Profis können Freizeitläufern helfen, das optimale Schuhwerk zu finden. Kleine Fachgeschäfte beraten oft besser als große Sportfachhändler.
Testergebnisse für 16 Kaufberatung Laufschuhe 04/2015
Laufen ist kinderleicht. Passende Schuhe kaufen, schnüren: Los gehts. Wird Laufen zum Sport, sollte der Mensch auf seine Bedürfnisse besonders achten. Seine Knie- und Hüftgelenke, Sehnen und Muskeln setzt er hohen Kräften aus. Er braucht Schuhe mit der richtigen Dämpfung für seinen Trainingsstand, mit passenden Stützen für seinen Körperbau und Laufstil sowie mit geeigneten Sohlen für den Untergrund, auf dem er läuft.
Hunderte Laufschuhe von etwa 40 Anbietern füllen die Regale des Fachhandels. Ohne professionelle Beratung finden Freizeitsportler nur mit Glück Modelle, die für sie optimal geeignet sind. Wie hilft der Fachhandel bei der Auswahl?

Laufbandanalyse. Nur knapp die Hälfte der Fachgeschäfte setzt die Technik ein. © iStockphoto
Im Auftrag der Stiftung Warentest baten fünf geschulte Tester als Kunden bei 16 Anbietern in Berlin, Hamburg und München um eine Laufanalyse, eine ausführliche Beratung und kauften jeweils ein empfohlenes Paar Laufschuhe. Ein Orthopäde und ein Biomechaniker – unsere Fachgutachter – überprüften, ob die Schuhe für die Kunden geeignet waren.
Die Tester unterschieden sich in Alter, körperlicher Konstitution und Trainingspensum (Testkäufer-Typen) – unter ihnen ein sehr gut trainierter 45-Jähriger mit Normalfüßen und Laufstil ohne Auffälligkeiten. Ihm empfehlen die Experten einen Neutralschuh. Der wenig geübten Läuferin, deren Spreiz- und Hohlfuß beim Auftreten nach innen kippt, raten sie zu einem Stabilschuh mit Stütze und Dämpfung.
Ergebnis des Tests: 11 der 16 Händler verkaufen gut geeignete Schuhe. Die kleinen Laufläden beraten tendenziell besser als die überregionalen Sportfachhändler. Besonders gut waren die Empfehlungen bei Spreeläufer in Berlin und beim Niendorfer Laufladen in Hamburg. Insgesamt zahlten unsere Tester für die empfohlenen Schuhe zwischen 80 und 180 Euro. In München war das Preisniveau in den Laufläden im Schnitt höher als in Berlin und Hamburg.
Die Füße keines Blicks gewürdigt
Weitere Erkenntnis aus dem Test: Eine gute Beratung ist nicht in jedem Fall eine Garantie dafür, einen guten Laufschuh zu bekommen – und umgekehrt. In Einzelfällen verkauften Händler mit mittelmäßiger Beratung Schuhe, die in der Passform wie auch den biomechanischen Eigenschaften für die Testkunden optimal waren.
Die Verkäufer sollten das Abrollverhalten beim Laufen und den Laufstil der Kunden analysieren. Vor allem in diesem Punkt zeigten sie Schwächen. Nur knapp die Hälfte der Geschäfte setzte ein Laufband mit Monitor ein. Nur jeder dritte Berater betrachtete den Kunden beim Laufen auf stabilem Untergrund. Beides zusammen, darin sind sich Experten einig, erlaubt die bestmögliche Analyse.
Auch alte Schuhe verraten viel. Ihre Abnutzungsmerkmale lassen Rückschlüsse zu, auf den Laufstil zum Beispiel. Die Testkunden waren vorbereitet: Sie hatten immer ein genutztes Paar dabei. Doch dafür interessierte sich nur jeder zweite Verkäufer, und ein Drittel warf nicht einmal einen Blick auf die Füße des Kunden. Eine Empfehlung gaben sie trotzdem ab.
Ob der neue Schuh passt – auch das müssen die Verkäufer am Fuß prüfen, machten sie aber nicht immer. Vor allem in den überregionalen Fachgeschäften scheint es Berührungsängste zu geben.
Keine Ahnung von der Achillessehne
Einige Berater zeigten mehr oder weniger deutlich, dass sie keine Lust hatten, Fragen zu beantworten. Auffällig oft kam das bei Karstadt Sports vor.
Mitunter waren die Verkäufer nicht kundig genug für die Zusatzfragen der Testkunden. Während fast alle beim Thema Blasenbildung eine Antwort versuchten, wussten viele keinen Rat zu Problemen mit der Achillessehne. Auch zu Knieschmerzen fiel etlichen nicht viel ein.
„Komm, wenn du Probleme hast“
Es kommt vor, dass sich ein Läufer an gut geeignete Laufschuhe erst gewöhnen muss. Mitunter stützen sie die Füße auf neue Weise, es läuft sich in ihnen anders als in ausgetretenen Vorgängern. Zwei Wochen oder einige Dutzend gejoggte Kilometer kann es dauern, bis ein Sportler sich in Laufschuhen wohlfühlt.
