Beim Laufen landet das Zwei- bis Dreifache des Körpergewichts bei jedem Schritt auf dem Fuß. Laufschuhe sollen Stöße dämpfen und den Fuß stützen. Welche Modelle sich für welche Fuß- und Läufertypen eignen, zeigen Praxis- und Labortest.
Lange Zeit waren die Begriffe „Dämpfen, Stützen, Führen“ bei Laufschuhen geradezu ein Dogma. In den achtziger Jahren bestritten die Schuhhersteller eine Materialschlacht um das beste Dämpfungssystem. Durch Einlagerung von Luft, Gel, Polyurethan oder speziellen Schäumen wurden die Sohlen immer dicker. Die Verletzungen nahmen jedoch nicht ab.
Die Konstrukteure änderten den Aufbau der Schuhe immer wieder. Mal wurde mehr gedämpft, mal weniger. Mal war die Stütze ausgeprägt, mal wieder nicht. Das Ganze gipfelte vor etwa zehn Jahren nahezu im Gegenteil: Natürliches Laufen, fast wie barfuß, lautete nun die Devise. Derzeit gilt: Auf harten Böden zu laufen, wie es heute üblich ist, erfordert für Freizeitläufer schützende Schuhe. Dämpfen bleibt wichtig, vor allem für Untrainierte.
Welcher Schuh passt für wen? Wir haben 17 Paar Herrenlaufschuhe geprüft – Neutral- und Stabilitätslaufschuhe sowie als Besonderheit einen Barfußlaufschuh. Die Gruppen unterscheiden sich vor allem in der Stützfunktion. Jeder Läufer hat entsprechend seiner Anatomie, seines Trainingszustands und Laufpensums unterschiedliche Anforderungen. Deshalb haben wir kein zusammenfassendes test-Qualitätsurteil vergeben, sondern wichtige Aspekte wie dämpfende und stützende Eigenschaften einzeln beschrieben Testergebnisse.
Welche Füße habe ich?
Erste Frage, die sich vor dem Kauf stellt: Wie knickt meine Ferse beim Laufen ein? Wenig oder stark? Knickt sie nur wenig nach innen ein, bezeichnen Orthopäden das als normale Pronation. Sie ist ein natürlicher Dämpfungsmechanismus zum Schutz des Körpers vor hohen Stoßbelastungen. Für Läufer mit normaler Pronation eignen sich Neutralschuhe, wenn sie keine anderen Fußfehlstellungen oder orthopädischen Probleme haben.
Wer beim Laufen dagegen stark nach innen einknickt – Überpronation genannt –, sollte es mit Stabilitätslaufschuhen probieren. Sie sollen den Fuß stützen. Bei einer ausgeprägten Überpronation knickt die Ferse so stark nach innen, dass Sehnen, Gelenke und Bänder erheblich beansprucht werden. Ursache dafür können zum Beispiel Fußfehlstellungen wie Senk- oder Plattfuß oder Übergewicht sein. Eine zu starke Überpronation kann nach Meinung vieler Mediziner zu Überlastungsbeschwerden im Fuß, Knie oder in der Hüftregion führen.
Die stärkste Stützwirkung für Überpronierer bieten im Test der Mizuno Wave Inspire 11 und der Nike Zoom Structure 18. Auch die anderen geprüften Stabilschuhe gewähren einen ausgeprägten Schutz gegen Überpronation. Bei den Neutrallaufschuhen ist die Stützfunktion mit Ausnahme des Lunge Vivo gering oder mittel.
Tipp: Läufer selbst merken oft nicht, dass sie zu stark pronieren. Ob Sie zum Überpronieren neigen, erfahren Sie im Fachhandel oder von einem Mitläufer, der den Fuß beim Laufen von hinten betrachtet. Eine gute Kaufberatung für Laufschuhe bot der überregionale Sportfachhändler Runners Point im Test (Laufschuhe kaufen, test 4/2015), am besten berieten Spreeläufer in Berlin, dicht gefolgt vom Niendorfer Laufladen in Hamburg.
