
Aufs Brot. Bis auf Sana und Sonja lassen sich alle geprüften Produkte leicht verstreichen, auch direkt aus dem Kühlschrank. © StockFood / T. kleine Holthaus
Margarine basiert auf gesünderen Fetten als Butter. Allerdings sind einige Produkte deutlich mit Schadstoffen belastet. Testsiegerin ist Deli Reform. Sonja verliert.
Testergebnisse für 19 Margarine und Streichfette 08/2017
Vom Arme-Leute-Fett zur Alternative für bewusste Esser: Margarine hat eine erstaunliche Karriere hingelegt. Vorbei die Zeit, als sie in ihrer Heimat Frankreich leicht verächtlich „beurre artificiel“, künstliche Butter, genannt wurde. Kaiser Napoléon III hatte ein billiges Imitat von Butter gefordert, um seine Truppen günstig versorgen zu können. Das Patent meldete 1869 Hippolyte Mège Mouriès an. Seine beurre artificiel bestand aus geschmolzenem Rindertalg, der mit Milch und Wasser vermengt wurde.
Im Wettstreit mit Butter hat Margarine heute einen Trumpf in der Hand: Die Pflanzenöle, aus denen sie hergestellt wird, sind gesünder als Milchfett. Bei ihrer Raffination entstehen jedoch Schadstoffe: Glycidyl-Ester. Mit den aktuellen Technologien lassen sie sich nicht ganz vermeiden, wir fanden sie in allen Produkten. Ihr Gehalt ist bei den meisten Margarinen im Test sehr gering. Einige sind aber deutlich mit ihnen belastet: Eden, Provamel und Sana. In Sonja, einem Streichfett von Anbieter Vandemoortele, wiesen wir die höchste Menge an Glycidyl-Estern nach. So viel, dass wir sie mit mangelhaft bewerten. Die Schadstoffe können das Erbgut verändern.
Acht Gute stehen zur Wahl
Doch viele Produkte sahnen gute Noten ab. Für den Test wählten wir Vollfettmargarinen aus. Ihr Fettgehalt beträgt mindestens 80 Prozent. Auch Streichfette mit einem etwas geringeren Fettanteil von 70 bis 75 Prozent sind mit von der Partie. Knapper Sieger ist Deli Reform aus dem Haus Walter Rau Lebensmittelwerke. Die Firma bietet übrigens auch ein Streichfett namens Sonja an, im Test ist es nicht vertreten. Weit nach vorn schieben sich sechs preiswerte Margarinen von Handelsketten – von Aldi bis Rewe. Ebenfalls gut ist das vegane Streichfett Sojola.
Keine Gesamtnote für Rama
In vier Fällen vergeben wir keine Gesamtnote: für das Bio-Streichfett Provamel von Alpro sowie für Becel Gold, Rama und Sanella – bekannte Marken des Lebensmittelkonzerns Unilever, dem größten Fettverarbeiter der Welt. Alle vier enthalten laut Zutatenliste natürliche Aromen. Die sollen sie dem Geschmack von Butter nahe bringen. Nach der Laboranalyse haben wir jedoch Zweifel an der Herstellung des Aromas (Natürliches Aroma). Andere Prüfpunkte haben wir bei ihnen wie üblich bewertet.
Tausendsassa für die Küche

Zum Backen. Laut Packungsangaben sind alle geprüften Produkte zum Backen geeignet. Nur Sana macht keine Angaben. Wer Kalorien sparen will, sollte zu fettreduzierter Margarine greifen. © shutterstock
Braten, backen, kochen, Brotaufstrich – Margarine ist vielseitig. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland beträgt etwa 5 Kilo pro Jahr. Unser Brattest zeigt: Alle Produkte können zum Brutzeln verwendet werden. Halbfettmargarinen eignen sich dafür nicht. Wer Kalorien sparen möchte, kann mit ihnen aber backen oder sie aufs Brot streichen. Nicht jede der Vollfettmargarinen und Streichfette im Test ist als Brotaufstrich ein Genuss: Einige riechen etwas käsig und kleben leicht im Mund. Deli Reform überzeugt mit frischem Geschmack und deutlicher Butternote.

