
Manch Lebensmittel hält nicht das, was es verspricht. Beispiel: Im Kühlregal liegt Käse, der gar keiner ist. Um das zu erkennen hilft – wenn überhaupt – nur der genaue Blick aufs Etikett. test.de nennt weitere Beispiele und fordert Leser zu Erfahrungsberichten auf.
Beispiel: Analog-Käse
Im Lebensmittelangebot finden Verbraucherschützer immer wieder Produkte, die nicht sind, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Zu diesen Produkten zählt auch der sogenannte Analog-Käse. Er sieht aus wie Käse, schmeckt wie Käse, ist aber kein Käse. Denn das teure Milchfett tauschen die Hersteller gegen billigeres Pflanzenfett aus. Das ist zwar erlaubt, das Produkt darf dann aber nicht mehr als „Käse“ bezeichnet werden. So regeln es die deutsche Käse-Verordnung und die EU-Verordnung „über den Schutz der Bezeichnung der Milch und Milcherzeugnisse bei ihrer Vermarktung“. Käse darf nur Käse heißen, wenn er aus Milch hergestellt wurde. Für Ziegenkäse gilt, dass er aus Ziegenmilch gemacht werden muss. Schafskäse muss aus Schafsmilch produziert werden.
Ahnungslose Kunden
Trotzdem kaufen und genießen immer mehr Verbraucher Analog-Käse, ohne es zu wissen. Ob auf der Pizza, auf dem überbackenen Käsebrötchen vom Bäcker oder im Restaurant - häufig erhalten Verbraucher keinen Hinweis darauf, dass es sich um Analog-Käse handelt. Hier bleibt nur die Nachfrage und das Hoffen auf eine ehrliche Antwort. Lebensmittelkontrolleure nehmen zwar Stichproben, die Ergebnisse werden jedoch bisher nicht veröffentlicht. Verbraucherschützer fordern daher, dass die Zutaten auch bei losen Waren sowie die Namen bei Verstößen genannt werden.
Analog-Käse erkennen
Bei abgepacktem „Käse“, Tiefkühlpizza oder Ähnlichem erfahren Käufer erst bei genauem Blick auf die Zutatenliste, ob Analog-Käse verwendet wurde - meist jedenfalls. Echter Käse besteht aus Milch, Lab und eventuell dem Farbstoff Beta-Carotin. Tauchen diese Inhaltsstoffe in der Zutatenliste nicht auf, könnte Analog-Käse im Produkt enthalten sein. Und auch der Produktname, in dem das Wort Käse umgangen wird, kann ein Hinweis darauf sein, dass Analog-Käse verwendet wurde.
100 000 Tonnen Analog-Käse
Circa 100 000 Tonnen des Käse-Imitats produzieren Lebensmittelhersteller jährlich in Deutschland. Analog-Käse ist nicht nur billiger, sondern auch viel schneller herzustellen als echter Käse, der monatelang reifen muss. Außerdem kann Analog-Käse bis auf 400 Grad Celsius erhitzt werden. Der Herstellungsprozess von Überbackenem wie Pizza, Lasagne und Co. dauert dann nur halb so lang.
Nicht gesundheitsschädlich
Analog-Käse besteht aus Wasser, Milch-, Soja- oder Bakterieneiweiß und Pflanzenölen wie Palmöl. Weitere Zutaten sind Emulgatoren, Aroma- und Farbstoffe, Salz und Geschmacksverstärker. Gesundheitsschädlich ist Analog-Käse nicht, obwohl das pflanzliche Palmöl die ungesünderen gesättigten Fettsäuren enthält, die sonst eher in tierischen Produkten stecken. Analog-Käse ist jedoch ein Kunstprodukt, das seinen Geschmack nicht wie richtiger Käse durch einen langen Reifeprozess, sondern durch Aromastoffe erhält. Zudem fehlt das gesunde Kalzium.
Beispiel: Feta
Feta - oder auch Schafkäse - kommt ursprünglich aus Griechenland und hat in deutschen Supermarktregalen einen Stammplatz. Er wird traditionell aus Schaf- und/oder Ziegenmilch hergestellt. In den letzten Jahren wurde Feta jedoch zunehmend aus der günstigeren Kuhmilch und zudem außerhalb Griechenlands erzeugt. Auf der Verpackung hieß der Käse aber weiterhin Feta. Drin war demnach nicht, was drauf stand.
