
Rund 500 von 2 000 rezeptfreien Arzneimitteln aus unserer Datenbank Medikamente im Test sind keine gute Wahl – darunter auch bekannte Mittel wie Wick MediNait, Aspirin Complex oder Thomapyrin. Hier erklären wir, warum unsere Arzneimittelexperten sie für wenig geeignet halten.
Zulassungsbehörden prüfen anders als die Stiftung Warentest
Mehr als 100 000 Medikamente sind derzeit in Deutschland zugelassen. Etwa die Hälfte gibt es nur auf ärztliche Verordnung, der Rest ist ohne Rezept erhältlich. Dass sich mit diesen Mitteln ein spürbarer Nutzen verbindet und dass Patienten sie bedenkenlos einnehmen können, ist damit nicht gesagt. Im Gegenteil. Laut Einschätzung unserer Arzneimittelexperten sind viele nicht zu empfehlen. Ein Viertel der 2 000 rezeptfreien Medikamente in der Datenbank der Stiftung Warentest bekommt die schlechteste Bewertung: „wenig geeignet“. Auch bekannte Namen wie Aspirin Complex, Thomapyrin oder Gaviscon Advance fallen in diese Kategorie (Tabelle: Wenig geeignete Mittel). Der Grund: Die Zulassungsbehörden prüfen anders als die Stiftung Warentest.
Geld sparen und gesund werden
Schnell, aktuell und übersichtlich: Wir haben unsere Datenbank Medikamente im Test neu gestaltet.
Nie mehr unvorbereitet in die Apotheke: Unsere Datenbank enthält Arzneien, die laut Marktanalysen oft verkauft oder laut Arzneiverordnungs-Report oft verschrieben werden.
Einfache Suche. Recherchieren Sie zu Krankheitsbildern, Medikamenten und möglichen Nebenwirkungen. Vergleichstabellen mit Preisen erleichtern Ihnen kostenbewusste Entscheidungen. Spezielle Infos gibt es etwa zur Behandlung von Kindern und Älteren.
Durchblick für 3,50 Euro. Was kann Schmerzen verursachen? Was hilft bei Schnupfen? Wann sollten Sie wegen Ihres Sodbrennens zum Arzt? Allgemeine Infos können Sie gratis abrufen, ebenso den Überblick über alle geprüften Medikamente und Wirkstoffe. Die Freischaltung der kompletten Medikamenten-Datenbank mit allen Bewertungen kostet 3,50 Euro. Wer eine test.de/Flatrate hat, kann natürlich kostenlos in der Datenbank stöbern.
Behörden prüfen Zulassungsanträge
In Deutschland entscheidet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm), ob ein Medikament zugelassen wird; soll es europaweit auf den Markt, ist die europäische Arzneimittelagentur Ema zuständig. Die Pharmahersteller müssen gegenüber den Behörden nachweisen, dass ihr Medikament wirksam, von guter pharmazeutischer Qualität und für den Nutzer unbedenklich ist. Um das zu belegen, führen die Unternehmen Studien durch, oft mit Tausenden Probanden. Die Erhebungen sollen belegen, dass das Medikament bestimmte Erkrankungen oder Symptome lindert, und dass die positiven Effekte größer sind als die Risiken.
Der Anspruch der Stiftung Warentest
Das ist auch unseren Gutachtern wichtig; zusätzlich wollen sie aber wissen, wie ein Mittel langfristig wirkt, und ob es von hohem Nutzen für die Patienten ist. Für die Stiftung Warentest bewertet ein Team aus unabhängigen Fachleuten unter Leitung des Pharmazeuten Gerd Glaeske Arzneimittel, die in Deutschland am meisten verordnet oder ohne Rezept verkauft werden. Glaeske forscht als Professor an der Universität Bremen zu Arzneimittelversorgung, die Experten sind Pharmazeuten und Mediziner aus verschiedenen Fachrichtungen.
Gutachter legen strengere Maßstäbe an

„Nur weil ein Arzneimittel in Deutschland zugelassen ist, muss es nicht empfehlenswert sein.“ Gerd Glaeske, Pharmazeut und unabhängiger Experte der Stiftung Warentest
Viele Wirksamkeitsstudien der Hersteller genügen den Ansprüchen unseres Fachgremiums nicht. „Die Studien laufen oft zu kurz“, sagt Glaeske. „Nebenwirkungen, die häufig erst nach längerer Einnahme entstehen, lassen sich so nicht erkennen.“ Auch die Kriterien dafür, welche Studien in die Bewertung einfließen, sind bei unseren Gutachtern strenger als bei den Zulassungsbehörden: Glaeskes Team sichtet zunächst alle veröffentlichten Untersuchungen zu einem Medikament – auch solche, die nicht der Hersteller durchgeführt hat, sondern die beispielsweise aus der üblichen Patientenversorgung stammen. Außerdem sollten die Studien einem hohen qualitativen Standard genügen und in einer renommierten Fachzeitschrift erschienen sein. Denn dort werden die Daten vor der Veröffentlichung von einem Gutachtergremium geprüft.
Unser Rat
Alternativen finden. Viele Beschwerden lassen sich erst einmal ohne Arzt lindern – mit rezeptfreien Mitteln. Doch nicht alles im Regal ist auch eine gute Wahl. In unserer Datenbank Medikamente im Test finden Sie gute und günstige Alternativen zu wenig geeigneten Mitteln. Für 3,50 Euro erhalten Sie die Bewertungen unserer unabhängigen Experten zu rund 2 000 rezeptfreien und 7 000 verschreibungspflichtigen Medikamenten.
Geld sparen. Unsere Datenbank Medikamente im Test zeigt zu vielen Wirkstoffen bekannte Marken und preisgünstige Generika (Nachahmerpräparate) – jeweils mit Kostenangabe. Die Daten werden alle 14 Tage aktualisiert.
Nebenwirkungen im Blick
Die schlechteste Bewertung bekommt ein Medikament, wenn seine therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt oder im Vergleich zu seinen Nebenwirkungen gering ist – wie bei einigen Mitteln gegen Magen-Darm-Leiden, etwa Abtei-Abführkapseln mit Rizinusöl oder Kräuterlax mit Aloe bei Verstopfung. Sie wirken drastisch abführend, reizen dadurch den Darm stark. Es gibt bessere Alternativen (Tabelle: Wenig geeignete Mittel).
Video: Kombimittel oft nicht sinnvoll und auch teurer
Unter den Medikamenten, von denen die Stiftung Warentest abrät, sind außerdem viele Kombinationspräparate mit mehreren Inhaltsstoffen. Bekannte Beispiele: Schmerzmittel wie Doppel Spalt Compact, Neuralgin, Thomapyrin oder Erkältungsmittel wie Aspirin Complex, Grippostad C, Wick MediNait. Oft ergänzen sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll. Zudem steigt das Risiko von Nebenwirkungen bei mehreren Inhaltsstoffen. Hinzu kommt, dass einige Mittel Koffein oder Alkohol enthalten: Koffein aber kann zu Gewöhnung und erhöhtem Verbrauch führen, Alkohol die Wirkung verstärken.
Einzelwirkstoffe lieber separat einnehmen
Kombimittel mit bekannten Namen sind zudem oft teuer. Einzelwirkstoffe separat einzunehmen ist bei Schmerzen und Erkältung besser – und günstiger.
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