
Pillenzeit. Ältere Menschen müssen oft mehrere Pillen gleichzeitig schlucken – nicht alle sind dafür geeignet. © Westend61 / Maria Maar
Die Priscus-Liste nennt kritische Arzneistoffe für ältere Menschen. test.de stellt sie vor und sagt, was bei Arzneien im Alter zu beachten ist.
Die Liste der riskanten Wirkstoffe
Tabletten gehören für viele Seniorinnen und Senioren zum Alltag. Doch im Alter verändert sich die Wirkung von Medikamenten im Körper, da etwa die Nieren nicht mehr so gut arbeiten. Manche Mittel machen älteren Anwendern erfahrungsgemäß besonders zu schaffen. Daher haben Mediziner und Pharmazeuten die sogenannte Priscus-Liste erstellt. Sie enthält Wirkstoffe, die für Menschen ab 65 Jahren riskant sind. Dabei geht es um vielfältige Erkrankungen wie Arthritis, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme. Die Priscus-Liste ist für Ärzte und Apotheker nicht verpflichtend. Sie kann ihnen aber als Warnhinweis dienen. Wir stellen sie Ihnen im Detail vor. Außerdem: Viele Informationen und Tipps zur sicheren Einnahme von Medikamenten im Alter.
Update [13.3.22]: Neue Fassung der Priscus-Liste
Anfang 2023 ist eine Aktualisierung der Priscus-Liste erschienen – mit deutlich mehr Medikamenten. Die erste Version führte 83 Wirkstoffe, die neue 177. Hinzugekommen sind etwa verschiedene Blutdrucksenker und Arzneimittel gegen Parkinson. Einige werden generell, andere ab einer gewissen Dosis oder Einnahmedauer als problematisch angesehen. Die neue Priscus-2.0-Liste ist online abrufbar.
Wenn Sie oder Angehörige einen Wirkstoff der Liste nehmen, setzen Sie das Mittel nie einfach ab. Es könnte unerlässlich sein und muss nicht per se schaden. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Gefährliche Mixturen
Nicht nur einzelne Medikamente können Senioren gefährden. Auch die Mischung macht’s. Laut Daten der Krankenkasse Barmer GEK nimmt jeder vierte Versicherte über 65 täglich drei bis vier Medikamente ein, jeder fünfte sogar fünf bis sieben. Durch allzu viele Arzneimittel entstehen mitunter gefährliche Mixturen mit vielfältigen Wechselwirkungen – etwa wenn ein Medikament die Wirkung oder auch den Abbau eines anderen Mittels verhindert oder seine Nebenwirkungen verstärkt. Ebenso ist es möglich, dass eine Arznei gegen eine bestimmte Krankheit die Symptome eines anderen Leidens verschlimmert.
Medikationsplan mindert Risiken
Wer vorsorgt, kann Gefahren minimieren. Ein ständig aktualisierter Medikationsplan hilft, den Überblick zu behalten (Unsere Einnahme-Tipps). Ab Oktober 2016 steht jedem Patienten, der mindestens drei verordnete Arzneien nimmt, eine solche Übersicht vom Haus- oder Facharzt in Papierform zu. Zeigt er einen solchen Plan bei Arztbesuchen oder Klinikeinweisungen vor, kann das vor unguten Arzneimischungen bewahren. Mit Hilfe der Übersicht können Patient und Hausarzt zudem leichter regelmäßig prüfen, ob wirklich noch alle Medikamente notwendig sind.
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Wenn ich meinem Hausarzt nur andeute, dass ich dieses oder jenes im Internet gelesen habe, rastet er aus. Ich muss 11 verschiedene Medikamente einnehmen und habe einmal gewagt nach der Wechselwirkung zu fragen.
Bei mir ist sie unübersehbar integriert und wird beachtet. Ihr Ratschlag, eine Plastiktüte mit Medikamenten zu füllen und damit zu Hausarzt zu gehen, zeugt von ungeheurer Blauäugigkeit. Wollen Sie Zornesausbrüche provozieren? Wenn der Patient zum sechsten Mal im Quartal in der Praxis ist, habe ich die ersten beiden Besuche nicht gratis ertragen, sondern bin fürstlich mit insgesamt 35 Euro entlohnt worden. Die folgenden vier Male sind dann natürlich gratis. Erwarten Sie da wirklich, dass man freudig erregt die Medikamente auf einer Liege ausbreitet, sie sortiert und bewertet und Empfehlungen dazu aufschreibt ohne einen Cent Salär? Ich will nicht bestreiten, dass ich das schon einige Male gemacht habe. Gratis arbeit, fällt leichter, wenn es sich um einen langjährigen patienten handelt, den man lieb hat.
Zunehmend entsteht der Eindruck, dass die Politik mit ihren Entscheidungen und Gesetzen die Kompetenz der Ärzte immer mehr in Frage stellt und diese in Ihrer Verantwortung immer mehr entmündigt und einschränkt..
Sachbearbeiter in den Krankenkassen entscheiden letztlich über die Notwendigkeit und die Art der Behandlung selbst bei schwersten Erkrankungen und nicht mehr der behandelnde Arzt, der jahrelang studiert hat und in der Regel sogar über jahre-, ja jahrzehntelange Berufserfahrung verfügt.
Und Patienten werden als "mündige Patienten" aufgefordert, "selbstbestimmt" Entscheidungen zu treffen, für die sie in keiner Weise vorbereitet und in der Lage sind, wenn sie nicht selbst Medizin studiert haben.,
Der Arzt verliert dadurch immer mehr an Ansehen und Vertrauen. Und das auch noch in einem Beruf, der eigentlich Berufung sein sollte und bei dem Behandlungserfolge oft genug in hohem Maße auch von dem Vertrauensverhältnis des Patienten zu seinem behandelnden Arzt abhängen.
SeniorInnen, angesprochen auf die Empfehlungen des Beitrages, stellen die meines Erachtens verständliche Frage - was tut der Gesetzgeber, die Ausbildung der Ärzte, letztlich doch immer der verantwortliche Arzt, damit sich auch der ältere Menschen auf die Medikation verlassen kann?
Außerdem äußern Senioren den Verdacht, dass die die Ärzte belagernden Lobbyisten ein Zusätzliches tun, um die beklagten Risiken nicht konsquent, ja radikal zu begrenzen.
Der Beitrag war leider notwendig, er bestärkt aber SeniorInnen auch in dem Gefühl, nicht mehr zu wissen, ob sie beim Arzt ihres Vertrauens (an gesichts vieler Fachärzte bei multimorbiden Patienten Plural "Ärzte") in guten, sorgsamen, verantwortungsvollen Händen sind oder ob Zeitdruck und Lobbyismus sie vermeidbaren Risiken schutzlos ausliefern!