Wer seinen privaten Filmpalast mit perfektem Rundumklang beschallen will, braucht gute Boxen. Deren Auswahl muss kein Lotteriespiel werden.
Großes Kino im Wohnzimmer braucht sechs spezielle Statisten. Sie sind meist nicht besonders ansehnlich und stehen reglos herum. Entscheidend ist jedoch, was die sechs so von sich geben: möglichst perfekten Raumklang. Dieser Surroundsound soll Zuschauern den Eindruck vermitteln, sich mitten im Geschehen zu befinden. Der Raumgleiter in „Star Wars“ donnert dann scheinbar übers Sofa, die schwarzen Reiter in „Der Herr der Ringe“ preschen von der Seite heran und der Knallfrosch bei „Harry Potter“ detoniert hinten am Bücherregal.
Bindeglied zwischen DVD- oder Blu-ray-Player und Fernseher ist meist ein AV-Receiver (test 11/2013). Er verteilt die Tonsignale: Zwei Frontlautsprecher sorgen für Stereoklang, ein Centerlautsprecher gibt Töne aus der Bildmitte wieder. Zwei Rücklautsprecher (im Fachjargon: „Rear Speaker“ oder „Rears“) übernehmen die von hinten kommenden Spezialeffekte und Geräusche. Eine Bassbox, „Subwoofer“ genannt, liefert die tiefen Töne.
Wir haben an zwölf 5.1-Lautsprechersystemen geprüft, ob sie Zuhörern klangvolle Abende bescheren oder den Hörspaß verderben. Unsere Tester untersuchten Sets, deren Frontlautsprecher ins Regal passen. Im Gegensatz zu großen Standboxen benötigen sie weniger Platz. Drei der Systeme liegen mit etwa 400 Euro im mittleren Preisbereich, die restlichen gehören mit bis zu 1 200 Euro zur gehobenen Klasse. Unser Fazit: Buhrufe rechtfertigt kein Kandidat, stehende Ovationen allerdings auch nicht. Ein anständiger Applaus geht an den Testsieger Canton GLE mit gutem Klang und sehr guter Verarbeitung. Preis: 1 080 Euro.
Präsentieren statt verstecken
Wer sich ein 5.1-Set anschafft, hat eine Menge im Wohnzimmer unterzubringen. Groß ist da die Versuchung, eine Box hinter der Grünpflanze verschwinden zu lassen, die nächste zwischen die Bücher im Regal zu quetschen und den Subwoofer in ein verborgenes Eckchen zu verbannen. Der beeindruckende Rundumklang ist dann dahin. Wer Kinoatmosphäre erleben will, muss zu seinen sechs Statisten stehen und sie offen zur Schau stellen. Nur Lautsprecher, die optimal platziert sind, können ihre Klangqualität zur Geltung bringen (siehe So stehen die Lautsprecher ideal).
Ohrhöhe ist optimal
Nicht jeder hat ein großes Wohnzimmer oder möchte für seine Heimkinoanlage Möbel rücken. In solchen Fällen ist es sinnvoll, die Lautsprecher einfach an mehreren denkbaren Standorten zu platzieren und verschiedene Aufnahmen mit 5.1-Ton auszuprobieren. Beispielsweise DVDs, Blu-rays oder Super-Audio-CDs. Wichtig: Außer dem Subwoofer klingen alle Lautsprecher in Ohrhöhe des Nutzers am besten. Geben Abstellflächen wie Fernsehtische oder Regale diese Höhe nicht her, helfen Wandaufhängungen und Lautsprecherständer. Wer die Boxen partout nicht in Höhe seiner Ohren anbringen kann, sollte sie leicht in Richtung Hörer neigen.
Lösung fürs „Sofa-Problem“
Sinnvoll sind mindestens zwei Meter Abstand zwischen Hörer und Lautsprecher. Vor allem die rückwärtigen Lautsprecher dürfen sich nicht zu dicht am Ohr befinden. In vielen Wohnzimmern ist das unmöglich, weil das Sofa an eine Wand grenzt. Raumklang-Fans können sich behelfen, indem sie die „Rears“ links und rechts vom Sofa postieren. In diesem Fall sollten sie jedoch darauf achten, dass wenigstens ein gewisser seitlicher Abstand gewährleistet ist.
Eine bedeutende Rolle spielen störende Reflexionen. Der Schall aus den Lautsprechern trifft auf verschiedene Hindernisse: Fenster, Wände und glatte Möbel werfen ihn wieder zurück in den Raum, reflektieren ihn also. Dagegen dämpfen Bücher, Vorhänge, Teppiche und Polsterstoffe Töne und reduzieren so in hallreichen Räumen Reflexionen.
