
Im Mitmachweb lernen Nutzer von- und miteinander. Fremdsprachenportale versprechen so schnelle Erfolge. EF Englishtown liefert sie am besten.
Testergebnisse für 5 Lernportale Englisch 08/2013
Soll der Ehrengast beim Bankett neben dem Chef sitzen oder ihm gegenüber? Die Gruppe diskutiert das auf Englisch. Das klappt ausgezeichnet, lobt Lehrer Sean aus Südafrika. Seine Schüler sind in aller Welt verstreut – und über ihre Computer in das virtuelle Klassenzimmer von EF Englishtown eingeloggt. Sie verständigen sich mit Maus, Kopfhörer und Mikrofon.
„Jeder übt für sich – und ist doch nicht allein am Rechner“, erklärt E-Learning-Expertin Anne Thillosen vom Leibniz-Institut für Wissensmedien das Prinzip der Lernportale. Sie stellen Übungen mit einer Mischung aus Bild-, Audio- und Videomaterial online zur Verfügung, die die Nutzer im Alleingang absolvieren. Sie bringen sie aber auch mit der Community, der Lernergemeinschaft, in Kontakt – über Chats zum Beispiel. Auf manchen Webseiten gehört außerdem ein von einem Lehrer gestalteter und begleiteter Unterricht zum Service.
Anbieter versprechen mit dieser Mischung schnelle Lernerfolge. Aber ist das Mitmachnetz wirklich ein guter Lehrmeister? Um das herauszufinden, haben sich die Tester auf fünf Portalen angemeldet: bei Babbel, Busuu.com, EF Englishtown, Livemocha und Rosetta Stone. Fazit: Als Sprachtraining sind die Portale für Erwachsene geeignet, die sich beim Lernen selbst organisieren können und einen Hang zu sozialen Netzwerken haben.
Dass Onlinenutzer von- und miteinander lernen, verleiht dem Sprachstudium eine spannende Facette: Es locken Kontakte rund um den Erdball und das Gelernte wird sofort angewendet. Die Schüler freunden sich – ähnlich wie bei Facebook – an und unterstützen sich. Dieses Learning bei chatting ist effektiv, wenn die Community sinnvoll in den Sprachunterricht eingebettet ist. Das ist etwa bei Busuu.com und Livemocha der Fall. Auf diesen Portalen gehört zu den Lektionen, dass die Nutzer gegenseitig kleine Schreibaufgaben korrigieren.
Einen Haken hat das Lernen von Lernern: Die Sprachschüler sind keine Dozenten, sie übersehen Falsches bisweilen. Das passiert etwa bei Kommasetzung, Tipp- und Rechtschreibfehlern. Einige gehen die Passagen zwar gründlich durch, begründen ihre Änderungen aber nicht. „Kritisch bleiben, um sich nicht die Fehler der anderen anzutrainieren“, rät Anne Thillosen deshalb.
Manko Monotonie
Die Übungseinheiten der Portale haben unterschiedliche Vorzüge: Mit EF Englishtown lässt sich Sprechen, Schreiben, Hören und Lesen gut trainieren. Andere, wie Babbel, haben Stärken im Wortschatztraining. Insgesamtsind alle Seiten inhaltlich und didaktisch ausbaufähig, sie könnten für mehr Abwechslung sorgen.
Die Lektionen sind nach Schema F aufgebaut – mit der Zeit wirke das monoton, kritisierten Fachgutachter und Nutzer. Die Lernfreude versiegt, wenn Schüler das x-te Mal Bildern die richtige Vokabel zuordnen oder die übers Headset gehörten Worte eintippen sollen.
Vom Manko Monotonie bleibt selbst Testsieger EF Englishtown nicht verschont. Gut konzipierte Lektionen halfen hier aber am besten beim Lernen – durch Videos mit Muttersprachlern und lebensnahes Englisch. Zum Paket gehören auch 30 Stunden im virtuellen Klassenraum.
