
Schutzbedürftig. Lippen brauchen regelmäßig fettreiche Pflege, damit sie geschmeidig bleiben.
Ob Labello oder Blistex, als Stift oder aus der Tube – viele Menschen nutzen Lippenpflegemittel oft und reichlich. Umso wichtiger, dass die Produkte frei von kritischen Substanzen sind. Denn über den Mund gelangen sie leicht in den Körper. Die Stiftung Warentest hat 35 Lippenpflegemittel untersucht. In 18 Produkten fanden die Tester kritische Substanzen, auch in bekannten Marken. Die gute Nachricht: 15 Lippenpflegemittel können wir empfehlen – darunter fast alle Naturkosmetikprodukte im Test.
Kritische Substanzen auch in Marken- und Apothekenprodukten
Kritisch in Produkten zur Lippenpflege sind vor allem bestimmte Kohlenwasserstoffe:
- einige Mosh (Mineral oil saturated hydrocarbons), das sind gesättigte Kohlenwasserstoffe,
- Moah (Mineral oil aromatic hydrocarbons), das sind aromatische Kohlenwasserstoffe
- sowie Posh (Polymer oligomeric saturated hydrocarbons), synthetische Kohlenwasserstoffe, die den Mosh sehr ähnlich sind.
Bereits vor zwei Jahren haben wir stichprobenartig verschiedene Kosmetika geprüft, darunter drei Lippenpflegemittel. Alle drei waren damals wegen Moah-Belastung negativ aufgefallen (Mineralöle in Kosmetika, test 5/2015). Nun wollten wir erneut wissen, wie es um diese Produktgruppe bestellt ist: Diesmal fanden wir kritische Mosh und Moah oder Posh in 18 Produkten – darunter solche von namhaften Herstellern, aber auch Apothekenprodukte.
Video: Fünf Fakten rund um die Lippenpflege
Stoffe können sich im Körper anreichern
Regelmäßige Anwender schlucken im Jahr rund 20 Gramm Lippenstift, hat der Wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU-Kommission errechnet – das sind in etwa vier Lippenstifte. „Potenziell bedenklich“ ist aber schon die Menge an Mosh, die die Verbraucher über Lebensmittel aufnehmen, schätzt die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa. Denn viele Mosh können sich im Körper anreichern, etwa im Fettgewebe, in Leber oder Milz. Die gesundheitlichen Folgen sind bisher nicht vollständig geklärt. Das gilt auch für Posh. Moah sieht die Efsa noch kritischer: Sie stuft einige als „potenziell krebserregend“ ein. Mosh und Moah in Kosmetik stammen aus Zutaten auf Mineralölbasis. Posh kommen über synthetisch hergestellte Inhaltsstoffe, oft aus Ausgangsstoffen wie Kohle oder Biomasse, in die Produkte.
Naturkosmetik als Alternative
Wer sichergehen will, Kosmetik ohne Mosh, Posh und Moah zu kaufen, sollte einen Blick in die klein gedruckte Liste der Inhaltsstoffe werfen. Oder ein Naturkosmetikprodukt kaufen: Unter den 15 Lippenpflegeprodukten, in denen wir keine kritischen Substanzen gefunden haben, sind auch 6 der 7 Produkte mit Naturkosmetik-Siegel. In einem Pflegestift mit Naturkosmetiksiegel wiesen wir allerdings sehr geringe Mengen an Mosh nach. Möglicherweise gelangten sie als Verunreinigung im Herstellungsprozess ins Produkt. Dennoch halten wir den Balsam nicht für empfehlenswert. Denn Verbraucher sollen bei zertifizierter Naturkosmetik davon ausgehen können, dass sie vollständig frei von Mineralölbestandteilen ist. Das sehen die Vorgaben für zertifizierte Naturkosmetik so vor.
Nur einer patzt beim Sonnenschutz
Bei Produkten, die einen angemessenen Sonnenschutz auslobten, prüften wir auch, ob sie den versprochenen Lichtschutzfaktor einhalten. Bei fast allen Produkten im Test war dies der Fall. Nur ein Stift patzte beim UVA-Schutz. Die Pflegeeigenschaften haben wir nicht untersucht, da es kein Standardverfahren gibt, mit dem sie auf den Lippen objektiv und zuverlässig beurteilt werden können.
Tipp: Wir haben auch Sonnencreme getestet.Die besten Lotionen, Sprays und Gele für Erwachsene zeigt unser Test Sonnenschutzmittel, test 7/2016.