
Besser als Ganzes. Trotz Einkerbung dürfen viele Tabletten nicht geteilt werden – die vermeintliche Bruchstelle dient häufig nur als Verzierung. © Photocase
Arzneimittel wirken nur dann effektiv, wenn sie richtig angewendet werden. Dabei lauern bei der Einnahme Fallstricke – neun wertvolle Ratschläge, wie Sie sie umgehen.
1. Festes im Stehen schlucken
Tabletten, Kapseln und Dragees sollten Sie immer zusammen mit einem großen Glas Wasser einnehmen – und zwar möglichst im Stehen. So rutschen die Mittel besser durch die Speiseröhre. Das Wasser verdünnt den Wirkstoff, sodass er die Magenschleimhaut nicht so stark belastet. Darüber hinaus tritt der Wirkstoff im Dünndarm schneller ins Blut über. Das beschleunigt seine Wirkung.
2. Tee, Milch und Alkoholika meiden
Keinesfalls sollten Sie Medikamente mit einem alkoholischen Getränk einnehmen oder während der Behandlung Alkoholika trinken. Die Wechselwirkungen zwischen Alkohol und Arzneisubstanzen sind vielfältig und oft nicht zu überschauen. Auch Grapefruitsaft oder -früchte, Pampelmusen oder Pomelos, Tee und Milch können die Aufnahme einiger Wirkstoffe beeinflussen.
3. Schluckhemmungen austricksen
Wenn es Ihnen schwerfällt, Tabletten oder Kapseln zu schlucken, können Sie ein Stück Banane kauen, den Brei gemeinsam mit dem Medikament hinunterschlucken und hinterher ein Glas Wasser trinken. Gelingt Ihnen dies nicht, fragen Sie in der Apotheke nach, ob das Mittel zerteilt werden kann oder ob es eine andere Zubereitungsform gibt, die Sie einfacher einnehmen können. Das gilt auch für die Behandlung von Kindern, die sich oft schwertun, Tabletten zu schlucken.
4. Passenden Tageszeitpunkt einhalten
Lesen Sie in der Packungsbeilage nach oder fragen Sie in der Apotheke, wann der passende Einnahmezeitpunkt ist: vor oder nach dem Essen – ein Abstand von ein bis zwei Stunden wird empfohlen – oder mit dem Essen. Manche Mittel sollten Sie nüchtern am frühen Morgen einnehmen. Mitunter kann es sich anbieten, ein Medikament kurz vor dem Schlafengehen anzuwenden.
Tipp: Die Stiftung Warentest bewertet regelmäßig Medikamente und gibt zu jedem Mittel detaillierte Informationen, etwa zu Dosierung und Darreichungsform. Ebenfalls bewertet haben wir Apps für die Medikamenteneinnahme.
5. Verwechslungen im Haushalt vorbeugen
Nehmen weitere Haushaltsmitglieder Arzneimittel ein, sollten Sie Ihre Medikamente getrennt aufbewahren und so Verwechslungen vermeiden. Kennzeichnen Sie Medikamente eindeutig. Wenn Sie schlecht sehen, lassen Sie sich helfen! Und nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Einnahme. So vermeiden Sie Fehler.
6. Tabletten besser nicht teilen
Wer eine geringere Dosis benötigt, möchte Tabletten manchmal teilen. Besorgen Sie sich hierfür in der Apotheke einen speziellen Tablettenteiler. Besser ist es aber, nach einer passenden Dosierung zu fragen. Eine Reihe von Tabletten darf grundsätzlich nicht geteilt werden, darunter bestimmte Retardtabletten – ebenso wenig wie Dragees oder Kapseln. Es kann sich beispielsweise um einen Überzug handeln, der vor Licht, Luft und Feuchtigkeit schützen soll oder für eine verzögerte oder gestaffelte Freisetzung sorgt.
7. Arznei nicht im Bad aufbewahren
Der geeignete Platz für einen Arzneimittelschrank ist das Schlafzimmer oder ein ungeheizter Nebenraum der Wohnung. Im Badezimmer oder in der Küche kann es zu feucht und zu warm werden: Beides setzt Medikamenten zu. In einem Haushalt mit Kindern sollte der Medikamentenschrank darüber hinaus abschließbar sein.
Tipp: Muss Ihr Mittel im Kühlschrank gelagert werden, ist das Gemüsefach ein guter Platz, dort schwankt die Temperatur am wenigsten.
8. Kinder vor Missbrauch schützen
Die kindersichere Aufbewahrung wird häufig vernachlässigt, wenn die Mittel gerade in Gebrauch sind, um ein krankes Kind zu kurieren. Zäpfchen liegen dann griffbereit in der Nachttischschublade oder das Einreibemittel bei Erkältungen steht neben dem Bett. Das kann gefährlich werden. Hinweise auf eine beginnende Vergiftung sind häufig Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Manchmal wirken die Kinder auch apathisch, fiebern und schwitzen. Dann sollten Sie sofort Ihre regionale Giftnotrufzentrale anrufen (meist erreichbar unter der Ortsvorwahl und +11924) oder direkt einen Arzt aufsuchen.
9. Die Haltbarkeit kennen
Alle Medikamente sind mit einem Verfallsdatum versehen – so lange haftet der Hersteller für die Produktqualität. In der Packungsbeilage ist beschrieben, wie lange ein flüssiges Mittel – wie Tinktur, Tropfen oder Saft – oder halbfestes Arzneimittel – wie Creme, Lotion oder Salbe – nach der ersten Öffnung noch haltbar sind und angewendet werden dürfen.
Tipp: Notieren Sie immer das Anbruchdatum auf der Verpackung. Den Verschluss von Flaschen mit Tropfen und Saft immer gut zudrehen, sonst verdunstet Flüssigkeit und die Lösung wird konzentrierter. Auch Salben und Cremes gut verschließen.
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@Epstudesa: Vielen Dank für Ihre positive Einschätzung unserer Arbeit. Es freut uns sehr, dass Ihnen unser Artikel so gut gefällt. Solches Lob ist uns Ansporn, auch in Zukunft für eine gute Aufklärung zu sorgen.
Ihren Artikel über die Einnahme von Medikamenten finde ich sehr gut. Er bietet einen kurzen, kompakten und für alle verständlichen Überblick über das Thema und bietet eine gute Auklärung für alle Patient:innen. Vielen Dank dafür!
@do_not_believe_everything: Vielen Dank für Ihren Hinweis und Sie haben recht. Wir haben den Satz nun korrigiert: "Eine Reihe von Tabletten darf grundsätzlich nicht geteilt werden, darunter bestimmte Retardtabletten – ebenso wenig wie Dragees oder Kapseln."
Die allermeisten Tabletten können geteilt werden. Selbstverständlich nicht alle! Selbst bei Retardtabletten kommt es auf die Retardierung an. Wird mit Micropellets gearbeitet so ist eine Teilung fast immer möglich. Wenn der Beipackzettel keinen Hinweis gibt, sollte man immer in seiner Apotheke nachfragen. Hier sollte man dann eine kompetente Antwort erwarten dürfen. Gesetzlich vorgeschrieben ist bei Medikamenten ein Verbrauchsdatum. Nach Ablauf dürfen diese Medikamente dann rechtlich nicht mehr verwendet werden. Dennoch sind die allermeisten Medikamente auch noch mehr oder weniger lange nach dem Verbrauchsdatum in vollem Maße wirksam und sicher. Wenn man sich selbst diese Einschätzung nicht zutraut, ist auch hier der Weg in die Apotheke der richtige.