
Klaus Müller, Vorstand vzbv.
Eine Lücke im System? In Deutschland gingen innerhalb von zehn Jahren die Lebensmittelkontrollen um 22 Prozent zurück. Und zuletzt machten Skandale wie der um mit Listerien belastete Wilke-Wurst Schlagzeilen. Klaus Müller ist Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Im Interview schlägt er vor, die Lebensmittelkontrollen neu zu organisieren – und fordert mehr Kontrolleure.
Herr Müller, woran liegt der Rückgang der Kontrollen?
Viele Kommunen haben beim Personal gespart und damit auch an der Lebensmittelüberwachung – ein Fehler, wie aktuelle Vorfälle zeigen.
Was schlagen Sie vor?
Lebensmittelkontrollen sollten nicht in der Verantwortung der Kommunen liegen, sondern bei den Ländern. So könnte öfter und stärker – gerade bei Firmen mit überregionalen Lieferketten – durchgegriffen werden. Für tatsächliche und regelmäßige Kontrollen muss es mehr Kontrolleure geben. Denn wenn Lebensmittelunternehmen wachsen, müssen auch die Kontrollkapazitäten größer werden.
Legte die Politik nicht gerade neue Ziele fest?
Ja, und alle diese Ziele sind richtig, aber nicht neu. Etwa, dass die Kontrolleure unabhängig und qualifiziert sein müssen. Die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner und die Länderminister haben damit vor allem Selbstverständlichkeiten bekräftigt.
Was fehlt Ihnen?
Neben mehr Kontrolleuren und einer Landesverantwortung bedarf es einer stets aktuellen Übersicht der Lieferketten – und eben der Prävention. Hygiene-Smileys oder Lebensmittelbarometer an der Eingangstür eines Fleischers oder Restaurants – die die letzten Lebensmittelkontrollen darstellen – wären eine gute Motivation für die Anbieter, deutlich hygienischer zu arbeiten.
Tipp: Einblick in den Alltag eines Lebensmittelkontrolleurs gibt unser Special Arbeitsalltag eines Kontrolleurs (2012).