
Ein mobiler Computer mit Tastaturfläche, aber ohne physische Tasten darauf: Das Lenovo Yoga Book eignet sich mit seiner berührungsempfindlichen Fläche besonders für alle, die oft handschriftliche Zeichnungen oder Notizen anfertigen. Sie können digital per Eingabestift oder analog mit Papier und Tinte zeichnen, kritzeln oder mitschreiben – das Gerät übernimmt die Aufzeichnungen dann direkt. Wir haben den innovativen Rechner geprüft.
Für kleine Notizen und große Kunstwerke
Mobile Rechner mit einer berührungsempfindlichen Fläche zum Zeichnen gibt es schon länger. Bei solchen Grafik-Tablets „malt“ der Nutzer mit einem digitalen Eingabestift auf der Touchfläche. Ein kompatibles Programm – die Malsoftware – übernimmt die Zeichnungen, sodass sie als Datei gespeichert und bearbeitet werden können. Bei anderen Modellen muss der Nutzer dabei meist auf den Bildschirm blicken, um seine Kreation zu sehen. Das Lenovo Yoga Book bietet zusätzlich die Option, mit Tinte auf Papier zu arbeiten. Dafür setzt der Besitzer in den mitgelieferten Eingabestift eine der ebenfalls mitgelieferten Schreibminen ein. Dann legt er den im Lieferumfang vorhandenen Papierblock auf die Zeichenfläche, wo er von Magneten festgehalten wird. Bringt der Zeichner nun mit einer der Minen etwas auf das Papier, so sieht er sein Werk in Tintenform auf dem Blatt und der Rechner übernimmt es zugleich in das verwendete Programm. Farbe, Strichbreite und andere stilistische Merkmale lassen sich über die jeweilige Software variieren. Statt Zeichnungen können auch handschriftliche Notizen digitalisiert werden – etwa bei Vorlesungen oder Sitzungen.
Zusatzkosten für Material-Nachschub
Sind alle Blätter des Notizblocks aufgebraucht, kann der Nutzer einfach selbst Papier zurechtschneiden oder neue Vorlagen kaufen (rund 10 Euro). Befindet sich in den Minen keine Tinte mehr, muss er neue bestellen, denn die Übertragung analoger Aufzeichnungen in Computerprogramme klappt nur mit den mitgelieferten Spezialminen (rund 10 Euro für 3 Stück). Auch der Stift selbst kann nachgekauft werden (rund 50 Euro). Das mag durchaus mal nötig sein, schließlich gibt es am Rechner keinerlei Aufbewahrungsmöglichkeit für den Stift, sodass er leicht verloren gehen kann.
Kaum Tippfehler mit der virtuellen Tastatur
Über eine Umschalttaste lässt sich die Zeichenfläche in eine virtuelle Tastatur verwandeln. Per Hintergrundbeleuchtung werden Buchstaben, Zahlen und andere Symbole eingeblendet. Für Nutzer von Desktop-PCs und Laptops, die an dreidimensionale, bewegliche Tasten gewöhnt sind, ist das zunächst eine Umstellung. Trotz der ungewöhnlichen Tastatur gab es bei unserem Schnelltest überraschend wenige Tippfehler. Das mag unter anderem daran liegen, dass virtuelle Tastaturen dank Smartphones und Tablets nichts Neues mehr sind.
Hybridrechner im Doppeltest
Das Lenovo-Gerät ist weder Fisch noch Fleisch. Der Hersteller vermarktet es als Tablet, eigentlich entspricht seine Bauform jedoch eher einem Convertible, da es sich wie ein Laptop aufstellen lässt, aber auch so umgeklappt werden kann, dass es als Tablet fungiert. Hinzu kommt, dass es das Yoga Book mit zwei verschiedenen Betriebssystemen gibt: mit Android und mit Windows 10. Wir haben das Android-Modell als Tablet geprüft und die Windows-Version als Notebook. Die Android-Variante ist die günstigere Wahl: Sie kostet rund 500 Euro, während für das Windows-Modell zirka 600 Euro anfallen. Diese Preise beziehen sich auf die „WiFi-“Modelle ohne Mobilfunkempfang. Wünscht der Kunde zusätzlich ein eingebautes Mobilfunkmodem, zahlt er etwas mehr: Zwischen rund 520 und 600 Euro für das Android-Gerät und etwa 700 Euro für die Windows-Variante.
