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Die Regeln des MSC schreiben vor, alle Stationen vom Fang bis zum Verpacken zu zertifizieren. Wir baten den MSC, die Lieferkette für Wildlachs offen zu legen.
Begrenzter Überblick
Ernüchternd: Für einzelne Produkte kann der MSC die Lieferkette nicht problemlos belegen, er hat keine Rückverfolgungsdatenbank. Er kennt nur die Station, die den Fisch „verzehrfertig und manipulationssicher verpackt“: den Weiterverarbeitungsbetrieb. „Für eine komplette Rückverfolgung brauchen wir bis zu drei Monate“, so die Reaktion des MSC. Wir räumten ihm neun Wochen ein, mehr als in unseren Nachhaltigkeitstests üblich. Schließlich stellte uns der MSC doch Dokumente zu. Für die Produkte von Aldi (Nord) und Süd, Costa, Lidl und Netto Marken-Discount bekamen wir vollständige Belege. Lückenhaft blieben sie für die Wildlachsfilets von Rewe, Femeg und Landur. Für Iglo sahen wir keine Nachweise – auch nicht für den konkreten Fangbetrieb.
Aus Alaska und Russland
Außer für das Produkt von Iglo konnte der MSC die Fangbetriebe für alle Filets belegen. Sie liegen in zwei Fanggebieten im Pazifik. Die Angaben konnten wir über Dokumente oder – im Fall von Femeg, Landur und Rewe – durch Rückschlüsse nachvollziehen. Sechs Produkte kamen aus Alaska vom Fischereiverbund Alaska Salmon. Er erfüllt MSC-Anforderungen auf hohem Niveau. Im US-Bundesstaat Alaska ist der Schutz von Wildlachs in der Verfassung verankert und wird über ein anspruchsvolles Schutzprogramm umgesetzt. Der Wildlachs von Aldi (Nord) und Rewe stammt von der russischen Insel Iturup im Nordwestpazifik vom Fischereiverbund Iturup Island Pink & Chum Salmon. Russland schreibt den Schutz der Fische gesetzlich vor. Die Betriebe arbeiten mit Netzfallen, die Lachse und ungewollten Fang am Leben halten, bis sie sortiert werden. Sie erfüllen die meisten MSC-Auflagen gut – müssen bei einer aber nachbessern, sonst drohen Sanktionen.
Fazit: Keine lückenlose Rückverfolgung
Acht der neun Wildlachsprodukte aus aus dem jüngsten Lachs-Test, test 3/2018, stammen von Fangbetrieben, die Lachsbestände schonen. Nicht alle Produkte konnte der MSC lückenlos zurückverfolgen. Zwei der neun Filets erhielten das test-Qualitätsurteil gut: Costa und Iglo. Besser waren viele Filets aus Aquakultur. Testsieger: Frische Lachs-Filets mit Haut von Deutsche See.
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Das MSC-Siegel ist für mich wertlos geworden, nachdem ich gestern in der ARD-Mediathek des „Ersten“ das Video: „Das Geschäft mit dem Fischsiegel“ vom 23.04.2018 gesehen habe. (Verfügbar bis 23.04.2019). Ich halte mich nunmehr an den aktuellen Fischratgeber (2016) von Greenpeace und hoffe, damit nachhaltigen Fischfang zu unterstützen. Um eine umweltbewusste Wahl zu treffen, reicht es nicht zu wissen, welche Fischart ich am ehesten verzehren sollte. Ausschlaggebend sei es auch, wo und wie der Fisch gefangen oder gezüchtet wurde. Die praktische App unterstützt mich dabei im Laden bei der Orientierung der zahlreichen Fang- und Zuchtmethoden.