Light-Lebens­mittel

Weniger Zucker: Welche anderen Stoffe drin sind

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Nur in 4 von 22 Produkten haben die Hersteller einfach den Zucker­gehalt verringert. Meist süßen sie mit anderen Mitteln.

Light-Lebens­mittel Testergebnisse für 77 Light-Lebens­mittel 01/2020

Höchs­tens 50 Gramm Zucker pro Tag für Erwachsene lautet die Empfehlung der Welt­gesund­heits­organisation (WHO). Dazu zählt zugesetzter Zucker, aber auch der aus Frucht­saft und Honig, nicht aber die natürliche Süße von ganzem Obst, Gemüse oder Milch. Die Bundes­bürger kommen auf 70 bis 90 Gramm pro Tag. Da anzu­setzen ist also eine gute Idee. Zu viel Zucker fördert Karies, Überge­wicht und Fett­leibig­keit. Mit dem Gewicht steigen Risiken für Blut­hoch­druck, Herz­infarkt, Schlag­anfall und Typ-2-Diabetes. 

Einfach „weniger Zucker“ – das ist selten. Das Minus an Haus­halts­zucker kompensieren die Hersteller oft durch Süßstoffe oder andere süßende Zutaten wie Fruktose, Honig oder Agavendick­saft. Nur bei 4 von 22 Produkten ist einfach der Zucker­gehalt verringert, ohne groß die Rezeptur verändert zu haben. Zum Beispiel: Das Kinder-Dessert Monte mit „30 Prozent weniger Zucker“ enthält lediglich mehr Voll­milch, der Ketchup für Kids von Real Quality zusätzlich Wasser. Folge: 15 und 30 Prozent weniger Kalorien.

Mandeln statt Krokant

Light-Lebens­mittel - 77 Light-Produkte im Test

Weniger Schoko. Das Müsli von Aldi Nord hat rund 60 Prozent weniger Zucker als sein Original, aber fast genauso viele Kalorien. Denn statt 66 sind 82 Prozent Voll­korn­haferflocken drin. Die liefern komplexe Kohlenhydrate und wert­volle Ballast­stoffe. © Stiftung Warentest

„Weniger Zucker“ heißt nicht auto­matisch weniger Kalorien, speziell bei den sieben Früh­stücks­cerealien im Test: Obwohl ihr Zucker­gehalt um rund 30 bis 60 Prozent verringert ist, unterscheidet sich der Brenn­wert teils kaum. Dennoch ist hier „weniger Zucker“ sinn­voll, denn er wird durch bessere komplexe Kohlenhydrate ersetzt, etwa mehr Voll­korn­flocken. Auch Mandeln statt Krokant oder weniger Schokolade sind eine sinn­volle Zuckerreduktion.

Honig spart kaum Kalorien. Honig und Agavendick­saft schätzen manche, weil sie weniger verarbeitet sind als Haus­halts­zucker. Doch auch sie sind zucker- und kalorienreich. Fruktose und Fruktosesirup senken mit hoher Süßkraft den Brenn­wert, aber: Wissenschaftler diskutieren, ob viel Fruktose etwa die Leber schädigt.

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Süßstoffe und mehr. Light-Konfitüren enthalten oft Süßstoffe. Bei dieser von Real Tip sind zugesetzter Zucker und Glukose-Fruktose-Sirup ersetzt – durch Cyclamat, Saccharin und Fruktose-Sirup. © Stiftung Warentest

Süßstoff-Nutzen ist fraglich

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„Wie Süßstoffe das Appetit­verhalten lang­fristig beein­flussen, ist weit­gehend unklar. Auch muss weiter erforscht werden, wie sie durch Gewöhnung an Süßes die Geschmacks­vorlieben beein­flussen.“, Prof. Dr. Susanne Klaus, Abteilungs­leiterin am Deutschen Institut für Ernährungs­forschung. © DIFE / David Ausserhofer

Kräftig Kalorien sparen zuckerreduzierte Frucht­nektare, Kaffee­getränke, Ketchup, Konfitüren und Desserts mit Süßstoffen wie Acesulfam K, Aspartam oder Cyclamat. Elf sind EU-weit zugelassen. Oft werden sie kombiniert. Eine Meta­studie Freiburger Wissenschaftler im Auftrag der Welt­gesund­heits­organisation von 2019 liefert jedoch keinen klaren Beleg für den gesundheitlichen Nutzen von Süßstoffen. Schädliche Wirkungen bestätigt die Studie nicht, kann sie aufgrund der schlechten Daten­lage aber auch nicht ausschließen. Die Europäische Behörde für Lebens­mittel­sicherheit bewertet aktuell alle Süßstoffe neu. Experten halten sie etwa für Diabetiker für sinn­voll.

