
Maginon IPC-25 HDC © Stiftung Warentest
Aldi Nord verkauft seit Mittwoch, 23.03., eine IP-Überwachungskamera für 70 Euro. Damit können Besitzer via Smartphone oder Tablet auch unterwegs sehen, wer vor der Haustür steht, oder sich Warnungen per E-Mail schicken lassen. Unser Schnelltest zeigt, wie gut die Kamera funktioniert und wie es um die Datensicherheit steht.
Überwachungskamera im Heimnetzwerk
Die Maginon IP-Überwachungskamera IPC-25 HDC können Besitzer per Netzwerkkabel (Lan) oder Funk (WLan) mit ihrem Router verbinden und so übers Heimnetzwerk oder übers Internet auf die Bildübertragung zugreifen. Der Vorteil: Ein eigener Bildschirm, der mit der Kamera verbunden sein muss, fällt weg. Per Computer, Smartphone oder Tablet-App können Nutzer zum Beispiel sehen, wer gerade vor der Haustür steht und klingelt. Selbst unterwegs, zum Beispiel im Urlaub, können Nutzer auf die Kamera zugreifen. Videos aufzeichnen kann die Kamera hingegen nicht.
Angreifer können mitgucken
Bereits im vergangenen Jahr hatte Aldi IP-Kameras der Marke Maginon in seinen Filialen verkauft. Die Geräte bekam plötzlich mehr mediale Aufmerksamkeit, als Aldi und Hersteller Supra lieb gewesen sein dürfte. Die damals verkauften Kameras funkten laut Medienberichten ungesichert ins Internet, so dass Angreifer das Bild der IP-Kameras abgreifen konnten. Unter anderem heise security hatte damals auf die Sicherheitslücken hingewiesen. Daraufhin versprach der Anbieter die Sicherheitslücken zu schließen. Auf Anfrage der Stiftung Warentest teilte Supra Anfang März mit: „Zu unseren aktuell verkauften Produkten können wir Ihnen mitteilen, dass die Geräte die neue Firmware bereits installiert haben“. Sicher ist die jetzt verkaufte Kamera aber trotzdem nicht, wie unser Schnelltest zeigt.
Zugangsdaten sind angreifbar
Potenzielle Angreifer können Zugriffe auf die IP-Kamera über den unverschlüsselten Internetverkehr abfangen, selber auf die Kamera zugreifen und dann das Einstellungsmenü und die Übertragung einsehen und manipulieren. Schlimmer noch: Im Menü der Kamera ist auch der WLan-Schlüssel des eigenen Routers hinterlegt. Wer also in der Nähe der Kamera ist und den mit ihr verbundenen Router identifiziert, könnte gleich in das gesamte Heimnetzwerk gelangen. Der Anbieter Maginon weist zwar an verschiedensten Stellen darauf hin, dass ein Sicherheitsupdate durchgeführt werden muss, damit die Kamera sicher ist. Allerdings ist es möglich, die Kamera auch ohne dieses Update in Betrieb zu nehmen. Unklar ist, wieso die Kamera bei solch gravierenden Mängeln nicht gleich mit dem aktuellen Stand der Software ausgeliefert wird. Ob das Update die vorhandenen Lücken schließt, bleibt abzuwarten. Wir bleiben dran.
[Update vom 29.3.16] WLan-Passwort jetzt verschlüsselt
Wir haben mittlerweile die Kamera mit ihrer aktuellen Firmware getestet. Einzig das WLan-Passwort ist jetzt nicht mehr im Klartext einsehbar. [Ende des Updates]
Gute Sicht auch bei Dunkelheit
Die Bildqualität der Kamera ist passabel*. Der Nutzer kann zwischen verschiedenen Auflösungen wählen. Die höchste beträgt 1 280 mal 720 Bildpunkte. Mehr als genug, um ungebetene Gäste zu erkennen. Allzu viele Details dürfen Zuschauer aber nicht erwarten. Zudem ist die Bildübertragung bis zu 7 Sekunden verzögert. Es lassen sich verschiedene Einstellungen vornehmen, um die Kamera an die Lichtbedingungen in der Umgebung anzupassen. Die Einstellung „60 HZ“ empfiehlt sich für Räume, die Leuchtstoffröhren als Lichtquelle haben. So entstehen keine Flacker-Effekte wegen unterschiedlicher Frequenzen von Licht und Kamera. Zudem gibt es die Einstellung „50 HZ“ und „Außenbereich“. Helligkeit und Kontrast lassen sich ebenfalls anpassen. Die Kamera ist mit 24 kleinen LEDs ausgestattet, die sich bei Dunkelheit automatisch aktivieren, allerdings nur für ein mäßiges Nachtbild sorgen*.
