Sprachen, IT-Wissen, Führungskompetenzen – viele Berufstätige müssen heutzutage ständig etwas dazulernen. Mit der richtigen Lernstrategie ist das auch für Erwachsene im fortgeschrittenen Alter leicht zu schaffen. test.de stellt die zehn wichtigsten Tipps zum Thema lebenslanges Lernen vor.
1. Lernen Sie regelmäßig
Regelmäßigkeit führt zum Lernerfolg: Es ist effizienter, jeden Tag eine Stunde zu lernen, als an einem Tag von morgens bis abends. Beim Sprachenlernen sind sogar noch kleinere Zeiteinheiten sinnvoll, etwa viermal täglich fünfzehn Minuten. Neu ist der Ansatz des „Micro-Learnings“. Dabei erhält der Teilnehmer über den Tag verteilt per Smartphone oder per Mail Dutzende kleiner Übungsaufgaben. Mit ihnen ist er wenige Minuten, manchmal auch nur sekundenlang beschäftigt. „Bei einigen Lernstoffen funktionieren solche Modelle nicht“, gibt Michael Cordes, wissenschaftlicher Leiter des Teams Weiterbildung bei der Stiftung Warentest, zu bedenken. „Um sich einen komplexen Text zu erarbeiten oder handwerkliche Fähigkeiten einzuüben, sind oft mehrstündige Lerneinheiten nötig.“
Tipp: Machen Sie das Lernen zur alltäglichen Routine. Für viele ist es beispielsweise hilfreich, wenn sie sich feste Lernzeiten einrichten, also zum Beispiel nach Feierabend oder am Wochenende. Überlegen Sie auch, zu welcher Tageszeit Sie am besten lernen. Viele Menschen sind tagsüber aufnahmefähiger.
2. Suchen Sie sich Lernpartner
In der Gruppe zu lernen hat viele Vorteile. Regelmäßige Treffen helfen, den Lernalltag zu strukturieren, und wirken sich oft positiv auf die Motivation aus. Denn durch die Gruppe entsteht Verbindlichkeit. Das hilft über eine Lernkrise besser hinweg als jeder noch so gute Vorsatz. Noch wichtiger: Wer einen Unterrichtsstoff für andere aufbereitet und vorträgt, kann sich später besonders gut daran erinnern. Außerdem: Bei den Gruppenzusammenkünften wird geredet und diskutiert. Die Teilnehmer senden und empfangen dabei permanent Emotionen. Das geschieht über Gestik, Mimik und Stimmlage. Psychologen sind sich einig, dass diese Emotionen wie ein Verstärker wirken. Sie signalisieren dem Hirn, dass etwas wichtig ist und gespeichert werden sollte.
Tipp: Treffen Sie sich nach Möglichkeit persönlich mit Ihren Mitstreitern. Für die Vermittlung bestimmter Lerninhalte eignen sich aber auch Online-Lerngruppen, beispielsweise bei IT-Themen.
3. Setzen Sie sich Teilziele
Zu Beginn einer Weiterbildung ist die Motivation meist hoch, doch der harte Alltag lässt den Elan oft schwinden. Das ferne Ziel, eine Sprache zu lernen oder sich in Betriebswirtschaft besser auszukennen, lässt sich leichter erreichen, wenn es in viele kleine Etappen unterteilt ist.
Tipp: Zerlegen Sie Ihre Lernaufgaben in kleine Schritte und setzen Sie sich Teilziele. Belohnen Sie sich, wenn Sie einen Schritt geschafft haben, zum Beispiel mit einem freien Abend. Schauen Sie auch ab und zu auf das zurück, was Sie schon geschafft haben. Darauf dürfen Sie stolz sein.
4. Lernen Sie mit Lust
Entscheidend für den Lernerfolg ist die Motivation. Wer seine Freizeit dem Büffeln opfert, sollte wissen, wofür er das tut. Zum Beispiel hilft die Aussicht auf einen geplanten Auslandsaufenthalt enorm dabei, eine Sprache zu lernen. „Man sollte sich immer fragen: Warum lerne ich das? Was ist interessant an diesem Thema? Welche Fragen habe ich selbst an den Stoff?“, empfiehlt Michael Dick, Leiter des Instituts für Berufs- und Betriebspädagogik der Uni Magdeburg.
Tipp: Machen Sie sich immer wieder klar, warum Sie etwas lernen. Am besten ist ein konkreter Anlass, beispielsweise eine bevorstehende Beförderung. Führen Sie sich diesen Anlass immer wieder vor Augen.
5. Bleiben Sie in Übung
Menschen sind bis ins hohe Alter hinein in der Lage, zu lernen. „Bei den meisten Erwachsenen nimmt die Gedächtnisleistung erst ab einem Alter von etwa 70 Jahren spürbar ab. Mit 40 oder 50 Jahren haben die meisten Menschen wenig Probleme, neuen Stoff zu lernen“, erklärt Cora Titz vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main. „Die geringen Defizite, die Menschen mittleren Alters im Bereich des Kurzzeitgedächtnisses haben, gleichen sie oft durch Motivation und die geschickte Anwendung von Lernstrategien aus.“
Dennoch: Lernen ist auch eine Frage des Trainings. Wer zum Beispiel jahrzehntelang keine Fremdsprachen gelernt hat, tut sich beim Spanischlernen schwerer, als jemand, der vor kurzem Italienisch gelernt hat.
Tipp: Kalkulieren Sie eine mehrwöchige Anlaufzeit ein, wenn Sie beim Lernen etwas aus der Übung gekommen sind. Danach wird das Lernen wieder zur Routine.
