Beim Verkauf ihrer Lebensversicherung können Kunden viel Geld verlieren. Auf dem Markt tummeln sich unseriöse Firmen. Beispielhaft ist der Fall von Helmut Z. *. Er wartet noch auf viel Geld, das ihm Aufkäufer Flex und Fair schuldet.
Zahlungen plötzlich eingestellt
Helmut Z. hat seine Lebensversicherung verkauft – doch der Käufer ist ihm noch viel Geld schuldig. Im Februar 2011 verkaufte er seine Kapitallebensversicherung an die Firma Flex und Fair GmbH. Sie sagte ihm vertraglich 900 Euro mehr zu als den Rückkaufswert der Police von 8 700 Euro. 3 400 Euro überwies Flex und Fair sofort. Der große Rest sollte in monatlichen Raten von 52 Euro ausgezahlt werden. Erst 2021 hätte die Firma den gesamten Kaufpreis bezahlt. Doch schon im Juli 2012 stellte Flex und Fair die Ratenzahlungen ein. Mehr als 5 300 Euro schuldet die Firma Herrn Z. noch. Ähnlich erging es weiteren Kunden. So hat Ingo Ulrich seine Fondspolice ebenfalls 2011 an Flex und Fair verkauft. „Doch seit August 2013 zahlt sie nicht mehr“, klagt Ulrich.
Lahme Aufsicht durch die Bafin
Im Februar 2012 erkundigte sich Finanztest bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), ob sie gegen Flex und Fair ermittelt. Die Aufsicht antwortete, dass sie sich das Angebot des Unternehmens anschaut. Im November 2012 fragten wir erneut bei der Bafin nach. Die Antwort diesmal: Flex und Fair sei der Aufsicht „bekannt“, doch sie könne sich „vor dem Hintergrund der Verschwiegenheitspflichten nicht zum Stand laufender Verfahren äußern“. Auf unsere erneute Anfrage teilte uns die Bafin nun mit, dass ihre „Untersuchungen noch andauern“. Auch bei der Zweitmarkt-Firma S & K, vor deren Geschäftsmodell Finanztest im Frühjahr 2012 gewarnt hatte (zur Skandalchronik), reagierte die Bafin lahm: Ende Mai 2014 ordnete Sie die „Abwicklung des .... unerlaubt betriebenen Einlagengeschäftes“ an. Die Gründer der Firma sitzen schon seit Februar 2013 in Haft. Der Vorwurf: Banden- und gewerbsmäßiger Betrug. Ihre Unternehmensgruppe ist längst am Ende.
Flex und Fair ist nicht mehr erreichbar
Kunden sollten ihre Lebensversicherung nur an eine Firma verkaufen, die den Kaufpreis in einer Summe sofort auszahlt. Vor dem Geschäftsmodell von Flex und Fair hatte Finanztest im Frühjahr 2012 gewarnt. Die Firma ist zwar weiter im Handelsregister eingetragen. Die Internetseite ist jedoch abgeschaltet; telefonisch ist Flex und Fair auch nicht mehr erreichbar. Helmut Z. sagt: „Ich werde weiter um mein Geld kämpfen.“
*Name der Redaktion bekannt.
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- Kunden mit einer Lebensversicherung haben verschiedene Möglichkeiten, um Geld zu bekommen. Der Verkauf ihrer Police ist eine davon.
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- Nach der Pleite einer Anlagefirma verlangen Insolvenzverwalter oft Ausschüttungen zurück, die Anleger erhalten haben. Das dürfen sie nicht immer, wie der Fall P&R zeigt.
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- Die Warnliste Geldanlage verschafft Ihnen einen Überblick über dubiose, unseriöse oder sehr riskante Geldanlageangebote, vor denen die Stiftung Warentest gewarnt hat.
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Der Kaufpreis sollte nicht nur in einer Summe ausgezahlt werden, der Kaufpreisvorteil sollte auch nicht astronomisch hoch sein. Bei 900,- EUR hätte man sich schon fragen müssen, wo denn die Wertschöpfung hinter solch einem Betrag steht. Seriöse Ankäufer führen die Verträge weiter und profitieren am Ende von der Ablaufleistung. Von diesem Profit geben die Ankäufer zum Ankaufszeitpunkt ein paar Prozente an den Kunden weiter. Zusätzlich bleibt ein beitragsfreier Rest-Versicherungsschutz erhalten. Seriöse Ankäufer sind im Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt für Lebensversicherungen (BVZL) e.V. organisiert.