Welche Schuhe mochten die Testläufer?
Nächste Frage beim Laufschuhkauf: In welchem Modell fühle ich mich wohl? Das haben wir 24 erfahrene Läufer gefragt, je zur Hälfte Normalläufer und Überpronierer. Sie liefen im Praxistest mit jedem Schuh fünf Kilometer. Jedes Modell hatte am Ende 120 Kilometer auf dem Buckel. Die Läufer beurteilten sie nach dem Rundkurs detailliert: unter anderem Passform, Stoßdämpfung, Handhabung sowie Gesamteindruck. Am Ende musste jeder Läufer seine drei Favoriten und die drei unbeliebtesten Schuhe nennen.
Ergebnis des Testmarathons: Mit den meisten Modellen kamen die Läufer gut zurecht. Den Stabilschuh Asics GT-1000 3 fanden sie sogar sehr gut. Lediglich vier Schuhe bewerteten sie mit befriedigend. Weniger begeistert waren sie von Lunge Vivo und Nike Free. Die relativ steife Sohle des Lunge-Schuhs gab einem Läufer das Gefühl, auf Plateausohlen zu laufen. Ein anderer notierte: „Eine Runde mit diesem Schuh fühlt sich an wie zwei Runden.“
Tipp: Entscheidend fürs Wohlfühlen ist die richtige Passform. Das ist nach Ansicht vieler Experten das wichtigste Kriterium beim Laufschuhkauf. Der Schuh muss genau sitzen und darf an keiner Stelle drücken.
Was taugt der Barfußlaufschuh?
Geht der Mensch, belastet sein Körpergewicht die Gelenke. Beim Laufen wirken zwei- bis dreimal höhere Kräfte. Stoßdämpfung schont die Fuß-, Knie- und Hüftgelenke. Sie ist bei den geprüften Laufschuhen sehr gering bis sehr ausgeprägt. Die von den Läufern am besten bewerteten Modelle haben eine ausgeprägte Dämpfung.
Am wenigsten kamen die Tester mit dem Barfußlaufschuh Nike Free 5.0 zurecht. Sie konnten ihm auf der Laufstrecke nicht viel Gutes abgewinnen. Vor allem fehlte es ihnen an Stoßdämpfung. „Sohle wie Papier“, notierte einer, „jeder Stein drückt durch.“ Fast alle Läufer waren sich einig: „Kein Schuh für längere Strecken.“
Wie viel Stoßdämpfung brauche ich?
Ein früherer Test ergab: Die Laufschuheigenschaften verändern sich innerhalb der ersten 50 Kilometer am stärksten und bleiben danach für lange Zeit weitgehend konstant. Deshalb haben wir die Biomechanik an den im Praxistest eingelaufenen Schuhen geprüft: Druckverteilung, Stützfunktion und Stoßdämpfung, die das Verletzungsrisiko und den Komfort maßgeblich mitbestimmen.
Die Prüfer befestigten an den Fußsohlen der Probanden kleine Drucksensoren, an Schienbein und Wade brachten sie Beschleunigungs- und Winkelmesser an. So ausgerüstet liefen die Testpersonen mit jedem Schuh über eine Plattform, mit der die Vertikal- und Horizontalkräfte beim Abstoß und bei der Landung des Fußes gemessen wurden. Über Beschleunigungsmessungen an der inneren Schienbeinkante und über den Achillessehnenwinkel bestimmten die Prüfer Stoßdämpfung und Stützfunktion der Laufschuhe.
Die im Labor ermittelten Werte erlauben Rückschlüsse darauf, wie stark die Schuhe Stöße dämpfen, wie gut sie gegen Überpronation wirken können und wie sich der Druck über die Fußfläche verteilt. Eine ausgewogene Druckverteilung kann zu einem guten Komfortgefühl beitragen. Am besten erfüllen das bei den Neutralschuhen New Balance 880 V4 und Saucony Ride 7, bei den Stabilschuhen Saucony Guide 8.