6. Profitieren Sie von Ihrer Lebenserfahrung
Jüngere Menschen sind in der Lage, sich schnell an neue Situationen anzupassen und Informationen zu verabreiten. Psychologen sprechen dabei von der „fluiden“ Intelligenz. Ältere Menschen profitieren von der Fähigkeit, vorhandene Fertigkeiten und Wissen einzusetzen. In der Fachwelt ist das die „kristalline“ Intelligenz. „Beide Intelligenzarten sind beim Lernen wichtig. Die kristalline Intelligenz wächst im Lauf des Lebens. Sie hat viel mit Lebenserfahrung zu tun. Die fluide nimmt dagegen langsam ab“, erklärt Cora Titz. „In einem Alter von etwa 50 Jahren sind die meisten Menschen auf dem Höhepunkt ihrer intellektuellen Fähigkeiten.“
Tipp: Man ist nie zu alt zum Lernen. Haben Sie keine Angst davor, auch im fortgeschrittenen Alter weiteres Know-how erwerben zu wollen. Die besten Chancen auf einen Lernerfolg haben Sie, wenn der Unterrichtsstoff an vorhandenes Wissen anknüpft.
7. Finden Sie Ihren persönlichen Lernstil
Jeder Mensch lernt anders. Es gibt Menschen, die gute Lernerfolge durchs bloße Beobachten erzielen. Andere müssen aktiv experimentieren oder konkrete Erfahrungen machen, um neues Wissen zu erarbeiten. „Analysieren Sie, wie Sie am besten lernen, beobachten Sie sich dazu genau“, rät Michael Dick. „Brauchen Sie Pausen oder arbeiten Sie am besten am Stück? Wichtig ist auch die Frage, wie lange man sich überhaupt am Stück konzentrieren kann.“
Tipp: Entwickeln Sie Ihre persönliche Lernstrategie. Berücksichtigen Sie dabei Ihre Stärken und Schwächen. Manche Menschen nehmen Lernstoff besser in visueller Form auf, also über Bilder oder Filme, andere besser in auditiver Form, das heißt: über den Ton. Wieder andere verarbeiten symbolische Formen wie Zahlen, Formeln und Worte am besten. Wählen Sie die Unterrichtsform entsprechend Ihren persönlichen Vorlieben aus.
8. Machen Sie sich Notizen
Wenn man etwas aufschreibt, dann beschäftigt sich der Kopf intensiv mit dem Unterrichtsstoff. „Das trifft besonders dann zu, wenn man sich einen Stoff erarbeitet und ihn in eigenen Worten zusammenfasst“, sagt Michael Cordes. Auch Auswendiglernen und stures Wiederholen können durchaus effektive Lernmethoden sein.
Tipp: Machen Sie sich Notizen und visualisieren Sie den Lernstoff, beispielsweise mithilfe von Mind-Maps. Auch die gute alte Eselsbrücke hilft beim Lernen, vor allem, wenn sie unter Verwendung von Bildern entsteht.
9. Schaffen Sie eine ruhige Atmosphäre
In ruhiger Atmosphäre lernt es sich besser. Viele Menschen merken nicht einmal, wie stark sie beim Lernen und Denken unter Hintergrundgeräuschen leiden. Besonders störend sind meist Stimmen. Ruhige, langsame Instrumentalmusik dagegen – beispielsweise Meditationsmusik – empfinden einige Menschen angenehmer als absolute Stille. Sie kann beispielsweise lästige Geräusche wie Autolärm oder das Brummen der Klimaanlage überdecken.
Tipp: Suchen Sie sich einen ruhigen Lernort. Wer kein Arbeitszimmer und keinen Schreibtischplatz hat, sollte sich eine feste Lern-Ecke einrichten. Auch öffentliche Bibliotheken können eine Alternative sein.
10. Bewegen Sie sich
Wer sich bewegt, aktiviert die motorischen Zentren seines Gehirns. Diese Gehirnareale sind wichtig für die Verarbeitung und Speicherung von Informationen. Kinder und Erwachsene behalten beispielsweise Wörter, Zahlen und Inhalte leichter, wenn sie beim Lernen Gesten einsetzen, sich rhythmisch bewegen oder die Inhalte laut wiederholen.
Tipp: Stehen Sie beim Lernen öfter mal auf und gehen Sie ein paar Schritte. Vielen hilft auch ein Spaziergang dabei, den Lernstoff zu verinnerlichen.
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Toller Artikel und meines Erachtens geht das weit über das Berufliche Umfeld hinaus. Lebenslanges Lernen ist und bleibt stets bereichernd für sich selbst und das Umfeld.
Weiß nicht, ob das als Produktplatzierung gilt, aber es gibt seit kurzen kostenfrei die App My Daily Input fürs Handy, bei der man sich Themen die einen interessieren aussuchen kann und täglich kleine Wissenshäppchen bekommt.
Fällt wohl auch unter Micro-Learning und "in Übung bleiben". Dachte ich teile das mal hier in der Hoffnung den Artikel noch etwas mehr zu bereichern.
Beste Grüße & jedem viel Spaß und Erfolg beim dazulernen.
Super! Es gibt auch zu Lernstrategien einen Test... Der ist jedoch schon aus 2013!
Die Analyse im Begleittext zum Text ist gut. Doch ich merke heute, 13.02.2020, die Entwicklung der Medien ist auch bei diesem Thema nicht stehen geblieben. Heute sind neue Medien wie Apps und Lernportale eine gute, neue Ergänzung zu den alten Klassikern. Mehr dazu in meinem blog https://mueller-christine.de/2020/02/08/nachhaltig-lernen-lernen-mit-digitalen-medien-im-vorteil/. Morgen nehme ich dennoch diese Info gleich zum 2. Teil mit in meinen Kurs Lernen lernen zum Bildungsträger. Danke 🙏👍
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