
Design, kleiner Preis – Handelsmarken von Aldi, Edeka & Co sind eine harte Konkurrenz für klassische Marken. Unsere Bilanz aus 72 Tests mit 1 739 Lebensmitteln zeigt: Preiswert ist im Schnitt genauso gut.
Traditionsmarken haben ihren Preis. Dafür stellt die Werbung Gutes in Aussicht. Für „gute Laune“ am „Familien-Frühstückstisch“ soll zum Beispiel Nutella sorgen. Cola Cola Light empfiehlt sich als „erfrischend leicht“, mit „null Kalorien“. Kaum Werbung fürs Einzelprodukt, aber deutlich niedrigere Preise setzen die Marken des Handels – oft als No-Names abgetan – dagegen. Zum Beispiel kosten die Cola Freeway von Lidl und die Nuss-Nougat-Creme von Real Tip mindestens 47 Prozent weniger als die Originale. Ihre Qualität aber ist vergleichbar, wie die Tests der Stiftung Warentest belegen. Beide Colas und Nuss-Nougat-Cremes schnitten gut ab.
Gute Qualität deutlich günstiger
Sie sind keine Einzelfälle. In vielen Tests mischen mindestens eine klassische Marke und eine von Handelsunternehmen wie Aldi, Lidl und Edeka vorn mit. Das heißt: Wer konsequent gute Handelsmarken kauft, spart Geld, aber nicht an Qualität. Für den Warenkorb, den wir exemplarisch mit je zehn Produkten gefüllt haben, würde der Handelsmarken-Käufer 45 Prozent weniger zahlen als der Marken-Käufer.
„Ein Kopf-an-Kopf-Rennen“
„Hinsichtlich der Qualität ist es ein Kopf-an Kopf-Rennen“, sagt Janine Schlenker, Projektleiterin bei der Stiftung Warentest. Sie hat die Daten ausgewertet. Die Bilanz aus 72 Tests, die von Januar 2012 bis Juni 2018 erschienen sind, zeigt: Die Qualitätsurteile für 643 Marken- und 627 Handelsmarkenprodukte verteilen sich ähnlich – über alle Noten von sehr gut bis mangelhaft (Testurteile im Vergleich).
Für unsere Tests wählen wir überwiegend häufig verkaufte Produkte aus. Bei Untersuchungen von Lebensmitteln für besondere Gelegenheiten wie Sekt, Gemüsechips oder rote Fruchtsäfte überwiegen klassische Marken. Dafür sind mehr Handelsmarken bei Alltäglichem vertreten, etwa bei Butter, Gouda, Spaghetti.
Schon 40 Prozent Handelsmarken
Ja, Gut & Günstig, Tip, aber auch Alnatura und Dennree aus dem Biohandel oder die Heimlieferdienste Bofrost und Eismann – sie und viel mehr zählen zu den Handelsmarken. Betrug ihr Marktanteil in Lebensmittelhandel und Drogerien 1998 noch gut 20 Prozent, sind es heute mehr als 40 Prozent. Discounter verkaufen in Deutschland den Großteil der Handelsmarken: knapp 70 Prozent. Den Rest setzen Supermärkte, Drogerien und Kaufhäuser ab (Interview).
Wer hinter Handelsmarken steht
Hat die Aldi-Pizza die gleiche Rezeptur wie eine bekannte Marke? Wer produziert die günstige Erdbeer-Konfitüre? Oft verrät das Etikett einer Handelsmarke nichts über den Hersteller. Laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung müssen auf dem Produkt Name und Adresse der Firma stehen, die es auf den Markt bringt. Bei Handelsmarken sind das die Händler, sie geben etwa „Edeka Zentrale“ oder „real,-“ an. Seit einiger Zeit nennen Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd die Fabrikanten ihrer Hausmarken.