Die Android-Variante als Tablet
Unser Schnelltest zeigt: Das Gerät gehört zu den besten bisher von uns geprüften Tablets. Lediglich mit einigen Topmodellen von Samsung kann es nicht ganz mithalten. Dafür punktet es mit seiner enormen Vielseitigkeit. Hierbei stechen insbesondere die berührungsempfindliche Fläche zum Zeichnen und Mitschreiben sowie die flexible Bauweise hervor, durch die es wahlweise als Laptop oder als Tablet eingesetzt werden kann. Mit 688 Gramm ist es wesentlich leichter als andere Convertibles oder Tablets mit Tastatur, die meist mehr als ein Kilo auf die Waage bringen. Befinden sich andere Convertibles im Tabletmodus, stören oft die Tasten der umgeklappten Tastatur, wenn der Nutzer das Gerät in den Händen hält. Da das Yoga Book keine physischen Tasten hat, entfällt dieses Problem.
Großzügige Ausstattung
In puncto Rechenleistung überraschen die hervorragenden Ergebnisse beim Härtetest mit grafisch aufwendigen Tablet-Spielen. Das Display überzeugt ebenfalls: Seine Diagonale beträgt 25,6 Zentimeter (10,1 Zoll) – damit gehört das Gerät zu den größeren Tablets. Mit 1 920 x 1 200 Pixeln bietet der Bildschirm etwas mehr als Full-HD-Auflösung. Auch der Akku ist stark: Er hält rund zehn Stunden lang durch. Generell ist die Ausstattung des Yoga Book großzügig: Im Vergleich zu den meisten Tablets bietet es mit 64 Gigabyte einen recht großen internen Speicher – per microSD-Karte kann die Kapazität um bis zu 32 Gigabyte erweitert werden. 4 Gigabyte Arbeitsspeicher sind ebenfalls ein hoher Wert innerhalb der Produktgruppe Tablets. Die zwei Kameras bieten hohe Auflösungen: 8 Megapixel sind es bei der hinteren und 2 Megapixel bei der vorderen Kamera. Das Yoga Book kann im WLan auf die oft störungsärmeren 5-Gigahertz-Kanäle zugreifen. Die Notiz-App „Note Saver“ ist vorinstalliert – sie kann handschriftliche Aufzeichnungen von der Touchfläche übernehmen.
Das Windows-Modell als Notebook
Unter den von uns geprüften Notebooks würde das Yoga Book hingegen einen der hinteren Plätze belegen. Dies überrascht nicht, da die Anforderungen an Notebooks deutlich höher sind als an Tablets. Mit seiner geringen Displaygröße, den wenigen Anschlüssen und der fehlenden physischen Tastatur kann das Yoga Book ein Notebook nicht vollwertig ersetzen. Auch die Rechenleistung ist kein Highlight, unter anderem weil das Gerät einen recht lahmen Prozessor verwendet. Das zeigt sich beispielsweise bei 3D-Spielen, die das Yoga Book oft nur mit starkem Bildruckeln darstellen kann. Verglichen mit anderen aktuellen Notebooks bietet das Gerät einen relativ kleinen Arbeitsspeicher von 4 Gigabyte. Der interne Speicher ist mit 64 Gigabyte geradezu mickrig für ein Notebook – zusätzlich fällt auch sein niedriges Arbeitstempo negativ auf. Vielschreiber dürften sich im täglichen Gebrauch zudem öfter eine herkömmliche physische Tastatur wünschen.
