
Im Notfall sinnvoll. Der Vorrat sollte auf den eigenen Bedarf abgestimmt sein. © Getty Images/iStockphoto
Naturkatastrophe, Stromausfall, Pandemie – das Bundesamt für Katastrophenhilfe empfiehlt, für Krisen einen Notvorrat anzulegen. test.de verrät, was wirklich reingehört.
Fertig gepackte Pakete mit lange Haltbarem
Bohnen in Dosen, gefriergetrocknete Beeren, Eiweißpräparate – spezialisierte Anbieter machen aus der Angst vor dem Notfall ein Geschäft und verkaufen Notfallpakete mit sehr lange haltbaren Lebensmitteln. Mitunter gehören Toilettenpapier, Campingtoilette oder gar Pfefferspray zum Angebot.
Vorbereitet auf den Notfall
Die Zielgruppe waren lange Jahre vor allem sogenannte Prepper, also Menschen, die jederzeit mit einer Katastrophe rechnen und dementsprechend vorbereitet sein wollen – mit Notfallrucksäcken, Werkzeugen zum Überleben in der Natur, Waffen zur Selbstverteidigung.
Aber seit der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine gehören auch immer mehr Menschen zur potenziellen Kundschaft, die sich vorher eher wenig um ihre Krisenversorgung gemacht haben. Die Frage, was eine sinnvolle Vorratshaltung für den Krisenfall ausmacht, ist inzwischen für viele aktueller denn je.
Selbst einkaufen meist billiger
Die professionelle Vorsorge für den Ernstfall hat ihren Preis, denn die Anbieter verlangen zum Teil viel Geld für ihre Vorratspakete: Rund 300 Euro kann ein klassischer 28-Tage-Notvorrat schon kosten, der unter anderem Milch- und Vollleipulver, Konserven mit Hülsenfrüchten, Reis und Nudeln enthält.
Doch wer die Produkte einzeln einkauft, kann nach unseren Berechnungen oft rund ein Drittel an Geld sparen – und zudem die Lebensmittel nach individuellen Vorlieben auswählen.
Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen
Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) kann es für jeden Haushalt hilfreich sein, einen Vorrat anzulegen – zum Beispiel für den Fall eines Stromausfalls, von Unwetter, Quarantäne oder Krankheit. Das BKK rät für die Zusammenstellung: „Berücksichtigen Sie Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten oder besondere Bedarfe wie Babynahrung, aber auch persönliche Vorlieben beim Zusammenstellen Ihres Vorrats“. So heißt es in den Tipps für die Zusammenstellung eines Vorrats. Darin wird von einem täglichen Energiebedarf von 2 200 Kilokalorien ausgegangen. Die Tagesrationen der kommerziellen Notfallpakete liegen oft darunter.
Konserven besser als Pulver
In der Checkliste des Bundesamts wird auch empfohlen, Lebensmittel und Fertiggerichte in Gläsern und Dosen einzulagern, weil sie bereits gekocht sind und nicht mehr zubereitet werden müssen. Für getrocknete Produkte wird dagegen zusätzlich Flüssigkeit gebraucht, die womöglich vom dringend benötigten Trinkwasser abgezweigt werden muss. Ein Mensch kann ungefähr drei Wochen ohne Nahrung auskommen, aber höchstens vier Tage ohne Flüssigkeit. Da ist jeder Tropfen wertvoll.
Das BBK schätzt den Getränkebedarf eines Erwachsenen auf 2 Liter pro Tag – ein halber Liter davon ist zum Kochen vorgesehen. Einen Vorrat an Mineralwasser anzulegen, ist also sinnvoll. Anbieter geben für ihre Wässer Mindesthaltbarkeitsfristen von sechs Monaten bis zu zwei Jahre an.
Vorrat für zehn Tage im Krisenfall ausreichend
Manche Notfallpaket-Anbieter werben mit der langen Haltbarkeit ihrer Produkte, an die Konserven aus dem Lebensmittelhandel nicht herankämen. Doch wer einkauft, was ihm sowieso gut schmeckt, kann den Vorrat ebenso gut regelmäßig verbrauchen und erneuern – und sich teure Extrem-Langzeitnahrung sparen.
Das BBK erachtet übrigens einen Zehn-Tage-Vorrat für den Krisenfall als ausreichend. Spätestens danach sollte eine Grundversorgung der Bevölkerung wieder gewährleistet sein. Bei einigen kommerziellen Anbietern geht es oft erst mit Paketen los, die für mehrere Wochen reichen.