Plötzlich scheint die Sonne

Lernportale sollten die Nutzer bei Laune halten. Die meisten beglückwünschen die Lerner nach erfolgreich abgeschlossenen Lektionen. Busuu.com lobt am kreativsten: Lernfortschritte werden im symbolischen Sprachgarten dokumentiert. Er wächst nach bestandenen Tests stetig. Plötzlich flattert ein Schmetterling durchs Bild, die Sonne scheint oder ein Schaf betritt die Szenerie – das macht Lust auf mehr.
Klauseln, die Kunden benachteiligen
Was die Motivation betrifft, können sich die Konkurrenten also etwas von Busuu.com abschauen. Dass das Portal im Test am schlechtesten abschneidet, liegt vor allem an den sehr deutlichen Mängeln in den allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). „Das Portal behält sich beispielsweise eine fristlose Kündigung des Abos ohne triftigen Grund vor und das Recht, die AGBs während des laufenden Vertrags zu verändern, ohne den Kunden in Kenntnis zu setzen. Das benachteiligt die Abonnenten in unzulässiger Weise“, erläutert der Gutachter, der die Verträge untersucht hat.
Trotz mancher Schwächen: Mit Lernportalen lässt sich eine Sprache flexibel und günstig trainieren. Die Inhalte sind ab 10 Euro pro Monat zu haben. Ergänzend zu anderen Lernformen sind sie allemal zu empfehlen. Mit Schülern aus aller Welt und Lehrern wie Sean kann EF Englishtown sogar fast mit einem Präsenzkurs mithalten.
Übrigens hat sich die Gruppe auf EF Englishtown geeinigt: Der Ehrengast soll dem Chef gegenüber sitzen. Doch auf das Ergebnis kam es weniger an als auf die lebhafte Diskussion.
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Ein sehr interessanter Beitrag. Der Podcast war auch sehr hilfreich. Mir war bislang nicht bekannt, dass es diese Möglichkeit gibt. Ich denke, effektives Lernen ist damit möglich.
Ich habe mir den Testsieger etwas genauer angeschaut (Juli,2014) und bin von der Vertragsgestaltung nicht sehr begeistert. Während einer telefonischen Beratung wurde mir gesagt, dass ich einen Vertrag über 12 Monate abschließen muss und das andere Pakete nicht verfügbar wären.
Dazu kam, dass ich nur über die teureren Pakete, die in der Regel über 100 Euro kosten, informiert wurde und der Vertriebler das Basispaket für 49 Euro schlechtredete, da dieses keine privaten Unterrichtsstunden enthielt.
Nachdem ich mehrfach betonte, dass ich die Software nur ein halbes Jahr nutzen kann, da ich im Anschluss eine Weltreise antreten will, wurde mir geraten die gesamten Privatstunden einfach in dem ersten halben Jahr zu nehmen, dann bezahl ich die anderen sechs Monate nicht ganz für umsonst.
Aber positiv: Wenn ich in den 12 Monaten einmal die Lust verliere, dann kann ich das Konto für bis zu drei Monate pausieren und die Zeit hinten dranhängen.
Viele Grüße
@Chrystal: Von den Anbietern, deren Lernplattformen bzw. Communitys wir geprüft haben, betreiben die meisten auch Lernplattformen oder Communitys für Spanisch (außer EF Englishtown). Da wir diese Angebote jedoch nicht getestet haben, können wir leider auch keine Aussagen zu deren Qualität treffen. E-Learningangebote für Spanisch wurden von uns zuletzt 2007 untersucht. Damals handelte es sich um Sprachlernsoftwares auf CD-Rom für Spanisch (Anfänger) und Wirtschaftsspanisch. (SPL)
Haben Sie auch so ein Lernportal für Spanisch getestet. Würde mich interessieren.
Vorweg herzlichen Dank für diese Recherche, sehr informativ und hilfreich für alle, die das Sprachenlernen ernst nehmen.
Nur der Vollständigkeit halber hier der Link zur Sprachen-Community von Rosetta Stone: http://www.sharedtalk.com/ - Zur Anzahl der Mitglieder werden keine Angaben gemacht, die Community dürfte jedoch ziemlich aktiv sein.
Mit besten Grüßen - Stefan Svec - www.fremdsprachenweb.net