Bauform bietet Flexibilität
Das Display hingegen ist besser als bei vielen anderen Notebooks: Es hat eine hohe Auflösung, ist leuchtstark und bietet einen sehr großen Betrachtungswinkel, sodass auch beim Blick von der Seite alles gut erkennbar bleibt. In einigen Prüfpunkten profitiert das Yoga Book zudem von seiner Bauweise: Es ist wesentlich flacher und leichter als herkömmliche Notebooks – dadurch lässt es sich deutlich besser transportieren. Aufgrund seines sehr geringen Stromverbrauchs hält es unterwegs auch recht lange durch: Der Akku schafft beim Abspielen von Videos fast 11 Stunden. Allerdings dauert das Aufladen eine gefühlte Ewigkeit: Rund sechs Stunden nimmt sich das Yoga Book dafür. Weitere Pluspunkte des Geräts sind die Berührungsempfindlichkeit des Bildschirms und die flexible Bauform, die eine Nutzung im Tablet-Modus ermöglicht. Auch das lautlose Arbeiten hebt sich positiv ab im Vergleich zu vielen Notebooks, die beim Rechnen mitunter lautstark lüften. Für die Digitalisierung handschriftlicher Notizen und Zeichnungen sind zwei Programme vorinstalliert: Microsofts One Note und eine Testversion der Malsoftware Artrage Lite.
Fazit: Guter Hybridrechner für Zeichner und Mitschreiber
Mit der Leistungsfähigkeit und Ausstattung von Notebooks kann das Lenovo Yoga Book zwar nicht mithalten. Es gehört aber zu den besten Tablets, die wir je getestet haben. Insbesondere mit seiner berührungsempfindlichen Fläche, die zum Tippen oder zum Digitalisieren handschriftlicher Zeichnungen und Notizen genutzt werden kann, fällt es positiv auf. Gerade für Grafiker, Kreative und Studenten ist es damit ein sehr vielseitiges Mischwesen aus Laptop und Tablet.
Das beste Tablet für Sie
Alternativen zum Lenovo Yoga Book finden Sie in unserem Produktfinder Tablets. Unsere Datenbank zeigt Testergebnisse, Ausstattungsdetails und Preise für 57 aktuell lieferbare Tablets.
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@Ex-Kd: Es gibt Geräte, die Speicherkarten mit 64 GB und mehr unterstützen und solche, die das nicht tun. Davon können Sie sich auch gerne selbst in unserem Tablet-Produktfinder überzeugen. Die verschiedenen Varianten werden selbstverständlich von uns standardmäßig überprüft. (SG)
Verstehe ich das richtig, bei Ihren Tablettests kommen Sie grundsätzlich zu dem Ergebnis, dass mit Micro-SD-Karte erweiterbaren Tablets um bis zu 32GB erweiterbar sind, weil das der offizielle SD-Karten-Standard ist, egal wie groß die Speicherkapazität der tatsächlich nutzbaren Speicherkarten ist?
Wir überprüfen die maximale Erweiterbarkeit des Speichers mithilfe von micro-SD-Karten gemäß des offiziellen SD-Karten-Standards. Dieser schreibt z.B. für SD-Karten ab 64 GB das Dateisystem „exFat“ vor. Dabei handelt es sich um ein proprietäres Dateisystem, das nicht alle Hersteller implementieren. Es kann also sein, dass grundsätzlich größere Karten unterstützt werden, diese jedoch vorher umformatiert werden müssen.
(bba/aci)
"per microSD-Karte kann die Kapazität um bis zu 32 Gigabyte erweitert werden. "
Das kann ich nicht glauben. Selbst die meisten Smartphones können 64 GB oder mehr. MicroSD-Karten gibt es inzwischen bezahlbar schon mit 128 GB. Wenn internen schon 64 GB zu Verfügung stehen, macht es wenig wenn per Karte nur 32 GB weitere GB möglich wären.
Auf der Website von Lenovo steht "Kartensteckplatz: microSD™; für bis zu 128 GB":
http://shop.lenovo.com/de/de/tablets/lenovo/yoga/yoga-book-windows/#tab-leistungsmerkmale
http://shop.lenovo.com/de/de/tablets/lenovo/yoga/yoga-book-android/