
Mit einer Vier-Megapixel-Kamera für 259 Euro versucht Lidl in dieser Woche, Fotofreunde vom Weg in den Fachhandel abzubringen. Ein Dreifach-Zoom-Objektiv ist an Bord und eine 64 Megabyte-Speicherkarte wird mitgeliefert. Ob die Kamera damit auch anständige Bilder liefert, hat das test-Labor im Schnelltest untersucht.
Erster Eindruck gut
Das Sonderangebot aus dem Lidl-Regal hört auf den Namen Nytech 4020 und macht auf den ersten Blick einen anständigen Eindruck: Die Verarbeitung ist in Ordnung, die Bedienung durchdacht und die Menüs in fehlerfreiem Deutsch. Beim Einschalten zeigt die Kamera sofort ordentlichen Einsatz: Wenn der Objektivdeckel nicht vorher abgenommen wird, befreit sich das im Ruhezustand versenkte Objektiv mit Gewalt. Schaden tuts aber offenbar nicht.
Eile mit Weile
Wirkliche Schnappschüsse sind wie auch mit den meisten anderen preiswerten Digitalkameras nicht drin: Nach dem Einschalten vergehen fünf Sekunden bis zur Aufnahmebereitschaft. Fürs Speichern eines Bildes braucht die Nytech-Elektronik drei Sekunden. Ebenso lang dauert der Wechsel vom Aufnahme- in den Wiedergabemodus und bis zur Anzeige eines neuen Bildes im Kamera-Monitor sind wiederum drei Sekunden einzuplanen. Von der Aufnahme eines misslungenen Bildes übers Löschen bis zur erneuten Aufnahmebereitschaft vergehen mindestens zwölf Sekunden.
Auslösen mit Verzögerung
Soweit schlägt sich das Sonderangebot von Lidl also ganz ordentlich. Erste wirkliche Schwäche: Die Auslöseverzögerung liegt bei fast zwei Sekunden. Das ist zu viel. Die bisher in diesem Jahr getesteten Digitalkameras waren fast ausnahmslos schneller. Grund für die große Verzögerung scheint der Autofokus zu sein. Wird der Auslöser nämlich rechtzeitig vor der Aufnahme zum Einstellen der Schärfe halb gedrückt, löst die Kamera innerhalb von wenigen Zehntel Sekunden aus.
Bilder mit Mängeln
Auch die Bildqualität leidet unter der Autofokus-Schwäche. Vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen sind die Nytech-Bilder häufig unscharf. Oft genug lässt sich die Kamera gar nicht auslösen, weil es dem Autofokus nicht gelingt, die richtige Schärfe-Einstellung zu finden. Doch nicht nur der Autofokus ist schwach. Auch die Auflösung ist für eine Vier-Megapixelkamera sehr bescheiden. Die Farbwiedergabe ist einigermaßen in Ordnung, aber dafür ist dunklen Bildpartien deutlich das so genannte Farbrauschen zu sehen. Hinzu kam bei einer der test-Kameras noch ein weiterer Bildfehler: Bei dunklen Motiven ist bereits im Monitor ein störendes Muster von Punkten zu sehen, das auch bei Bewegung der Kamera fest im Bild stehen bleibt. Wahrscheinliche Ursache: Störungen auf dem CCD-Chip.
Ton ohne Anleitung
Kuriosum am Rande: Zu Videosequenzen von bis zu vier Minuten Länge ist sogar die Aufzeichnung von Ton möglich. Wie das allerdings genau vor sich geht, muss der Nytech-Besitzer selbst herausfinden. Die Bedienungsanleitung schweigt sich aus. Wirklich brauchbar ist die Videofunktion ohnehin nicht. Die Bild- und Tonqualität sind genau so bescheiden wie das generell schwache Niveau der Videofunktion einfacher Digitalkameras. Die im Lidl-Prospekt versprochene Extra-Audio-Funktion gibts nicht. Weder Sprachnotiz oder Sprachanmerkungen zu Aufnahmen sind möglich. Ganz nette Spielerei: Beim Anschluss an den Fernseher lässt sich die Nytech als Live-Cam einsetzen. Das geht mit Digitalkameras sonst in der Regel nicht.
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