Erschwinglich, bio, vegan – Experte Joachim Hurth erklärt, warum nachhaltig orientierte Produktlinien bei jungen Kundinnen und Kunden besonders gut ankommen.
Teuer gegen günstig
Herr Professor, kaufen die Menschen in der Krise anders ein?
Hohe Energiekosten, Inflation, Unsicherheit – die Krisen kommen direkt bei den Leuten an. Sie können oder wollen sich nicht mehr so viel leisten wie früher. Beim Lebensmitteleinkauf sind viele Menschen preissensibel geworden und greifen verstärkt zu Handelsmarken. Das ist ein einfaches Mittel, Geld zu sparen.
Geringere Entwicklungskosten bei Handelsmarken
Sind die Preissteigerungen bei Marken und Handelsmarken gleich?
Nein. Im Vergleich zu Markenprodukten haben sich die Preise für Handelsmarken stärker erhöht, weil die Gewinnmargen niedriger sind. Steigende Energie- und Transportkosten bei der Produktion lassen sich bei Handelsmarken nur über den Preis kompensieren. Hersteller klassischer Marken haben oft mehr Spielraum.
Wieso gibt es Handelsmarken? Welche Vorteile bieten sie dem Handel?
Mit Handelsmarken gewinnt der Handel Macht in der Wertschöpfungskette. Er kann Produktionskosten und Preise bestimmen. Werbe- und Entwicklungskosten einzelner Produkte schlagen bei Handelsmarken nicht so zu Buche. Der Händler kann am Regal ausprobieren, ob Kunden eine Handelsmarke akzeptieren. Klassische Marken muss er teurer einkaufen und verdient so weniger.
Bestimmte Produkte kosten bei allen Discountern gleich viel. Warum?
Die Händler vergleichen die Preise für Lebensmittel ständig mit der Konkurrenz und passen sich an.
Welche Unterschiede gibt es zwischen den Hausmarken?
Vor Jahrzehnten waren Handelsmarken per se preiswerte Alternativen zu klassischen Marken. Bei Discountern bilden diese Preiseinstiegsmarken nach wie vor das Kerngeschäft. Für klassische Supermärkte sind sie eher ein notwendiges Übel – als Angebote für Kundinnen und Kunden, die sonst zum Discounter gehen würden. Attraktiver sind teurere Handelsmarken wie Gourmet-, Bio-, Vegan- und Regionalmarken: Sie bietenhöhere Gewinnmargen.
Junges Publikum achtet verstärkt auf Nachhaltigkeit
Welche Bedeutung haben Produktlinien, die nachhaltig daherkommen?
Premium-Handelsmarken mit Nachhaltigkeitsausrichtung wie „bio“ oder „vegan“ sind der Trend. Mit ihnen lassen sich unter 30-jährige Kundinnen und Kunden gewinnen. Sie interessieren sich für Tierwohl, Regionalität, kurze Transportwege, pflanzliche Ernährung. Das Herstellungskonzept eines Lebensmittels wird für viele junge Leute zum Kaufargument. Sie stehen Handelsmarken offener gegenüber als ältere Generationen.
Wer produziert eigentlich die Handelsmarken-Produkte?
Da bestehen unterschiedliche Konzepte. Einige Handelsmarken werden von klassischen Markenherstellern produziert – entweder lasten die damit Produktionskapazitäten aus oder sie haben eigene Produktionslinien aufgebaut. Darüber hinaus existieren Hersteller von Handelsmarken, die sich ausschließlich auf deren effiziente Produktion spezialisiert haben. Nachteilig dabei ist, dass die Unternehmen sehr abhängig von ihrem Auftraggeber sind – eine verlorene Geschäftsverbindung kann existenzbedrohlich sein. Zu guter Letzt gründen oder kaufen einige Händler eigene Fabriken – Lidl zum Beispiel eine Fabrik für Eis, Edeka betreibt eigene Fleischwerke.
Gute Testergebnisse – gutes Image
Kann es sein, dass Handelsmarken die Marken irgendwann ablösen?
Das glaube ich nicht. Sowohl Marke als auch Handelsmarke haben ihre Berechtigung. Vielfalt und Abwechslung sind wichtige Sortimentskriterien.
Wie beeinflussen die Tests der Stiftung Warentest die Welt der Marken und Handelsmarken?
Das Image der Handelsmarken ist im Laufe der Jahre besser geworden, wozu positive Ergebnisse der Stiftung Warentest mit beitragen. Der Handel nutzt Testurteile, um direkt auf Produkten, in Prospekten oder online zu werben.
Teuer gegen günstig
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Die Fragen, die Sie da beantwortet haben, stelle ich mir seit 30 Jahren immer mal wieder. Entspricht auch "gefühlt" ungefähr meinen Erfahrungen (ohne dass ich jetzt gehobene Ansprüche an Nahrung hääte), aber es mal in einem unabhängigen Test zu sehen, war sehr interessant.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Du hast jahrzehntelang als Koch gearbeitet. Bei solchen Ausführungen bin ich ehrlich gesagt froh, dass diese Zeit offenbar hinter dir liegt. Wer derart verallgemeinert „argumentiert“, sich in der Wortwahl vergreift und dann auch noch grenzwertig diskriminierend gegen Personengruppen schreibt, da wird sicherlich verstehen, dass man ihn nicht wirklich ernst nehmen kann.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gg. Netiquette/ wir erwarten einen respekvollen Umgangston
@alle: „Marke: Diese Produkte stammen von einem einzigen Hersteller, der sie an verschiedene Händler unter einer bestimmten Marke vertreibt – wie Hipp oder Iglo. Marken versprechen gleichbleibende Qualität, oft ein Lebensgefühl. Häufig investieren Hersteller viel Geld in Innovationen und Werbung, was die Produkte verteuert.
Handelsmarke: Auch als No-Name-Marke, Eigen- oder Hausmarke bekannt. Beispiele sind „Gut Bio“ (Aldi), „Gut & Günstig“ (Edeka), „Penny“ (Penny), „Rewe Feine Welt“. So funktioniert es: Ein Handelsunternehmen beauftragt die Herstellung. Es orientiert sich an beliebten Vergleichsprodukten, definiert Qualitätskriterien und gibt ein Preisniveau vor. Das liegt in der Regel unter dem von Marken, da etwa Entwicklungs- und Werbekosten wegfallen. Handelsmarken gibt es nur in den Filialen oder im Online-Shop des Händlers.“