Tipp: Für wenig trainierte Läufer ist Stoßdämpfung wichtig, um die Gelenke zu schonen. Trainierte haben eine stärker ausgeprägte Muskulatur und können deshalb mit weniger Dämpfung zurechtkommen.
Wie lange hält der Schuh?
Viele Anbieter empfehlen, die Schuhe nach etwa 1 000 Kilometern auszutauschen. Wir prüften die Haltbarkeit im Labor, unter anderem die Scheuerbeständigkeit von Fersenfutter und Einlegesohle. Die Laufschuhe erwiesen sich meist als gut haltbar.
Bei manchen hinterließ der Dauertest jedoch Blessuren. Drei Modelle zeigten deutliche Schwächen bei der Biegefestigkeit der Sohlen. Beim Lunge Vivo brach eine im Dauertest, eine andere riss an der Einstichstelle, mit der die Sohlen laut Laufsohlennorm vor der Prüfung präpariert werden, stark ein. Die Sohlen von Adidas Supernova Sequence und Nike Free bekamen größere Risse im vorderen Teil. Bei regelmäßigen Läufern wären diese Modelle womöglich vorzeitig aus dem Rennen.
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@Fufa111222: Leider sind die Testergebnisse aus dem Jahr 2015 zwischenzeitlich veraltet. Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)
Obwohl die Bewertungen für Asics Damen relativ gut bis sehr gut ausfallen, wundert mich dennoch das Preis-Leistungsverhältnis.
Ich habe nun das dritte Paar Laufschuh gekauft (ca140€), wo das Innenfutter innerhalb kurzer Zeit kaputt gegangen ist. So beginnt der Fuß an zu bluten. Da macht das laufen keinen Spaß mehr und man verzweifelt!!!!!!!
Ich werde nicht mehr auf die Testergebnisse achten.
Hallo liebe Testredaktion,
der Test ist ja schon einige Zeit her und es wäre an der Zeit, dass dort mal intensiver getestet wird. Viel wichtiger als Dämpfung ist die Passform. Ein Laufschuh, der nicht passt ist sinnfrei. Ein Schuh, in dem man hin- und herrutscht und die Zehen gequetscht sind während Mittel- und Vorderfuß aus dem Schuh rutschen, ist absolut nichts wert. Seit gut einem Jahrzehnt tendiert die Schuhindustrie immer volumigere Modelle zu fertigen, die kaum noch Halt- und Laufstabilität für schlanke Sportlerfüße bieten.
Vielmehr sollte streng geprüft werden, auf welchen Leisten die Schuhe entwickelt wurden und wie diese sich auf die Laufstabilität und das Kontaktverhalten zum Laufuntergrund auswirken.
Außerdem wäre es wichtig, dass beim Test beurteilt wird, welche Passformen ein Hersteller für seine Modelle anbietet. Ein Modell für alle Passformen anzubieten, sollte grundsätzlich zur Abwertung führen.
Es sind nur 0,75 Euro, aber eine Packung Kaugummis wären sinnvoller gewesen. Mehr Transparenz in den Angeboten, bitte!
Wenn ich bei anderen Produkten Discounter- mit Markenware vergleiche komme ich in der Regel zu dem Ergebnis, daß die Qualitätsunterschiede den Preisunterschied nicht rechtfertigt. Das Preis- Leistungsverhältnis ist nach meinem Dafürhalten bei den Discountern meißt das bessere. Ich bin mit meinem Aldi-Schuh für unter 30 € höchst zufrieden.
Der Test wäre mit einem exemplarischen Schuh vom Discounter erheblich informativer gewesen.
Vielleicht können Sie meine Anregung beim nächten Mal und auch bei anderen Produkten berücksichtigen.