
Lebensversicherungen werden in diesem Jahr im Durchschnitt nur noch mit 3,6 Prozent verzinst. Somit bekommen die Kunden erneut weniger Geld ausgezahlt. 2012 war die Gesamtverzinsung erstmals unter 4 Prozent gesunken; genau: auf 3,9 Prozent. 2013 geht es nun weiter bergab.
Immer weniger garantiert
Der Garantiezins für neu abgeschlossene Verträge war Anfang 2012 von 2,25 Prozent auf den auch jetzt für Neuverträge gültigen Wert von 1,75 Prozent gesunken. Zusammen mit der garantierten Überschussbeteiligung ergibt sich für 2013 eine Gesamtverzinsung von 3,6 Prozent. 2004 betrug sie noch 4,4 Prozent. Verzinst wird aber nicht der gesamte vom Kunden bezahlte Beitrag, sondern nur das Guthaben, das nach Abzug von Abschluss-, Verwaltungs- und Risikokosten übrig bleibt. Die tatsächliche Rendite liegt daher erheblich niedriger.
87 Prozent der befragten Versicherer senken den Zins
Die Ratingagentur Assekurata hat 67 Versicherer befragt und herausgefunden: 87 Prozent der Versicherer haben die Gesamtverzinsung gesenkt. Dazu gehören Allianz mit einem Rückgang auf 3,6 Prozent (2012 waren es noch 4 Prozent) und Ergo, die ihre Gesamtverzinsung von 3,8 Prozent (2012) auf 3,2 Prozent zusammenstrich. Nur 13 Prozent der Versicherer halten die Gesamtverzinsung stabil. Dazu gehört die Nürnberger Leben, die laut Assekurata-Umfrage auf dem Vorjahresstand von 4,0 Prozent bleibt. Allerdings ist die Nürnberger auch eine der teuren Versicherer. Hier geht von den Beiträgen der Kunden viel für Kosten drauf. Es bleibt also von Anfang an weniger Geld übrig, das verzinst wird. Nach einer Übersicht des Versicherungsexperten Prof. Jochen Zimmermann von der Universität Bremen beträgt die Abschlusskostenquote der Nürnberger 15 Prozent der Summe der Versicherungsbeiträge. Die Abschlusskostenquote gibt an, wie viel von den Bruttobeiträgen für den Abschluss neuer Verträge verwendet wurde. Im Branchendurchschnitt seien es 9 Prozent.
Alte Verträge noch üppig verzinst
Kunden, die zwischen Juni 1995 und Juni 2000 einen Vertrag geschlossen haben, haben es besser. Damals betrug der Garantiezins noch vier Prozent. Und die Gesamtverzinsung lag 1995 insgesamt bei satten 7,4 Prozent im Durchschnitt. Dies ist auch ein Grund für die gesunkene Verzinsung bei Neuverträgen: Um das Geld für die alten Garantien zu erwirtschaften, müssen die Versicherer bei neu abgeschlossenen Verträgen die Verzinsung drücken.
Auch bei Bewertungsreserven wollen Versicherer knausern
Zu den starken Geldanlagen gehört eine Kapitallebensversicherung also längst nicht mehr. Zumal Kunden damit rechnen müssen, dass die Versicherer versuchen, über die Garantie hinausgehende Leistungen zu kürzen. So wollen sie die Beteiligung der Kunden an den Bewertungsreserven zurückfahren. Und dies, obwohl die Lebensversicherer immer noch sehr gut verdienen. Von 2005 bis 2012 kassierten sie insgesamt 637 Milliarden Euro Beiträge. Das sind gut 66 Milliarden Euro mehr, als sie den Kunden in diesem Zeitraum ausgezahlt haben.