
Ob Labello oder Blistex, als Stift oder aus der Tube – viele Menschen nutzen Lippenpflegemittel oft und reichlich. Umso wichtiger, dass die Produkte frei von kritischen Substanzen sind. Denn über den Mund gelangen sie leicht in den Körper. Die Stiftung Warentest hat 35 Lippenpflegemittel untersucht. In 18 Produkten fanden die Tester kritische Substanzen, auch in bekannten Marken. Die gute Nachricht: 15 Lippenpflegemittel können wir empfehlen – darunter fast alle Naturkosmetikprodukte im Test.
[Update 21.4.2021] Lieber mit pflanzlichen Ölen und Fetten
Viele Anbieter von Lippenpflegemitteln haben ihre Rezepturen verändert, darunter Marken wie Labello oder Blistex. Statt Zutaten auf Mineralölbasis – auf Inhaltsstofflisten erkennbar an Worten wie etwa Paraffin oder Petrolatum – setzen sie pflanzliche Öle und Fette sowie Bienenwachs ein. Das zeigt ein aktueller Blick auf 35 Produkte, die wir 2017 im Labor geprüft haben. In 18 hatten wir kritische Kohlenwasserstoffe nachgewiesen, sogenannte Mosh, Posh und Moah, die sich im Körper anreichern können. Die gesundheitlichen Folgen sind nicht ganz geklärt. In die Pflegemittel gelangen sie in der Regel über erdölbasierte Zutaten. Jetzt enthalten 11 der Produkte oder ihre Nachfolger die Substanzen laut der Inhaltsstofflisten nicht mehr.
- Tipp:
- Wer sichergehen will, nutzt für die Lippen zertifizierte Naturkosmetik. Sie darf keine Erdölbestandteile enthalten.
Kritische Substanzen auch in Marken- und Apothekenprodukten
Kritisch in Produkten zur Lippenpflege sind vor allem bestimmte Kohlenwasserstoffe:
- einige Mosh (Mineral oil saturated hydrocarbons), das sind gesättigte Kohlenwasserstoffe,
- Moah (Mineral oil aromatic hydrocarbons), das sind aromatische Kohlenwasserstoffe
- sowie Posh (Polymer oligomeric saturated hydrocarbons), synthetische Kohlenwasserstoffe, die den Mosh sehr ähnlich sind.
Bereits vor zwei Jahren haben wir stichprobenartig verschiedene Kosmetika geprüft, darunter drei Lippenpflegemittel. Alle drei waren damals wegen Moah-Belastung negativ aufgefallen (Mineralöle in Kosmetika, test 5/2015). Nun wollten wir erneut wissen, wie es um diese Produktgruppe bestellt ist: Diesmal fanden wir kritische Mosh und Moah oder Posh in 18 Produkten – darunter solche von namhaften Herstellern, aber auch Apothekenprodukte.
Übrigens: Schadstoffe haben wir auch in dekorativen Lippenstiften gefunden (Lippenstift-Test).
Video: Fünf Fakten rund um die Lippenpflege
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Stoffe können sich im Körper anreichern
Regelmäßige Anwender schlucken im Jahr rund 20 Gramm Lippenstift, hat der Wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU-Kommission errechnet – das sind in etwa vier Lippenstifte. „Potenziell bedenklich“ ist aber schon die Menge an Mosh, die die Verbraucher über Lebensmittel aufnehmen, schätzt die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa. Denn viele Mosh können sich im Körper anreichern, etwa im Fettgewebe, in Leber oder Milz. Die gesundheitlichen Folgen sind bisher nicht vollständig geklärt. Das gilt auch für Posh. Moah sieht die Efsa noch kritischer: Sie stuft einige als „potenziell krebserregend“ ein. Mosh und Moah in Kosmetik stammen aus Zutaten auf Mineralölbasis. Posh kommen über synthetisch hergestellte Inhaltsstoffe, oft aus Ausgangsstoffen wie Kohle oder Biomasse, in die Produkte.
