Testergebnisse für 20 Apps zur Medikamenteneinnahme 02/2021
Im Test: 20 kostenlose Apps für Android und iOS mit mehreren Funktionen, die die Medikamenteneinnahme unterstützen. Alle wiesen mindestens 10 000 Downloads im Google Play Store aus. Wir prüften die Apps von Juni bis August 2020 auf Smartphones (Samsung Galaxy S8, Apple iPhone 7). Weitere Funktionen erfragten wir bei den Anbietern im November und Dezember 2020. Wir prüften nur die Kernfunktionen rund um die Medikamenteneinnahme, keine weiteren Funktionen wie Vorratscheck und Vorbestellung von Medikamenten. Die weitverbreiteten Apps „Apotheke vor Ort“ für Android und iOS bezogen wir nicht in den Vergleich ein, da sie zum Prüfzeitpunkt keinen Einnahmekalender und keine Erinnerungsfunktion hatten. Wir prüften sie in Teilen, hier geht es zu den Ergebnissen.
Nutzen für die Einnahme: 40 %
Wir testeten, ob die Apps die Arzneimitteltherapiesicherheit und ein sinnvolles Medikamentenmanagement unterstützen. Dazu entwickelten wir fünf Nutzungsszenarien und gaben diese in die Apps ein. Zwei Pharmazeuten überprüften unter anderem, ob sich die Dosis genau eingeben lässt, ob pünktlich an die Einnahme erinnert wird, ob individuelle Einträge wie „30 Minuten vor dem Mittagessen“ möglich sind, welche Allgemeininfos zu den Medikamenten vorhanden sind, ob eine Übersicht der Medikamente ausgedruckt werden kann. Wir erfassten auch, ob die Apps Wechselwirkungen benennen und vor Einnahmefehlern warnen.
Handhabung: 40 %
Im Prüfpunkt Ersteinrichtung und täglicher Gebrauch untersuchten wir unter anderem den Ablauf der Erstinstallation, Hilfefunktionen, aktive Funktionen im Offline-Betrieb sowie die Nutzbarkeit der App, ohne dass eine Vor-Ort-Apotheke ausgewählt werden muss. Unter Navigation ermittelten wir etwa, ob das Hauptmenü ständig sichtbar ist und Menüpunkte klar benannt sind. Zudem prüften wir, ob die Sprachausgabe funktioniert. Wir prüften Eingabe, Übersichtlichkeit und Bearbeitung der Medikation, indem wir etwa erfassten, wie sich Name, Dosis und Darreichungsart der Mittel einpflegen sowie Medikamentenlisten und Einnahmepläne angelegen, bearbeiten und löschen lassen.
Transparenz: 10 %
Wir prüften unter anderem die Infos zum Anbieter, das Impressum, Angaben zu Zweck und Grenzen der App und ob ein zentraler Hinweis erfolgt, dass die App die Beratung durch Arzt und Apotheker nicht ersetzen kann.
Basisschutz persönlicher Daten: 10 %
Beim Datensendeverhalten der App fingen wir den Datenstrom mit einer Man-in-the-middle-Attack ab, entschlüsselten ihn gegebenenfalls und suchten nach unnötig gesendeten Daten. Außerdem kontrollierten wir, ob die Daten hinreichend verschlüsselt übertragen werden. Ein Jurist prüfte auf Basis der Datenschutz-Grundverordnung, ob Mängel in der Datenschutzerklärung in der App enthalten sind.
Mängel in den Nutzungsbedingungen und AGB: 0 %
Ein Jurist prüfte die Nutzungsbedingungen und die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) in der App auf unzulässige Klauseln.
Testergebnisse für 20 Apps zur Medikamenteneinnahme 02/2021
Abwertungen
Abwertungen bewirken, dass sich Mängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit einem Sternchen*) gekennzeichnet. Folgende Abwertungen setzten wir ein: War der Nutzen für die Einnahme ausreichend, konnte das test-Qualitätsurteil nicht besser sein. Bei sehr deutlichen Mängeln in der Datenschutzerklärung werteten wir das Urteil für den Basisschutz persönlicher Daten um eine Note ab, dieses konnte zudem nicht besser als befriedigend (3,5) sein. Bei sehr deutlichen Mängeln in den Nutzungsbedingungen und AGB werteten wir das test-Qualitätsurteil um eine Note ab.
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Ich persönlich erfasse mit der App auch Gelegenheitsmedikationen (findet im Test keine Bedeutung). Da finde ich es wichtig, dass die Statistik länger als 7 Tage zurück reicht. Insofern fällt Vimedi raus. Die benutze ich um Wechselwirkungen zu sehen. Da ist sie prima. Sonst Hausapotheke.
Ich nutze die Kombi App + Dosierer (7x2) seit ca. 1 Jahr und habe seitdem genau 1x die Einnahme meiner Medikamente vergessen. Davor deutlich häufiger.
Ich habe eine befreundete Apothekerin auf den sehr nützlichen Artikel aufmerksam gemacht. Sie hatte noch NIE von Apps zur Dosierung und Einnahme gehört. Erstaunlich.
Zu alternativen App-Stores (s.o.): davon kann man nur abraten. Zur Installation muss man (zum. unter Android) Sicherheitsmechanismen abschalten. Das ist sicher nur für sehr versierte, IT-affine Personen, anratbar. Wenn überhaupt.
Wer ein Smartphone hat, der hat auch einen Wecker.
Ich stelle mir verschiedene Alarme für bestimmte Dinge in meinem Wochenablauf und kann das für jeden Wochentag einzeln steuern.
Zum Beispiel die Erinnerung, den Kaktus zweimal pro Woche zu prüfen und dann zu gießen, wenn es nötig ist.
Nebeneffekt: Das geht auch als Erinnerung für die Einnahme von Medikamenten. Keine Extra-Kosten, keine Cloud, man muss es nur einmal einrichten.
Leider wieder nur Apps aus den großen Stores. Stiftung Warentest als Institution hat die Reichweite und aus meiner Sicht auch die gesellschaftliche Pflicht auf Apps hinzuweisen, die außerhalb kommerzieller Interessen liegen. Zu nennen wäre da beispielsweise Calendula:
https://f-droid.org/de/packages/es.usc.citius.servando.calendula/
https://github.com/citiususc/calendula
Schöne Grüße!
@Raarspit: Vielen Dank für Ihren Erfahrungsbericht und Ihre Anregungen für einen möglichen Folgetest, die wie gerne an die Fachabteilung weiterreichen. (bp)