Tipps für die Bevorratung
Neben dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt auch das Bundesministerium für Ernährung (BMEL) auf seiner Seite ernaehrungsvorsorge.de Rat zum Vorrat. Mithilfe des Vorratskalkulators kann jeder dort seinen individuellen Bedarf ausrechnen – egal ob Fleischesser oder Vegetarier. Nach Einschätzung des BMEL sollte „ein ausreichender (Not-) Vorrat an Lebensmitteln für etwa 10 Tage ... in jedem Haushalt vorhanden sein“. Das helfe nicht nur in Notfällen, sondern mache auch das tägliche Leben leichter, da Vorratshaltung Zeit spare − und auch Geld, etwa indem man auf Sonderangebote setzt.
Diese Lebensmittel eignen sich gut für den Vorratsschrank
Für die Vorratshaltung bestens geeignet sind Konserven mit Fisch wie etwa Thunfisch, Obst oder Gemüse. Apfelmus und Apfelmark, Rotkohl oder Veggie-Brotaufstriche halten sich auch im Glas lange. Trockenprodukte wie Reis, Mehl, Zucker, Salz, Kekse, Knäckebrot, Linsen, Bohnen, Instantbrühe oder Pasta sind ebenfalls gut zu bevorraten. Auch H-Milch oder Milchalternativen wie etwa Soja- oder Haferdrinks halten mehrere Monate − die Drinks teils bis zu einem Jahr.
Die Vorräte kühl, trocken und dunkel lagern. Sie sollten alle paar Wochen auf Schädlingsbefall kontrolliert werden. Produkte mit langer Haltbarkeit stehen am besten hinten im Regal, bald Fälliges vorn.
Tipp: Hamsterkäufe sind nicht ratsam. Bauen Sie einen sinnvollen Vorrat mit Bedacht auf, indem Sie beim Einkäufen von länger haltbaren Produkten – etwa Nudeln, Reis oder Konserven – eine Packung mehr kaufen.
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Auch ich möchte, wie der Beitrag des gelöschten Benutzers aus dem Jahr 2017, auf die Nutzung von Vollkonserven hinweisen. Sie sind geradezu ideal für einen Notvorrat geeignet. Ich meine damit insbesondere Eintöpfe und Suppen in Vollkonserven. Aber eben auch das bereits angesprochene Brot, sprich Pumpernickel. Ich selbst habe einen großen Notvorrat in Form von unterschiedlichsten Vollkonserven. Alle sind seit mindestens zehn Jahren abgelaufen. Und ausnahmslos alle sind weiterhin ohne jede Einschränkung zum Verzehr geeignet. Lediglich aufgewölbte Dosen sollte man umgehend entsorgen. Sind die Vollkonserven dagegen unbeschädigt , also nicht durchgerostet oder gar undicht, kann der Inhalt ohne zeitliche Begrenzung auch nach Jahrzehnten noch gegessen werden. Gerade Suppen und Eintöpfe bieten den Vorteil, dass sie viel Wasser enthalten und somit den zusätzlichen Wasserbedarf verringern. Für eine Notwasservorrat eignen sich PVC freie Wasserkanister (20 l).
@waldler: Beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finden Sie unter nachfolgendem Link Informationen zu aktuellen staatlichen Lebensmittelnotvorräten:
www.ernaehrungsvorsorge.de/staatliche-vorsorge/haeufig-gestellte-fragen-faq/
In den 1960er Jahren hat die Regierung offizielle Notvorräte angelegt, möglicherweise wegen der Angst vor einem Atomkrieg. Diese Lebensmittel in Dosen konnte man dann vor Ablauf des Verfallsdatums günstig kaufen. Meine Eltern haben davon Gebrauch gemacht und wir hatten alles, von Wurst bis Brot, aus diesen goldenen Dosen gelegentlich auf dem Speiseplan. Leider habe ich keinerlei Unterlagen dazu und im Internet findet man auch nichts. Kann sich jemand erinnern (wir lebten in Nordbayern)? Vielleicht gab es das auch nur für bestimmte Behördenangehörige?
Dazu die Anmerkung, dass Dauerkonserven (also beispielsweise Suppen, Eintöpfe, Pumpernickel und auch Obst in Konserven) unbegrenzt haltbar sind. Sie besitzen zwar ein MHD, dies aber nur aus rechtlichen Gründen. Den Inhalt einer unversehrten Konservendose kann man auch nach Jahrzehnten noch essen. Der Geschmack wird über die Zeit nicht besser, aber das ist für die hier beschriebene Anwendung ja auch vollkommen egal.