Fehlalarme bei E-Mail-Benachrichtigung
Dank eingebautem Bewegungsmelder können sich Anwender der IP-Kamera auch per E-Mail über Aktivitäten informieren lassen. Hat die Kamera eine Bewegung erkannt, sendet sie eine E-Mail mit mehreren Bildern an das eingestellte E-Mail-Konto. So kann der Besitzer einsehen, was genau im Blickfeld der Kamera vor sich geht. Die Bildqualität der mitgeschickten Fotos ist allerdings mau. Sie haben zudem mit 640 mal 480 Pixeln nur eine geringe Auflösung. Der Bildbereich, in dem Bewegungen erfasst werden sollen, lässt sich vom Nutzer eingrenzen. Außerdem auch die Empfindlichkeit einstellen. Achtung: Bei sehr hoher Empfindlichkeit neigt die Kamera zu Fehlalarmen. Außerdem kommen die E-Mails in sehr kurzen Abständen, selbst wenn die gleiche Person eine länger anhaltende Aktion im Sichtfeld der Kamera durchführt. So kann das Mailfach schnell überflutet werden. Wer die Funktion nutzt, sollte den Standort beachten und mit den Empfindlichkeitseinstellungen experimentieren. Gerade draußen können beispielsweise auch Tiere einen Alarm auslösen.
Netzwerkanschluss oder WLan-Empfang sind Pflicht
Damit die Kamera tatsächlich funktioniert, muss am Einsatzort entweder ausreichend starker WLan-Empfang gewährleistet oder neben der Stromversorgung auch ein Netzwerkanschluss gelegt sein. Gerade Urlauber sollten zudem beachten, dass sie aus der Ferne nur zugreifen können, wenn zu Hause der Router aktiv ist. Viele Nutzer schalten ihren Router bei längerer Abwesenheit aus, dann besteht keine Verbindung mehr zur IP-Kamera. Für die erste Einrichtung muss der Nutzer die Kamera per Lan-Kabel mit dem Router verbinden. Erst nach erfolgreicher Konfiguration kann der Nutzer die WLan-Funktion der Kamera aktivieren. Der Installationsassistent führt den Nutzer auf verständliche Weise durch die wichtigsten Schritte. Anwender sollten die Update-Hinweise unbedingt ernst nehmen und das Sicherheitsupdate durchführen.
Auch bei Aldi Süd im Sortiment
Wer nicht im Einzugsgebiet von Aldi Nord wohnt, findet die Kamera laut Webseite auch bei Aldi Süd im Sortiment.
Fazit: Unsicher – und darum nicht zu empfehlen
Die Maginon-IP-Überwachungskamera ist für den normalen Hausgebrauch nicht zu empfehlen. Der Nutzer muss zu viele Sicherheitseinstellungen selbst vornehmen, damit potenzielle Angreifer nicht auf die Kamera zugreifen können.
*Passage am 04.05.2016 korrigiert.
-
- Das Heim im Blick – für 45 oder fast 300 Euro? Was die Überwachungskameras im Test unterscheidet, sind Preis und Ausstattung. Alarm und Videos aufs Handy schicken alle.
-
- Einbrecher scheitern zunehmend beim Versuch, in Haus und Wohnung einzudringen. Der Grund: In Deutschland rüsten immer mehr Menschen ihr Heim auf – mit Tür- und...
-
- Die Einbruchszahlen steigen neuerdings wieder. Viele Hausbesitzer entscheiden sich dafür, eine Überwachungskamera zu installieren. Wir sagen, welche Regeln dafür gelten.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Hier ist zwar von HD-Auflösung die Rede und es gibt auch einen Flashstream in HD.
Aber MJPEG-Stream oder snapshot erhielt ich nur in obendrein schlechter VGA-Qualität. Gesichter erkannte ich nur weil ich wußte wer es ist. Meine 20 Euro USB-Cam ist da besser.
Für zuverlässige Softwarepakete wie motion unter Linux braucht man halt MJPEG. (So müßte man sich mit der oft mößigen Bewegungserkennung billiger Kameras nicht auseinandersetzen).
Was nützt dann schon ein HD-Bild im Browser? Soll ich immer zugucken? Oder soll man sich auf die Bewegungserkennung der Kamera selbst verlassen? Und gibts da dann mehr als VGA per mail? Wie oben beschrieben: wieder nur VGA. :(
Leider habe ich diesen Testbericht zu spät gefunden. Ich habe am 30.06.2016 eine Kamera bei Aldi Nord gekauft.
Ich kann mich dem Kommentar von tom.stein nur anschließen. Am nervigsten ist die Verzögerung bei der Bildübetragung. Das ist bei meinen anderen Kameras bedeutend besser. Ich gebe die Kamera auch wieder zurück.
Gruss
@Mssn98: Das wissen wir nicht, das müsste ein neuer Test zeigen, den wir nicht ankündigen können. (Bu)
In dieser Woche gab es diese Kamera wieder bei Aldi Süd jedoch nur regional verfügbar.
Ich wollte fragen, ob diese Kamera, die genau die gleiche zu sein scheint, von diesen Problemen auch betroffen ist ?
Ein zusätzliche Verschlüsselung per VPN ist machbar und sinnvoll, erfordert aber schon etwas mehr Computerwissen. (Bu)