Naturkosmetik als Alternative
Wer sichergehen will, Kosmetik ohne Mosh, Posh und Moah zu kaufen, sollte einen Blick in die klein gedruckte Liste der Inhaltsstoffe werfen. Oder ein Naturkosmetikprodukt kaufen: Unter den 15 Lippenpflegeprodukten, in denen wir keine kritischen Substanzen gefunden haben, sind auch 6 der 7 Produkte mit Naturkosmetik-Siegel. In einem Pflegestift mit Naturkosmetiksiegel wiesen wir allerdings sehr geringe Mengen an Mosh nach. Möglicherweise gelangten sie als Verunreinigung im Herstellungsprozess ins Produkt. Dennoch halten wir den Balsam nicht für empfehlenswert. Denn Verbraucher sollen bei zertifizierter Naturkosmetik davon ausgehen können, dass sie vollständig frei von Mineralölbestandteilen ist. Das sehen die Vorgaben für zertifizierte Naturkosmetik so vor.
Nur einer patzt beim Sonnenschutz
Bei Produkten, die einen angemessenen Sonnenschutz auslobten, prüften wir auch, ob sie den versprochenen Lichtschutzfaktor einhalten. Bei fast allen Produkten im Test war dies der Fall. Nur ein Stift patzte beim UVA-Schutz. Die Pflegeeigenschaften haben wir nicht untersucht, da es kein Standardverfahren gibt, mit dem sie auf den Lippen objektiv und zuverlässig beurteilt werden können.
Tipp: Wir haben auch Sonnencreme getestet.Die besten Lotionen, Sprays und Gele für Erwachsene zeigt unser Test Sonnenschutzmittel, test 7/2016.
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- Anfangsmilch soll das Baby rundum versorgen. Die meisten Pre-Nahrungen im Test der Stiftung Warentest sind erfreulich gut – aber nicht jedes Markenprodukt.
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- Im Lippenstift-Test der Stiftung Warentest: 17 Schönmacher in Rosenholztönen. Zwei fallen durch, darunter das teuerste Markenprodukt. Alle sind schadstoffbelastet.
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- Im Test von 19 Olivenölen (nativ extra) schneiden viele gut ab. Vier Öle sind mangelhaft – ranzig und teils schadstoffbelastet. Das beste Öl im Test kommt aus Süditalien.
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Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
Ich benutze diesen Stift seit mindestens 10 Jahren. Immer wieder probiere ich auch andere Produkte, aber nicht kommt an diesen Lippenpflegestift auch nur annnähernd ran.
Danke Weleda!
@Astale: Der Lichtschutzfaktor von 30 wurde hinsichtlich des UVB-Schutzes eingehalten. Gemäß einer EU Richtlinie von 2006 müssen Sonnenschutzprodukte mindestens 1/3 UVA-Schutzwirkung in Relation zum ausgelobten Lichtschutzfaktor aufweisen. Hierbei zeigten sich deutliche Abweichungen für den Sebamed-Stift (Relation von rund 1/8). (Ko/PF)
Hallo,
ihr habt ja den Sebamed-Stift abgewertet, da er nicht den versprochenen Sonnenschutzfaktor (SPF30) eingehalten hat. Welchen Faktor hat er denn in etwa erreicht?
Vielen Dank!
Guten Tag,
Schade, dass der Bepanthol Lippenpflegestift nicht auch getest wurde, da er auch Sonnenschutz verspricht.
Man sollte darauf aufmerksam machen, dass der Lipstick nämlich Ozokerite enthält und somit (voraussichtlich) nicht empfehlenswert ist. Ich finde, dass Bepanthol/Bayer da sehr großzügig mit dem Testsiegel auf seiner Seite umgeht! Wer nicht genau liest, könnte beide Produkte für empfehlenswert halten.
Mit freundlichen Grüßen
StR