
Die Siegelorganisation Marine Stewardship Council (MSC) ist eine gemeinnützige Einrichtung. Hier Punkt für Punkt der Check: Was der MSC leistet – und was nicht.
Fazit
- Auf seinem Logo
- verheißt der MSC „zertifizierte nachhaltige Fischerei“. Er achtet dabei fast ausschließlich auf den Schutz von Fischbeständen und Meereslebensräumen. Aspekte wie Tierwohl oder Soziales bleiben weitgehend außen vor.
- Die Anforderungen des Siegels
- schließen die Gefahr einer zeitweiligen Überfischung nicht aus. Bei unserer Stichprobe konnte der MSC die Lieferkette einiger Wildlachsprodukte nicht lückenlos belegen.
- Andere Siegel
- mit hoher Marktbedeutung für Wildfisch existieren nicht. Wir empfehlen deshalb, Produkte mit MSC-Siegel zu bevorzugen.
Fischbestände
Was der MSC für sein Siegel verlangt
- Fischereibetriebe müssen sich verpflichten, gesetzliche Fangquoten einzuhalten und keine gefährdeten Bestände zu befischen.
- Sie müssen nachweisen, dass sie Fischbestände und -lebensräume schonen – mit effektivem Management und Daten, die nach wissenschaftlichen Methoden erhoben wurden.
- Die Vorgaben folgen zum Beispiel den Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES), einem Netzwerk von Wissenschaftlern aus 20 Ländern.
Was der MSC nicht verlangt
- Was den Schutz der Bestände betrifft, verlangt er kaum mehr als nationale und internationale Gesetze.
- Fischereibetriebe dürfen bis zum Bestandslimit fischen – der Grenze, ab der nach Einschätzung von Institutionen wie dem ICES das Risiko besteht, dass ein Bestand zusammenbricht.
- Bei unsicheren Daten für eine Bestandsgröße wäre ein Extra-Puffer bei der Bestandsbewertung sinnvoll. Der MSC verzichtet darauf.
- Er weist im Fall von gefährdeten Ökosystemen keine Schutzgebiete aus, in denen eingeschränkt oder nicht gefischt werden darf.
Fangmethoden
Was der MSC für sein Siegel verlangt
- Fischereibetriebe müssen nachweisen, dass ihre Fangmethoden das Ökosystem nicht irreversibel schädigen.
- Säugetiere, Reptilien oder Vögel sollen möglichst nicht im Netz landen.
- Fischereibetriebe müssen belegen, wie sie Beifang vermeiden, also Fang anderer Meerestiere als der erwünschten Fischart.
Was der MSC nicht verlangt
- Grundschleppnetze sind erlaubt, sofern sie nicht das Ökosystem irreversibel schädigen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Greenpeace lehnen sie ab. Ihre Kritik: Die Netze würden am Meeresboden großen Schaden anrichten.
- Um Beifang zu überwachen, fordert der MSC keine Mittel wie Kameras oder Beobachter an Bord der Schiffe.
Engagement für Umwelt, Tier und Mensch
Ziele des MSC
- Bestände von Fischen und Meeresfrüchten schonen.
- Den Lebensraum Meer schonen.
- Vorbildlich gemanagte Fischereibetriebe fördern.
Worum sich der MSC nicht kümmert
- Keine Vorgaben zum Tierwohl beim Fischfang.
- Überlässt Engagement für niedrigere Fangquoten anderen, etwa Fischereibetrieben.
- Keine Vorgaben zum innerbetrieblichen Umweltschutz.
- Keine Vorgaben zu Mindestlöhnen und Arbeitsschutz.
Rückverfolgbarkeit der Produkte
Was der MSC verspricht
- Laut MSC sind Produkte mit seinem Siegel vom Geschäft bis zu den Fangbetrieben lückenlos zurückverfolgbar.
- Jeder Zwischenhändler, der mit unverpackter Ware in Kontakt kommt, muss zertifiziert sein.
Was der MSC nicht leistet
- Im Test von Lachsfilet, test 3/2018, blieb der MSC für neun Wildlachsprodukte den Beweis für die Rückverfolgbarkeit teilweise schuldig. Wir baten ihn, die Lieferkette bis zu den Fangbetrieben offenzulegen. Das gelang ihm für einige der Produkte nur lückenhaft: Nachhaltig, aber nicht alle zurückzuverfolgen.
Zertifizierung
Was der MSC für sein Siegel verlangt
- Die Begutachtung der Fischereibetriebe erfolgt durch unabhängige Zertifizierer.
- Gutachter müssen der international anerkannten Akkreditierungsstelle ASI belegen, dass sie fachkundig sind.
- Jeder Fangbetriebe wird individuell begutachtet und bewertet.
- Die Gutachten sind sehr umfangreich und detailliert. Das zeigen die Gutachten zu den Wildlachsfilets aus test 3/2018, die wir eingesehen haben.
Was der MSC nicht verlangt
- Fangbetriebe bekommen die Zertifizierer nicht zugewiesen, sondern dürfen sie sich aus einem Pool an anerkannten Gutachtern selbst heraussuchen.
Transparenz für Verbraucher
Was der MSC für sein Siegel leistet
- Alle Regeln für das Siegel sind im Internet einsehbar.
- Prüfberichte der Zertifizierer sind auf der Website des MSC einsehbar.
- Verbraucher können Packungen mit MSC-zertifiziertem Fisch am Logo klar erkennen.
Was der MSC nicht leistet
- Die MSC-Regeln sind oft schwer greifbar, da sie teils vage und unkonkret bleiben.
- Der für jede Packung vorgeschriebene Code führt nur zum weiterverarbeitenden Betrieb oder Händler. MSC überlässt es den Händlern, ob sie die Fangbetriebe nennen. Für Verbraucher ist es aufwendig bis unmöglich, diese auf den Internetseiten des MSC herauszufinden.
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Das MSC-Siegel ist für mich wertlos geworden, nachdem ich gestern in der ARD-Mediathek des „Ersten“ das Video: „Das Geschäft mit dem Fischsiegel“ vom 23.04.2018 gesehen habe. (Verfügbar bis 23.04.2019). Ich halte mich nunmehr an den aktuellen Fischratgeber (2016) von Greenpeace und hoffe, damit nachhaltigen Fischfang zu unterstützen. Um eine umweltbewusste Wahl zu treffen, reicht es nicht zu wissen, welche Fischart ich am ehesten verzehren sollte. Ausschlaggebend sei es auch, wo und wie der Fisch gefangen oder gezüchtet wurde. Die praktische App unterstützt mich dabei im Laden bei der Orientierung der zahlreichen Fang- und Zuchtmethoden.