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Kleiner Effekt. Der Lidl-Ketchup enthält Saccharin sowie Acesulfam K und hat dadurch fast zwei Drittel weniger Kalorien als sein Original. Der Effekt ist aber klein: Denn meist landet nur ein Klecks Ketchup auf dem Teller. © Stiftung Warentest

Tipp: Trinken Sie vor allem Wasser. Süßen Sie Kaffee und Tee nur mit einem Espresso- statt Teelöffel Zucker.

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Clave am 25.02.2021 um 10:54 Uhr
"weniger wertvolles Rapsöl"

@ Stiftung Warentest: im Kontext des Satzes und mit meinem Vorwissen über Fettsäuren usw. war mir klar, wie Sie das gemeint haben. Die Formulierung "weniger wertvolles Rapsöl" ist aber tatsächlich nicht eindeutig und bietet Interpretationsraum zwischen "weniger Rapsöl (was wir schade finden, weil gerade diese Zutat wertvoll ist)" und "schlechteres Rapsöl".

Profilbild Stiftung_Warentest am 06.01.2020 um 12:37 Uhr
Light Salatdressings

@WolRos: Der Satz lässt sich tatsächlich falsch verstehen. Was wir mit „weniger wertvolles Rapsöl“ eigentlich meinen: in den Salatdressings ist der mengenmäßige Anteil an Rapsöl reduziert. Generell ist Rapsöl ernährungsphysiologisch wertvoll, da es eine ideale Mischung an Fettsäuren bietet und darin manch andere Öle toppt. Dadurch sollte sich die Verwirrung auflösen lassen. Den Salzgehalt haben wir uns nicht angeschaut, nehmen dies aber gerne als Anregung auf. Vielen Dank! (SW/JS/CR)

WolRos am 04.01.2020 um 17:53 Uhr
Die Light-Masche

Auf Seite 14 schreiben Sie unter dem Thema Salatdressing: "...ist bei allen ausgerechnet weniger wertvolles Rapsöl drin."
Aus Berichten in verschiedenen test-Heften entnehme ich, dass Rapsöl besonders wegen des hohen Anteils an Omega-3 Fettsäuren anderen Ölen für die gesunde Ernährung überlegen ist. Woran erkenne ich dann die weniger wertvollen Rapsöle?
Unter "test rät" bemerken Sie dann auch am Ende des Abschnittes: "Wählen Sie gutes Fett für Ihre Ernährung - Raps-, Lein- oder Olivenöl in selbst gemixter Vinaigrette." Verwirrung total bei mir!
Zudem habe ich bei light-Produkten immer wieder festgestellt, dass - wahrscheinlich als Geschmacksverstärkung - der Salzanteil gegenüber den normalen Produkten erhöht wurde. Wurde das von Ihnen nicht untersucht, bzw. nicht festgestellt?

Kunde-aus-Delmenhorst am 21.12.2019 um 17:20 Uhr
Habt ihr auch den Preis berücksichtigt?

Hallo, danke für den Test der Light-Produkte.
In meinen Augen ist es oft Betrug, denn Light-Produkte sind oft teurer und minderwertig.
Kauft vernünftige Ware und nehmt davon weniger - das ist gesünder und preiswerter!
Guten Appetiti.

Engel1984 am 19.12.2019 um 12:10 Uhr
Wie gut ist "Light" wirklich?

Ich muss zugeben, dass ein Produkt das mit "light" ausgeschildert wird, alleine schon durch den Begriff wesentlich gesundheitsfreundlicher wirkt. Doch wenn ich mir die Zutatenliste der meisten Light-Produkte ansehe, dann scheinen diese nicht "leight" sondern ziemlich "heavy" zu sein. Bei einigen Light-Produkten könnte schon ein Warnhinweis wie bei den Zigaretten-Packungen angebracht werden. Zumindest sehe ich das so.