Der PSA-Test soll helfen, Prostatakrebs früh zu erkennen und Männern Gesundheit und ein langes Leben sichern. Doch dieses Versprechen geht oft mit erheblichen Risiken einher.
Warum wird der PSA-Wert ermittelt?
Das prostata-spezifische Antigen (PSA) ist ein Enzym, das in der Prostata gebildet und beim Samenerguss den Spermien beigemischt wird. Es sorgt dafür, dass sich die Spermien besser bewegen. Normalerweise gelangen nur Spuren des PSA ins Blut. Kommt es aber in der Prostata zu einer Gewebestörung, tritt mehr von dem Enzym ins Blut über. Analysiert man das Blut, zeigt der PSA-Wert an, ob eine Gewebestörung vorliegt. Diese kann aber ganz unterschiedliche (und zum Teil ganz harmlose) Gründe haben.
Mögliche Faktoren für einen erhöhten PSA-Wert
Das Gewebe der Prostata kann gestört sein durch
- eine Krebserkrankung,
- eine gutartige Prostatavergrößerung,
- eine Entzündung,
- einen länger andauernden Druck etwa während einer Fahrradtour,
- einen Samenerguss.
Außerdem können bestimmte Medikamente wie die 5-Alpha-Reduktase-Hemmer Dutasterid und Finasterid (bei gutartiger Prostatavergrößerung, Finasterid auch bei Haarausfall) oder auch eine falsche Lagerung der Blutprobe das Ergebnis verfälschen.
Wie funktioniert ein PSA-Test?
Für die Kontrolle wird Blut abgenommen und im Labor untersucht. In Deutschland gelten Werte von über 4 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) Blut als Wert, ab dem ein „Krebsverdacht“ weiter abgeklärt werden soll.
Wichtig: Sprechen Sie vorher mit dem Arzt über Faktoren, die den PSA-Wert beeinflussen könnten. Mitunter ist es sinnvoll, einen Test zu verschieben, etwa wenn Sie gerade von einer Fahrradtour zurückgekommen sind.
Ist der Grenzwert von 4 Nanogramm PSA in einem Milliliter Blut überschritten, sollte eine zweite Messung erfolgen, bevor der Arzt über das weitere Vorgehen entscheidet.
Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Untersuchung nicht, es handelt sich um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), die Kosten muss jeder selbst übernehmen. Eine Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs zahlt die Kasse dagegen.
Was passiert, wenn der gemessene PSA-Wert erhöht ist?
Überschreitet der PSA-Wert bei zwei Blutuntersuchungen den Grenzwert, schließen sich weitere Untersuchungen an, um den Verdacht zu erhärten. Das wird auch empfohlen, wenn ein bislang unauffälliger PSA-Wert im Verlauf von mehreren Bestimmungen deutlich ansteigt.
Folgeuntersuchungen. Besteht ein Tumorverdacht, wird die Prostata mithilfe einer Tastuntersuchung und einem transrektalen Ultraschall weiter untersucht. Erhärtet sich der Verdacht, entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe (Biopsie).
Was passiert bei der Biopsie?
Für eine Biopsie werden mit einer Hohlnadel etwa zehn Gewebeproben aus der Prostata entnommen und von einem Facharzt untersucht. Der Pathologe führt eine Hohlnadel durch eine Sonde in den Darm ein und sticht von dort aus durch die Darmwand in die Prostata, um das Gewebe zu entnehmen.
Welche Heilungschancen gibt es bei Prostatakrebs?
Wird der Tumor früh erkannt, kann das Risiko von Metastasen vermindert werden und das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, sinkt. Was Früherkennung allerdings nicht kann, ist einem Tumor vorzubeugen oder ihn zu verhindern. Ist der Krebs in einem frühen Stadium erkannt, wird häufig zunächst „achtsam abgewartet“, wie sich der Tumor entwickelt. Ist ein Eingreifen notwendig, gibt es im Wesentlichen zwei Behandlungsmöglichkeiten: Strahlentherapie oder Operation.