Mini-Boxen im Nachteil

Mini oder maxi. Kleine Boxen taugen fürs Regal und liegen im Trend, große klingen oft besser.
Apropos: Bücherregale sind sehr praktisch, um Lautsprecher zu verstauen. Für einen unverfälschten Klang sollten die Boxen jedoch in ihnen zumindest halbwegs frei stehen und nicht eingezwängt zwischen Goethe und Brecht. Nichts im Regal zu suchen hat der Subwoofer: Seine tiefen Töne müssen sich rund um die Box gut entfalten können.
Wer keine großen Boxen will, findet bei vielen Anbietern kleine Front- und Rücklautsprecher. Im Test sind vier Sets mit besonders kompakten Exemplaren vertreten, doch nur den Winzlingen des Systems HKTS 16 von Harman/Kardon ließ sich ein guter Surround-Klang entlocken. Damit bestätigt sich eine Faustformel: Je größer das Volumen eines Lautsprechers, desto besser klingt er. Tatsächlich sorgen drei der vier Systeme mit kleinen Lautsprechern lediglich für einen befriedigenden Klang.
Beim Canton Movie 1505 hapert es weniger am Volumen. Hier fehlt es dem Klang an Natürlichkeit. Schon blöd, wenn Sean Connery als Vater von Indiana Jones Möwen aufschreckt, die fast wie Krähen klingen. Auch das Teufel Cubycon gibt Töne nur wenig natürlich von sich. Die übrigen 5.1-Sets sind zwar näher am Original, allen voran Teufel Consono und Heco. Gut klingt jedoch anders. Wem natürlicher Klang wichtig ist, der sollte große Standlautsprecher wählen.
Wenn Autos wie Züge klingen
Mittelprächtig fiel bei sämtlichen Lautsprecher-Sets die Transparenz aus. Transparent ist der Klang, wenn sich gleichzeitig zu hörende Geräusche mühelos voneinander unterscheiden lassen. Etwa, dass James Bond in einem Zug flieht, seine Verfolger aber im Auto hinter ihm her preschen. Rauschen beide Fahrzeuge nur vor sich hin, ist es um die Transparenz nicht gut bestellt. Enttäuschend schnitt hier Bose Acoustimass ab, am besten Nubert.
Musik besser nur in Stereo
Manchmal möchte auch der größte Filmfan über seine Lautsprecheranlage bloß Musik hören. Ein 5.1-Lautsprecherset ist dafür nicht die erste Wahl. Für den Surround-Betrieb taugen höchstens Aufnahmen aus großen Konzerthallen. Gängige Musik in Stereo klingt dagegen besser, wenn der Hörer ausschließlich Frontlautsprecher und Subwoofer als 2.1-Lautsprecherset nutzt. Die drei anderen Boxen bleiben stumm. Betrüblich, dass sich die von uns getesteten Regallautsprecher im Stereo-Sound nicht mit großen Standlautsprechern messen können. Am ehesten eignen sich die Frontlautsprecher der Sets Harman/Kardon HKTS 16 und Nubert nuBox zum Stereohören. Bose sorgt dagegen mit nur ausreichendem Stereoklang für wenig Begeisterung.
Kein Talent für tiefe Töne
Überhaupt gab sich das Bose-Set im Test recht speziell. Der Nutzer schließt die Boxen ganz untypisch nicht an den AV-Receiver, sondern an den Subwoofer an. Zwar sind die Bose-Lautsprecher schön klein, geben aber nicht ausreichend tiefe Töne von sich. Der Subwoofer muss das ausgleichen und ist dadurch im Raum akustisch gut zu lokalisieren – Surround-Klang ade. Deshalb darf die Bose-Bassbox nicht wie andere Subwoofer von irgendwo wummern, sondern sollte nahe am Fernseher stehen.
Großer Klang aus kleinen Kisten
Den besten Raumklang bieten die 5.1-Sets Canton GLE, Heco Music Colors, Nubert nuBox, Harman/Kardon HKTS 16 und KEF E 305. Beim System HKTS 16 überzeugt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Klang steht es dem Testsieger Canton GLE kaum nach, trotz deutlich kleinerer Lautsprecher. Damit nimmt das Minimodell von Harman/Kardon weniger Platz weg und ist schlappe 660 Euro preiswerter als der Sieger. Selten gibt es großen Klang aus kleinen Kisten so günstig. Auf diese Weise werden aus den Statisten schon mal Hauptdarsteller.