Zum Braten. Brutzeln in der Pfanne – das klappte mit fast allen Margarinen gut bis sehr gut. Sie spritzen kaum. Wichtig fürs Braten ist ein hoher Fettgehalt von mindestens 60 Prozent. © fotolia / A. Shyripa
Gesund fürs Herz
Deli Reform enthält auch die richtige Mischung, die ein gesundes Speisefett ausmacht. Die Kurzformel lautet: wenig gesättigte Fette, viele Omega-3-Fettsäuren. Die Fettsäuren bewerten wir im wichtigsten Prüfpunkt: der ernährungsphysiologischen Qualität. Nur auf die Fettzusammensetzung bezogen, sind alle Produkte im Test leicht gesünder als Butter (Warum Margarine-Fette etwas besser sind als Butter), zehn sogar deutlich gesünder. Dazu zählen alle, deren Fettsäuremuster gut oder sehr gut ist – allen voran Becel Gold. Diese Margarine besteht vor allem aus Raps-, Sonnenblumen- und Leinöl. Diese Pflanzenöle bringen viele ungesättigte Fettsäuren mit, die Herz und Kreislauf guttun. „Personen mit hohem Cholesterinspiegel raten wir, besser Margarine mit vielen mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu verzehren statt tierischer Fette mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren“, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Sana und Sonja fallen doppelt auf
Nur wenige Margarinen im Test enthalten viele gesättigte Fette aus Kokos- oder Palmfett, vor allem Alsan-S sowie Sana und Sonja. Die beiden Streichfette in Würfelform haben in Ostdeutschland Stammkäufer. Beide haben nicht nur ein Problem mit den verwendeten Fetten, sondern – wie erwähnt – auch mit Glycidyl-Estern. Einen Grenzwert für die Schadstoffe gibt es noch nicht. Der Gehalt sollte aber so gering wie möglich sein: Die meisten Margarinen im Test schaffen das. „Da Butter ein naturbelassenes Produkt ist und nicht raffiniert wird, ist sie in diesem Punkt klar im Vorteil,“ sagt der Projektleiter des Tests, Lebensmittelchemiker Jochen Wettach.
Transfettsäuren kein Problem mehr
Auch die Bio-Margarine Eden schneidet wegen der Ester nur ausreichend ab. Die Marke hat eine lange Tradition. 1908 kam sie nahe Berlin als „Reformbutter“ auf den Markt und war eine der ersten aus reinem Pflanzenfett. Neue Verfahren trieben ab 1900 die Entwicklung von Margarine voran: Aus flüssigen Ölen wurden durch Härten feste, hochschmelzende Bratfette. Durch Umestern ließen sich Fettsäuren von Ölen und Fetten austauschen, eine homogene Masse entstand. Heute bilden sich beim Härten kaum noch bedenkliche Transfettsäuren; sie erhöhen das ungünstige Cholesterin im Blut, können langfristig zu Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Keine der 19 Margarinen hatte damit ein Problem.
Landkrone verstößt gegen Bioregeln
Ohne Aromen, die denen von Butter ähneln, würde Margarine flach schmecken. Das „natürliche Aroma“ fällt bei sechs Produkten in der Laboranalyse jedoch negativ auf. Für die Gesundheit spielt das keine Rolle, rechtlich schon. Die Bio-Margarine Landkrone enthält laut unserer Analyse einen nicht natürlichen Aromastoff (Natürliches Aroma). Sie dürfte damit nicht als Bio-Lebensmittel verkauft werden.
Margarine liefert ein wenig Vitamin D
Margarine ist eines der wenigen Lebensmittel, denen Vitamin D zugesetzt werden darf. Das Vitamin stärkt die Knochen. Fast 60 Prozent der Deutschen sind damit nicht ausreichend versorgt, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Die Margarine mit dem höchsten Gehalt, Delikata von Aldi (Nord), deckt bei einer Tagesmenge von 40 Gramm etwa ein Fünftel des Bedarfs. Noch besser sieht es bei Vitamin E aus, einem Antioxidans: Viele Margarinen tragen etwa ein Drittel des Tagesbedarfs bei, Alsan-S und Rapunzel decken ihn fast komplett. Butter liefert deutlich weniger Vitamin D und E.