IGeL-Monitor
Im IGeL-Monitor stellt der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen seine Einschätzungen zu häufig angebotenen individuellen Gesundheitsleitungen (IGeL) dar. Für den PSA-Test lautet die Frage: Kann der PSA-Test Männer davor bewahren, an Prostatakrebs zu sterben? Die Einschätzung lautet „tendenziell negativ“. Dabei wird darauf verwiesen, dass jeder Mann die Argumente für und wider einen Test für sich selbst sorgfältig abwägen muss. Informationen werden einmal kompakt, einmal ausführlich auf der Webseite des IGeL-Monitors angeboten.
Sind die Ergebnisse sicher?
Eine große europäische Studie hat über 16 Jahre lang Daten gesammelt, um Fragen zur Sicherheit des Tests zu beantworten. Im Fokus dieser Untersuchung steht die Frage, ob der PSA-Test es ermöglicht, Prostatakrebs frühzeitig und treffsicher zu diagnostizieren. Denn der PSA-Wert wird nicht nur durch unterschiedliche äußere Faktoren beeinflusst und erhöht, obwohl kein Prostatakrebs vorliegt. Mitunter kann der Wert auch unter der als kritisch definierten Schwelle liegen, obwohl jemand bereits an Prostatakrebs erkrankt ist.
In der Studie wurde eine Biopsie vorgenommen, wenn der PSA-Wert über 3 ng/ml lag. Damit wurde ein anderer als in Deutschland üblicher Grenzwert verwendet. Die Ergebnisse der Untersuchung können aber als Anhaltspunkte auch für Deutschland genutzt werden. Danach ergeben sich die folgenden Zahlen für Männer in einem Alter von 55 bis 69 Jahren:
Wenn 1 000 Männer 16 Jahre lang an der Früherkennung teilnehmen, liegen bei 620 von ihnen die PSA-Werte unter der Schwelle. Sie gelten in Bezug auf Prostatakrebs als gesund.
380 Männer haben einen erhöhten PSA-Wert. Wenn bei ihnen eine Biopsie vorgenommen wird, können 250 erleichtert nach Hause gehen. Der erhöhte PSA-Wert war falscher Alarm. Abgesehen von einem Infektionsrisiko durch die Biopsie, wird kein körperlicher Schaden entstehen. Allerdings leiden einige Betroffene in der Zeit, bis der Verdacht ausgeräumt wird, an Besorgnis und Ängsten.
Bei den anderen 130 Männern werden durch die Untersuchung Krebszellen gefunden. Die Art der Krebstherapie richtet sich nach Größe und Aggressivität des gefundenen Tumors. Die gängigen Varianten sind „Abwarten“ mit aufmerksamer Beobachtung des Krebswachstums, Strahlenbehandlung oder Operation.
Aufgrund der Studienergebnisse gehen Mediziner davon aus, dass durch die Früherkennung 3 Männer erfolgreich gegen Prostatakrebs behandelt werden können. Das bedeutet, es entwickeln sich bei ihnen keine Metastasen und sie sterben nicht an Prostatakrebs.
Für 60 Männer heißt es aber: ohne Früherkennung hätten sie nie von dem Krebs erfahren. Die Krankheit hätte ihnen keine Probleme bereitet. Bei diesen Männern spricht man davon, dass sie eine Überdiagnose erhalten haben.
Welche Folgen hat eine Übertherapie?
Eine Überdiagnose führt in der Regel zu einer Übertherapie. Das bedeutet, es werden Männer gegen Prostatakrebs behandelt, die dieser Behandlung nicht bedurft hätten. Das ist nicht unerheblich, da die Behandlung auch negative Auswirkungen haben kann. Gravierende und langfristige Schäden von Operationen sind beispielsweise Inkontinenz und Erektionsstörungen.
Was ist besser für mich – testen oder nicht?
Der PSA-Test an sich, die Blutabnahme, ist harmlos. Allerdings können falsche Befunde zu weiteren, belastenden Untersuchungen führen oder es wird – in seltenen Fällen – trotz PSA-Test ein Prostatakrebs übersehen. Ein Problem sind zudem durch den PSA-Test ausgelöste Überdiagnosen und -therapien und die damit verbundenen Risiken. Daher ist die Entscheidung für einen PSA-Test in Ruhe zu treffen und nach individueller Abwägung der Vor- und Nachteile.
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