1414 Lebens­mittel im Vergleich

„Nach­haltig­keits-Handels­marken sind der Trend“

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Erschwing­lich, bio, vegan – Experte Joachim Hurth erklärt, warum nach­haltig orientierte Produkt­linien bei jungen Kundinnen und Kunden besonders gut ankommen.

1414 Lebens­mittel im Vergleich Teuer gegen günstig

Herr Professor, kaufen die Menschen in der Krise anders ein?

Hohe Energiekosten, Inflation, Unsicherheit – die Krisen kommen direkt bei den Leuten an. Sie können oder wollen sich nicht mehr so viel leisten wie früher. Beim Lebens­mittel­einkauf sind viele Menschen preissensibel geworden und greifen verstärkt zu Handels­marken. Das ist ein einfaches Mittel, Geld zu sparen.

Geringere Entwick­lungs­kosten bei Handels­marken

Sind die Preissteigerungen bei Marken und Handels­marken gleich?

Nein. Im Vergleich zu Marken­produkten haben sich die Preise für Handels­marken stärker erhöht, weil die Gewinn­margen nied­riger sind. Steigende Energie- und Trans­port­kosten bei der Produktion lassen sich bei Handels­marken nur über den Preis kompensieren. Hersteller klassischer Marken haben oft mehr Spielraum.

Wieso gibt es Handels­marken? Welche Vorteile bieten sie dem Handel?

Mit Handels­marken gewinnt der Handel Macht in der Wert­schöpfungs­kette. Er kann Produktions­kosten und Preise bestimmen. Werbe- und Entwick­lungs­kosten einzelner Produkte schlagen bei Handels­marken nicht so zu Buche. Der Händler kann am Regal ausprobieren, ob Kunden eine Handels­marke akzeptieren. Klassische Marken muss er teurer einkaufen und verdient so weniger.

Bestimmte Produkte kosten bei allen Discountern gleich viel. Warum?

Die Händler vergleichen die Preise für Lebens­mittel ständig mit der Konkurrenz und passen sich an.

Welche Unterschiede gibt es zwischen den Hausmarken?

Vor Jahr­zehnten waren Handels­marken per se preis­werte Alternativen zu klassischen Marken. Bei Discountern bilden diese Preis­einstiegs­marken nach wie vor das Kern­geschäft. Für klassische Supermärkte sind sie eher ein notwendiges Übel – als Angebote für Kundinnen und Kunden, die sonst zum Discounter gehen würden. Attraktiver sind teurere Handels­marken wie Gourmet-, Bio-, Vegan- und Regionalmarken: Sie bietenhöhere Gewinn­margen.

Junges Publikum achtet verstärkt auf Nach­haltig­keit

Welche Bedeutung haben Produkt­linien, die nach­haltig daher­kommen?

Premium-Handels­marken mit Nach­haltig­keits­ausrichtung wie „bio“ oder „vegan“ sind der Trend. Mit ihnen lassen sich unter 30-jährige Kundinnen und Kunden gewinnen. Sie interes­sieren sich für Tier­wohl, Regionalität, kurze Trans­portwege, pflanzliche Ernährung. Das Herstellungs­konzept eines Lebens­mittels wird für viele junge Leute zum Kaufargument. Sie stehen Handels­marken offener gegen­über als ältere Generationen.

Wer produziert eigentlich die Handels­marken-Produkte?

Da bestehen unterschiedliche Konzepte. Einige Handels­marken werden von klassischen Marken­herstel­lern produziert – entweder lasten die damit Produktions­kapazitäten aus oder sie haben eigene Produktions­linien aufgebaut. Darüber hinaus existieren Hersteller von Handels­marken, die sich ausschließ­lich auf deren effiziente Produktion spezialisiert haben. Nach­teilig dabei ist, dass die Unternehmen sehr abhängig von ihrem Auftrag­geber sind – eine verlorene Geschäfts­verbindung kann existenz­bedrohlich sein. Zu guter Letzt gründen oder kaufen einige Händler eigene Fabriken – Lidl zum Beispiel eine Fabrik für Eis, Edeka betreibt eigene Fleisch­werke.

Gute Test­ergeb­nisse – gutes Image

Kann es sein, dass Handels­marken die Marken irgend­wann ablösen?

Das glaube ich nicht. Sowohl Marke als auch Handels­marke haben ihre Berechtigung. Vielfalt und Abwechs­lung sind wichtige Sortiments­kriterien.

Wie beein­flussen die Tests der Stiftung Warentest die Welt der Marken und Handels­marken?

Das Image der Handels­marken ist im Laufe der Jahre besser geworden, wozu positive Ergeb­nisse der Stiftung Warentest mit beitragen. Der Handel nutzt Test­urteile, um direkt auf Produkten, in Prospekten oder online zu werben.

1414 Lebens­mittel im Vergleich Teuer gegen günstig

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

ninick am 03.02.2023 um 17:33 Uhr
Danke!

Die Fragen, die Sie da beantwortet haben, stelle ich mir seit 30 Jahren immer mal wieder. Entspricht auch "gefühlt" ungefähr meinen Erfahrungen (ohne dass ich jetzt gehobene Ansprüche an Nahrung hääte), aber es mal in einem unabhängigen Test zu sehen, war sehr interessant.

ninick am 03.02.2023 um 17:32 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

Gelöschter Nutzer am 01.02.2023 um 17:41 Uhr
@Ollyhc

Du hast jahrzehntelang als Koch gearbeitet. Bei solchen Ausführungen bin ich ehrlich gesagt froh, dass diese Zeit offenbar hinter dir liegt. Wer derart verallgemeinert „argumentiert“, sich in der Wortwahl vergreift und dann auch noch grenzwertig diskriminierend gegen Personengruppen schreibt, da wird sicherlich verstehen, dass man ihn nicht wirklich ernst nehmen kann.

Ollyhc am 31.01.2023 um 22:30 Uhr

Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gg. Netiquette/ wir erwarten einen respekvollen Umgangston

Profilbild Stiftung_Warentest am 30.01.2023 um 13:43 Uhr
Marken versus Handelsmarken

@alle: „Marke: Diese Produkte stammen von einem einzigen Hersteller, der sie an verschiedene Händler unter einer bestimmten Marke vertreibt – wie Hipp oder Iglo. Marken versprechen gleichbleibende Qualität, oft ein Lebensgefühl. Häufig investieren Hersteller viel Geld in Innovationen und Werbung, was die Produkte verteuert.
Handelsmarke: Auch als No-Name-Marke, Eigen- oder Hausmarke bekannt. Beispiele sind „Gut Bio“ (Aldi), „Gut & Günstig“ (Edeka), „Penny“ (Penny), „Rewe Feine Welt“. So funktioniert es: Ein Handelsunternehmen beauftragt die Herstellung. Es orientiert sich an beliebten Vergleichsprodukten, definiert Qualitätskriterien und gibt ein Preisniveau vor. Das liegt in der Regel unter dem von Marken, da etwa Entwicklungs- und Werbekosten wegfallen. Handelsmarken gibt es nur in den Filialen oder im Online-Shop des Händlers.“