Ein Hersteller, zwei Marken
Wenn auf Lebensmitteln, die wir testen, der Hersteller einer Handelsmarke angegeben ist, veröffentlichen wir den Namen. Einige Handelsmarken stammen aus Traditionshäusern. Das heißt aber nicht, dass Rezepturen und Rohstoffe identisch sind – wie mancher Verbraucher denkt. Wir registrieren oft Qualitätsunterschiede: So kamen die Margarinen Deli Reform und Bellasan von Aldi Süd von der Firma Walter Rau Lebensmittelwerke. Beide schnitten gut ab. Der Testsieger aber hieß Deli Reform. Nur er schmeckte frisch und enthielt etwas weniger gesättigte Fettsäuren. Im Test von Salami stammten 5 der 19 Produkte aus dem Hause der Traditionsmarke Redlefsen. Am besten davon waren die guten „Redlefsen Salami Scheibchen“. Die Handelsmarken-Salamis von Kaufland, Norma, Rewe – alle ebenfalls von Redlefsen – schnitten befriedigend ab. Feine Unterschiede auch bei den guten Espresso-Bohnen der Handelsmarke McDonald´s und der Muttermarke Segafredo: Nur Segafredo schmeckte etwa rauchig.
Soziale Verantwortung
Die Nichtregierungsorganisation Oxfam kritisierte kürzlich: Aldi, Edeka, Lidl und Rewe würden durch Niedrigpreispolitik schlechte Arbeitsbedingungen verursachen. Die großen Vier haben viel Marktmacht. Sie bestimmen etwa 80 Prozent der Lebensmittelumsätze. In ausgewählten Tests prüfen wir die Arbeitsbedingungen entlang der Produktionskette, zusätzlich noch Umwelt- und Tierschutzaspekte. Zuletzt überzeugte bei Espresso und Milch vor allem Bio – egal ob Handels- oder klassische Marke.
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Meines Erachtens gibt es drei Kategorien:
1) Handelsmarken bzw. Discountprodukte
2) Supermarkt-Marken
3) handwerklich bei kompromisslosem Qualitätsanspruch hergestellte Ware
Erstere beiden geben sich nicht viel. Unter "kompromisslos" der dritten Kategorie verstehe ich eine Einstellung des Produzenten, die im Idealfall höchsten Anspruch an Sensorik (und im besten Fall auch Nachhaltigkeit) stellt, ohne der Wirtschaftlichkeit geschuldete Kompromisse einzugehen. Dies ist nur in kleinen Betrieben möglich, nicht in großen, auf Effizienz ausgerichteten Fabriken, weshalb sämtliche dieser Waren aus dem Raster der SWT fallen. Dass "Rewe Feine Welt oder Edeka Selection Lebensmittel für den anspruchsvollen Gaumen" seien, ist eine Schmach für jeden Feinschmecker...
Beispiel Pastatest 2015: "Günstige Handelsmarke schlägt Marken-Pasta". Wenn überrascht das, wenn als Premiumprodukte "Jamie Oliver" getestet wird? Nicht einmal Rummo, geschweige denn Mancini sind im Test vertreten.
Meines Erachtens wird in diesem Artikel der Begriff "Handelsmarke" nicht klar konturiert. Richtig ist, dass sowohl Rewe und Edeka als auch Lidl, Aldi & Co. viele Handelsmarken für Ihre diversen Produkte und Produktgruppen haben. Bei Rewe und Edeka setzt sich gerade die Praxis durch, diese Handelsmarken schlicht als Edeka oder Rewe, ggf. mit Zusatz zu benennen. (Z. B. "Edeka zuhause" für Kochgeschirr oder "Rewe Feine Welt" für Feinkostprodukte.) Das Besondere an den Handelsmarken "Gut&Günstig" bei Edeka und "Ja!" bei Rewe ist, dass diese beiden die Discountlinien in den beiden Einzelhandelsketten sind. Mit diesen wollen sie gezielt zu den Discountern in Konkurrenz treten und meistens für vergleichbare Produkte (z. B. Geflügelfleischwurst oder Gouda am Stück) den völlig identischen Preis haben. Deshalb ist es für Edeka und Rewe wichtig, dass die Produkte aus diesen beiden Linien gegenüber den entsprechenden Produkten der Discounter gut abschneiden. Da geht's um Marktanteile.