
Die Verunsicherung ist groß: Durch Verzehr von zwei Käseprodukten eines österreichischen Herstellers sind in den vergangenen Monaten 29 Menschen in Österreich und Deutschland an Listeriose erkrankt. Acht Patienten verstarben bislang sogar. test.de gibt Informationen zu Listerieninfektionen und sagt, wie Verbraucher sich schützen können.
Erhöhte Anzahl Listerien in Käse
Anfang des Jahres hat der Discounter Lidl die Käseprodukte „ Reinhardshof, Harzer Käse„ und den „Reinhardshof, Bauernhandkäse mit Edelschimmel„ des österreichischen Herstellers Prolactal zurückgerufen. In Proben war eine erhöhte Anzahl an Listerien entdeckt worden (siehe Meldung auf test.de Rückruf für Reinhardshof-Käse von Lidl). Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind bislang 21 Menschen in Österreich und 8 Personen in Deutschland an Listeriose erkrankt. Die Erkrankungen sind sehr wahrscheinlich auf den Verzehr des listerienverunreinigten Käses zurückzuführen. Fünf Patienten aus Österreich und drei aus Deutschland verstarben sogar. Aufgrund der Erkrankungen und Todesfälle hat der Discounter Lidl vergangene Woche erneut vor dem Verzehr der betroffenen Käsesorten gewarnt. In Österreich wurde der Käse nicht von Lidl, sondern von anderen Handelsunternehmen verkauft.
Verbreitetes Vorkommen
Listerien sind Bakterien, die fast überall vorkommen können: in der Erde, auf Pflanzen, im Kompost und in Abwässern. Die Bakterien sind aber auch in der Landwirtschaft verbreitet, zum Beispiel in Tierfutter und -kot. Dadurch können Listerien schon bei der Herstellung auf Lebensmittel übergehen - etwa beim Melken oder Schlachten. Ebenso kann Gemüse mit Erde oder tierischem Dünger verunreinigt sein, das die Erreger enthält. Listerien kommen aber nicht nur auf rohen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Insbesondere in Betrieben mit unzureichenden Hygienemaßnahmen können auch haltbar gemachte und verarbeitete Lebensmittel mit den Bakterien in Kontakt kommen.
Schwere Krankheitsverläufe möglich
Die Bakterien können beim Menschen die so genannte Listeriose auslösen. Diese Infektionskrankheit ist für gesunde Erwachsene nicht gefährlich. Meist verläuft sie symptomlos. Treten Symptome auf, sind sie eher unspezifisch und ähneln einer Grippe: Fieber und Muskelschmerzen, manchmal auch Erbrechen und Durchfall. Bei Schwangeren, Neugeborenen, älteren Menschen oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem kann die Listeriose aber auch einen schweren Verlauf nehmen und zu Blutvergiftungen, Gehirn- oder Gehirnhautentzündung führen und sogar tödlich sein. Bei Schwangeren kann Listeriose Früh- oder Fehlgeburten zur Folge haben.
Schutz vor Listerieninfektionen
In der Regel erfolgt die Infizierung beim Menschen über Lebensmittel, die Listerien in erhöhter Konzentration enthalten. Das Bundesamt für Risikobewertung nennt Maßnahmen, die vor allem Risikogruppen beachten sollten, um eine Infektion mit Listerien zu vermeiden:
- Durch Kochen, Braten und Pasteurisieren werden Listerien abgetötet. Voraussetzung: Für mindestens zwei Minuten muss die Temperatur im Kern des Lebensmittels mindestens 70 Grad Celsius betragen. Beim Tiefgefrieren können Listerien dagegen überleben.
- Risikopersonen sollten keine Lebensmittel tierischen Ursprungs roh verzehren, wie etwa Mett.
- Ebenso sollten sie keine geräucherten oder marinierten Fischerzeugnisse essen. Das gilt vor allem für vakuumverpackten Räucherlachs und Graved Lachs.
- Rohmilchkäse sollte ebenfalls tabu sein.
- Blattsalate sollten selbst frisch zubereitet werden. Kleingeschnittene und verpackte Salate sollten Risikopersonen meiden.
- Generell sollten vakuumverpackte Lebensmittel zügig nach dem Einkauf und möglichst weit vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verzehrt werden.
- Bei der Zubereitung von Speisen sollte auf Hygiene geachtet werden: frisches Obst und Gemüse gründlich waschen, Messer und Schneidebretter nach Zubereitung von rohem Fleisch gründlich reinigen bevor sie wieder benutzt werden, Hände vor der Zubereitung von Speisen und danach gründlich waschen und abtrocknen.
Tests der Stiftung Warentest
Auch die Stiftung Warentest prüft in ihren Lebensmitteltests immer auf Listerien. Diese wurden zum Beispiel in drei tiefgekühlten Rahmspinatprodukten nachgewiesen (test 05/2008). Die entsprechenden Produkte erhielten deshalb eine schlechte Bewertung. Werden die Produkte aber sorgfältig nach Packungshinweis erhitzt, besteht kein Grund zur Sorge. Beruhigend: Im Test Räucherlachs (test 01/2010) fanden die Tester keine Listerien.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.