In Fachgeschäften weiß man das. Viele tauschen Laufschuhe um oder nehmen sie zurück, wenn der Kunde damit nicht klar kommt. Gesetzliche Pflicht ist das nicht, sondern Kulanz. Es verwundert nicht, dass nur wenige Verkäufer das Thema von sich aus ansprechen. Manche bleiben vage: „Komm vorbei, wenn du Probleme hast.“ Andere haben feste Fristen. So erlaubte der Hamburger Laufladen eine Rückgabe innerhalb von 14 Tagen, Lunge innerhalb von drei Wochen. Auch die Großen waren großzügig. Runners Point wirbt mit einer Zufriedenheitsgarantie und einem Rückgaberecht von vier Wochen. Sportscheck bietet eine Kundenkarte, die ein Rückgaberecht innerhalb von sechs Wochen garantiert.
Auch Zusatzinfos können beim Kauf wertvoll sein: wie der Läufer mit Krafttraining körperliche Defizite ausgleichen kann zum Beispiel, Tipps zur Pflege und zur richtigen Schnürung. Und dann gehts los.
-
- Starke Sonneneinstrahlung, vor allem am Meer und in den Bergen, kann das Auge schädigen. Das gilt besonders für Kinder. Denn schützende Pigmente bilden sich erst mit dem...
-
- Jeder zweite Verbraucher in Deutschland kauft manchmal Waren im Internet mit der festen Absicht, sie später wieder zurückzuschicken. Das zeigt eine repräsentative...
-
- „Kleidung wie maßgeschneidert“ verspricht der japanische Online-Modeshop Zozo. Der Clou: Es ist kein Maßband erforderlich, und kein Besuch beim Schneider. Die passende...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@berti46, mit der Aufteilung der Tests in D. hast Du nicht ganz unrecht. Die Streuung nach Großstädten bietet aber den Vergleich innerhalb der Städte. Ob je ein Laden in Regionen weiterhilft??? Beim Spezialisten läuft/kauft es sich meiner Meinung nach besser. Jede(R) LäuferIn ist verschieden und hat andere Füße und Bedürfnisse. Die persönliche Beratung in kleinen, inhabergeführten Läden finde ich sehr gut. Mit den richtigen Fragen der Berater und der Produktkenntnis ist es auch große technische Hilfe möglich den passenden Schuh zu finden. Als Profi, der seit Jahren professionelle Testkäufe durchführt und diese meist zu Schulungszwecken danach auflöst, bevorzuge ich: www.buylocal.de Als langsjähriger Läufer kann ich beim Laufschuhkauf Tipps mitgeben: alte Schuhe mitbringen, entscheiden ob BeraterIn kompetent ist, im Zweifeln-Laden wechsen, Zeit lassen und testenlaufen. Im Juni und November gibts Vorserienmodelle 30-40€ günstiger. Finger weg vom Kauf im Netz. Mit laufenden Grüßen
Kommentar vom Autor gelöscht.
@KriTicker, @berti46: Die Stiftung Warentest betreibt bei den Dienstleistungstests seit Jahrzehnten die exemplarische Auswahl der Anbieter. Dabei nimmt Sie die Dienstleistungen verdeckt in Anspruch. Unser Anspruch ist an der Stelle nicht, alle Anbieter in Deutschland zu ermitteln und zu testen. Da müsste man in der Tat deutlich größere Fallzahlen realisieren. Das würde sowohl den zeitlichen, wie auch den finanziellen Rahmen sprengen. Wir versuchen jedoch anhand der Fallbeispiele ein breites Spektrum abzudecken. Daher haben wir auch 12 regionale Fachgeschäfte in ausgewählten Großstädten und 4 überregionale Anbieter getestet, die für das Lauf-Publikum eine größere Relevanz haben. Die journalistische Aufbereitung liefert Ihnen viele Tipps, die man dann generell auf eine Beratung übertragen kann, gerade wenn sich die exemplarisch getesteten Anbieter nicht in der Nähe befinden. (MK)
Solche Tests sind statistisch betrachtet ohne Wert und damit nutzlos.
Zumindest in großen Kaufhäusern sind in jeder Abteilung mehrere Angestellte, die "individuell" und keinesfalls "standardisiert" beraten - vielleicht sogar gerade einen "guten Tag" oder "schlechten Tag" haben.
Und aus den im Einzelfall vorgegebenen sehr individuellen Daten der Testpersonen lässt sich auch keine Schlussfolgerung für eine "allgemeine Beratungsbewertung" ziehen. Von einer Einrichtung wie "Stiftung Warentest" erwarte ich mehr als nur eine Art Kolumne.
Solche "Tests" mögen unterhaltsam sein - wissenschaftliche Betestung sieht anders aus.
Hallo,
ich habe den Test mit Interesse gelesen. Dann habe ich mir die Adressen der Anbieter angesehen. Fazit: Wenn ich mir für 80,-- € ein Paar Laufschuhe kaufen will und dabei aus dem Test Nutzen ziehen will, muss ich ca. 500 km einfache Strecke fahren, da mein Wohnsitz genau auf halbem Weg zwischen Köln und Frankfurt liegt.
Der Test ist für mich nicht verwertbar, eine breitere Streuung der Anbieter würde sicher fast allen Lesern weiterhelfen.
Zum Glück muss ich für das Lesen nichts bezahlen, da ich die Flatrate nutzen kann sonst wäre mein Ärger noch viel größer.
Danke für die Aufmerksamkeit.