
Zentrale. Das Unternehmen Paypal sitzt im kalifornischen San José. © Getty Images / serg3d
Kein Zugriff mehr aufs Guthaben, keine Informationen warum. Das Paypal-Konto unseres Lesers wurde gesperrt. Er ist nicht der Einzige, dem so etwas passiert ist.

Dirk H., 54. Der Kommunikationstrainer geriet 2020 vermutlich unter Geldwäscheverdacht. © Jürgen Schulzki
Plötzlich ging nichts mehr
In Finanztest 02/23 berichten wir über den Fall von Dirk H., der sich hilfesuchend an uns gewandt hatte. Über den Paypal-Account des Kommunikationstrainers waren im Jahr 2020 Zahlungen nicht mehr möglich, zudem konnte er sein Konto nicht einsehen. „Ich habe keine Informationen erhalten, warum mein Account gesperrt ist“, berichtet er. Durch Internetrecherchen erfuhr er, dass so etwas häufiger vorkommt. Wahrscheinlicher Grund: Geldwäscheverdacht. Anders als die meisten Kundinnen und Kunden hatte er Zahlungen nicht über Kreditkarte oder Lastschriftverfahren abgewickelt, sondern Geld auf sein Guthabenkonto überwiesen. So hatte er hauptsächlich Online-Bestellungen von Büromaterial bezahlt.
Authentifizierung für die Wiederfreigabe nötig
Dirk H. wandte sich mehrfach an Paypal, um seinen Account erneut freizuschalten. Vergeblich. Die Wiederfreigabe seines Kontos knüpfte das Unternehmen an eine Authentifizierung per Personalausweis – doch die funktionierte auch bei mehreren Anläufen nicht. Auf seine Nachfragen bei Paypal bekam er immer wieder die Antwort, dass er ohne erfolgreiche Authentifizierung nicht an sein Guthaben-Konto kann. So vergingen viele Monate.
Kein Einzelfall
Dass Paypal Kundenkonten einfriert, kommt häufiger vor. In den Nutzungsbedingungen von Paypal heißt es: „Es steht uns frei, Ihr Konto nach Ankündigung mit einer Frist von zwei Monaten zu schließen. Wir können Ihr Konto auch jederzeit schließen, wenn [...] Sie gegen diese Nutzungsbedingungen verstoßen oder wir anderweitig berechtigt sind, Ihr Konto gemäß diesen Nutzungsbedingungen zu schließen.“ In den USA läuft bereits seit Januar 2022 eine Sammelklage gegen den Finanzdienstleister. Meist trifft es kleinere Händlerinnen und Händler, die etwa über Ebay ihre Ware verkaufen. Wird ihr Guthabenkonto geschlossen, kann das ihre Existenz bedrohen.
Sperre für Guthaben-Konten über 2 500 Euro
Warum Dirk H.s Konto gesperrt wurde, bleibt unklar. Als Dozent ist er zwar Freiberufler, aber kein Händler. „Der Skandal ist doch: Paypal sperrt deinen Account ohne Angabe von Gründen und der Kunde darf dann recherchieren, was er falsch gemacht hat“, sagt der Berliner empört. Auf Nachfrage von Finanztest Ende Dezember 2022 antwortete Paypal, man sei aufgrund von EU-Geldwäscherichtlinien als lizenzierte Bank verpflichtet, Konten beim Erreichen bestimmter Transaktionslimits zu verifizieren. Für den Empfang von Geldern liegt die Grenze bei 2 500 Euro. Inzwischen konnte Dirk H. herausfinden, dass sein Guthaben 938 Euro beträgt – deutlich unter dem gesetzlichen Limit. Darüber verfügen konnte er erst einmal weiter nicht. Wir fragten wieder bei Paypal nach. Dort wollte man uns zu dem Einzelfall keine Auskunft geben.
Auf einmal geht es wieder
Zu Jahresbeginn bekam Dirk H. dann die Nachricht, dass seine „Kontoeinschränkung am 05.01.2023 erfolgreich aufgehoben wurde“. Er könne sein Guthaben „nun wieder wie gewohnt nutzen“. Paypal entschuldigte sich für „entstandene Unannehmlichkeiten“ und betonte, dass es im Einklang mit den eigenen Nutzungsbedingungen gehandelt hat. Eine Erklärung, warum der Kunde so lange nicht an sein Guthaben kam, gab es bislang noch nicht.
Dirk H. vermutet, die Finanztest-Anfrage habe entscheidend dazu beigetragen, dass er wieder über sein Geld verfügen könne. Sein Paypal-Konto will der Trainer trotz der unangenehmen Erfahrung beibehalten. Die Zahlungen bei Online-Käufen liefen damit schnell und unkompliziert ab. „Wenn ich jedes Mal, wenn ein Konzern schlechten Service bietet, die Verbindung abbreche, könnte ich ja gleich Einsiedler werden“, sagt er.
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