärzte und Apotheken besucht. Ergebnis: Nur wenige Mediziner werden von sich aus aktiv.
Mehr Arzneimittel – höheres Risiko
In Deutschland schluckt fast jeder vierte gesetzlich Krankenversicherte dauerhaft mindestens drei Arzneien. In der Gruppe der über 70-Jährigen ist es sogar jeder zweite. 600 000 Kassenpatienten nehmen sogar zehn oder mehr Präparate parallel ein. Das ist nicht ohne Risiko: Mit der Zahl unterschiedlicher Medikamente steigt das Risiko, dass diese miteinander in Wechselwirkung treten. Das heißt, dass sich die Wirkung der Medikamente verstärkt oder verringert und so Schaden anrichten kann.
Das bietet der Test Medikationsplan
- Stichprobe.
- Wir haben zehn Testpersonen losgeschickt, die für einen Medikationsplan in Frage kommen. Sie sollten jeweils ihren Hausarzt, einen ihrer Fachärzte und eine Apotheke besuchen und uns Rückmeldung zu ihren Erfahrungen geben. Unser Praxis-Check zeigt, wo es noch hapert – und warum.
- Praxis-Wissen.
- Unsere Gesundheits-Experten sagen, wo Patienten ihren Anspruch auf den Medikationsplan geltend machen können und wie sie vorgehen sollten. Anhand eines konkreten Beispiels erklären wir, welche Angaben ein Medikationsplan enthalten sollte.
Wer Anspruch auf den Medikationsplan hat
Um dem vorzubeugen, haben gesetzlich Versicherte, die mehrere Medikamente einnehmen müssen, seit Oktober 2016 Anspruch auf eine schriftliche Übersicht ihrer Arzneien – den sogenannten Medikationsplan. Das E-Health-Gesetz legt aber einige Voraussetzungen dafür fest:
- Dauerhaft drei. Der Versicherte muss parallel drei rezeptpflichtige Medikamente dauerhaft, das heißt über einen Zeitraum von mindestens 28 Tagen, anwenden.
- Systemisch wirkend. Diese Medikamente müssen systemisch wirken – sie verteilen sich und wirken potenziell im gesamten Körper.
- Kasse zahlt. Außerdem müssen die Medikamente von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden.
Überblick behalten, Transparenz schaffen
Der Medikationsplan listet unter anderem Handelsname, Wirkstoff und Dosierung eines Medikaments auf – und hält fest, wann, wie und warum es einzunehmen ist. Patienten soll er helfen, den Überblick über ihre Medikamente zu behalten, Ärzten und Apothekern einen kritischen Blick ermöglichen, bevor sie weitere Arzneien verordnen oder abgeben.
Fazit: Der Medikationsplan ist noch nicht ganz in der Praxis angekommen
Unser Praxis-Check offenbart: Wenige Ärzte bieten von sich aus an, den Plan zu erstellen oder zu aktualisieren. Auch bei den Apothekern fällt das Fazit traurig aus. Was unsere Tester erlebt haben, erfahren Sie, wenn Sie den Test freischalten.
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Bisher habe ich einen Medikamentenplan von nur einem Facharzt und das ungefragt, erhalten. Dort sind aber nur die von ihm verordneten Medikamente (auch mit Angabe, wofür) aufgeführt. Von zwei weiteren Fachärzten erhalte ich keinen Medikamentenplan, auch vom Hausarzt nicht. Als ich einmal für einen Krankenhausaufenthalt vom Hausarzt einen Medikamentenplan brauchte, hat er mir auf einem Zettel handschriftlich die Medikamente bestätigt. In der Praxis ist es bis dahin wohl garnicht üblich gewesen, dafür im PC einen Med.-Plan zu erstellen. Aus diesem Grund habe ich mir selbst eine Datei am heimischen PC erstellt, die ich bei Bedarf aktualisiere. Ist natürlich kein ärztlicher Nachweis, aber hilfreich für mich selbst und bei Arzbesuchen. Ich denke das ein Medikamentenplan ganz wichtig ist und selbstverständlich sein sollte bei chronisch Kranken. Daran muss in vielen Arztpraxen noch gearbeitet werden.
Seit vielen Jahren/Jahrzehnte? besitze ich einen Mediplan, damit alle behandelnden Ärzte einen Überblick über die Arzneien haben, welche ich gleichzeitig einnehme. Aufgrund multipler chronischer Erkrankungen ist dieser recht umfangreich und wird immer mal wieder geändert bzw. angepasst. Und da beginnen die Probleme: Weil die Änderungen gemäß ärztlicher Aussage mindestens 30 Minuten dauert, muss ich dafür einen externen Termin ausmachen. Für einen freien Termin muss ich aber durchschnittlich 2 Monate warten. In dieser Zeit tauchen i.d.R. aktuelle gesundheitliche Fragen auf, so dass diese Vorrang haben und wieder keine Zeit zur Planänderung bleibt. Deshalb aktualisiere ich den Plan manuell, was ihn immer unübersichtlicher macht. Dadurch meinen manche Ärzte, dass die Änderungen eigenmächtig und ohne ärztliche Anweisung vorgenommen wurden und nehmen mich/den Plan tlw. nicht ernst. Außerdem bietet mein Arzt immer noch keinen digitalen Plan an, welchen alle Ärzte lesen könnten.🌻😊