
Beim Laufen landet bei jedem Schritt das Zwei- bis Dreifache des Körpergewichts auf dem Fuß. Laufschuhe sollen Stöße dämpfen und den Fuß stützen. Welche Modelle sich für welche Fuß- und Läufertypen eignen, zeigt unser Test. Außerdem haben wir uns die Arbeitsbedingungen in der Laufschuhindustrie angeschaut. Die meisten Anbieter lassen ihre Schuhe in Fernost fertigen. Doch zum Teil sind die Zustände dort besser als bei dem einzigen in Deutschland produzierenden Unternehmen.
17 Laufschuh-Modelle im Test
Welcher Schuh passt für wen? Wir haben 17 Paar Herrenlaufschuhe von 10 verschiedenen Anbietern geprüft (Preise: 110-135 Euro) – Neutral- und Stabilitätslaufschuhe sowie als Besonderheit einen Barfußlaufschuh. Die Gruppen unterscheiden sich vor allem in der Stützfunktion. Jeder Läufer hat entsprechend seiner Anatomie, seines Trainingszustands und Laufpensums unterschiedliche Anforderungen. Deshalb haben wir kein zusammenfassendes test-Qualitätsurteil vergeben, sondern wichtige Aspekte wie dämpfende und stützende Eigenschaften für jeden Schuh beschrieben.
Neutralschuhe für Läufer ohne orthopädische Probleme
Erste Frage, die sich vor dem Kauf stellt: Wie knickt meine Ferse beim Laufen ein? Wenig oder stark? Knickt sie nur wenig nach innen ein, bezeichnen Orthopäden das als normale Pronation. Sie ist ein natürlicher Dämpfungsmechanismus zum Schutz des Körpers vor hohen Stoßbelastungen. Für Läufer mit normaler Pronation eignen sich Neutralschuhe, wenn keine anderen Fußfehlstellungen oder orthopädischen Probleme vorliegen.
Überpronierer brauchen Stütze
Wer beim Laufen dagegen stark nach innen einknickt – Überpronation genannt –, sollte es mit Stabilitätslaufschuhen probieren. Sie sollen den Fuß stützen. Bei einer ausgeprägten Überpronation knickt die Ferse so stark nach innen, dass Sehnen, Gelenke und Bänder erheblich beansprucht werden. Eine zu starke Überpronation kann nach Meinung vieler Mediziner zu Überlastungsbeschwerden im Fuß, Knie oder in der Hüftregion führen. Bei den Neutrallaufschuhen im Test ist die Stützfunktion bis auf eine Ausnahme gering oder mittel.
Die Favoriten im Praxistest
24 erfahrene Läufer, je zur Hälfte Normalläufer und Überpronierer, liefen im Praxistest mit jedem Schuh fünf Kilometer. So hatten alle Modelle am Ende 120 Kilometer auf dem Buckel. Die Läufer beurteilten sie nach dem Rundkurs detailliert. Ergebnis des Testmarathons: Mit den meisten Modellen kamen die Läufer gut zurecht. Einen Stabilschuh fanden sie sogar sehr gut. Lediglich vier Schuhe bewerteten sie mit befriedigend.
Breites Spektrum bei der Stoßdämpfung
Geht der Mensch, belastet sein Körpergewicht die Gelenke. Beim Laufen wirken zwei- bis dreimal höhere Kräfte. Stoßdämpfung schont die Fuß-, Knie- und Hüftgelenke. Sie ist bei den geprüften Laufschuhen sehr gering bis sehr ausgeprägt. Die von den Läufern am besten bewerteten Modelle haben eine ausgeprägte Dämpfung.
Blessuren bei der Dauerprüfung
Viele Anbieter empfehlen, die Schuhe nach etwa 1 000 Kilometern auszutauschen. Wir prüften die Haltbarkeit im Labor, unter anderem die Scheuerbeständigkeit von Fersenfutter und Einlegesohle. Die Laufschuhe erwiesen sich meist als gut haltbar. Bei manchen hinterließ der Dauertest jedoch Blessuren. Drei Modelle zeigten deutliche Schwächen bei der Biegefestigkeit der Sohlen.
Die Fabriken in Deutschland und Asien im CSR-Test
Wir haben die zehn Anbieter gebeten, uns die Tore ihrer Produktionsstätten zu öffnen und Unterlagen zu Löhnen, Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen und Umweltschutzmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Damit wollten wir die Unternehmensverantwortung („Corporate Social Responsibility“, kurz CSR) auf den Prüfstand stellen. Nur fünf Anbieter zeigten sich transparent: Adidas, Brooks, Reebok und Salomon, die ihre Schuhe in Asien produzieren lassen, sowie Lunge, der als einziger in Deutschland fertigt.
Mizuno, New Balance, Nike und Saucony verweigern sich
Asics hat immerhin drei unserer vier Fragebögen beantwortet, die Fabriktore aber blieben verschlossen. Die Firmen Mizuno, New Balance, Nike und Saucony haben einen Blick hinter die Kulissen komplett verweigert.
Wo der Schuh drückt
Die Fabriken, die wir in Asien besuchen durften, haben uns positiv überrascht. Beim Umweltschutz sind die Verhältnisse besser als das, was wir bei dem in Deutschland produzierenden Unternehmen Lunge gesehen haben. Vor allem die Arbeitsbedingungen in Vietnam und Indien haben die Prüfer beeindruckt. An einigen Stellen drückt der Schuh aber noch: So haben die Anbieter meist nur die Sohlenhersteller und die Konfektionäre, die den Schuh zusammensetzen, im Blick. Wie es weiter unten in der Lieferkette aussieht, wissen sie oft nicht. Problematisch sind auch die geringen Löhne, wodurch sich viele Arbeiter zu massiven Überstunden gezwungen sehen.
Viele Überstunden, wenig Lohn
Vier Unternehmen haben einen Blick hinter die Kulissen nicht gestattet. In China haben wir daher auch mit Fabrikarbeitern gesprochen, die Schuhe jener Unternehmen fertigen, die sich dem Test verweigert haben. Auch sie berichten teilweise von exzessiven Überstunden und geringer Bezahlung, sowie vorenthaltenen Löhnen und Mängeln beim Gesundheitsschutz. Einige Arbeiter erzählten, dass sie weder kranken- noch unfallversichert seien. Im Interview mit test.de berichtet der Chef der New Yorker Non-Profit-Organisation China Labor Watch von seinen Erfahrungen mit der Branche.