„Ab 20 Minuten Sonne ist UV-Schutz wichtig“

Prof. Dr. Christiane Bayerl ist Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden.
Die Haut der Lippen ist sensibel und braucht Fürsorge. Warum das so ist und welche Pflege sinnvoll ist, erläutert die Dermatologin Christiane Bayerl.
Brauchen die Lippen eine spezielle Pflege?
Ja, die Lippenhaut ist deutlich dünner als die Körperhaut, nicht behaart und es fehlt ihr an Schweiß- und Talgdrüsen. Daher trocknet sie schneller aus und muss häufiger rückgefettet werden. Auch ein ausreichender Schutz vor UV-Strahlung ist besonders wichtig.
Warum?
Die Lippen verfügen kaum über einen Selbstschutz. Ihre Haut bräunt auch nicht, dafür fehlen die Melanozyten. UV-Licht kann sie daher schnell schädigen. Sie wird zunächst rau, schuppig oder reißt ein. Wenn offene Stellen nicht mehr heilen, sollte das dringend ein Hautarzt behandeln. Denn langfristig droht Hautkrebs – vor allem auf der Unterlippe. Davon sind Männer übrigens häufiger betroffen als Frauen.
Woran liegt das?
Frauen tragen oft dekorativen Lippenstift, und die darin enthaltenen Pigmente bieten auch einen gewissen Schutz vor schädigender UV-Strahlung.
Gibt es Menschen, die besonders auf Sonnenschutz auf den Lippen achten sollten?
Maurer, Dachdecker und Piloten beispielsweise sind bei der Arbeit einer deutlich höheren UV-Strahlung ausgesetzt und sollten sich schützen. Dasselbe gilt in der Freizeit etwa für Golfspieler, Cabriofahrer und Segler. Nicht umsonst wird Hautkrebs an den Lippen umgangssprachlich „Segler-Krebs“ genannt. Auch Wintersportler sollten aufpassen und sich beim Ski- und Snowboardfahren schützen.
Ab welcher Sonnenstrahlung ist UV-Schutz für die Lippen sinnvoll?

Sonnentag im Schnee? Die Lippen brauchen UV-Schutz!
Jeder, der sich an sonnigen Tagen länger als 20 Minuten im Freien aufhält, sollte einen für die Lippen geeigneten UV-Schutz auftragen. Sonnencremes und -lotionen für den Körper sind dabei nicht die beste Wahl, denn sie lassen sich leicht ablecken. Außerdem empfinden viele den Geruch und Geschmack auf den Lippen nicht als angenehm.
Es gibt den Mythos, dass Lippenpflegemittel süchtig machen – stimmt das?
Mir ist keine wissenschaftliche Studie bekannt, die belegen würde, dass Lippenpflegeprodukte eine körperliche Abhängigkeit erzeugen. Aber aufgrund ihrer bereits beschriebenen Beschaffenheit sind Lippen im Grunde von Natur aus „süchtig“ danach, regelmäßig rückgefettet zu werden. Bei manchen Menschen entsteht wohl auch ein gewohnheitsmäßiges Verlangen danach, sie angenehm geschmeidig zu halten.
Was raten Sie bei trockenen Kinderlippen?
Zunächst die Mundpartie nach dem Essen gut säubern – Tomatensoße etwa reizt die Haut. Warmes Wasser ist besser geeignet als Feuchttücher. Rückfettende Pflegeprodukte können auch Kinder benutzen, am besten solche mit wenigen Duftstoffen, da diese Allergien auslösen können.