Echten Feta erkennen
Seit Oktober 2007 bestimmt eine EU-Verordnung, dass Feta nur noch Feta heißen darf, wenn er in Griechenland und aus Schaf- und/oder Ziegenmilch hergestellt wurde. Den falschen Feta erkennen Verbraucher beim Blick auf die Zutatenliste oder schon am Namen: „Balkankäse“, „Hirtenkäse“, „Salatkäse nach griechischer Art“, „Weißer Käse“ oder „Käse (Feta-Art)“ sind einige Beispiele.
Beispiel: Frischmilch
Traditionelle Frischmilch, wie viele Milchtrinker sie lieben, gibt es in Supermärkten und Discountern immer seltener. Stattdessen verkaufen die Händler sogenannte ESL-Milch (Extended Shelf Life, sinngemäß: längere Haltbarkeit im Regal) als Frischmilch. ESL-Milch ist länger haltbar (bis zu drei Wochen) als Frischmilch (höchstens eine Woche), weil sie doppelt so hoch erhitzt und damit nicht pasteurisiert wird.
Schwer zu unterscheiden
Käufer können oft nicht unterscheiden, ob die Milch klassisch pasteurisiert oder hoch erhitzt wurde. Denn seit 2007 muss ESL-Milch EU-weit nicht mehr als „hoch erhitzt“ deklariert werden, sondern darf sich „pasteurisiert“ nennen. Milchkäufer erkennen ESL-Milch höchstens an Aufdrucken wie „länger frisch“ oder „maxi frisch“. Verbraucherschützer fordern eine deutlichere Kennzeichnung.
Beispiel: Light-Produkte
Sogenannte Light-Produkte suggerieren, sie könnten beim Abnehmen helfen. Das ist keineswegs immer der Fall. Sie haben zwar häufig weniger Zucker oder Fett als andere Produkte, unter Umständen aber genauso viele Kalorien. Beispiel Fruchtjogurts: Sie sind fettarm, enthalten dafür jedoch oft viel Zucker, der die Kalorien wieder hochtreibt. (Erdbeer-Magerjogurts test 7/05). Ein Vergleich: In 100 Gramm Fruchtmagerjogurt mit 0,3 Prozent Fettanteil stecken 85 Kilokalorien. 100 Gramm Naturjogurt mit 3,5 Prozent Fettanteil enthalten mit 100 Kilokalorien nur wenig mehr Energie. Lediglich Fruchtmagerjogurt mit Süßstoff ist mit knapp 50 Kilokalorien pro 100 Gramm relativ kalorienarm, dafür aber auch ziemlich süß.
Mogeln wird schwieriger
Noch in diesem Jahr allerdings wird es für Verbraucher wirklich „leichter“: Den EU-Vorschriften zu nährwertbezogenen Werbeaussagen zufolge darf nur auf jenen Lebensmitteln „light“ oder „reduziert“ stehen, deren Kaloriengehalt mindestens 30 Prozent geringer als bei normalen, vergleichbaren Produkten ist. Verbraucher sollten dennoch genau aufs Etikett schauen: Die fettreduzierte Leberwurst des einen Herstellers kann beispielsweise einen Fettanteil von 20 Prozent haben, die normale eines anderen Herstellers nur wenige Prozent Fett mehr.
Kritisch vergleichen
Alle genannten Lebensmittel sind nur ein kleiner Ausschnitt der Produkte, die nicht immer sind, was sie zunächst zu sein scheinen. Von Vornherein ungesund sind sie deshalb nicht. Diese Lebensmittel zu finden, ist die Aufgabe von 2 300 Lebensmittelkontrolleuren in Deutschland. Das allerdings sind 1 200 Kräfte zu wenig, so der Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure. Die Verbraucher könnten derzeit nicht umfassend vor Täuschungen geschützt werden, eine wirksame Lebensmittelkontrolle sei nicht möglich.
Am ehesten können Verbraucher die Schummeleien der Anbieter entdecken, indem sie aufmerksam einkaufen und sich die Kennzeichnung der Produkte genau ansehen.
Haben Sie auch schon Lebensmittel gekauft, die nicht waren, was sie auf den ersten Blick zu sein schienen? Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen:
lebensmittel@stiftung-warentest.de
Update: Der Aufruf ist inzwischen beendet. Hier gibts die Auswertung:
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