Fazit unseres Tests: Margarine ist eine echte Konkurrentin für Butter. Sie enthält für die Gesundheit vorteilhaftere Fette und ist meist viel preiswerter. Weniger Kalorien als Butter hat die Vollfettmargarine aber nicht. 100 Gramm liefern jeweils 720 Kalorien. Es empfiehlt sich daher, beide nur sparsam zu nutzen.
Mehr Wissenswertes. In unserem großen FAQ-Streichfette finden Sie Küchentipps zu Margarine und Butter.
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@Stiftung_Warentest:
Ich danke Ihnen für die Rückmeldung.
"Doch bis auf die Palmitinsäure sind die gesättigten Fette vermutlich längst nicht so schädlich, wie lange Zeit behauptet wurde." Quelle: https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/ernaehrung/ernaehrung-welche-oele-sind-gesund-718681.html
Palmitinsäure ist demnach schädlicher als andere gesättigte Fettsäuren.
Mit freundlichen Grüßen
PseudoAnonymerNutzer
@PseudoAnonymerNutzer: Vielen Dank für Ihren Wunsch zukünftig den Anteil der Palmitinsäure in Margarine separat in der Testtabelle aufzuführen.
Beim Margarine-Test wie auch bei den Tests von fetthaltigen Lebensmittel allgemein analysieren wir selbstverständlich auch den Gehalt an Palmitinsäure. Palmitinsäure kommt - wie der Name schon sagt - zu großen Anteilen im Palmöl vor, aber nicht nur. Auch z.B. in Olivenöl sind Gehalte von 10 bis 15% sehr häufig. Palmitinsäure zählt zu den gesättigten Fettsäuren, die sich generell ernährungsphysiologisch ungünstig auswirken und die nicht in größeren Mengen verzehrt werden sollten. Ob sich die Palmitinsäure in besonderem Maße aus den gesättigten Fettsäuren negativ hervorhebt, ist unseres Erachtens derzeit nicht klar. Daher haben wir bisher für die Bewertung jeweils die Summe der gesättigten Fettsäuren herangezogen, wodurch wir die Palmitinsäure auch mitbewertet hatten. Falls sich die Studienlage und die Einschätzung durch wissenschaftliche Fachgesellschaften ändern sollte, würden wir dies in Zukunft selbstverständlich berücksichtigen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
könnten Sie in einem etwaigen neuen Test den Anteil der Palmitinsäure (insb. aufgrund des Palmöls) mit erheben? Diese gesättigte Fettsäure ist gesundheitlich besonders mit Vorsicht zu genießen (am besten gar nicht). Das wäre sehr hilfreich.
Mit freundlichen Grüßen
AnonymerUser
@hubermax11: Es ist etwas komplizierter. Keinesfalls ist es so, dass ein racemisches Gemisch (also im Verhältnis 1:1) immer eine synthetische Herstellung anzeigt. Wie Sie völlig richtig schreiben, gibt es Fälle, in denen die Natur selbst für ein Racemat sorgt. Je nach dem welchen Naturstoff man betrachtet, gibt es allerdings auch Gegenbeispiele. Bei manchen Aromastoffen überwiegt in der Natur tatsächlich immer eines der beiden "Spiegelbilder" deutlich. Oft bleibt dieses Verhältnis auch nach der Aromastoff-Gewinnung noch so erhalten und ist analytisch messbar. Daher schauen wir uns jeden Einzelfall genau an und ziehen aktuelle Fachliteratur zu Rate, bevor wir ein racemisches Gemisch eines Aromastoffs als "nicht natürlich" bewerten.
Ich halte die Argumentation von Test für falsch. So ist es bei der Milchsäure schon ewig bekannt, dass verschiedene Bakterien unterschiedliche Mischungen herstellen. Lactobacillus acidophilus stellt ein Racemat her. Daher ist ein Racemat keinesfalls ein Hinweis auf synthetische Herstellung.